Valentina und der venezianische Verführer
Von Trish Morey
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Über dieses E-Book
"Zieh dich aus." Valentina gehorcht: Mit bebenden Fingern öffnet sie ihr Kleid, bis sie nackt vor Luca Barbarigo steht. Sie muss es tun - sonst droht er, die Existenz ihrer Eltern zu zerstören. Warum kann sie den feurigen Venezianer bloß nicht hassen? Warum lebt in ihr noch immer die Erinnerung an jene leidenschaftliche Nacht vor so vielen Jahren? Damals hat Luca ihr das Herz gebrochen - und obwohl sie weiß, dass er es wieder tun wird, gibt sie sich ihm hin. Vielleicht kann sie ja in seiner Umarmung den Schmerz vergessen, der so lange schon in ihrer Seele tobt …
Trish Morey
Im Alter von elf Jahren schrieb Trish ihre erste Story für einen Kinderbuch- Wettbewerb, in der sie die Geschichte eines Waisenmädchens erzählt, das auf einer Insel lebt. Dass ihr Roman nicht angenommen wurde, war ein schwerer Schlag für die junge Trish. Doch ihr Traum von einer Karriere als Schriftstellerin blieb. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter erfuhr sie, dass der englische Liebesroman-Verlag Mills & Boon auf der Suche nach neuen Autoren war. Hier war ihre Chance! Umgehend nahm sie an einem Kurs für kreatives Schreiben teil. Sie sandte einige ihrer Manuskripte ein, bekam aber etliche Ablehnungen. Da sie mit ihrer Familie in verschiedenen Ländern lebte und Zeitungsartikel schrieb, wurde es ihr jedoch nicht langweilig Ihre dritte Tochter wurde in Hemel Hempstead, England geboren. Zufällig dieselbe Stadt, in der Trishs Tante vor 70 Jahren geboren wurde, bevor ihre Familie nach Australien auswanderte. Zurück in Australien und nach der Geburt ihrer vierten Tochter, wusste Trish: Jetzt ist es an der Zeit, ernsthaft mit dem Schreiben zu beginnen. Sie nahm an Wettbewerben der Romance Writers of Australia teil und landete gleich beim ersten Anlauf auf Platz drei. Weitere Erfolge folgten, und Trish half bei der Organisation der Wettbewerbe mit. Zurzeit ist sie Vizepräsidentin der RWA in Australien. 2003 schaffte sie endlich den Durchbruch als Autorin. Ihr erster Roman wurde bei Mills & Boon herausgebracht. Nach Trishs Meinung ist die Veröffentlichung eines Buches eine bedeutende Lebenserfahrung, die man mit der Geburt eines Kindes oder dem Fallschirmsprung aus einem Flugzeug vergleichen kann. Alle drei Dinge verlangen Einsatz, Entschlossenheit und großen Mut, aber der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall.
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Valentina und der venezianische Verführer - Trish Morey
Trish Morey
Valentina und der venezianische Verführer
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Trish Morey
Originaltitel: „Bartering Her Innocence"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2128 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Alexa Christ
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733700607
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Als Tina Henderson Luca Barbarigo das letzte Mal gesehen hatte, war er nackt gewesen. Atemberaubend nackt. Luca verkörperte männliche Schönheit in Perfektion – wenn man mal von den leuchtend roten Striemen absah, die damals auf seiner Wange geprangt hatten.
Und was nun all das anging, was danach geschehen war …
Tina schluckte. Es war schon schlimm genug, sich an ihre letzte Begegnung zu erinnern. Sie wollte ganz bestimmt nicht daran denken, was später passiert war. Sie musste sich verhört haben. Ihre Mutter konnte nicht diesen Mann meinen. So übel konnte das Leben ihr einfach nicht mitspielen. Tina umklammerte den Telefonhörer noch fester und konzentrierte sich ganz auf die Worte ihrer Mutter.
„Von … wem hast du gerade gesprochen?"
„Hörst du mir überhaupt zu, Valentina? Du musst unbedingt mit Luca Barbarigo reden. Du musst ihn zur Vernunft bringen."
Unmöglich. Sie hatte sich geschworen, den Mann niemals wiederzusehen.
