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Mit dem Feind unter einer Decke: Stürmische Randalls, #1
Mit dem Feind unter einer Decke: Stürmische Randalls, #1
Mit dem Feind unter einer Decke: Stürmische Randalls, #1
eBook367 Seiten15 Stunden

Mit dem Feind unter einer Decke: Stürmische Randalls, #1

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Über dieses E-Book

Geheimnisse gibt es in allen großen Familien. Doch die stürmischen Randalls of Hampshire sind geradezu Experten auf dem Gebiet.

Eine Dame sollte Eleganz und Ruhe ausstrahlen, doch diese Beschreibung traf auf Mercy, Duchess of Romsey, noch nie zu. Die verwitwete Mutter ist einsam und hat alle Mühe, das herzogliche Anwesen über Wasser zu halten. Als sie Leopold Randall, den entfremdeten Cousin ihres verstorbenen Mannes kennen lernt, bietet Mercy ihm umgehend ihre Hilfe bei der Suche nach seinen verschollenen Geschwistern an. Im Gegenzug soll er dabei helfen, den Besitz wieder in Stand zu bringen.

Leopold ist aus einem einzigen Grund nach Hampshire zurück gekehrt: dem Verbleib seiner verschollenen Geschwister auf den Grund zu gehen. Zu seinem Unglück ist die derzeitige Duchess ahnungslos und vollkommen überfordert. Leopolds Pflichtgefühl regt sich, als er von ihren Schwierigkeiten erfährt; gleichzeitig fühlt er sich von ihrer Kühnheit unwiderstehlich angezogen. Als Leopold entdeckt, dass ihrer beider Leben unwiderruflich verbandelt sind, schwört er, Mercy und ihren unschuldigen Sohn zu beschützen.

SpracheDeutsch
HerausgeberHeather Boyd
Erscheinungsdatum19. Aug. 2021
ISBN9781667410623
Mit dem Feind unter einer Decke: Stürmische Randalls, #1

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    Buchvorschau

    Mit dem Feind unter einer Decke - Heather Boyd

    ***

    „Es wird spät", flüsterte sie, ihm näher rückend.

    Leopold schaute zum Fenster hinüber. Es wurde dunkel. Da es gerade erst Neumond gewesen war, sollte er sich jetzt auf den Weg machen, während er den Weg zurück zum Geier noch sehen konnte, dann morgen früh zurückkommen, falls es ihr Ernst war mit ihrem Wunsch, ihn weitermachen zu lassen. Gott allein wusste, ob er überhaupt ein Auge würde zumachen können, nachdem er sie heute geküsst hatte. Er musste fort.

    Die Hand der Duchess legte sich auf seinen Arm. „Werden Sie mit mir zu Abend essen?"

    ***

    Geheimnisse gibt es in allen großen Familien. Doch die stürmischen Randalls of Hampshire sind geradezu Experten auf dem Gebiet.

    Eine Dame sollte Eleganz und Ruhe ausstrahlen, doch diese Beschreibung traf auf Mercy, Duchess of Romsey, noch nie zu. Die verwitwete Mutter ist einsam und hat alle Mühe, das herzogliche Anwesen über Wasser zu halten. Als sie Leopold Randall, den entfremdeten Cousin ihres verstorbenen Mannes kennen lernt, bietet Mercy ihm umgehend ihre Hilfe bei der Suche nach seinen verschollenen Geschwistern an. Im Gegenzug soll er dabei helfen, den Besitz wieder in Stand zu bringen.

    Leopold ist aus einem einzigen Grund nach Hampshire zurück gekehrt: dem Verbleib seiner verschollenen Geschwister auf den Grund zu gehen. Zu seinem Unglück ist die derzeitige Duchess ahnungslos und vollkommen überfordert. Leopolds Pflichtgefühl regt sich, als er von ihren Schwierigkeiten erfährt; gleichzeitig fühlt er sich von ihrer Kühnheit unwiderstehlich angezogen. Als Leopold entdeckt, dass ihrer beider Leben unwiderruflich verbandelt sind, schwört er, Mercy und ihren unschuldigen Sohn zu beschützen.

    ***

    Die Stürmische Randalls Serie

    Mit dem Feind unter einer Decke

    Die Belohnung ist nicht der Preis

    Schutz der Beute

    Heldenjagd

    Widmung

    Für meine beiden vollkommen unterschiedlichen Großväter, die mir gezeigt haben, was es heißt, mein Leben zu leben und meine Familie zu lieben. Ich vermisse euer gesundes Essen, eure nächtlichen Trinkgelage und euer Pfeiferauchen, eure Uhr mit dem Gong zur vollen Stunde, aber die kalte Klobrille auf dem Klo draußen vermisse ich nicht. Verzeiht mir, Joe und Mack, dass ich pfeiferauchenden Fremden die Straße runter gefolgt bin. Der Geruch erinnert mich einfach an alles, was ich nicht mehr habe, seit ich euch beide verloren habe. Ihr wart die Besten!

