Ein Meer von Sinnlichkeit
Von Jane Porter
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Einen millionenschweren Diamantring, eine prunkvolle Hochzeit und unendlich sinnlichen Sex: Der griechische Reeder Drakon Xanthis gibt Morgan alles - nur seine Liebe nicht! Zutiefst verzweifelt verlässt sie ihn. Doch jetzt ist ausgerechnet Drakon der Einzige, der ihr helfen kann, das Leben ihres Vaters zu retten. Ein letztes Mal muss sie dafür zurückkehren zu ihm, in seine Luxusvilla am Meer. Dorthin, wo sie ihre Flitterwochen verbrachte … Ein gewagtes Vorhaben! Denn gegen jede Vernunft ist Morgan noch immer verrückt nach Drakon. Nach seinen Küssen, nach seinem Körper.
Jane Porter
Bereits in der Grundschule schrieb Jane ihr erstes Manuskript: Es war 98 Seiten lang und wurde von einem Jungen in ihrer Klasse zerrissen. Jane weinte, der Junge musste die zerrissenen Seiten zusammenkleben und kam mit einer Verwarnung davon, während Jane fürs Schreiben im Unterricht bestraft wurde und so lernte, dass die Schule für einen wahren Künstler nicht der geeignete Ort ist. Trotzdem ließ sie sich davon nicht entmutigen und schrieb weiter, hauptsächlich Gedichte, die in Zeitungen und in Teenagermagazinen veröffentlich wurden. Als ihre Eltern, beide Lehrer, für ein Jahr nach Europa gingen, durfte Jane sie begleiten. Sie liebte England und Italien – und ganz besonders die italienischen Männer! Janes Vater starb, als sie 15 Jahre alt war, und in den darauffolgenden Jahren begleitete sie ihre Mutter in viele verschiedene Länder. Sie interessierte sich für fremde Kulturen und las sehr viel. Später studierte sie in Südafrika, Japan und Irland. Ihre ersten vier Manuskripte, die sie während des Studiums schrieb, wurden von den Verlagen abgelehnt. Aber Jane lernte weiter, veröffentlichte Artikel, lehrte, heiratete, bekam zwei Söhne, und im Jahr 2000 war es dann so weit: Ihr erster Roman wurde angenommen und veröffentlicht. Endlich ging der Traum, den sie schon als kleines Schulmädchen gehabt hatte, in Erfüllung. Jane Porter lebt mit ihrem Mann und den kleinen Söhnen in Seattle im amerikanischen Bundesstaat Washington.
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Ein Meer von Sinnlichkeit - Jane Porter
Jane Porter
Ein Meer von Sinnlichkeiten
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Jane Porter
Originaltitel: „The Fallen Greek Bride"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2118 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Julia Hummelt
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733700423
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Willkommen zu Hause, meine verehrte Ehefrau."
Morgan erstarrte, als sie seine Stimme hörte. Sie stand im Türrahmen des eleganten Wohnzimmers der Villa Angelica. Der kühle Marmorboden glänzte im Licht der hereinscheinenden Sonne. Die Aussicht auf Meer und Himmel war spektakulär. Doch das alles nahm sie gar nicht wahr.
Fünf Jahre waren vergangen, seit sie Drakon zuletzt gesehen hatte. Vor fünfeinhalb Jahren hatten sie geheiratet. Es war eine typisch pompöse Milliardärshochzeit gewesen. Mit allem, was dazugehörte. Ihre Ehe hatte gerade einmal sechs Monate gehalten.
Sie hatte sich vor diesem Moment gefürchtet. Mehr, als sie sich eingestehen wollte. Dabei klang Drakon unerwartet entspannt, fast herzlich. So, als wäre sie nur eine Weile allein im Urlaub gewesen. Dabei war es tatsächlich so gewesen, dass sie ihn vor fünf Jahren verlassen hatte.
„Du weißt genau, dass ich nicht mehr deine Ehefrau bin, Drakon", antwortete sie leise. Sie waren Fremde füreinander. Seit Jahren. Es gab keinerlei Kontakt zwischen ihnen, seitdem sie die Scheidung eingereicht hatte.