Mehr als das. Sie hatte es sich versprochen.
„Valentina! Du musst kommen. Ich brauche dich hier. Sofort!"
Tina kniff sich in die Nasenwurzel und versuchte, die widersprüchlichen Erinnerungen zu verdrängen – die Bilder von der unglaublichsten Nacht, die sie je erlebt hatte, wie Luca sich nackt vom Bett erhoben hatte, und an die Gefühle danach. Die Mischung aus Zorn, Qualen und Verzweiflung.
Tina verdrängte den Schmerz und steigerte sich in ihre Wut hinein. Oh ja, sie war aufgebracht und nicht nur über das, was in der Vergangenheit passiert war. Wie typisch für ihre Mutter, dass sie sich nach über einjähriger Funkstille nicht etwa meldete, um ihr verspätete Geburtstagsglückwünsche auszurichten, wie Tina naiverweise geglaubt hatte, sondern weil sie etwas von ihr wollte.
Wann brauchte Lily eigentlich nicht etwas? Sei es Aufmerksamkeit, Geld oder die Bewunderung einer scheinbar endlosen Reihe von Ehemännern und Liebhabern.
Und jetzt glaubte sie doch tatsächlich, ihre Tochter würde alles stehen und liegen lassen, um nach Venedig zu fliegen und sich mit einem Mann wie Luca Barbarigo auseinanderzusetzen?
Keine Chance.
Außerdem war es gar nicht möglich. Venedig lag am anderen Ende der Welt, und sie wurde hier auf der familieneigenen Farm in Australien gebraucht. Nein, egal, welches Problem ihre Mutter mit Luca Barbarigo auch hatte, sie musste es allein lösen.
„Tut mir leid, begann Tina und warf ihrem Vater quer durch den Raum einen beruhigenden Blick zu, um ihm zu signalisieren, dass sie alles unter Kontrolle hatte. Ein Anruf von Lily brachte sie immer beide in Habachtstellung. „Aber ich kann unmöglich …
„Du musst etwas tun!, kreischte ihre Mutter so laut in die Leitung, dass Tina den Hörer ein Stück vom Ohr weghielt. „Er hat mir gedroht, mich aus dem Haus zu werfen! Verstehst du denn nicht? Du musst kommen!
, beharrte sie und ließ darauf eine ganze Flut französischer Flüche folgen, obwohl Lily D’Areincourt Beauchamp gebürtige Engländerin war.
Tina verdrehte die Augen, während die Tirade anhielt. Sie bemühte sich gar nicht erst, ihrer Mutter zu folgen, denn sie hatte deren Spielchen reichlich satt und fühlte sich plötzlich völlig erschöpft. Den ganzen Tag hatte sie ihrem Vater geholfen, die Schafe auf das Scheren vorzubereiten, und dabei war ihre Arbeit noch lange nicht beendet. In der Küche wartete noch ein Berg Geschirr auf den Abwasch, und danach musste sie den Stapel Rechnungen abarbeiten, der erledigt sein musste, bevor sie am nächsten Tag zu ihrem Termin bei der Bank in die Stadt fuhr. Tina rieb sich die pochende Schläfe. Sie hasste die Termine mit dem Filialleiter ihrer Bank. Sie hasste das Gefühl, von vornherein im Nachteil zu sein.
Obwohl der Filialleiter im Moment noch ihr geringstes Problem war …
Am anderen Ende des Raumes legte ihr Vater die Geschäftsbücher beiseite, in denen er zu lesen vorgegeben hatte, warf ihr einen mitfühlenden Blick zu und verschwand dann in der großen Landhausküche – also war er auch keine wirkliche Hilfe. Allerdings musste man ihm zugestehen, dass er bereits vor fünfundzwanzig Jahren jeglichen Kontakt zu Lily abgebrochen hatte.
Tina hörte das Klappern der alten Wasserrohre, als ihr Vater den Hahn aufdrehte, gefolgt vom dumpfen Aufsetzen des Wasserkessels auf der Herdplatte. Ihre Mutter redete derweil immer noch auf sie ein. „Okay, Lily, schaffte Tina in einer Atempause zu sagen. „Wie kommst du auf die Idee, dass Luca Barbarigo dich aus dem Palazzo werfen will? Immerhin ist er Eduardos Neffe. Warum sollte er so etwas tun? Und bitte in Englisch, wenn es dir nichts ausmacht. Du weißt, dass mein Französisch eingerostet ist.