    1. Kapitel

    Egal, wie viel Zeit seit seinem letzten Besuch in Hampshire verstrichen war, würde Leopold Randall, Erbe des Titels des jungen Dukes von Romsey, eher ins Exil nach Indien zurückkehren als auf Romsey Abbey um Hilfe zu bitten. Ginge es nicht um seinen Wunsch nach Wiedervereinigung mit seiner Familie, zwei Brüdern und einer Schwester, wäre Leopold niemals auf die Idee gekommen, je wieder den Besitz von Romsey zu betreten.

    Er starrte über das nebelverhangene Tal, wo sich Romsey Abbey, eine weitläufige Ansammlung architektonischer Narrheit, langsam im Morgenlicht zeigte, und der Ort füllte Leopold mit einem wachsenden Gefühl der dunklen Vorahnung. Sein ganzes Leben lang hatte er die Heimat seiner Vorfahren mit dem Wunsch betrachtet, er wäre in eine andere Familie geboren worden.

    Der Geruch des Verrates lag schwer über Romsey Abbey. Auch wenn der fragliche Duke zu jung war, um die Macht zu begreifen, die er eines Tages würde ausüben können, war seine Existenz alles andere als unschuldig, ja, in Lügen verwickelt. Geboren und gebunden in Täuschung und Verrat. Die Romsey Dukes zerquetschten diejenigen, die ihnen im Wege standen, ohne jeglichen Gedanken an den Schmerz, den sie verursachten. Leopolds Seite der Familie hatte ein solches Schicksal erlitten, hatte sie in alle Himmelsrichtungen verstreut.

    Seit fünf Jahren war Leopold jede Rückkehr nach England verwehrt worden. Seine Existenz war zugleich eine Bedrohung und eine Währung für die Intrigen des alten Dukes. Als Leopold zuletzt bei Seiner Gnaden vorgeladen wurde, hatte er eine Abmachung mit dem alten Teufel vereinbart, um seine Geschwister in Sicherheit zu wissen. Auch wenn er in dieser Angelegenheit keine wirkliche Wahl gehabt hatte, verfolgte ihn die Erinnerung an jenen Abend bis in seine Träume und raubte ihm jeden Frieden.

    Hinter ihm erwachte das verschlafene Dorf von weißgewaschenen Häusern zum Leben. Die Dorfbewohner führten ein glückliches, behütetes Leben, und blickten mit Zuversicht auf die Güte des Dukes of Romsey und auf die langjährige und fortwährende Tradition, den Pomp und die Rituale. Sie gingen ihren täglichen Aufgaben nach ohne jede Ahnung, welch hässlicher, intriganter Familie er bedauerlicherweise angehörte.

    Leopold ließ eine Pistole in seine Hand gleiten, deren vertrautes Gewicht ihn beruhigte, nur um sie dann voller Verachtung wieder loszulassen. Noch vor drei Monaten hatte er an den Ufern des Tapti-Flusses in Surat geschwitzt, ohne von den Veränderungen in Romsey zu wissen, weiterhin loyal den Geschäften des alten Dukes nachgehend ohne zu ahnen, dass er frei war. Die Nachricht, dass der alte Duke vor eineinhalb Jahren gestorben war, hatte ihn erfreut. Doch es war reiner Zufall gewesen, dass er vom Tod des einzigen Sohnes des Dukes, seines Cousins Edwin Randall, nur sechs Monate nach Antritt seines Erbes und Titels, gehört hatte. Es wäre untertrieben zu sagen, dass er geschockt war.

    Jetzt stand lediglich ein Kind zwischen ihm und dem Titel des Duke of Romsey. Irgendwo in den Tiefen der Hölle musste der alte Duke of Romsey sich vor Zorn die Haare ausreißen. Viele Männer würden ihn um seine Situation beneiden, aber Leopold war frei, und wenn er ein ruhiges Leben führen würde, nachdem er nun einmal in England war, müsste er sich womöglich niemals wieder den Forderungen des derzeitigen Dukes beugen. Dieser Gedanke hatte ihn erfreut - aufs Höchste. Er konnte hingehen, wo immer es ihm gefiel, ohne seine Entscheidungen rechtfertigen zu müssen.

