Vermächtnis der Liebe
Von Margaret Way
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Über dieses E-Book
Darcy ist wütend, zornig und verletzt: Ihr Vater, der mächtige Rinderbaron Jock McIvor, hat ein unglaubliches Testament hinterlassen! Ausgerechnet Curt Berenger, ihr Exbräutigam, soll ihr bei der Leitung der Farm zur Seite stehen. Jetzt kann Darcy ihm nicht mehr aus dem Weg gehen. Wie damals weckt der attraktive Mann ihr Verlangen, aber sie ist nicht die Einzige, die sich für Curt interessiert: Courtney, ihre jüngere Schwester, kann kaum die Augen von ihm lassen ...
Margaret Way
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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Buchvorschau
Vermächtnis der Liebe - Margaret Way
IMPRESSUM
Vermächtnis der Liebe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2005 by Margaret Way
Originaltitel: „The Outback Engagement"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1649 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Johannes Sembritzki
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_Tomwang112
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777692
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Vorsichtig näherte Darcy sich dem großen Himmelbett, der weiche Perserteppich dämpfte dabei ihre Schritte. Das Bett war ein imposantes Möbelstück. Sechs Menschen hätten bequem darauf liegen können, aber Darcys Vater liebte das kunstvoll geschnitzte Ungeheuer, denn es stammte aus dem Besitz eines schottischen Vorfahren.
Die Augen des alten Mannes waren geschlossen, die graue Farbe seines eingefallenen Gesichts verriet deutlich, wie es um ihn bestellt war. Das noch immer rötliche Haar, das buschig aus dem Ausschnitt seines Pyjamas hervorquoll, ließ ihn merkwürdig verletzlich erscheinen. Die einstmals kräftigen Hände, die jedes noch so wilde Fohlen oder jeden ausgewachsenen Bullen unter Kontrolle bekommen hatten, ruhten kraftlos auf der sorgfältig gefalteten Decke.
Jock McIvor war nur noch ein Schatten seiner Selbst. Alle hatten gehofft, dass er sich von dem ersten Herzinfarkt erholen würde, doch jetzt lag er im Sterben. Sein Tod war nur noch eine Frage der Zeit.
Darcy beugte sich über ihn, sie wagte kaum zu atmen, um ihn nicht zu wecken. Dann zog sie sich lautlos auf die Veranda zurück, die das Farmhaus auf drei Seiten umgab. Wie gern hätte sie die Dinge geändert, wie gern die Uhr zurückgestellt, obwohl ihre eindringlichen Bitten wieder umsonst gewesen wären. Ihr Vater hatte zu fest an sich selbst geglaubt, und dieser Hochmut kostete ihn jetzt das Leben.
Traurig ließ sie den Blick über den üppigen Garten wandern, in dem vor allem die mächtigen Dattelpalmen auffielen. Sie waren vor über hundert Jahren von einem afghanischen Kameltreiber, einem Freund ihres Ururgroßvaters Campbell McIvor, gepflanzt worden. Am frühen Nachmittag lag alles da, als wäre es in der flirrenden Hitze erstarrt. Eine Schar leuchtend bunter Papageien ließ sich am Ufer des kleinen Sees nieder, um zu trinken, sonst wirkte alles wie ausgestorben. Jock McIvor herrschte nicht mehr in seinem Reich, und auch Darcy hatte ihre Pflichten über der Pflege ihres Vaters vernachlässigt. Zum Schluss war sie sogar gezwungen gewesen, gegen seinen Protest eine Krankenschwester zu engagieren.
Curt war extra von „Sunset Downs" herübergeflogen, um sie dazu zu bewegen. Curt Berenger gehörte auch zu den Männern, die sich selbst Gesetz waren, vor allem seit dem Tod seines Vaters, der bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war und Curt als Herrn über Sunset Downs und das gesamte Berenger-Imperium zurückgelassen hatte.
Darcy hatte Curts guten Rat wiederholt zurückgewiesen, aber so waren die Berengers: Im Notfall ließen sie sich nicht davon abhalten, ihren Freunden zu helfen. Nicht, dass Curt Jock McIvor einen Freund genannt hätte! Schon wegen Darcy war das Verhältnis der beiden Männer immer angespannt gewesen. Curt fand, dass sie sich zu sehr von ihrem Vater gängeln ließ. Das stimmte zwar, aber woher nahm er das Recht, ihr gute Ratschläge zu erteilen?
Auch wenn sie bald ganz allein auf der Welt sein würde. Darcy war schon einmal im Stich gelassen worden, und zwar gleich von zwei Menschen – von ihrer Mutter und ihrer Schwester. Die Qualen dieser unverdienten Trennung hatten tiefe seelische Spuren bei ihr hinterlassen. Noch jetzt erschienen ihr manchmal Courtneys und Marians Gesichter im Traum.
