Verführung unter goldener Sonne
Von Michelle Reid
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Über dieses E-Book
Wie verzaubert fühlt sich Francesca von dem Fremden, als sich ihre Blicke zufällig treffen. Aber hat sich der charmante Milliardär Carlo Carlucci wirklich gleich in sie verliebt? Francesca spürt, es gibt einen anderen Grund für den Heiratsantrag, den er ihr spontan macht …
Michelle Reid
Michelle Reid ist eine populäre britische Autorin, seit 1988 hat sie etwa 40 Liebesromane veröffentlicht. Mit ihren vier Geschwistern wuchs Michelle Reid in Manchester in England auf. Als Kind freute sie sich, wenn ihre Mutter Bücher mit nach Hause brachte, die sie in der Leihbücherei für Michelle und ihre Geschwister ausgeliehen hatte. Das Aufregendste und Schönste war seit jeher für Michelle das Lesen. Nach dem College arbeitete sie mehrere Jahre als Sekretärin, sie wanderte von Job zu Job, dabei traf sie ihren Mann und heiratete. Zu den Lieblingsbeschäftigungen der Autorin zählte weiterhin das Lesen, besonders gern las sie Liebesromane. Nachdem ihre beiden Töchter geboren wurden, entschloss sich Michelle Reid selbst einen Liebesroman zu schreiben und fand ihren Traumberuf. Ihr erster Roman wurde vom Verlag Mills & Boon veröffentlicht, zu diesem Zeitpunkt hätte Michelle Reid nie vermutet, dass sie eine Karriere als Autorin machen würde. Bei jeder Gelegenheit geht sie in ihr kleines Büro und schreibt. Ihre Freizeit verbringt die Autorin am liebsten mit ihrem Mann in einem Cottage, welches mitten in der englischen Seenlandschaft liegt. Hier ist es paradiesisch ruhig und sie kann sich bei den langen Spaziergängen mit ihrem Mann erholen. Außerdem reist sie gern an das Mittelmeer, um die verschiedenen Länder kennenzulernen. Geboren wurde Michelle Reid in Manchester, heute lebt sie mit ihrem Mann in England. Sie hat zwei Töchter sowie drei Enkelkinder.
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Buchvorschau
Verführung unter goldener Sonne - Michelle Reid
IMPRESSUM
Verführung unter goldener Sonne erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2004 by Michelle Reid
Originaltitel: „The Passion Bargain"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1648 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Dorothea Ghasemi
Umschlagsmotive: Getty Images_Margaryta Basarab
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733759568
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Francesca stoppte die Vespa an einer Ampel und stellte den Fuß auf den Boden, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ihre langen Beine waren gebräunt, und sie trug Riemchensandaletten. Es war ein herrlicher Tag und noch sehr früh. Fast hatte sie das Gefühl, als hätte sie den Corso für sich. Das kommt in dieser verrückten Stadt selten vor, dachte sie und warf den Kopf zurück, sodass ihr das lange goldbraune Haar in weichen Wellen über den Rücken fiel. Dann schloss sie die braunen Augen und hielt das Gesicht in die Sonne, um die warmen Strahlen zu genießen, die die Stadt in das für Italien so typische goldfarbene Licht tauchten.
Francesca lächelte strahlend. Das Leben war einfach perfekt. Sie lebte in einer der schönsten Städte der Welt, und in wenigen Tagen würde sie sich offiziell mit dem wunderbarsten Mann überhaupt verloben. In einem Monat würden Angelo und sie sich dann in einer hübschen kleinen Kirche am Albaner See das Jawort geben. Die Flitterwochen wollten sie in Venedig verbringen.
Und sie war überglücklich. Francesca seufzte zufrieden, während sie darauf wartete, dass die Ampel auf Grün schaltete. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie den schnittigen roten Sportwagen, der nun neben ihr hielt, gar nicht bemerkte. Erst als der Fahrer das Verdeck herunterließ und Musik von Puccini erklang, nahm sie ihn wahr.