    Nach einem Jahrzehnt des Gehorsams schmeckte die Freiheit verlockend. Es hatte alles andere als lang gedauert, seine Angelegenheiten abzuwickeln, seine Geliebte aufzugeben, und das erste verfügbare Schiff nach Hause zu nehmen. Nicht einmal eine Auseinandersetzung mit einem plündernden amerikanischen Privateer hatte seine Begeisterung dämpfen können. Sein Hochgefühl der Freude hielt an, bis seine Füße in Portsmouth englische Pflastersteine betraten. So viele englische Stimmen gleichzeitig zu hören hatte ihn für einen Moment völlig überwältigt, aber eine einzige Stimme - klar und eindringlich - hatte ihn inne halten lassen. Ein Mädchen, das einem Jungen mit dem Namen Toby zurief.

    Sein verschollener Bruder hieß Tobias.

    Es war natürlich nicht sein Bruder, nur ein Straßenbengel, der seinen Verfolgern versuchte auszuweichen. Doch in diesem Moment hatte sich der Grund für seine Heimkehr bestätigt. Komme was wolle, er würde seine verschollene Familie wieder zusammenführen. Er würde, wenn nötig, bis ans andere Ende der Welt reisen, um herauszufinden, was der alte Duke of Romsey mit Oliver, Rosemary und Tobias gemacht hatte. Seine jüngeren Geschwister waren weggeschickt und jahrelang vor ihm versteckt worden. Leopold war nur eine gewisse Freiheit zugestanden worden, solange er nach der Pfeife des alten Dukes tanzte, um so den Schutz seiner Geschwister zu garantieren.

    Leider war es nicht so einfach, an Informationen heranzukommen. Wochenlang war er in London gewesen, wo er einen Privatdetektiv damit beauftragt hatte, die Bediensteten des herzoglichen Stadthauses und den Gutsführer des Dukes diskret auszuhorchen in der Hoffnung, etwas über das Schicksal seiner Geschwister zu erfahren.

    Ihm war mitgeteilt worden, dass das Stadthaus seit dem Tod des alten Dukes vor eineinhalb Jahren geschlossen geblieben war. Die derzeitige Duchess, die Frau seines Cousins, seit einem Jahr Witwe, hatte sich mit ihrem Sohn aufs Land zurückgezogen und hatte - soweit bekannt - keinerlei Pläne in die Stadt zu kommen.

    Der Gutsführer selbst war neu und hatte keine Ahnung, was in der Vergangenheit vorgefallen war und hatte noch nie von Leopolds Seite der Familie Randall gehört. Abgesehen von der vorsichtigen Anfreundung mit Viscount Carrington in London, einem Mann, für den ein alter Freund gebürgt hatte, der aber selbst zu viele eigene Probleme hatte als dass er hilfreich hätte sein können, blieb ihm keine andere Wahl als widerwillig nach Hampshire zurückzukehren und zu Hause Informationen zu erbitten.

    Zu diesem Zeitpunkt wusste er zwar nicht, welche Zukunft vor ihm lag, aber seine heutige Audienz würde die Weichen für den Rest seines Lebens stellen. Er würde seine Antworten bekommen und ein für alle Mal mit Romsey durch sein.

    „Ihr Frühstück ist angerichtet, Mr. Randall, rief der Besitzer der Bleibe ihm zu. „Selbes Zimmer wie gestern. „Danke Ihnen, Brown. Leopold drehte sich von der Aussicht weg und bedachte den Wirtsbesitzer mit einem Lächeln, das an eines erinnerte, wie er es in seinem früheren Leben, vor seinem Exil, getragen hatte. Der Mann sollte keinesfalls Gelegenheit haben, Leopolds Beweggründe für seine Rückkehr in Frage zu stellen. Er sollte keinesfalls sehen, wie bitter Leopold geworden war. „Wie geht es Ihrer Tochter dieser Tage? „Sehr gut, Sir. Sie hat jetzt drei eigene Kinder und erwartet ein weiteres. Ihr Mann kommt unregelmäßig von der See heim und füllt ihr bei jedem Besuch den Bauch."

    Leopold lächelte, sagte aber nichts weiter. Er hatte aus reiner Höflichkeit gefragt. Die ehemalige Fanny Brown war das örtliche Flittchen gewesen. Mit weichem Herzen, aber dennoch ein Flittchen.

    „Wenn Sie gestatten, Sir, es ist wirklich gut, mal wieder einen Randall in der Gegend zu sehen. Es war hier viel zu ruhig, seit Ihre Familie weggegangen ist. Brown tippte sich an die Kappe und eilte davon. „Die Duchess of Romsey wird sich freuen Sie zu sehen, rief er.