Doch er hatte die Einwilligung verweigert. Und sie hatte ein kleines Vermögen für den Rechtsstreit mit ihm ausgegeben. Doch kein Anwalt, kein Prozess und kein Geld der Welt hatten ihn dazu bringen können, sie gehen zu lassen. Ein Heiratsschwur ist heilig. Das waren seine Worte gewesen. Wenn man sich einmal dafür entschieden habe, mit jemandem den Rest seines Lebens zu verbringen, dann könne man es sich nicht einfach aus einer Laune heraus anders überlegen. Sie gehörte ihm. Und die Gerichte in Griechenland waren auf seiner Seite. Möglicherweise hatte er sie sogar mit Geld bestochen. Zutrauen würde sie es ihm.
„Natürlich bist du noch meine Ehefrau. Aber ich hab keine Lust, quer durch das Wohnzimmer mit dir darüber zu diskutieren. Komm rein, Morgan, und setz dich. Was möchtest du trinken? Champagner? Bellini? Oder etwas Stärkeres?"
Ihre Knie waren so weich, dass sie Angst hatte, das Gleichgewicht zu verlieren, sobald sie einen Schritt machte. Außerdem irritierte sie Drakons Aussehen. Sie hatte ihn auf den ersten Blick fast nicht erkannt.
„Ich möchte nichts, danke", gab sie zurück und sah an ihm vorbei hinaus auf die rauen Klippen und das leuchtend blaue Meer. Es war ein wunderschöner Tag. Ein perfekter Frühlingstag an der Amalfiküste.
Eigentlich hätte sie gern etwas Wasser getrunken. Ihr Mund war furchtbar trocken, und ihr Herz raste. Alles um sie herum schien sich zu drehen. Dieser Mann hier vor ihr machte sie total nervös. Er erschien ihr wie ein Fremder. Und doch war er ihr so vertraut.
Der Drakon Xanthis, den sie geheiratet hatte, hatte raspelkurzes dunkles Haar gehabt und eine schlanke, fast geschmeidig wirkende Erscheinung.
Der Mann dort vor ihr am Fenster hingegen hatte auffällig breite Schultern, einen muskulösen Oberkörper und dickes tiefschwarzes Haar, das ihm in wilden Locken fast bis auf die Schultern fiel. Seine kantigen Gesichtszüge waren hinter dem buschigen Vollbart kaum noch zu erkennen.
Dennoch schien sein neues Aussehen seine Schönheit noch hervorzuheben. Seine gebräunte Haut ließ seine bernsteinfarbenen Augen leuchten. Und sein feuchtes Haar erinnerte Morgan an den griechischen Meeresgott Poseidon …
Es gefiel ihr nicht. Es gefiel ihr überhaupt nicht. Sie war nicht darauf vorbereitet … Auf ihn.
„Du siehst blass aus", bemerkte er spöttisch. Seine tiefe Stimme jagte ihr noch immer Schauder über den Rücken.
Sofort richtete sie sich auf. Sie würde sich nicht von ihm einschüchtern lassen.
„Es war eine ziemlich lange Reise …"
„Dann solltest du dich vielleicht doch besser setzen, meinst du nicht?"
Instinktiv ballte sie die Hände zu Fäusten. Sie wollte überhaupt nicht hier sein. Und sie hasste ihn dafür, dass er darauf bestanden hatte, sie in der Villa Angelica zu treffen. Hier, wo sie damals ihre Flitterwochen verbracht hatten. Es waren die glücklichsten vier Wochen ihres Lebens gewesen. Danach waren sie nach Griechenland geflogen. Und damit hatte sich alles zwischen ihnen verändert.
„Ich stehe hier ganz gut", entgegnete sie trotzig.
„Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, murmelte er. „Ich werde dir nicht wehtun.
Morgan versuchte, stark zu bleiben. Hinter ihren Augenlidern brannten Tränen. Am liebsten hätte sie sich auf dem Absatz umgedreht und das Haus verlassen. Um sich vor ihm zu retten. Dummerweise war Drakon der Einzige, der ihr helfen konnte. Ausgerechnet der Mann, der sie fast um den Verstand gebracht hatte. Der ihr Leben zerstört hatte.
„Das hast du bereits getan."