„Ich habe dir doch geraten, mehr Zeit in Europa zu verbringen, schimpfte ihre Mutter, die das Thema genauso schnell wechseln konnte wie die Sprache, „anstatt dich im australischen Outback zu vergraben.
„Man kann Junee wohl kaum als Outback bezeichnen", wandte Tina zur Verteidigung der mittelgroßen Stadt in New South Wales ein, die weniger als zwei Autostunden von Canberra entfernt war. Außerdem hatte sie sich hier nicht vergraben, sondern einen taktischen Rückzug aus einer Welt angetreten, mit der sie nichts mehr zu tun haben wollte. „Und du hast mir immer noch nicht erklärt, was los ist. Warum droht Luca Barbarigo dir damit, dich aus dem Palazzo zu werfen? Welches Druckmittel hat er gegen dich in der Hand? Eduardo hat dir den Palazzo doch vermacht, oder etwa nicht?"
Ihre Mutter wurde ungewöhnlich still. Tina hörte das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims und dann das Knarren der Hintertür, als ihr Vater nach draußen ging – vermutlich, um nicht mitbekommen zu müssen, in welche Schwierigkeiten sich Lily jetzt wieder gebracht hatte. „Nun, sagte diese schließlich, wobei sie plötzlich ziemlich kleinlaut klang, „es könnte sein, dass ich mir Geld von ihm geliehen habe.
„Du hast was getan?" Tina kniff die Augen zusammen. Luca Barbarigo hatte den Ruf, ein Bankier zu sein, von dem man sich nur im äußersten Notfall Geld lieh, weil seine Zinsen entsprechend hoch waren. Auf diese Weise hatte er ein Vermögen gemacht und die leere Schatzkammer seiner Familie wieder gefüllt. Sie schluckte. Dass ihre Mutter sich bei all ihren Kontakten ausgerechnet von ihm Geld geborgt hatte! „Aber warum?"
„Ich hatte keine andere Wahl!, erwiderte Lily. „Von irgendwoher musste ich das Geld schließlich bekommen, und da er zur Familie gehört, dachte ich, er würde sich um mich kümmern. Das hat er ja auch versprochen.
Und ob er sich um sie gekümmert hatte. Dabei hatte er die Situation gleich zu seinem Vorteil ausgenutzt. „Wofür hast du das Geld gebraucht?"
„Zum Leben natürlich. Du weißt doch, dass Eduardo mir nur noch einen Bruchteil von dem Vermögen, das er mal besessen hat, hinterlassen hat."
Und das hast du ihm nie verziehen. „Du hast dir also Geld von Luca Barbarigo geliehen, und jetzt will er es zurückhaben."
„Er hat gesagt, wenn ich es ihm nicht zurückzahlen kann, dann nimmt er den Palazzo."
„Von welcher Summe reden wir hier?, erkundigte sich Tina, die immer stärkere Kopfschmerzen bekam. Der jahrhundertealte Palazzo lag zwar nicht direkt am Canal Grande, aber er musste trotzdem Millionen wert sein. Welches Druckmittel besaß Luca? „Wie viel schuldest du ihm?
„Du meine Güte, wofür hältst du mich? Warum fragst du überhaupt?"
Tina rieb sich die Stirn. „Okay. Wieso kann er dich dann rauswerfen?"
„Deshalb brauche ich dich ja hier! Du musst ihm deutlich machen, wie unvernünftig er sich verhält."
„Dazu brauchst du mich nicht. Du kennst vor Ort bestimmt mehr als genug Leute, die dir helfen können."
„Er ist doch dein Freund!"