    Zorn wallte in Leopold hoch wie eine wogende Welle und er zögerte dem Wirt hinterherzugehen. Nur mit Anstrengung konnte er seine Bitterkeit bezwingen. Weggegangen? Seine Familie war nicht aus freien Stücken gegangen. Höchstwahrscheinlich waren seine Eltern auf Anweisung des Dukes ermordet, seine Geschwister mit Sicherheit verschleppt worden. Doch bis er Beweise über ihren Aufenthaltsort hatte, würde er seine Augen offen und seine Meinungen für sich behalten. Bis er sich mit der derzeitigen Duchess of Romsey getroffen hatte und festgestellt hatte, welche Gefahr sie für das Überleben seiner Familie darstellte, wäre er besser bedient, allen und jedem zu misstrauen.

    Nach einem letzten Blick auf die Abbey in der Ferne wandte er sich der Bleibe und der Wärme seines Frühstücks zu. Das private Speisezimmer war so vertraut, so unverändert seit seiner Abwesenheit, dass er beinah das Lachen seiner zum Essen um den verkerbten Tisch versammelten Familie zu hören glaubte. Er schüttelte die Erinnerung ab - was brachte es schon, an glücklicheren Zeiten festzuhalten - und sank müde auf einen Stuhl.

    Leopold löffelte mechanisch das Essen in sich hinein. Er schenkte der schüchternen Frau des Wirts ein Lächeln, als diese frische Brötchen zum Tisch brachte, doch sein Kopf war mit der frustrierenden Frage beschäftigt, wo seine Familie hingebracht worden war, und viel wichtiger, was für ein Leben sie nun lebten, da der alte Duke gestorben war. Ungeachtet seiner Versprechen bestand immer noch die Gefahr, dass Romsey von Anfang an gelogen und sich ihrer schon vor zehn Jahren entledigt hatte.

    Er schüttelte den Kopf. Er durfte an diese Möglichkeit nicht allzu intensiv denken. Es würde ihn nur zur selben Panik führen, die ihn vor einem Jahrzehnt überkommen hatte, als er entdecken musste, dass Oliver über Nacht aus seinem Haus verschwunden war. Würde Oliver wohl immer noch alle Wahrscheinlichkeiten und Eventualitäten berechnen? Würde Rosemary immer noch alle herumkommandieren, als sei sie die Duchess, und jungen Männern den Kopf verdrehen? Zweifellos säße Tobias noch immer knietief in der Patsche; hoffentlich wegen nichts, aus dem Leopold ihm nicht heraushelfen konnte.

    Trotz der kurzen Leine, an die der alte Duke sein Leben gekettet hatte, hatte Leopold in Indien sein Vermögen gemacht und befand sich nun in der angenehmen Lage, so ziemlich alles kaufen zu können, was er begehrte. Doch alles, was er wollte, war seine Familie, dass er sie jeden Tag sehen und in ein Leben zurückkehren konnte, in dem er ein glücklicher und zufriedener Mann gewesen war. Bedauerlicherweise konnte er sich kaum an jene Tage erinnern. Ein Wunder herbeizusehnen hatte ihm bisher nicht viel gebracht. Nur Zeit und Entschlossenheit würden ihn dahin bringen, wo er sein wollte. Und das war so weit wie möglich von Romsey entfernt.

    Leopold warf ein paar Münzen auf den Tisch und schritt draußen auf die Ställe zu, begierig, den harten, vor ihm liegenden Tag anzupacken. Sein Kammerdiener, Miles Colby, erwartete ihn bereits, ihre beiden Rösser gesattelt und bereit im Hof. Der freche Kerl verneigte sich ehrerbietig, als täte er das jeden Tag. „Sollen wir uns weiter umsehen heute Morgen, Sir? „Ja, es kann nicht schaden, mich wieder mit dem Land vertraut zu machen. Leopold ignorierte Colbys Benehmen - das war besser, als ihn abermals zu bitten, aufzuhören - und schwang sich in den Sattel.

    Sein Kammerdiener hatte die Nachricht, dass er mit dem Duke of Romsey verwandt war und nun als nächster in der Reihe der Titelerben stand, weit besser aufgenommen als Leopold selbst. Colby hatte - erfolglos - versucht, Leopold während ihres Aufenthaltes in London einem herzoglichen Erben angemessen auszustatten. Er war zufrieden mit dem, was er war und hatte keinerlei Bedürfnis sich herauszuputzen, da er ohnehin starke Zweifel daran hatte, jemals etwas zu erben. Der derzeitige Duke war jung, aber er könnte es schaffen, länger am Leben zu bleiben als sein Vater und so Leopold die unerwünschte Verantwortung ersparen.

