Kannst du denn nicht flirten?: Der kleine Fürst 364 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wieso sagst du ihnen denn nicht, dass du nicht fahren willst?«, fragte Franziska von Alvern ihre Schwester Lucie verwundert, sobald ihre Mutter das Zimmer verlassen hatte. Franziska war siebzehn Jahre alt, und zu ihrem größten Kummer sah sie der bewunderten älteren Schwester überhaupt nicht ähnlich. Lucie hatte üppige dunkelrote Locken, schöne grüne Augen in einem klassisch geschnittenen Gesicht und einen biegsamen, weiblich gerundeten Körper. Sie war, nicht nur in Franziskas Augen, eine außergewöhnlich schöne Frau. Da fiel es schwer, sich damit abzufinden, dass man selbst dünn und blond war und sich die ersehnten Kurven nur zögerlich einstellen wollten. »Ich meine, wenn du doch schon weißt, dass es ein völlig sinnloser Besuch ist?!«, fuhr Franziska fort. »Ein Besuch auf Sternberg ist nie sinnlos, Franzi«, wies Lucie die Jüngere zurecht. »Du wirst dich doch hoffentlich noch daran erinnern können, wie viel Spaß wir dort immer hatten?« »Klar erinnere ich mich – aber wenn du sicher bist, dass Mama und Papa dich mit diesem Alexis verkuppeln wollen und wenn der so ein Langweiler ist …« Franziska zuckte mit den Schultern. »Du könntest ihnen einfach sagen, dass er kein Mann für dich ist, dann würden sie sich keine Hoffnungen mehr machen. Und wir könnten mal wieder zusammen nach Sternberg fahren und dort unseren Spaß haben, ohne dass du dich mit einem Mann beschäftigen musst, der dich von vornherein überhaupt nicht interessiert.« Lucie stand vor einem großen Spiegel und probierte verschiedene Frisuren aus. »Ich fahre!«, wiederholte sie in entschiedenem Tonfall. »Niemand soll mir nachsagen können, dass ich störrisch bin und meinen Eltern nicht einmal einen kleinen Gefallen tue, wenn sie mich darum bitten.« Sie drehte sich mit breitem Lächeln zu Franziska um.
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Kannst du denn nicht flirten? - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 364 –
Kannst du denn nicht flirten?
Viola Maybach
»Wieso sagst du ihnen denn nicht, dass du nicht fahren willst?«, fragte Franziska von Alvern ihre Schwester Lucie verwundert, sobald ihre Mutter das Zimmer verlassen hatte. Franziska war siebzehn Jahre alt, und zu ihrem größten Kummer sah sie der bewunderten älteren Schwester überhaupt nicht ähnlich. Lucie hatte üppige dunkelrote Locken, schöne grüne Augen in einem klassisch geschnittenen Gesicht und einen biegsamen, weiblich gerundeten Körper. Sie war, nicht nur in Franziskas Augen, eine außergewöhnlich schöne Frau. Da fiel es schwer, sich damit abzufinden, dass man selbst dünn und blond war und sich die ersehnten Kurven nur zögerlich einstellen wollten.
»Ich meine, wenn du doch schon weißt, dass es ein völlig sinnloser Besuch ist?!«, fuhr Franziska fort.
»Ein Besuch auf Sternberg ist nie sinnlos, Franzi«, wies Lucie die Jüngere zurecht. »Du wirst dich doch hoffentlich noch daran erinnern können, wie viel Spaß wir dort immer hatten?«
»Klar erinnere ich mich – aber wenn du sicher bist, dass Mama und Papa dich mit diesem Alexis verkuppeln wollen und wenn der so ein Langweiler ist …« Franziska zuckte mit den Schultern. »Du könntest ihnen einfach sagen, dass er kein Mann für dich ist, dann würden sie sich keine Hoffnungen mehr machen. Und wir könnten mal wieder zusammen nach Sternberg fahren und dort unseren Spaß haben, ohne dass du dich mit einem Mann beschäftigen musst, der dich von vornherein überhaupt nicht interessiert.«
Lucie stand vor einem großen Spiegel und probierte verschiedene Frisuren aus. »Ich fahre!«, wiederholte sie in entschiedenem Tonfall. »Niemand soll mir nachsagen können, dass ich störrisch bin und meinen Eltern nicht einmal einen kleinen Gefallen tue, wenn sie mich darum bitten.« Sie drehte sich mit breitem Lächeln zu Franziska um. »Und es ist so niedlich, dass sie denken, ich hätte sie nicht durchschaut. Ich kann ihnen den Spaß einfach nicht verderben, Franzi!«
»Wann hast du Alexis von Marckstein denn das letzte Mal gesehen? Ich kann mich nämlich überhaupt nicht an ihn erinnern.«
Lucie sah ihre Schwester liebevoll an. »Du bist ja auch noch ein Baby«, stellte sie fest. »Außerdem waren wir mit den Marcksteins nie eng befreundet. Papa und Alexis’ Vater treffen sich ab und zu geschäftlich, Mama telefoniert schon mal mit seiner Mutter, aber engere Verbindungen gibt es nicht.«
»Trotzdem müssen sie ja irgendwie auf die Idee gekommen sein, dass ihr ein schönes Paar wärt«, stellte Franziska fest.
