Oh, Mandy
Von Peggy Moreland
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Über dieses E-Book
Endlich wieder in Jesses Armen liegen, geküsst, geliebt werden! Als Teenager hat Mandy McCloud das von Herzen genossen. Nach Jahren aber muss sie dem reichen Rancher nun gestehen, dass sie ein Kind von ihm hat. Wird er darüber glücklich sein - oder sie nie wiedersehen wollen?
Peggy Moreland
Peggy Moreland hat die Stephen F. Austin State Universität in Nacogdoches, Texas, mit einem BBA (Bachelor of Business Administration) abgeschlossen. Sie veröffentlichte 1989 ihren ersten Roman bei Silhouette Books. Sie war Gewinnerin des „National Readers‘ Choice Award“, war für den „Romantic Times Reviewers Choice Award“ nominiert und zweimal Finalistin beim angesehen RITA® Award. Fast dauerhaft stehen ihre Bücher in den Bestsellerlisten von USA Today oder Waldenbooks. Peggy Moreland ist mehr als dreißig Jahre verheiratet und hat drei Kinder. Alle drei sind mittlerweile erwachsen. Als geborene Texanerin lebt Peggy auf einer Farm in Texas. Wenn sie nicht schreibt, arbeitet sie auf der Ranch.
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Buchvorschau
Oh, Mandy - Peggy Moreland
IMPRESSUM
Oh, Mandy erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1998 by Peggy Bozeman Morse
Originaltitel: „The Rancher’s Spittin’ Image"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1105 - 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gabriele Ramm
Umschlagsmotive: Patrick Lienin; Yuri Arcurs / ThinkstockPhotos
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733774202
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Die drei Frauen standen Schulter an Schulter und starrten auf das Porträt ihres Vaters, das seit mehr als zwanzig Jahren über dem Kamin im Arbeitszimmer hing. Das Bild zeigte Lucas McCloud lässig auf seinem Hengst Satan sitzend, und es sah aus, als wäre er im Sattel geboren worden.
Vor dem Panorama des blauen Himmels von Texas, den zerklüfteten Bergen und den grünen Weiden, die das Bild der Double-Cross-Heart-Ranch bestimmten, wirkten Pferd und Reiter unbezwingbar. Man konnte die Wildheit des Hengstes geradezu spüren, so gut hatte der Maler sie eingefangen. Die Ohren gespitzt, mit hoch erhobenem Kopf, begegnete das Pferd dem Blick des Betrachters mit einer Arroganz, Muskelkraft und Dominanz, die der des Manns auf seinem Rücken in nichts nachstand.
Und keiner kannte dessen Züge besser als die drei Frauen, die das Porträt betrachteten. Seit elf Jahren versammelten sie sich jedes Jahr an diesem Datum hier zu einer stillen Andacht.
Doch niemand, der sie zusammen sah, hätte vermutet, dass sie Schwestern waren – die drei Töchter von Lucas McCloud, in ihrem Wesen genauso verschieden wie in ihrem Äußeren.
Mandy, die Älteste, stand links von dem Bild und hielt einen Becher mit Kaffee in der Hand. Ihre fast zerbrechlich wirkende Gestalt verbarg eine innere Kraft und einen Willen, der dem des Mannes glich, der sie gezeugt hatte. Volles rotbraunes Haar fiel ihr auf die Schultern, ein Beweis ihrer Weiblichkeit, während Jeanshemd und ausgeblichene Jeans, ihre übliche Kleidung, die weichen Kurven verbargen. Ihr Kinn war beinahe trotzig vorgestreckt, während ein leichtes Zittern ihrer Lippen die Gefühle verriet, die sie beim Betrachten des Bildes ihres Vaters überkamen.
Samantha, die von ihrer Familie nur Sam genannt wurde, weil es ein viel passenderer Name für diesen Wildfang war, stand in der Mitte und hatte die Hände in die Taschen ihrer Jeans gesteckt. Rabenschwarzes Haar, zusammengebunden zu einem Pferdeschwanz, reichte ihr fast bis zur Mitte des Rückens. Obwohl Tränen in ihren Augen brannten, presste sie die Lippen fest aufeinander und schaute regungslos auf den Mann, der ihr Leben bis zu seinem Tod dominiert hatte.
Merideth stand auf der rechten Seite. In ihren langen schlanken Händen hielt sie lässig ein kristallenes Weinglas. Sie überragte die beiden anderen und wurde deshalb häufig für die Älteste gehalten – doch ein Blick auf ihren Schmollmund und den gelangweilten Gesichtsausdruck, und man wusste, dass sie die Jüngste in der Familie war. Ihre Schwestern, die Haushälterin der McClouds und alle anderen, von denen sie umgeben war, hatten Merideth total verzogen, nachdem ihre Mutter bei einem Autounfall viel zu früh ums Leben gekommen war. Lucas war der Einzige gewesen, der hart geblieben war und sich ihren Wünschen und Launen widersetzt hatte. Vor allem hatte er sich geweigert, ihr das zu erlauben, wonach sie sich am meisten gesehnt hatte – die Double-Cross-Heart-Ranch zu verlassen.