    Er trieb sein Pferd im Trab hinaus auf die Gasse. Sollte die Duchess sich als gefährlich herausstellen, wäre Colby immerhin vor ihr sicher. Leopold wusste aus Erfahrung, dass die Dukes und Duchesses of Romsey Außenseiter, jemanden ohne Randall-Blut, mit Nachsicht betrachteten, nicht als eine mögliche Bedrohung. Zumindest nicht auf den ersten Blick.

    Vertraute Ausblicke grüßten ihn auf ihrem Weg zu dem Anwesen, doch es wurde schnell offensichtlich, dass nicht alles auf Romsey gut lief. Der Weg wies stellenweise tiefe Schlaglöcher auf, und als er seinen Blick über die leeren Felder schweifen ließ, konnte er erkennen, dass das östliche Ufer des unteren Sees vor verwelktem Unkraut erstickte. Der alte Duke hätte solche Fehler nie erlaubt, keinesfalls zu seinen Lebzeiten. Überall um ihn herum litt Romsey unter dem Ausbleiben des Regens, wie der Rest von England scheinbar auch. Die oberen Dämme hätten früher geöffnet werden müssen, um die niedrigeren Ströme mit genügend Wasser zu versorgen, damit eine gute Ernte in diesem Jahr gesichert war. Was er sah, ließ darauf schließen, dass das Gut nicht gerade florierte.

    Leopold fühlte ein Ziehen in seiner Brust, gleichzeitig voller Freude und Bedauern ob der Zeichen des Verfalls. So sehr er die Dukes auch hasste, Romsey war sein Zuhause. Die Erinnerung an kühle, saftige grüne Felder hatte ihn im klebrig heißen Indien aufrecht erhalten. Was um ihn herum lag, trübte die Freude seiner Rückkehr. 

    Plötzlich schrie eine Frau: „Nehmen Sie Ihre Hände weg von ihm!" Leopold verrenkte sich auf der Suche nach der Besitzerin der alarmiert-wütenden Frauenstimme in seinem Sattel. In der Ferne, weiter entlang des Weges, stand ein schäbiges, reetgedecktes Cottage, vor dem ein Mann ein Kind in seinen Armen festhielt. Eine Frau schlug erfolglos auf den Mann ein und bettelte um die Freilassung des Jungen.

    Leopold gab seinem Pferd die Sporen. „Was zum Teufel ist hier los? Sowohl der Mann als auch die Frau drehten sich um. Beth Turner - in sehr viel ärmlicherer Kleidung als in seiner Erinnerung - hielt die Luft an vor Überraschung und rannte dann auf Leopold zu. „Sir, er versucht, mir meinen George wegzunehmen! Zum Teufel würde er das! Leopold schwang sich aus dem Sattel und ging an der verzweifelten Mutter vorbei. „Lassen Sie George Turner los. Sofort. Der andere Mann - ein brutal aussehender Grobian - reagierte mit finsterer Miene auf die Unterbrechung. „Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus und zisch ab.

    Und ob das Wohlergehen der Turners seine Angelegenheit war. Leopold zog seine Waffe und zielte sie auf den Kopf des Mannes. „Was hier passiert ist meine Angelegenheit. Sie befinden sich auf dem Land der Romseys. Wir herrschen hier. „Du bist nich’ der Duke. Der ist doch nur ein Kind. Außerdem kann die Frau die Schulden ihres Mannes nich’ bezahlen. Der Sohn wird sie abarbeiten. Hinter Leopold war Colby damit beschäftigt, die verzweifelte Mutter zu beruhigen, aber Beth Turner war in voller Fahrt und wollte nichts davon wissen, ruhig zu bleiben. „Du Dummkopf! Weißt du denn nicht, wer da vor dir steht? Der Mann blinzelte. „Er is’ niemand Wichtiges. Bloß ’n feiner Herr, der dir an den Röcken schnüffeln will. Beth hielt den Atem an. „Du bist blind."

