Zeit der Besinnung - Zeit der Sehnsucht
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Sechs Jahre dachte Collin nur an Rose, seine große Liebe. Nun ist er zu den Festtagen aus dem Krieg zurückgekehrt. Roses Augen leuchten vor Glück, als sie ihn ansieht … aber plötzlich weist sie ihn kühl zurück. Collin ist verzweifelt: Wird es für ihn nun kein Fest der Liebe geben?
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Buchvorschau
Zeit der Besinnung - Zeit der Sehnsucht - Susan Spencer Paul
IMPRESSUM
Zeit der Besinnung - Zeit der Sehnsucht erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2001 by Mary Liming
Originaltitel: „A Promise To Keep"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL WEIHNACHTEN
Band 7 - 2014 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Barbara Kesper
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733775506
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
London, Dezember 1815
Collin war froh, nach so vielen Jahren endlich wieder in London zu sein. Trotz Kälte und Nebel und ständiger Nässe war es England, Heimatboden, und somit Portugal, Spanien und Frankreich weit vorzuziehen – den Ländern, in denen er die letzten sechs Jahre Weihnachten verbracht hatte. In seiner Kompanie waren alle bemüht gewesen, das Fest so fröhlich zu feiern, wie in Kriegszeiten überhaupt möglich, und er hatte an diesem Tag stets besondere Dankbarkeit empfunden. Denn anders als viele seiner Freunde lebte er noch, und selbst inmitten des drückenden Elends hatten seine Männer und er Weihnachtslieder gesungen und sich einen Becher Wein gegönnt und die Kameradschaft untereinander genossen, die nicht wenig zur Festtagsfreude beitrug.
Ja, er hatte Grund gehabt, froh zu sein … doch selbst während jener kurzen Momente der Freude hatte er stets davon geträumt, nach England zurückzukehren und Rose zu finden, um mit ihr nicht nur den Weihnachtstag, sondern sein ganzes weiteres Leben zu verbringen.
Hier draußen auf der Straße waren kaum noch Fußgänger anzutreffen, nur ein paar Chaisen rollten langsam durch den dichten, kalten Nebel. Wenn deren Kutscher Collin unter der Laterne stehen sahen, wunderten sie sich sicherlich, warum ein anscheinend vernünftiger Mann sich bei solch grässlichem Wetter im Freien aufhielt, besonders, da es in unmittelbarer Nähe einen warmen, gemütlichen Gasthof gab. Das „Lamb and Wig" hatte in diesem Teil Londons einen hervorragenden Ruf für seine gute Küche und sein süffiges Ale. Die Zimmer galten selbst bei vornehmen Reisenden als komfortabel, und der Kaffeesalon war ein beliebter Treffpunkt für die Anwälte, deren Kanzleien in Holborn lagen.
In dem sauberen, heiteren, angenehmen Gasthaus war man gut aufgehoben, wie Collin aus erster Hand wusste. Vor mehr als sechs Jahren hatte er hier die glücklichsten Wochen seines Lebens verbracht. Die Erinnerung an diese Zeit und an Rose hatte ihn während des Krieges aufrechtgehalten und ihn an diesen Ort zurückgebracht. So stand er nun draußen auf der Straße im Nebel und starrte auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite.
Er würde Rose finden, anders war es gar nicht denkbar. Vor sechs Jahren hatte er ihr versprochen, zu ihr zurückzukehren, und dieses Versprechen würde er halten – ungeachtet ihres Briefs, in dem sie ihn von seinen Schwüren entbunden hatte. Immer noch erinnerte er sich des tiefen Schmerzes, mit dem er die kurze, kühle Mitteilung gelesen hatte, die sich so sehr von ihren früheren herzlichen, liebevollen Briefen unterschied.
Ohne nähere Gründe zu nennen, hatte sie nur geschrieben, dass er sie besser vergessen solle mitsamt der Tatsache, dass sie sich einander versprochen hatten. Falls er die Absicht hege, sie im „Lamb and Wig zu suchen – sie werde es verlassen und für immer fortgehen. Sie wünsche nur eins: dass er jeden Gedanken an sie verbannen und mit einer anderen glücklich werden solle. Der Brief endete mit der kurzen Entschuldigung „Es tut mir leid
und dem Zusatz: „Ich bete dafür, dass du den Krieg heil überstehst und gesund zu deiner Familie in Northamptonshire zurückkehrst."
Zuerst war er wie gelähmt gewesen, dann zornig, und als er das Schreiben ein zweites Mal gelesen hatte, zutiefst verzweifelt. Er konnte Rose nicht vergessen, das war unmöglich. Er erinnerte sich lebhaft an den Tag, da er sich auf den ersten Blick in sie verliebt hatte …
Sie bediente eine Gesellschaft von Rechtsgelehrten im Kaffeesalon des „Lamb and Wig" und wehrte gutmütig lachend deren Versuche ab, mit ihr zu tändeln. Collin konnte es den Gentlemen nicht verübeln, denn sie war das hübscheste Mädchen, das er je zu Gesicht bekommen hatte. Lange schwarze Locken umrahmten ein süßes Antlitz mit cremeweißem Teint, frischen, rosigen Wangen und funkelnden Augen, die blauer waren als die schönsten Saphire.