Seufzend wandte Merideth sich vom Porträt ab und strich sich eine Locke ihres blonden Haares hinter das Ohr. „Nun, ich bin ehrlich gesagt froh, dass er nicht mehr da ist. Entsetzt wirbelte Mandy herum und starrte sie an. „Merideth!
Merideth zuckte mit den Schultern und sank graziös auf das Ledersofa. Sie verzog ihren Mund zu dem berühmten Schmollen, das ihr laut „Soap Opera Digest den Spitznamen „die Frau, die Amerika am liebsten hasst
eingebracht hatte.
„Na ja, ist doch wahr, sagte sie grimmig. „Er war gemein, tyrannisch und hat uns unser Leben diktiert, bis zu dem Tag, an dem er gestorben ist.
Sie begegnete trotzig Mandys entsetztem Blick. „Du solltest das doch wohl am besten wissen. Obwohl ihr das Blut in die Wangen schoss, umklammerte Mandy ihren Becher fester und schaffte es, in ruhigem Ton zu antworten. „Er war unser Vater
, entgegnete sie. „Er hat uns geliebt – auf seine Weise. Außerdem war es sein Vermögen, das uns allen ermöglichte, uns unsere Träume zu erfüllen. Wenigstens dafür solltest du dankbar sein."
Merideth zog eine Augenbraue in die Höhe. „Unsere Träume?", wiederholte sie und bedachte Mandy mit einem Blick, der Regisseure und Maskenbildner in Angst und Schrecken versetzte.
„Lass das, Merideth", warnte Sam sie und wandte sich ebenfalls vom Bild ab.
„Oh, du meine Güte!, rief Merideth verärgert. „Es ist doch wahr, und du weißt es. Du konntest endlich Tierärztin werden, etwas, was Daddy dir nie erlaubt hätte, und ich konnte mir eine Fahrkarte nach New York kaufen und besitze jetzt die Mittel, umso zu leben, wie ich es möchte und dabei das zu tun, was ich schon immer tun wollte, nämlich schauspielern. Aber was hat Mandy bekommen? Hm?
, fragte sie spitz.
„Ich habe die Ranch", murmelte Mandy und drehte sich weg.
„Wir alle haben die Ranch bekommen, erinnerte Merideth sie. „Aber du warst die Einzige, die hierbleiben und die Ranch bewirtschaften wollte. Was ich wissen möchte, ist, was Daddys Vermögen dir gebracht hat. Hat es dir ermöglicht, dir deinen Traum zu erfüllen?
Mandy verspannte sich, weil Merideths Worte alte, nie verheilte Wunden berührten. „Ich habe das Geld. Ich habe nur noch nichts davon ausgegeben … bis jetzt."
Merideth setzte sich abrupt auf. „Bis jetzt?, wiederholte sie, bevor sie schnell den Kopf schüttelte und eine Hand hob, um Mandy von einer Antwort abzuhalten. „Nein. Bitte erzähl mir nicht, dass du irgendwelche neuen, exotischen Rinder züchten willst oder noch so eine riesige Scheune bauen willst.
Mandy wandte sich wieder zu ihren Schwestern. „Nein, ich werde die Circle-Bar-Ranch kaufen."
Merideth sprang auf, während Sam erschrocken die Augen aufriss. Beide waren mehr als vertraut mit der Circle-Bar-Ranch, die an ihre eigene grenzte und mit dem Streit, der seit vier Generationen zwischen den Ranches herrschte.
Sam fand als Erste die Sprache wieder. „Du willst die Circle-Bar-Ranch kaufen? Aber warum?", stotterte sie.
„Weil ich gehört habe, dass sie vielleicht zum Verkauf steht", entgegnete Mandy und hob trotzig ihr Kinn, in der Hoffnung, dass ihre Schwestern es dabei belassen würden. Doch sie hätte es besser wissen müssen. Vor allem Merideth ließ sich mit solch einer vagen Antwort nicht abspeisen.
„Das wäre vielleicht ein Grund, wenn du sie gebrauchen könntest – was du aber nicht tust. Merideth kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Was ist also der wirkliche Grund? Glaubst du, dass es Jes…
„Nein! Mandy schrie fast, um Merideth davon abzuhalten, den Namen laut auszusprechen. „Ich will sie für Jaime kaufen. Er hat ein Recht auf sein väterliches Erbe.
Sam, die ruhigste und häufig die weichherzigste der drei Schwestern, kam zu Mandy und legte ihr voller Mitgefühl einen Arm um die Schultern. „Jaime braucht die Circle-Bar-Ranch nicht, meinte sie tröstend. „Er hat dich und die Double-Cross-Heart-Ranch. Er braucht nichts von den Barristers.
Obwohl sie Sams Argumente verstand und dankbar für ihre Unterstützung war, befreite Mandy sich aus dem Arm ihrer Schwester und umklammerte ihren Becher noch fester. „Ich glaube trotzdem, dass dieses väterliche Erbe wichtig für ihn ist … oder es zumindest irgendwann sein wird. Ich kann ihm zwar seinen Vater nicht geben, aber so wenigstens eine Verbindung zu seiner Vergangenheit."