Ein eisiger Schauer lief Tina über den Rücken. Ganz sicher nicht. In der Küche begann der Wasserkessel zu pfeifen – ein hoher, schriller Ton, der perfekt zu ihren angespannten Nerven und den schmerzlichen Erinnerungen passte. Sie war Luca dreimal in ihrem Leben begegnet. Das erste Mal bei der Hochzeit ihrer Mutter in Venedig, als er sie gefragt hatte, ob sie die Nacht mit ihm verbringen würde. Sie hatte ihm geantwortet, dass sie kein Interesse hätte. Lily mochte zwar ihre Mutter sein, aber sie schlug ihr ganz bestimmt nicht in der Hinsicht nach, dass sie mit jedem Mann ins Bett ging, der Reichtum und gesellschaftlichen Aufstieg versprach.
Das zweite Mal hatte sie Luca auf Eduardos siebzigstem Geburtstag gesehen – einer prunkvollen Feier, auf der sie wenig mehr als Höflichkeiten ausgetauscht hatten. Sicher, sie hatte ständig seine Blicke gespürt und dabei ein gefährliches Prickeln empfunden, doch Luca hatte Abstand gewahrt.
Das dritte Mal war es auf einer Party in Klosters gewesen, mit der sie den Geburtstag einer Freundin gefeiert hatten. Sie hatte zu viel getrunken und war nicht mehr so auf der Hut gewesen. Plötzlich war Luca aufgetaucht und hatte sie mit seinem Charme bezaubert. Er hatte sie zur Seite genommen und geküsst, und sofort war sie schwach geworden.
Eine Nacht hatten sie zusammen verbracht – eine Nacht, die in einem solchen Desaster geendet hatte, dass Tina die Erinnerungen daran nie ganz verdrängen konnte. Eine Nacht, von der sie ihrer Mutter nie erzählt hatte. „Wer behauptet, wir wären Freunde?"
„Er natürlich. Er hat sich nach dir erkundigt."
Dieser Mistkerl! Als wenn es ihn kümmern würde. Das hatte es nie getan. „Er hat gelogen, erklärte Tina, das schrille Pfeifen des Wasserkessels im Hintergrund. „Wir waren nie Freunde.
Und sie würden es auch niemals sein.
„Nun, sagte ihre Mutter, „das ist in Anbetracht der Umstände vielleicht sogar besser. Dann riskierst du nichts, wenn du zu meinen Gunsten eingreifst.
Tina fasste sich an die Stirn. Sie war davon überzeugt, dass das schrille Pfeifen direkt aus ihrem Kopf kommen musste. „Hör zu, Lily, ich weiß nicht, was ich für dich tun kann. Meine Anwesenheit wird deiner Sache auf keinen Fall helfen. Außerdem kann ich mich sowieso nicht freimachen. Wir fangen morgen mit dem Scheren an, und Dad braucht mich hier. Vielleicht solltest du einfach einen Anwalt zurate ziehen."
„Und wie, in aller Welt, soll ich den deiner Meinung nach bezahlen?"
Tina hörte, wie die Hintertür zuschlug und ihr Vater leise fluchte, ehe das Pfeifen abrupt abbrach. Sie schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht. Und im Moment war es ihr auch völlig egal. „Vielleicht … vielleicht kannst du ein paar deiner Kronleuchter verkaufen.
Bei ihrem letzten Besuch hatte sie den Eindruck gewonnen, dass ihre Mutter genug von den Dingern besaß, um ein Dutzend Palazzi auszustaffieren. Wenn sie Luca ein wenig Geld schuldete, konnte sie ja wohl auf ein paar dieser Kronleuchter verzichten.
„Ich soll mein Murano-Glas verkaufen? Du musst verrückt sein! Es ist unersetzbar. Jedes Teil ist ein Einzelstück."
„Also schön, Lily, erwiderte Tina, „es war ja nur ein Vorschlag. Unter diesen Umständen weiß ich allerdings nicht, was ich dir sonst raten soll. Es tut mir leid, dass du Geldsorgen hast, aber ich kann dir dabei nicht helfen. Und ich werde hier wirklich gebraucht. Morgen kommen die Scherer. Wir werden alle Hände voll zu tun haben.
„Du musst kommen, Valentina! Du musst!"
Tina legte den Hörer auf und schloss einen Moment die Augen, während ihre Kopfschmerzen stärker wurden. Warum jetzt? Warum er? Es war gut möglich, dass ihre Mutter übertrieb, denn sie neigte dazu, alle Probleme aufzubauschen. Aber was,