    Leopold wartete, seine Geduld langsam aufgebraucht. „Lassen Sie das Kind los und hauen Sie ab, bevor ich Ihnen eine Kugel durch die Brust jage! „Hör zu. Ich hab einen Auftrag. Sie kann nicht zahlen, also soll ich das Kind als Zahlung mitnehmen. „Wie viel? Der Schuldeneintreiber leckte sich die Lippen. „Zehn Pfund sind das. Beth Turner stieß einen Schrei aus ob dieser Summe. Offensichtlich wollte dieser Schuldeneintreiber seine eigenen Taschen füllen und hielt ihn für eine leichtgläubige Beute. Leopold wog seine Möglichkeiten ab. Er konnte den Mann erschießen, aber er wollte es lieber nicht riskieren für zehn Pfund am Galgen zu enden und das Land verlassen zu müssen. Außerdem sah der Mann so aus, als könnte er das Geld gut gebrauchen. Seiner zerrissenen Kleidung nach zu urteilen wurde Schuldeneintreiben nicht sehr gut bezahlt. Oder er war vielleicht nicht besonders gut darin.

    „Colby. Zehn Pfund. Sofort." Hinter ihm rannte sein Kammerdiener zu den Pferden und Leopold konnte hören, wie er in seiner Satteltasche herumwühlte. Die Augen des Schuldeneintreibers weiteten sich und das Kind glitt aus seinem Griff. Sobald er frei war, rannte der Junge zu seiner Mutter. Papier schob sich in Leopolds Hand und er senkte die Waffe. Er hielt die Scheine hin. „Ich erwarte, dass keine weiteren Forderungen an die Turners gestellt werden. Kommen Sie in Zukunft zu mir. Der Grobian trampelte vor, um sich das Geld zu holen und steckte es in seine Tasche. „Mach ich, wenn ich deinen Namen erfahren dürfte, Sir. „Leopold Randall. Der Schuldeneintreiber wurde bleich und wich zwei Schritte zurück.  „Verzeihen Sie, Mr. Randall. Ich habe Sie nicht erkannt. „Gewiss. Ab mit Ihnen." Der andere Mann drehte sich um, schleppte sich zu seinem groben Karren und fuhr in raschem Tempo die Gasse hinunter.

    Sobald er aus dem Blickfeld verschwunden war, wandte sich Leopold dem Cottage zu und sah es sich an. Die Turners waren eine vergleichsweise gut situierte Familie gewesen, aber es schien, dass sie während seiner Abwesenheit in schlechte Zeiten geraten waren. Damals hatten sie nicht in diesem schäbigen Haus gewohnt. Ihre letzte Bleibe hatte einen sehr viel schöneren Ausblick. William Turner, ein Mann mit bekanntermaßen hitzigem Temperament und nicht weniger stolz, würde wütend werden, wenn er von dem erfuhr, was gerade zwischen seiner Frau und dem Schuldeneintreiber vorgefallen war. Er wandte sich an Beth. Die ehemals hübsche Frau sah gut gekleidet aus, doch bei genauerem Hinsehen fielen die sauberen Stopfstiche am Ärmel und der zerfetzte Saum auf, der über den trockenen Weg schleifte. Ihr Gesichtsausdruck zeugte von Erschöpfung und Verlegenheit, als sie ihren Sohn an sich zog als würde sie ihn nie wieder loslassen.

    „William war immer der Meinung, Sie würden wiederkehren, wenn der Duke sterben sollte, aber ich habe ihm nie geglaubt, flüsterte sie. Er lächelte. „Natürlich bin ich zurückgekommen. Ich habe mit der Abbey noch eine Rechnung offen. Leopold schaute sich um. „Wann kommt William wieder? Der Junge wollte etwas sagen, doch seine Mutter schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihn auf das Cottage zuschob. „William ist nicht mehr da, Mr. Randall. Er starb im Frühling vor dem letzten.

    Leopold wippte auf seinen Fersen, geschockt von dieser Nachricht. Wieder betrachtete er das Cottage und bemerkte den Verfall, die Zeichen, die verrieten, dass der Mann des Hauses seit langem nicht mehr da war. Eine schwache Rauchwolke zog aus dem Kamin, der aus einem Dach ragte, das dringend neu mit Reet gedeckt werden müsste. Vernachlässigung zeigte sich ebenfalls im verwilderten Garten. Er konnte nicht glauben, dass William tot sein sollte, aber der Beweis lag vor seinen Augen. „Es tut mir so leid, Beth. Ich hatte nicht von seinem Tod gehört. „Warum sollten Sie auch?

    Ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Leopold hatte fest auf Williams Anwesenheit gebaut, um seine Wiederkehr erträglicher zu machen. Ohne ihn gab es keinen Grund, in glücklicheren Erinnerungen zu schwelgen. Er würde bekommen, wofür er hierher gekommen war und sobald wie möglich wieder abreisen. Und sollte er in Schwierigkeiten geraten, würde er sich selbst herauskämpfen.