Als sie den Kopf wandte und sah, warum der Fahrer das Verdeck heruntergelassen hatte, wünschte sie sofort, sie hätte es nicht getan. Sie bekam eine Gänsehaut, und der Ausdruck in ihren Augen wurde ernst, was allerdings nichts damit zu tun hatte, dass der Mann sie von Kopf bis Fuß musterte. Schließlich bewunderte der Durchschnittsitaliener die Frauen, wann immer sich ihm die Gelegenheit bot. Nein, sie reagierte deshalb so, weil sie diesen Mann kannte, oder besser gesagt, ihm einige Male begegnet war.
„Buon giorno, Signorina Bernard", grüßte er höflich.
„Signor." Francesca deutete ein Nicken an.
Falls er ihr abweisendes Verhalten bemerkte, ignorierte er es. Er streckte die Hand aus und stellte die Musik leiser. Als er den Kopf neigte, glänzte sein schwarzes Haar in der Sonne. Signor Carlo Carlucci war ein Mann, den die meisten Leute als sehr attraktiv bezeichnet hätten. Noch nie hatte sie einen Mann mit so perfekten Zügen gesehen – hohen Wangenknochen, einer klassisch römischen Nase, wohlgeformten Lippen und einem markanten Kinn. Unruhig verlagerte sie ihre Position auf dem Sitz.
Carlo Carlucci hatte fast gerade schwarze Brauen und von dichten, langen Wimpern gesäumte dunkelbraune Augen. Er war tief gebräunt, und als er sich zu ihr umdrehte, um ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, beobachtete sie das Spiel seiner Muskeln unter dem blütenweißen Hemd. Er hatte Stil und Klasse und wirkte gleichermaßen gewandt und beherrscht. Es hätte eigentlich nicht sein dürfen, aber er machte sie nervös und brachte sie gegen sich auf.
Selbst sein höfliches Lächeln beunruhigte sie, als er sagte: „Sie haben eben so einen glücklichen Eindruck gemacht. Das liegt sicher am Wetter."
Jetzt bin ich jedenfalls nicht mehr glücklich, dachte Francesca ärgerlich. Und wünschte, sie würde verstehen, warum sie immer argwöhnte, dass er sich über sie lustig machte, wenn er mit ihr sprach. Bereits bei ihrer ersten Begegnung auf einer Party bei Angelos Eltern hatte sie das Gefühl gehabt. Selbst die Art, wie er sie ansah, vermittelte ihr den Eindruck, dass er Dinge über sie wusste, die sie selbst nicht einmal ahnte.
Und genau das tat er auch jetzt. Ja, er machte sich eindeutig über sie lustig!
„Endlich ist es Sommer", bestätigte sie, um bei dem unverfänglichen Thema zu bleiben.
„Und deswegen sind Sie so früh unterwegs." Carlo Carlucci nickte ernst.
„Ich bin so früh unterwegs, weil ich heute meinen freien Tag habe und noch einiges erledigen muss, bevor ich shoppen gehen kann."
„Ah. Wieder nickte er. „Jetzt ist mir klar, warum Sie so glücklich gewirkt haben. Shoppen macht bestimmt mehr Spaß, als müde Touristen durch die Sixtinische Kapelle oder zur Spanischen Treppe zu führen.
Er hatte das Spötteln zur Kunstform erhoben, wie Francesca sich eingestehen musste. Sie arbeitete bereits seit einigen Monaten als Fremdenführerin für britische Touristen und hatte schnell die Erfahrung gemacht, dass die Römer ein wenig auf die Urlauber herabblickten, obwohl der Fremdenverkehr eine wichtige Einnahmequelle für die Stadt war. Dies ging manchmal so weit, dass sie ihnen gegenüber richtig unhöflich waren, vor allem in der Hochsaison, wenn sie nirgends hingehen konnten, ohne auf Reisegruppen zu stoßen.
„Sie sollten stolz auf Ihr Erbe sein", tadelte sie ihn steif.
„Oh, das bin ich auch, sehr sogar. Ich teile nur nicht gern, erklärte er. „Das liegt nicht in meiner Natur.
„Das klingt sehr egoistisch."
