Geschichten aus Oakhill: Der Baumgeist
Von Mark Savage
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Über dieses E-Book
Mark Savage
Geboren 1968 in Unterfranken (Nordbayern). Ausbildung im Einzelhandel, danach Wechsel in die Metall-Elektroindustrie,Logistbranche. Dem geschriebenen Wort verfallen von Kindheitstagen an. Nach drei Jahrzehnten ist es an der Zeit "alte" Geschichten an die Öffentlichkeit zu bringen, Angefangenes zu vollenden und Neues zu schaffen. Willkommen in meiner Welt. Mein Name ist Mark Savage
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Buchvorschau
Geschichten aus Oakhill - Mark Savage
»Vor alten Eichen sollst du weichen.«
(Alte Weisheit)
Vorwort
Manchmal ist es nicht leicht, Entscheidungen zu treffen, wenn es sich um die Veröffentlichung von Geschichten handelt, die Jahrzehnte in der »Schublade« liegen. Diese Story war einst konzipiert für einen Kurzgeschichtenband namens »Dark Visions«. Dieser fand seinen Weg nie in Läden und ich widmete mich anderen Projekten. Da die Geschichten aber allesamt nicht sonderlich kurz ausfielen, fasste ich letztendlich den Entschluss, dass jede von ihnen es verdient hatte, als eigenständiges Buch zu erscheinen. Geschichten aus Oakhill (es gab nie mehr als diese eine von angedachten mehreren Oakhill-Stories) ist eine davon. Zwei weitere sind bereits erschienen. Christmas Meeting und Brut des Bösen.
Es ist mitunter auch die Erinnerung an jene Zeit, in der diese Geschichten entstanden, die mich bewogen hat, sie in die Welt zu schicken. Kein Internet, keine Handys. Dafür Schnurtelefone, mit Drehscheiben oder – als modernisiertes Highlight – mit Drucktasten. Es gab Telefonzellen. Zu schwer, um mit sich herumzuschleppen. Ständige Erreichbarkeit waren Fremdwörter, Burnouts wurden so erfolgreich vermieden. Es gab keine Emails, whatsapp oder sondersgleichen. Man schrieb Telegramme. (Was wäre in unserer Story wohl geschehen, wenn die Protagonistin dieses Romans auf ein Handy hätte zurückgreifen können?)
Meine Überlegungen, die Storys ganz einfach auf die heutige Zeit »umzuschreiben« habe ich nach wenigen Zeilen aufgegeben. Die Geschichte wollte es nicht, wenn Sie wissen, was ich meine.
Aber möglicherweise genießen Sie diese Zeitreise mit mir zusammen. Und entscheiden SIE ob und WANN (Vergangenheit oder Gegenwart) die Geschichten aus Oakhill eine Fortsetzung erfahren sollten. Nutzen Sie dazu gerne die modernen Medien unserer Zeit.
Willkommen in meiner Welt!
Mein Name ist Mark Savage!
PROLOG
Das kleine Dörfchen Oakhill lag auf der Anhöhe eines Hügels, inmitten der schottischen Highlands. Das Tal unterhalb der Ortschaft durchzog dichtes, kilometerbreites Waldgebiet, soweit das Auge reichte. Ein für Schottland durchaus untypisches Landschaftsbild.
Die Bewohner des nie mehr als dreihundert Seelen zählenden Ortes genossen die Idylle, in der sie lebten. Sie verdingten sich ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Viehzucht und führten ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Dennoch wäre keiner von ihnen je auf den Gedanken gekommen von hier fortzuziehen.
All die Jahrhunderte hindurch bewahrte sich die seltsame, fremdenfeindliche Mentalität der Bürger von Oakhill. Trotz all der Schrecken, mit denen die Menschen von Zeit zu Zeit konfrontiert wurden, hielt man zusammen und stellte sich den Gefahren.
Gefahren, die von einer rätselhaften dunklen Kraft ausgingen. Einer Macht, die oft jahrelang schlief, doch dann wieder zu unheilvollen Leben erwachte. Selbst die Ältesten wussten nicht zu berichten, wie lange schon diese Macht Oakhill bedrohte. Nach den Überlieferungen hielt sie sich seit Jahrhunderten im Wald oder im Moor verborgen.
Trotzdem galt es nicht als gefährlich, den Wald oder das Moor zu betreten. Man wusste, wie weit man sich wagen konnte, und kannte jene Gebiete, die zu meiden lebenswichtig waren.
Einige der Älteren behaupteten, alles begann, als der junge Yorkshire vor über dreihundert Jahren vom Wald verschlungen wurde. Doch es gab Berichte, die noch tiefer in die Vergangenheit führten.
Tatsache war, dass immer wieder Menschen verschwanden, die sich zu weit in den Wald verirrten. Es gab Tage, an denen sich die Bewohner in ihre Häuser einschlossen, da es schien als würde das Grauen stündlich durch die Gassen schleichen. Manch junger Bursche verschwand spurlos, da er den Warnungen seiner Eltern keinen Glauben schenkte.