    „Werden Sie eintreten, Sir?" Beth Turners Förmlichkeit zerrte an seinen Nerven. Obwohl William seit Kindertagen sein Freund gewesen war, konnte Beth seit ihrer Heirat die Ehrfurcht vor seinen familiären Beziehungen nicht ablegen. Sie lehnte es schlichtweg ab, ihr Benehmen zu ändern, auch wenn seine Chancen auf den herzoglichen Titel äußerst gering standen. Mit Resignation darüber, dass sich wenig zwischen ihnen verändert hatte, erlaubte Leopold ihr, ihn ins Cottage zu führen.

    Sie beeilte sich, Ordnung in dem engen Raum zu schaffen - abgenutzte Schuhe wurden versteckt ebenso wie Eimer, die willkürlich auf dem nackten Boden verteilt standen. Beth zog einen ausgefransten Schal vom Stuhl am Kamin und bedeutete ihm, sich auf Williams alten Stuhl zu setzen. Leopold aber nahm auf seinem gewohnten Hocker auf der anderen Seite des Kamins Platz. Vorsichtig setzte sich Beth auf Williams Stuhl. „Wenn Sie gestatten, Mr. Randall, was bringt Sie gerade jetzt nach so langer Zeit zu uns zurück? „Familienangelegenheiten, Beth. Aber es war Teil meines Plans, William zu sehen. Wie ist er gestorben? Beth schob eine Locke hinter ihr Ohr und strich dann mit ihren Händen über ihre Knie. „Schuss von einem Wilderer, direkt ins Bein, während er Holz sammelte. Der Flickendoktor konnte ihn nicht retten."

    Entsetzt über ihre tonlose Aussage setzte er sich auf: „Es tut mir so leid, Beth. Er war einer der Besten. Ich hatte beabsichtigt, ihm eine Stellung anzubieten, jetzt, da ich endgültig nach England zurückgekehrt bin. Ich wollte mit eurer Hilfe eine bessere Zukunft für uns alle gestalten. Beth zuckte mit den Schultern und blickte zu ihrem Sohn hinüber. „George ist alles, was ich noch habe. Wir kommen zurecht. „Er scheint mir ein kräftiger Junge. Ziemlich das Ebenbild seines Vaters in dem Alter." Der Junge, der auf der anderen Seite des Zimmers mit Hausarbeit beschäftigt war, straffte seine Schultern. Leopold unterdrückte ein Lächeln. Ein wenig Ermutigung genügte, um einen Jungen seine Zukunft als Mann erkennen zu lassen. William Turners Sohn würde zu einem ehrenwerten, stolzen Mann heranwachsen, wenn man ihm die Chance dazu gab. Doch nicht in diesem Haus, in dem jetzigen Zustand.

    Leopold schaute sich abermals um, und nun fiel ihm das Fehlen einiger Dinge auf, die Beth mit in die Ehe eingebracht hatte. Der zierliche Tisch und die Stühle aus Rosenholz, mit denen er William aufgezogen hatte, fehlten. Ebenso die Teppiche. Es kostete ihn einige Anstrengung, sein Gesicht emotionslos erscheinen zu lassen. Sie waren tief gesunken während seiner Abwesenheit, aber sich darüber aufzuregen würde keine Lösung bringen. Leopold stand auf. „Ich muss mich nun verabschieden. Aber ich möchte gern informiert werden, wenn es weitere Schwierigkeiten gibt. Du musst es mich wissen lassen. Beth strich abermals mit den Händen über ihre Knie, ein sicheres Zeichen, dass seine Aufforderung sie beunruhigte. „Wo genau wohnen Sie? „Im Geier. Er wäre nicht willkommen in der Abbey für mehr als eine Stunde, und er hatte sicherlich niemals darum gebeten, dort bleiben zu dürfen, nur um dann gnädig absagen zu können. Die Dorfbleibe war allem anderen vorzuziehen. Beth Turners Schultern entspannten sich. „Da bin ich froh, Sir.