„Nicht egoistisch, sondern besitzergreifend."
„Was im Grunde dasselbe ist", beharrte Francesca.
„Finden Sie?" Carlo Carlucci dachte flüchtig darüber nach. Dabei legte er den Arm zuerst auf die Lehne des Ledersitzes und fasste sich dann an die frisch rasierte Wange. Er war umwerfend. Plötzlich wurde ihr Mund ganz trocken, ihr Magen krampfte sich zusammen, und ihr war überdeutlich bewusst, wie sehr der Motorroller vibrierte.
„Nein, da bin ich anderer Meinung, cara, fuhr Carlo Carlucci fort, und sofort ließ Francesca den Blick zu seinen Lippen schweifen. „Fänden Sie es immer noch egoistisch, wenn ich von meiner festen Freundin erwarten würde, dass sie mir treu ist?
Ob er eine feste Freundin hatte? Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wurde ihr plötzlich heiß. Ärgerlich fragte sich Francesca, was mit ihr los war. Sie kannte ihn schließlich kaum und mochte ihn nicht einmal. Außerdem waren Männer wie er unerreichbar für sie, und so sollte es auch bleiben.
„Wir haben von Rom gesprochen", erinnerte sie ihn und sah zur Ampel. Wann wurde es endlich Grün?
„Ach ja? Ich dachte, wir hätten darüber geredet, dass ich nicht gern teile, erwiderte er lässig. Wieder zog er sie auf, aber warum? „Sind Sie bereit, Ihre Liebhaber mit anderen Frauen zu teilen, Francesca?
, fragte er anschließend. „Wenn ich zum Beispiel Ihr Liebhaber wäre, würden Sie dann von mir erwarten, dass ich Ihnen treu bin?"
Das war wirklich albern! „Da dieser Fall sicher nie eintreten wird, Signor, sehe ich keinen Sinn darin, darüber zu sprechen", verkündete Francesca so abweisend wie möglich, ganz die kühle Engländerin.
„Schade! Er seufzte. „Und ich dachte schon, wir könnten unser Gespräch in einer netteren Umgebung fortführen.
In einer netteren Umgebung?
Das war ein eindeutiger Annäherungsversuch. Schockiert sah sie Carlo Carlucci an. Es war ein Fehler, wie ihr sofort klar wurde. Ihr stockte der Atem, und ein Schauer überlief sie, denn Carlo Carlucci ließ gerade den Blick über ihr Bein schweifen. Plötzlich schien die Luft zu knistern, und Francesca verspürte ein erregendes Prickeln, als würde er sie berühren. Beinah hätte sie laut aufgestöhnt. Sie musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um den weißen Rock, der über ihrem Schenkel spannte, nicht hinunterzuziehen.
Lassen Sie das!, hätte sie Carlo Carlucci am liebsten angeschrien, brachte jedoch kein Wort über die Lippen. Sie beobachtete, wie er den Blick zu ihrem knappen blauen Top schweifen ließ, und spürte zu ihrem Entsetzen, wie ihre Knospen sich aufrichteten und sich darunter abzeichneten. Wie erstarrt saß sie da und betrachtete ihn unverwandt, bis ihre Blicke sich begegneten.
Er begehrte sie. Die Erkenntnis schockierte Francesca, und ihr wurde wieder heiß. Der Ausdruck in seinen Augen bewies, dass er genau wusste, was in ihr vorging, und, was noch schlimmer war, dass Carlo Carlucci genauso empfand. Sie spürte förmlich sein Verlangen, sah es in seinen Augen, die nun schwarz wirkten. Zu ihrem Entsetzen merkte sie, wie Hitzewellen ihren Schoß durchfluteten. Sie war vierundzwanzig, und noch nie zuvor war ihr so etwas passiert. Noch einige schreckliche Sekunden lang konnte sie nicht atmen, sich nicht rühren, keinen klaren Gedanken fassen …
„Trinken Sie einen Kaffee mit mir, drang plötzlich Carlo Carluccis Stimme an ihr Ohr. „Treffen Sie sich im Café Milano mit mir …
Trinken Sie Kaffee mit mir, wiederholte Francesca langsam im Stillen. Es dauerte eine Weile, bis ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. Sie atmete tief ein. Irgendjemand hupte. Abrupt kehrte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Mühsam wandte sie den Blick von Carlo Carlucci ab und sah zur Ampel, die inzwischen auf Grün umgeschaltet hatte. In Panik gab sie Gas und ergriff die Flucht.