Die Herren wagten nicht mehr als ein paar harmlose Neckereien, denn Rose war die Tochter des Wirts, und trotz ihrer siebzehn Jahre schaffte sie es mühelos, Männer, die sich unziemlich benahmen oder zu dreist wurden, auf Abstand zu halten. Selbst Collin wies sie kühl in die Schranken, als er das erste Mal versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Eine ganze Woche lang musste er sich hartnäckig bemühen, ehe sie nachgab – danach aber verbrachten sie so viel Zeit miteinander wie nur irgend möglich.
Collin war von seinem Vater nach London geschickt worden, um noch einen Monat die Zerstreuungen der Hauptstadt genießen zu können, ehe er mit seinem Regiment nach Portugal eingeschifft wurde. Als strenger, auf Anstand bedachter Vater hatte Sir John Mattison darauf bestanden, dass sein Sohn in einem respektablen Haus unterkam, und ihn daher im „Lamb and Wig" eingemietet.
Natürlich hatte Collin protestiert; er wollte in einem interessanteren Teil der Stadt wohnen, wo er andere umtriebige junge Gentlemen treffen konnte, die ihn in all die Vergnügungen einführten, denen die jungen Stutzer in London frönten. Doch als er Rose kennenlernte, war er seinem klugen, erfahrenen Vater dankbar.
Mit Carl, Roses älterem Bruder, als Anstandshüter unternahmen sie so viel miteinander, wie es die drei verbleibenden Wochen nur gestatteten, besuchten Vauxhall, den Tower, Madame Tussaud’s und jedes nur denkbare Museum. Sie picknickten an der Themse und schlenderten gemeinsam mit dem ton durch den Hyde Park.
Jeder einzelne Augenblick war in Collins Gedächtnis lebhaft gegenwärtig, besonders aber die intimen, heimlich gestohlenen Augenblicke im Gasthof, wenn er seine Rose küsste und sie sich aneinanderschmiegten. Natürlich verzehrten sie sich nach mehr, doch Collin ließ nicht zu, dass er oder Rose den Kopf verloren. Seine Liebste war ihm zu teuer, als dass er sie so geringschätzig behandeln wollte. Außerdem bezweifelte er, dass Roses Vater seine einzige Tochter jemandem zur Ehe geben würde, der sich derartige Freiheiten herausnahm.
Doch versprochen hatten sie sich einander. Er schwor, sie zu heiraten, sobald er aus dem Krieg zurückkam, und sie gelobte, auf ihn zu warten. Sie würden sich treulich schreiben, und er erlegte ihr nur eines auf: dass sie ihn, falls ihm etwas zustieße, vergessen und sich einen neuen Liebsten suchen solle. Er wollte nicht, dass sie einsam blieb und einem Dahingeschiedenen nachtrauerte, wo sie doch so viel mehr vom Leben verdiente.
Er hätte nie gedacht, dass der Abschied von ihr ihn derart mitnehmen könnte, und das gleiche Gefühl übermannte ihn, als er in Portugal ihren ersten Brief erhielt. Mit bebenden Fingern brach er das Siegel, entfaltete den knisternden Papierbogen mit ihrer kleinen, zierlichen Schrift darauf. Ebenso aufgeregt und erwartungsvoll nahm er die folgenden Briefe entgegen. Seine Männer machten sich lustig über seine Treue zu seiner so fernen englischen Liebsten, denn Collin hielt unerschütterlich Abstand zu den Frauen, die sich willig den Soldaten anboten. Doch er wusste, im Stillen beneideten ihn seine Kameraden, besonders wenn wieder ein Schreiben von Rose eintraf.
Die vielen Briefe mussten sie ein kleines Vermögen kosten, und vermutlich erreichten ihn nicht einmal alle, da seine Division kreuz und quer in Spanien umherzog. Zum Glück hatte sein Vater ihm ein Leutnantspatent gekauft, sonst hätte er vielleicht gar nicht mit Post aus der Heimat rechnen können. Auch schadete es ihm nicht, dass er überraschend schnell zum Captain befördert wurde, und Roses glühende Glückwünsche machten ihn besonders stolz.
Der Brief mit den Gratulationen, erinnerte er sich, war einer der letzten, in denen noch Sätze voller Liebe und Sehnsucht standen. Er hatte ihn aufbewahrt mit all den anderen und als seinen kostbarsten Besitz mit zurück nach Hause gebracht. Ausgenommen ihre letzten Nachricht, die er, in einem Anfall trunkener Verzweiflung, ins Feuer geworfen hatte.
Erst Wochen später kam Collin nach und nach zu dem Schluss, dass hinter Roses knappem Abschied mehr stecken musste als nur plötzlich erkaltete Liebe. Sie hatte geschrieben, dass sie aus dem „Lamb and Wig" fortgehe, und zu einen solchen Schritt wäre sie nur bereit gewesen, wenn sie einen neuen Liebsten gefunden oder man ihr keine andere Wahl gelassen hätte.
Dass sie ihr Herz einem anderen geschenkt haben könnte, nagte an ihm, doch wenn er ehrlich war, hielt er Rose für anständig genug, ihm das offen mitzuteilen. Stattdessen hatte sie ihn ohne jegliche Erklärung von seinem Versprechen entbunden, und das ließ keinen anderen Schluss zu als den, dass ihre Gründe recht peinlicher Natur sein mussten. Wenn Rose und ihre Familie sich gezwungen gesehen