„Ach ja? Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch. „Ich weiß immer noch nicht, womit ich dir wehgetan habe …
Sie seufzte.
„Ich bin nicht hier, um über uns und unsere Probleme von damals zu sprechen. Ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche. Du weißt, worum es geht … Sie zögerte und sah ihn flehend an. „Hilfst du mir?
„Sechs Millionen Dollar ist eine Menge Geld."
„Nicht für dich."
„Die Dinge haben sich geändert. Dein Vater hat mehr als vierhundert Millionen Dollar meines Kapitals verloren."
Drakon schüttelte den Kopf.
„Es war nicht sein Fehler", versuchte Morgan, ihren Vater zu verteidigen. Sie würde verlieren, wenn sie jetzt klein beigab. So wie damals, als sie es nicht geschafft hatte, sich gegen ihn durchzusetzen.
Ihr griechischer Reederei-Tycoon spielte ausschließlich nach seinen eigenen Regeln. Genau wie Morgans Vater Daniel auch. Drakon Sebastian Xanthis war geradezu besessen von Macht und Geld. Und von einer Frau, die nicht seine Ehefrau war. Bronwyn. Eine hübsche Australierin, die seine Geschäftstätigkeiten in Südostasien regelte.
Sofort verkrampfte Morgan sich. Sie würde jetzt nicht an Bronwyn denken. Außerdem spielte es gar keine Rolle, ob die attraktive Blondine noch immer für ihn arbeitete. Drakon gehörte schon lange nicht mehr zu ihrem Leben. Es interessierte Morgan nicht, wie er mit seinen Geschäftsleiterinnen umging und ob er sich auf seinen Geschäftsreisen ein Zimmer mit ihnen teilte oder nicht.
„Glaubst du das etwa wirklich?, fragte er und warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Dass deinen Vater keine Schuld trifft?
„Aber natürlich! Er ist manipuliert worden …"
Morgan spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Wie sollte sie Drakon bloß davon überzeugen, dass ihr Vater unschuldig war?
„Morgan, sagte er jetzt beschwörend. „Dein Vater ist einer der wichtigsten Drahtzieher bei einem der größten Betrugsskandale überhaupt. Fünfundzwanzig Milliarden Dollar sind spurlos verschwunden. Und dein Vater hat fünf Milliarden davon Michael Amery zukommen lassen. Damit hat er sich zehn Prozent Zinsen gesichert.
„Er hat das Geld nie bekommen …"
„Verdammt noch mal, Morgan! Ich kenne deinen Vater. Hör doch auf, mich für dumm zu verkaufen!"
Morgan presste die Lippen aufeinander. Sie durfte jetzt keinen Streit mit Drakon anfangen. Ihr Vater war kein Monster. Er hatte seine Kunden nicht betrogen. Ihr Vater war genauso betrogen worden wie seine Kunden. Und er bekam nicht einmal die Chance, sich zu verteidigen und zu erklären. Die Medien hatten ihn als den Täter dargestellt, und die Öffentlichkeit zweifelte nicht an, was in den Zeitungen stand.
„Mein Vater ist unschuldig, Drakon. Er hatte keine Ahnung, dass Michael Amery illegale Geschäfte betrieb."
„Warum hat er dann so eilig das Land verlassen, wenn er sich nichts vorzuwerfen hat?"
„Drakon, er hatte Angst! Er war völlig panisch, als er merkte, dass man ihm nicht glaubte."
„So ein Blödsinn! Wenn das der Grund ist, dann ist dein Vater ein Feigling und verdient sein Schicksal zu Recht."
Morgan schüttelte bloß den Kopf. Sie wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte. Unauffällig musterte sie ihren Ehemann. Er sah anders aus, aber seine tiefe sanfte Stimme war noch immer die gleiche. Und diese Augen. Sie hatte sich zuallererst in seine Augen verliebt. In diesen intensiven Blick. Er hatte sie auf dem Ball in Wien, wo sie sich das erste Mal begegnet waren, den ganzen Abend mit Blicken verfolgt. Sie erinnerte sich noch, wie es ihr anfänglich unangenehm gewesen war, von ihm beobachtet zu werden. Dann hatte sie festgestellt, dass es ihr gefiel. Sogar sehr gefiel.