Oh, wie hatte sie ihre zwei Jahre jüngere Schwester geliebt, diese vertraute Freundin, die ihr so lange versprochen worden war. Alles hätte so schön sein können, aber Kummer und Einsamkeit hatten den Traum von einer unbeschwerten Jugend zunichte gemacht. Um die schmerzliche Lücke zu füllen, hatte Darcy sich ganz den Wünschen ihres Vaters gefügt und von den seltenen Beweisen seiner Zuneigung gelebt, die so unberechenbar waren wie ein Regenschauer in der Wüste.
Und doch war er alles, was sie hatte. Was sollte nach seinem Tod aus ihr werden? Von Freiheit wagte Darcy nicht zu träumen. Sie war nie wirklich frei gewesen. Aus guter oder böser Absicht – wer wollte das entscheiden? – hatte ihr Vater sie fest an sich gebunden. Sie war sein Lebensinhalt geworden, ein Ersatz für die Verluste und die Kränkungen, die er hatte hinnehmen müssen. In gewisser Weise konnte sie das sogar verstehen.
Natürlich konnte sie die Leitung von „Murraree" nicht selbst übernehmen. Ihr Vater war ein strenger Boss gewesen, ein König in seinem Reich. Was sollte nach seinem Tod aus der Farm werden? Darcy hatte viel gelernt, aber im Wesentlichen führte sie nur Befehle aus. Sie wurde geschätzt und respektiert. Man hatte sie aufwachsen sehen, und sie kannte ihren Wert. Aber sie war nicht hart und robust genug, um sich als Herrin einer Rinderfarm im Outback behaupten zu können.
„Du tust, als wäre Frausein eine Krankheit, hatte Curt ihr etwas mitleidig vorgehalten. „Begreifst du nicht, dass du dich immer nur an deinem Vater misst? Du musst endlich lernen, du selbst zu sein.
Curt hatte ihr keinen Ausweg gelassen, darum waren sie immer schnell in Streit geraten. Streit war ein gutes Mittel gegen Gefühle. Ein guter Schutz gegen den nie vergessenen Traum, der sich als Illusion erwiesen hatte. Manchmal wusste Darcy nicht, ob sie Curt liebte oder hasste. Er erweckte so viele verschiedene Empfindungen in ihr. Wut konnte sich in Seligkeit und Seligkeit in Verzweiflung verwandeln. Es überfiel sie wie ein Unwetter, und darum trotzte sie ihm. Nur so konnte sie ihre Haltung bewahren.
Jetzt kam es wieder auf Haltung an. Sie musste zusehen, wie ihr Vater dieses Leben verließ. Er war jetzt sechsundfünfzig Jahre alt. Sein Herzinfarkt hatte nicht nur die Farmbewohner, sondern das ganze Outback von Queensland erschüttert. Jock McIvor war eine Legende. Wer kannte ihn nicht, den millionenschweren Viehzüchter, den Frauenheld, den begeisterten Polospieler, den Partylöwen, der in dem schönen alten Farmhaus, dessen Glanzzeiten allerdings schon zurücklagen, Feste veranstaltete und prominente Gäste empfing? Jock McIvor verkörperte das Outback wie kein anderer, obwohl manche ihn hinter vorgehaltener Hand einen „rücksichtslosen Schurken" nannten. Er gehörte einfach dazu.
Kaum zu glauben, dass er noch vor wenigen Monaten ein phantastisch aussehender Mann gewesen war, mit leuchtend blauen Augen, makellos weißen Zähnen und einem wilden kupferroten Haarschopf, der nur wenig von seiner Farbkraft verloren hatte. Wie atemlos hatte man ihm zugehört, wenn er abends am Lagerfeuer seine Geschichten erzählte! Darcy dachte noch heute gern daran zurück. Leider hatte er auch zu viel getrunken und den Frauen zu haltlos nachgestellt. Unmäßigkeit in allem gehörte zu seiner Natur.
Das hatte natürlich zu Problemen geführt. Einmal waren in einer Zeitung Fotos erschienen, die Jock und eine verheiratete Farmersfrau aus der Nachbarschaft in einer verfänglichen Situation zeigten. Der betrogene Ehemann hatte mit einem Pistolenduell gedroht, aber Jock hatte nur gelacht, und Darcys Betroffenheit hatte ihn kalt gelassen.
Am Ende war er mit allem durchgekommen – er schien nie für seine Fehler bezahlen zu müssen. Auch Darcy hatte ihn für unbesiegbar gehalten und damit erneut Curts Protest herausgefordert.
„Kein Mann ist unbesiegbar", hatte er beteuert, obwohl alle wussten, dass auch er von Jock manipuliert worden war. Warum hätten er und Darcy sonst ständig im Streit gelegen, obwohl sie seit ihrer Jugend füreinander bestimmt waren? Daran konnte nur Jock schuld sein. Menschen, die zu ihm gehörten, teilte er mit niemand.