    Leopold nickte, dann schritt er hinaus in den Hof, Colby dicht hinter ihm. Bei den Pferden stieg er mit einem Fuß in die Steigbügel und seufzte tief. „Kümmere dich darum, Colby. Er schwang sich in seinen Sattel. „Essen auf dem Tisch für heute Abend, sprich mit Brown über die Dachreparatur, und sorg dafür, dass Mutter und Sohn richtig auf den kommenden Winter vorbereitet sind. Teile Brown mit, dass ich für alle Ausgaben aufkommen werde, die nötig sind. Ich zahle heute Abend. Sobald ich meine Angelegenheiten in der Abbey geregelt habe, kümmere ich mich um die Zukunft der beiden. Colbys Augen weiteten sich vor Überraschung, doch er nickte klugerweise und lenkte sein Pferd zurück in Richtung des Dorfes. So wenig Leopold die Verantwortung hier in Romsey wollte, würde er Williams Witwe und Sohn nicht im Stich lassen. Er würde dafür Sorge tragen, dass sie den Schutz der Familie Randall bekamen, auch wenn es nur von der anstößigen Seite der Familie war.

    2. Kapitel

    Das Problem mit Mercy Randalls Freunden - insbesondere den kinderlosen - war, dass sie nicht verstanden, welch große Verantwortung ihr als verwitwete Duchess of Romsey auf den Schultern lastete. Sie schüttelte den Kopf, um eine weitere Einladung zurück in die Vergnügungen Londons abzulehnen. Sie war die Mutter eines jungen Dukes, des letzten seines Familiengeschlechts und somit ihre alleinige Verantwortung. Sie konnte nicht kommen und gehen wie sie wollte, selbst wenn es ihr manchmal danach war, von Romsey Abbey davonzulaufen.

    Die Verantwortung lastete so schwer auf Mercy, dass sie häufig Albträume hatte, in denen sie alle möglichen Verpflichtungen erfand, die sie an dem Tag womöglich vernachlässigt hatte. Romsey Abbey umfasste neunundachtzig Zimmer und Kammern, vier Gewächshäuser, verschiedene Nebengebäude und einhundert Seelen, die von ihrer Großzügigkeit abhingen. Fünfzehnhundert Morgen fruchtbares Ackerland - allein unter ihrer Verantwortung bis ihr Sohn die Volljährigkeit erlangte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, vor sieben Jahren den Heiratsantrag eines scheinbar gesunden Marquis anzunehmen?

    „Es ist ein Zeichen Ihrer Güte, dass Sie mich abermals einladen, sagte Mercy fest, „aber mein Leben ist jetzt hier. Anna, die Countess Barnet, drückte Mercys Arm. „Aber, aber, meine liebe, liebe Duchess, in dieser Saison werde ich keine Ausreden durchgehen lassen. Sie haben die Trauerzeit hinter sich und es ist schon viel zu lange her, dass Sie nach London gekommen sind. Ich kann es nicht zulassen, dass Sie sich hier auf ewig verstecken. Ihr Gatte ist seit über einem Jahr tot. Er hätte es sicher nicht gewollt, dass Sie nach seinem Tode hier bleiben. Mercy blickte über die Gartenanlagen hinaus bis zu den dunklen Wäldern und erschauerte. „Ich könnte Edwin niemals hier allein lassen.

    Als Mercy Edwin Randall, den Marquis of Manderson, mit achtzehn Jahren geheiratet hatte, hatte niemand sein schwaches Herz erwähnt. Hätte sie davon von Anfang an gewusst, hätte sie zumindest die Wahrscheinlichkeit erwogen, dass sie alles würde allein bewirtschaften müssen, sollte er vor ihr sterben. Doch sie hatte bis zu dem Tag ein Jahr nach ihrer Heirat in völliger Unwissenheit gelebt, als er auf seiner Runde um das Gelände zusammengebrochen war. Zu der Zeit hatten die Ärzte gemeint, dass es die Anstrengung so kurz nach einem leichten Fieber gewesen war, die den Anfall hervorgerufen hatte. Sie hatten Mercy davor gewarnt, nicht allzu fordernd seine Zeit in Anspruch zu nehmen. Nicht gerade das, was eine junge Braut hören möchte, die gerade erst anfing, den Mann kennenzulernen, den sie geheiratet hatte. Seit dem plötzlichen Tod ihres Mannes hatte Mercy sich entschieden, in die Zukunft zu blicken. Zu viele Menschen hingen von ihr ab, als dass sie in alten Zeiten schwelgen konnte.

    Anna wedelte abweisend mit der Hand. „Dem Kind wird es auch ohne Sie gut genug gehen. Wüsste Anna um die Wahrheit, wäre sie sich da nicht so sicher. Gefahr umgab ihren Sohn. Er war zu jung, um sich dieser allein, der Pflege von Bediensteten überlassen, zu stellen. Mit einem erzwungenen Lächeln sagte Mercy: „Ich wünschte wirklich, es wäre so einfach, Anna. Doch ich könnte ohne Edwin an meiner Seite nicht ruhen. Anna schauderte. „Ein Kind

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