Trotz all dieser geheimnisvollen Geschehnisse dachte niemand daran, seine Heimat zu verlassen. Jeder Einwohner Oakhills war zu sehr an diesen Ort gebunden, er empfand sich als Teil von ihm, als ein lebenswichtiges Segment des Ganzen.
Dennoch sollten in den nächsten Tagen und Wochen der Mut und die Entschlossenheit dieser Menschen auf eine harte Probe gestellt werden, denn das rätselhafte Böse schickte sich an, sein grauenhaftes Wesen zu offenbaren.
Ein mehr als dreihundert Jahre alter Fluch würde den Ausschlag für die kommenden schrecklichen Geschehnisse geben.
1.
Vergangenheit:
August 1694
Es dunkelte bereits, als Will Yorkshire von der Weide nach Hause kam. Er fühlte sich hundemüde und ausgesprochen hungrig. Hinzu kam die Nervosität, die ihn an fast nichts anderes denken ließ als an den morgigen Tag.
Das diesjährige traditionelle Erntefest bedeutete für ihn, den achtzehnjährigen Bauernburschen, der den Hof seines verstorbenen Vaters weiterführte, etwas Besonderes. Er wollte das Mädchen, das er liebte, für sich gewinnen.
Seit er ein kleiner Junge war, verehrte er dieses zauberhafte Geschöpf. Nichts wünschte er sich mehr, dass sie die Frau sein würde, die mit ihm künftig den Hof teilte.
Das Mädchen wohnte nur wenige Schritte von seinem Hof entfernt, und er überlegte sich ernsthaft, ob er nicht heute noch an die Rückseite ihres Fensters schlich, um sie zu fragen. Schließlich kannten sie sich schon von Kindheit an. Sie würde es ihm gewiss nicht übelnehmen.
Morris, sein alter Mischlingshund, begrüßte ihn eifrig, als er den Hof betrat. Will war jedoch zu sehr in Gedanken, um sich so intensiv mit ihm zu beschäftigen, wie er es für gewöhnlich tat. Nachdem ihm seine Mutter ein großes Stück Fleisch briet und einen üppigen Eintopf servierte, wusch sich der Junge ausgiebig.
Eine Stunde später schlich er heimlich, um seiner Mutter keine Rechnung tragen zu müssen, aus dem Haus und lief in westlicher Richtung zum Grundstück der Bradeys.
Vorsichtig pirschte er sich an die Rückseite des Hauses, hielt aber erschrocken inne, als er eine Gestalt an Anns Fenster wahrnahm. Seine Vermutung, dass es sich um einen Einbrecher handeln könnte, bewahrheitete sich zu seinem Leidwesen nicht. Er erkannte Howard McGee, den Sohn von Rob McGee, dem der Hof an der Südseite gehörte.
Zu seinem Entsetzen erkannte er, dass Ann an Howies Hals hing wie eine Klette und ihn mit Küssen bedeckte.
In Will stieg wilde Wut hoch. Dieser dunkelhäutige, wie ein Affe behaarte, grobschlächtige Typ gefiel SEINER Ann. Er glaubte es einfach nicht.
Es kostete ihm einiges an Beherrschung, nicht über den Burschen herzufallen, in der Gewissheit, dass er gegen diesen Hünen keine Chance hatte.
Will bot mit seinem eher schmächtigen Körper einen regelrecht verhungerten Eindruck gegenüber McGee. Dennoch konnte man ihn nicht als hässlich beschimpfen. Seine blonden Haare und sein jungenhaftes Gesicht ließen ihn um einige Jahre jünger scheinen als er tatsächlich war. Zudem besaß er ausdrucksvolle Augen, die schon so manches Mädchen bezauberten. Doch was nutzten ihm andere, wenn sein Herz Ann Bradey gehörte. Diese jedoch vergnügte sich mit diesem entsetzlichen Kerl, den Will noch nie leiden. Er sah, wie er sie aus dem Fenster hob und sie gemeinsam in die Nacht schlichen, den Abhang hinunter, Richtung Wald.
Will, der beileibe nicht abergläubisch war, fand es dennoch leichtsinnig von Howard, mit dem Mädchen um diese Zeit einen solchen Ort aufzusuchen. Manche der alten Geschichten mögen einen Kern Wahrheit enthalten. Man wusste nie, wer oder was sich um diese Zeit dort herumtrieb.
Vorsichtig und leise schlich er Ann und Howie nach. Die Zielstrebigkeit, mit der sich die beiden fortbewegten, ließ vermuten, dass sie sich öfters heimlich trafen. Die Stelle, an der sie schließlich anhielten, kannte Will. Es war eine kleine Lichtung inmitten des Waldes, auf der eine riesige, alte knorrige Eiche stand.
Und genau unter diesem alten Baum ließen sich die beiden Liebenden nieder.
Will vermochte in der Dunkelheit lediglich die Umrisse der beiden Körper zu erkennen. Doch