Ein unterdrückter Laut aus dem Schlafzimmer schreckte Darcy aus ihren Gedanken auf. Ihr Vater bewegte sich und ließ ein leises Stöhnen hören.
„Dad!" Darcy vergaß, dass ihr Vater sich auch von ihr lieber mit seinem Vornamen anreden ließ. Im Moment spielte das einfach keine Rolle. Sie lief an sein Bett. Er hatte die Augen halb geöffnet, schon das schien ihm äußerst schwer zu fallen.
„Darcy … Er runzelte ganz leicht die Stirn. „Immer noch hier?
„Wo sollte ich sonst sein?" Darcy berührte seine Hand und versuchte, nicht zu weinen. Jock hasste Tränen so sehr, dass sie das Weinen beinahe verlernt hatte. Sei mutig und stark, hatte als Motto über ihrer Erziehung gestanden. Sie sollte ihrem Vater den männlichen Erben ersetzen, der ihm trotz seiner vielen Affären nicht geschenkt worden war.
„Es geht mit mir zu Ende, mein Kind." Jocks gebrochene Stimme verriet kein Nachgeben, nur einen deutlichen Widerwillen, der sich früher als Wut geäußert hätte.
„Oh, Dad. Ich liebe dich so sehr." Darcy brachte es nicht fertig, ihm zu widersprechen.
„So bist du eben … immer anständig und treu." Jocks unruhiger Blick suchte das lebensgroße Ölbild, das ihm gegenüber an der Wand hing. Es war kurz vor der Familienkatastrophe entstanden und zeigte eine ungewöhnlich schöne blonde Frau in Reitkleidung auf einem roten Ledersofa. Rechts und links von ihr saßen zwei Mädchen von etwa zehn und zwölf Jahren, ebenfalls in weißen Seidenblusen und Reithosen.
Jock hatte die Kostüme persönlich ausgewählt. Marian McIvor war nie eine passionierte Reiterin gewesen und Courtney ebenso wenig. Sie war eine reizende Miniaturausgabe ihrer Mutter und schmiegte sich auf dem Bild dicht an sie. Darcy saß etwas abseits auf der anderen Seite der Couch. Das dunkle Haar fiel ihr tief über die linke Schulter, die blauen Augen waren sinnend auf den Betrachter gerichtet.
Darcy hatte sich in ihrer blonden Familie immer als Außenseiterin gefühlt. Sie wusste von Familienfotos, dass sie viel mehr ihrer lange verstorbenen Großmutter väterlicherseits glich, der man Mut und Ausdauer nachgesagt hatte. Sie trug sogar den Mädchennamen ihrer Großmutter: D’Arcy.
„Du hast immer alles ernst genommen. Jock McIvor unterdrückte einen Schmerzenslaut, der verraten hätte, wie sehr er sich quälte. „Sieh dich auf dem Bild an. Dein Gesicht verrät nichts. Neben deiner Mutter und deiner Schwester wirkst du fast langweilig, aber du hast durchgehalten und bist mir immer eine gute Tochter gewesen. Eine sehr gute Tochter. Ich fürchte, ich habe das nicht genug gewürdigt.
„Warum hast du das Bild hier hängen lassen?" Jock hatte Marian gehasst und verachtet, nachdem sie fortgegangen war, aber wenn er morgens aufwachte, fiel sein erster Blick auf sie, und abends nahm er ihr Bild mit in den Schlaf.
„Es gehörte sich so. Der Anflug eines trotzigen Lächelns erschien auf Jocks Gesicht. „Ich habe das Bild behalten, um nicht zu vergessen, was Marian mir angetan hat. Sie hat mir alle Liebe genommen und mich trotzdem verlassen. Das war grausam und falsch von ihr.
„Du hast dir zu wenig Mühe gegeben, sie zurückzugewinnen, Dad, erwiderte Darcy. „Du hast sie ganz einfach gehen lassen.
„Es war die Pflicht deiner Mutter, zu mir zurückzukommen. Jocks ausgezehrte Hände zuckten krampfhaft. „Als sie das ablehnte, war ich fertig mit ihr. Jock McIvor lässt sich von keiner Frau zum Narren halten. Eine Ehefrau hat ihrem Mann zu folgen … überallhin. Marian wusste bei unserer Heirat, worauf sie sich einließ. Sie ist mir keine gute Frau gewesen.
Darcys Blick ruhte immer noch auf dem gemalten Gesicht ihrer Mutter. „Warum wollte sie mich nicht mitnehmen?", fragte sie traurig. Seit vielen Jahren dachte sie darüber nach, ohne eine Antwort zu finden.
Jock warf ihr einen seltsamen Blick zu, der ihr zum Glück entging. „Sie wollte Courtney … ihr hübsches blondes Ebenbild. Das war der Grund. Du mit deinem dunklen Haar