Während der ersten Wochen ihres Kennenlernens hatte Drakon sie nur mit Blicken verführt. Noch bevor er ihren Körper überhaupt berührt hatte, hatte sie längst ihm gehört.
Die letzten fünf Jahre jedoch waren der absolute Horror gewesen. Und kaum, dass Morgan wieder etwas Kraft geschöpft hatte und anfing, hoffnungsvoller in die Zukunft zu blicken, war ihre Welt erneut eingestürzt. Auslöser war die Veröffentlichung der Behauptung, dass der Bankier Daniel Copeland, ihr geliebter Vater, in Michael Amerys berüchtigtes Ponzi-Schema verwickelt war. Zu ihrem Entsetzen war ihr Vater sofort aus dem Land geflüchtet, statt sich den Medien zu stellen und die ganze Situation gewohnt souverän zu handhaben. Damit hatte er einen internationalen Skandal ausgelöst.
Morgan holte tief Luft.
„Ich kann ihn nicht in Somalia sterben lassen, Drakon. Die Piraten bringen ihn um, wenn sie das Lösegeld nicht bekommen."
„Das würde ihm nur recht geschehen."
„Drakon, er ist mein Vater!"
„Du willst dich also für den Rest deines Lebens in Schulden stürzen, obwohl du weißt, dass er nach seiner Freilassung sofort ins Gefängnis wandert?"
„Ja, das will ich."
Ihre Stimme zitterte.
„Dir ist also klar, dass er sofort festgenommen wird, sobald er ein nordamerikanisches oder europäisches Land betritt?"
„Ja, das weiß ich."
„Er wird lebenslänglich bekommen. Genau wie Michael Amery, wenn sie ihn schnappen."
„Das weiß ich doch alles, verteidigte sie sich. „Trotzdem ist es tausend Mal besser für meinen Vater, in einem amerikanischen Gefängnis zu sitzen, als von den somalischen Piraten gefangen gehalten zu werden. Im Gefängnis bekommt er zumindest die Medikamente, die er für seinen Blutdruck braucht. Er darf Besuch empfangen und Briefe und kann Kontakt mit der Außenwelt halten. Ich möchte nicht wissen, unter welchen Umständen er bei den Piraten lebt.
„Sicher nicht besonders luxuriös. Ich sehe allerdings nicht ein, warum der amerikanische Steuerzahler für deinen Vater aufkommen soll. Lass ihn bleiben, wo er ist, Morgan. Ehrlich. Er hat es nicht anders verdient."
Wutentbrannt funkelte sie ihn an.
„Wie kannst du das von mir erwarten? Sagst du das, weil er dein ganzes Geld verloren hat oder weil du mir nicht helfen willst?"
Drakon zuckte die Schultern.
„Ich bin Geschäftsmann. Natürlich ärgert es mich, wenn ich Geld verliere. Genauso, wie es all die anderen Leute geärgert hat, die ihm ihr Geld anvertraut haben. Ihre ganzen Ersparnisse. Er hat das Geld einfach an Amery weitergeleitet, und nun stehen all diese Leute vor dem Nichts. Ohne Altersabsicherung, ohne jegliche Rücklagen. Sie haben deinem Vater vertraut, Morgan."
„Michael Amery war sein bester Freund, verteidigte Morgan ihren Vater. „Es war fast so, als würde er zur Familie gehören. Mein Vater hat ihm blind vertraut.
Morgans Stimme wurde brüchig. Sie schluckte. „Ich hab ihn als Kind immer Onkel Michael genannt … Er war eine ganz enge Bezugsperson für mich."
„Ja, das hast du mir damals erzählt. Sonst hätte ich deinem Vater sicher nicht die vierhundert Millionen Dollar gegeben, die er für mich investieren sollte. Leider hat er mein Vertrauen missbraucht."
Langsam atmete sie aus.
„Heißt das nun, dass du mir nicht helfen wirst?"
Drakon schwieg.
„Wahrscheinlich nicht …", sagte er dann.
„Wahrscheinlich?", wiederholte sie mit rauer Stimme. Wenn Drakon ihr nicht half, dann würde ihr niemand helfen, das wusste sie. Die ganze Welt hasste ihren Vater seit dieser Geschichte.