Eine Vespa mit einem Lamborghini zu überholen wäre ein Kinderspiel gewesen, doch Carlo ignorierte das Hupen hinter ihm und blieb, wo er war. Aus zusammengekniffenen Augen blickte er dem Motorroller und dessen Fahrerin nach, deren seidiges braunes Haar im Wind flatterte. Er hatte sie zu Tode erschreckt. Hatte er das beabsichtigt? Er war sich hinsichtlich seiner Beweggründe nicht ganz sicher, wusste nur, dass sich ihm eine Gelegenheit geboten und er sie ergriffen hatte, ohne Rücksicht auf Verluste.
Der leise Klang der klassischen Musik, die gerade zu einem Crescendo anwuchs, drang in sein Bewusstsein. Nachdem Carlo die Anlage lauter gedreht hatte, gab er Gas. Er merkte, wie ihm feine Schweißperlen über den Oberkörper liefen, und verzog das Gesicht. Francesca Bernard war die aufregendste, sinnlichste Frau, der er je begegnet war, und er würde nicht zulassen, dass sie diese geballte Erotik an einen ungehobelten, geldgierigen Kerl wie Angelo Batiste verschwendete.
Während er in hohem Tempo den Corso entlangfuhr, beobachtete er, wie Francesca an einer Kreuzung abbog. Als er die Kreuzung erreichte, war sie nicht mehr zu sehen.
Francesca war zu einer kleinen Piazza gefahren und abgestiegen. Sie war so aufgewühlt, dass sie ganz weiche Knie hatte und am ganzen Körper zitterte. Daher ging sie zum nächsten Café, wo sie sich frisch gepressten Orangensaft bestellte. Sie stand noch immer unter Schock. Die Begegnung mit Carlo Carlucci hatte sie so mitgenommen, dass sie noch immer jenes heiße Prickeln verspürte. Hätte er sie tatsächlich berührt, hätte sie vermutlich einen Höhepunkt erreicht. Sie konnte es sich beim besten Willen nicht erklären, denn sie war ihm höchstens dreimal begegnet und kannte ihn nur flüchtig. Außerdem mochte sie ihn nicht einmal.
Ihr Orangensaft kam. Nachdem sie sich bei dem Kellner bedankt hatte, nahm sie das Glas und trank einen großen Schluck. Dann stellte sie das Glas wieder auf den Tisch und betrachtete es nachdenklich. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie ihn mit seinem Verhalten einfach hatte davonkommen lassen. Normalerweise wusste sie genau, wie sie mit aufdringlichen Italienern fertig wurde, die nur aus Zeitvertreib mit ihr flirteten.
Der fünfunddreißigjährige Carlo Carlucci war allerdings kein gewöhnlicher Italiener. Er war der Inhaber des Elektronikkonzerns Carlucci und hatte ihr weitaus mehr als zehn Jahre an Lebenserfahrung voraus. Sie beide trennten Welten. Die Frauen vergötterten ihn. In der Öffentlichkeit sah man ihn fast immer mit irgendeiner Schönheit im Arm.
Er war etwas ganz Besonderes. Selbst hier, im schicken Rom, war er das Vorbild aller Männer. Unter normalen Umständen hätte eine gewöhnliche Fremdenführerin wie sie ihn nie kennengelernt. Doch Angelo war der Sohn eines seiner Geschäftsfreunde, und daher waren sie in den letzten Wochen zu denselben Partys eingeladen gewesen. Es bedeutete allerdings nicht, dass sie auch in denselben Kreisen verkehrten, wie Francesca sich ins Gedächtnis rief. Selbst Angelo nickte er stets nur kühl zu. Die Firma seines