Merideth hob die Arme zur Decke und ließ sie dann frustriert wieder sinken. „Es ist gut, dass Daddy nicht mehr bei uns ist, denn wenn ihm dieser Unsinn zu Ohren käme, würde er dich für den Rest deines Lebens in deinem Zimmer einsperren!"
Mandy schaute ihre Schwester gelassen an. „Aber das ist es ja. Daddy ist nicht mehr da. Er kann mich nicht mehr davon abhalten, das zu tun, was ich möchte. Sie stellte den Becher auf den Schreibtisch und setzte sich neben Merideth auf das Sofa. „Seit dem Tod von Wade Barrister gibt es Gerüchte, dass die Circle-Bar-Ranch verkauft werden soll. Wenn jemand sie verdient hat, dann Jaime.
„Ob das stimmt oder nicht, ist völlig bedeutungslos, erklärte Merideth. „Du weißt genauso gut wie ich, dass Margo Barrister die Circle-Bar-Ranch niemals an eine McCloud verkaufen würde.
Mandy lächelte listig. „Sie wird es erst erfahren, wenn es schon zu spät ist."
Verblüfft starrte Merideth Mandy an. „Und wie willst du die Ranch kaufen, ohne dass Margo es erfährt? Schließlich ist sie Wades Witwe."
„Ich habe mir das genau überlegt. Morgen werde ich mit meinem Anwalt darüber sprechen. Er soll eine Pseudofirma gründen, die nicht mit mir in Verbindung gebracht werden kann. Diese Firma wird den Besitz kaufen, und dann, wenn Jaime erwachsen ist, werde ich ihm die Ranch überschreiben. Auf diese Weise bekommt er sein väterliches Erbe. Etwas, was ihm niemand nehmen kann."
Merideth, die stolz darauf war, jede Situation zu ihrem Vorteil zu nutzen, klatschte Mandy Beifall für ihre List und rieb sich voller Schadenfreude die Hände. „Margo wird rasen vor Wut!"
Mandy lachte. „Ja, das wird sie, nicht wahr?"
Merideth lehnte sich schallend lachend zurück und meinte: „Ich hoffe, ich bin dabei, wenn sie es erfährt. Diese eingebildete Ziege. Es geschieht ihr nur recht."
Sam reagierte nicht so euphorisch auf Mandys Neuigkeiten. Sie setzte sich ebenfalls auf das Sofa und schaute sie besorgt an. „Bist du sicher, dass du weißt, was du tust? Manchmal ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Du könntest dir viel Ärger einhandeln, wenn du das durchziehst. Margo wird die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Mandy griff nach Sams Hand und drückte sie. „Aber wenn sie es erfährt, wird es zu spät sein, um etwas daran zu ändern.
Merideth setzte sich auf und legte die Hand auf die ihrer Schwestern. „Ich stehe auf jeden Fall hinter dir. Auch wenn ich die Gründe, warum du die Circle-Bar-Ranch kaufen willst, nicht ganz einsehe, denke ich, dass du das Recht hast, mit dem Geld, das Daddy dir hinterlassen hat, das zu tun, was du möchtest. Es kommt mir fast wie ausgleichende Gerechtigkeit vor, findest du nicht auch? Sie warf einen Blick auf das Porträt ihres Vaters und lächelte. „Wahrscheinlich dreht er sich gerade im Grabe um.
Mandy kam aus dem Büro ihres Anwalts. Tief durchatmend blieb sie vor der Tür stehen. Sie hatte es getan. Sie hatte die Sache ins Rollen gebracht. Alle notwendigen Papiere waren unterzeichnet, um die Pseudofirma zu gründen, und sie hatte ihrem Anwalt Generalvollmacht erteilt. Jetzt konnte sie nur noch warten.
Sie biss sich auf die Unterlippe, als ihr die ganze Tragweite ihrer Tat bewusst wurde. Hatte sie wirklich das Richtige getan? Oder handelte sie sich nur viel Ärger ein, so wie Sam es vorausgesagt hatte? Sie unterdrückte den Gedanken und machte einen Schritt in Richtung Fahrstuhl.
Nein, sagte sie sich entschlossen. Jaime verdient die Circle-Bar-Ranch. Ihm war in seinem kurzen Leben schon genug entgangen. Er hatte ein Anrecht auf sein väterliches Erbe, das ihm als uneheliches Kind sonst versagt bleiben würde.
Gedankenversunken schaute Mandy auf, als die Fahrstuhltüren sich öffneten. Sie erstarrte, als sie einen Mann heraustreten sah. Er wandte sich nach links, ohne in ihre Richtung zu schauen – sie stand gut zehn Meter vom Fahrstuhl entfernt –, doch sie erhaschte einen Blick auf sein Gesicht, auf das markante Profil, das von einem schwarzen Stetson beschattet wurde, und auf das kräftige Kinn. Außerdem erkannte sie diesen zielgerichteten Gang, der jeden abschreckte, der die Absicht hatte, diesem Mann entgegenzutreten.
Jesse Barrister!
Oh, nein! Mandy stöhnte leise auf und ballte die Hände