»Ja, aber ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist«, erklärte Lucie. »Und wenn ich nicht zufällig dieses Gespräch belauscht hätte, wüsste ich nicht einmal etwas von ihren Hintergedanken bei meiner Reise nach Sternberg. Aber, wie gesagt, ich spiele mit. Vielleicht wird es sogar lustig.«
»Lustig? Ich denke, er ist so ein Langweiler.«
»Ich meine doch nicht, lustig mit ihm, du Schäfchen. Aber wir sind ja nicht allein – ich werde mir mit Sofia, Fritz und den Kindern einfach eine schöne Zeit machen und Alexis dabei in Kauf nehmen.« Lucie seufzte. »Er soll ziemlich unsportlich sein, sogar schwächlich. Und absolut humorlos. Bei Gesellschaften redet er manchmal kein Wort, stell dir das mal vor! Aber die Sternberger scheinen ihn zu mögen, das wundert mich ein bisschen.«
»Vielleicht haben sie einfach Mitleid mit ihm«, vermutete Franziska.
»Ja, das ist möglich, auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.«
»Aber warum«, grübelte Franziska nun, »wollen Mama und Papa dich mit so einem Mann zusammenbringen? Die müssen doch wissen, dass er überhaupt nicht zu dir passt. Und sie wollen garantiert, dass du glücklich wirst, Lucie. Irgendwie passt das alles nicht zusammen!«
»Mir scheint, er hat einmal einen guten Eindruck auf sie gemacht. Du kennst sie doch, Franzi! Vor allem Mama ist immer ziemlich schnell begeistert von Menschen.«
»Schade, dass ich zur Schule muss«, seufzte Franziska. »Ich hätte es gern erlebt, wenn ihr aufeinandertrefft.«
»Da wird nicht viel passieren«, vermutete Lucie. »Wenn er so ein großer Schweiger ist, werden wir keine zehn Sätze miteinander wechseln während meines Besuchs – und dann wird auch ihm klar sein, dass wir nicht füreinander geschaffen sind.«
»Denkt er das etwa?«
»Ich glaube, er ahnt nichts davon, dass unsere Eltern uns nicht ohne Hintergedanken auf Sternberg zusammenzutreffen lassen wollen. Es sei denn, er hätte wie ich ein Gespräch belauscht, und das halte ich für unwahrscheinlich.«
»Und wenn er nun ganz anders ist, als du denkst?«
Lucie lachte unbekümmert. »Das halte ich für noch viel unwahrscheinlicher!«, rief sie. »Woher hätte er denn sonst seinen Ruf? Der kommt doch nicht von ungefähr, Franzi.«
»Stimmt auch wieder. Weißt du, Anna, Konny und Chris hätte ich schon gerne mal wieder gesehen. Es war wirklich immer toll auf Sternberg.«
»Dann kommst du eben das nächste Mal mit – wir können uns ja einen Termin aussuchen, wo du Ferien hast.«
Franziska nickte. »Erzählst du mir auch wirklich alles?«
Lucie umarmte sie. »Ja, klar, aber ich finde, es wird höchste Zeit, dass du selbst etwas Aufregendes erlebst und nicht immer nur darauf wartest, dass ich dir etwas erzähle. Du bist so hübsch, Franzi – verlieb dich endlich mal!«
Franziska errötete heftig, aber sie erwiderte nichts. Was sollte sie auch sagen? Sie hätte ja nichts dagegen gehabt, sich zu verlieben, doch dazu gehörten bekanntlich zwei – und der Junge war noch nicht geboren, der sich in eine blonde Bohnenstange verliebte. Jedenfalls glaubte sie das, und ihre bisherigen Erfahrungen gaben ihr leider Recht.
»Guck dir mal alte Fotos von mir an, bitte. Ich war noch dünner als du, hatte Beine wie Stecken und viel zu lange Arme. Dazu war ich noch rothaarig. Ich dachte, niemand würde sich jemals in mich verlieben, aber ich hatte mich geirrt. Es war ausgerechnet Markus Lüderwald, der begehrteste Junge unserer Schule, der sich für mich interessierte. Und ob du es glaubst oder nicht, bald darauf hörten meine Arme auf zu wachsen, mein Körper war nicht mehr so dünn, und auf einmal galt ich mit meinen roten Haaren und den grünen Augen nicht mehr als ›Hexe‹ oder ›Besenstiel‹, sondern als attraktiv.«
»Ich habe ja nicht einmal rote Haare und grüne Augen«, murmelte Franziska.
»Aber du bist hellblond, von Natur aus, und deine Augen sind groß und schön geschnitten. Jetzt sieh dich doch einmal richtig an!«, rief Lucie.
»Danke, dass du mir Mut machen willst, Lucie.«
»Ich will dir Mut machen, aber ich lüge dich deshalb nicht an, Franzi. Was dir fehlt, ist Selbstvertrauen, aber das sage ich dir ja, glaube ich, mindestens jeden zweiten Tag.«
»Man kann sich Selbstvertrauen nicht anerziehen, sonst hätte ich das schon längst getan«, beteuerte Franziska.
»Wir reden beim nächsten Mal ausführlicher darüber, jetzt muss ich nach Hause«, stellte Lucie nach einem Blick auf die Uhr fest.
»Wann fährst du nach Sternberg?«
»Morgen, ich bleibe bis zum Wochenende.« Die beiden Schwestern verließen Franziskas Zimmer.
»Und verplappere dich bloß nicht«, raunte Lucie ihrer Schwester zu, nachdem sie sich von den Eltern verabschiedet hatte. »Mama und Papa sollen nicht mitkriegen, dass ich ihren Plan kenne.«
»Meine Lippen sind versiegelt!«, versprach Franziska.
Sie blickte