Bezauberndes Schloßgespenst: Der kleine Fürst 315 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Es wird garantiert das größte Fest, auf dem wir beide je gewesen sind«, sagte Marie von Stambach zu ihrer jüngeren Schwester Caroline. »Ich bin richtig aufgeregt.« Die blonde Caroline lachte. Sie und Marie sahen einander nicht im mindesten ähnlich, im Gegenteil. Wer die beiden nebeneinander sah, wäre nie auf die Idee gekommen, daß sie Schwestern sein könnten. An Caroline war alles hell: die Haare, die Haut, die Augen. Marie dagegen verkörperte den dunklen südländischen Typ – Temperamentsausbrüche inklusive. Schön waren sie beide, an Verehrern mangelte es nicht, doch bisher war keine von ihnen in Versuchung geraten, für einen Mann ihre Freiheit aufzugeben. »Du und aufgeregt?« Caroline schüttelte den Kopf. »So kenne ich dich ja gar nicht, Mariechen. Du bist doch sonst immer so furchtlos und stürzt dich begeistert in jedes Abenteuer.« »Begeistert bin ich auch diesesmal, aber eine Zweihundertjahrfeier ist schon etwas Besonderes, oder? Außerdem war ich sehr lange nicht mehr auf Schloß Sternberg.« »Ich auch nicht«, stellte Caroline fest. Marie betrachtete seufzend die Kleiderberge auf ihrem Bett. »Ich kann mich nicht entscheiden«, klagte sie.
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Bezauberndes Schloßgespenst - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 315 –
Bezauberndes Schloßgespenst
Wer hat Fürstin Clementines Porträt gestohlen?
Viola Maybach
»Es wird garantiert das größte Fest, auf dem wir beide je gewesen sind«, sagte Marie von Stambach zu ihrer jüngeren Schwester Caroline.
»Ich bin richtig aufgeregt.«
Die blonde Caroline lachte. Sie und Marie sahen einander nicht im mindesten ähnlich, im Gegenteil. Wer die beiden nebeneinander sah, wäre nie auf die Idee gekommen, daß sie Schwestern sein könnten. An Caroline war alles hell: die Haare, die Haut, die Augen. Marie dagegen verkörperte den dunklen südländischen Typ – Temperamentsausbrüche inklusive. Schön waren sie beide, an Verehrern mangelte es nicht, doch bisher war keine von ihnen in Versuchung geraten, für einen Mann ihre Freiheit aufzugeben.
»Du und aufgeregt?« Caroline schüttelte den Kopf. »So kenne ich dich ja gar nicht, Mariechen. Du bist doch sonst immer so furchtlos und stürzt dich begeistert in jedes Abenteuer.«
»Begeistert bin ich auch diesesmal, aber eine Zweihundertjahrfeier ist schon etwas Besonderes, oder? Außerdem war ich sehr lange nicht mehr auf Schloß Sternberg.«
»Ich auch nicht«, stellte Caroline fest.
Marie betrachtete seufzend die Kleiderberge auf ihrem Bett. »Ich kann mich nicht entscheiden«, klagte sie.
»Ein festliches Abendessen, ein Empfang, das große Konzert…«
»Mach kein Drama draus«, entgegnete Caroline sachlich. Sie pickte mit sicherem Griff mehrere Kleider aus den Bergen und sagte: »Die dürften reichen, da hast du sogar noch Auswahl. Dazu noch ein paar sportliche Sachen, falls wir Zeit haben sollten, auszureiten oder einen längeren Spaziergang zu machen. Und damit bist du fertig.«
»Aber das rote Kleid steht mir auch gut«, wandte Marie ein.
»Man muß sich entscheiden, wenn man nur einige Tage bleibt – und du findest es doch selbst lächerlich, wenn Leute mit riesigem Gepäck bei ihren Gastgebern anreisen, wo jeder genau weiß, daß sie die meisten Sachen überhaupt nicht brauchen.«
»Wie kann man bloß so vernünftig sein! Dabei bist du zwei Jahre jünger als ich.«
»Aber trotzdem sehr viel praktischer veranlagt. Komm, ich helfe dir, das wieder wegzuräumen, und dann packen wir deine Koffer.«
Marie gab ihren Widerstand auf, und innerhalb einer Stunde war alles erledigt. »Im Organisieren bist du wirklich groß«, stellte sie bewundernd fest.
»Das muß ich auch als Organisatorin großer Messen«, erwiderte Caroline selbstbewußt. »Morgen fahren wir früh, ich hole dich pünktlich ab, Marie. Stell’ dir bitte einen Wecker.«
»Jetzt hör’ aber auf, mich wie ein Kind zu behandeln«, beschwerte sich Marie.
»Ich verschlafe nie.«
»Na, und wie war das vor drei Wochen, als wir zu Onkel Karls Geburtstag eingeladen waren?«
»Das war eine Ausnahme…«
»Dann war Lucies Hochzeit, als wir zu spät in die Kirche kamen, wohl auch eine?«
Marie sah ihre Schwester an und wollte sich erneut verteidigen, doch als sie das Funkeln in Carolines Augen sah, ließ sie es sein. Statt dessen brachen beide Schwestern in herzhaftes Gelächter aus, das durch das Klingeln des Telefons unterbrochen wurde. Marie meldete sich und rief gleich darauf: »Christian, hallo! Wir sind gerade mit dem Packen fertig geworden, Caro und ich. Ja, ja, wir kommen morgen, wie verabredet. Oder ist euch etwas dazwischengekommen? Fein, wir freuen uns sehr auf unseren Besuch bei euch. Dann bis morgen.«
»Der kleine Fürst?« fragte Caroline.
»Ja.« Marie lächelte. »Er wollte wissen, ob wir auch ganz bestimmt morgen kommen, weil wir dann nämlich noch ein bißchen Zeit füreinander haben. Wir werden die ersten Gäste auf Sternberg sein. Die anderen treffen später ein.«
»Ach, das ist schön. Sag mal, wie klang er denn? Ganz normal?«
Marie nickte, das Lächeln verschwand von ihrem Gesicht. »Mit fünfzehn Jahren die Eltern zu verlieren«, murmelte sie, »das stelle ich mir furchtbar vor. Ich weiß gar nicht, wie er es schafft, damit fertig zu werden.«
»Mit Hilfe seiner Verwandten, denke ich. Ohne Sofia und Fritz sähe seine Lage wohl anders aus. Aber so kann er weiterhin im Schloß leben, und er ist sofort in die Familie von Kant aufgenommen worden. Er ist also nicht allein, das ist wohl das Entscheidende.«
»Aber der Verlust ist trotzdem furchtbar.« Marie ging zu einem Tischchen und kam mit einer Illustrierten zurück. »Hier, das wollte ich dir noch zeigen: Es ist ein langer Artikel über ihn und seine Eltern. Da steht auch noch einmal drin, warum Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold so beliebt waren.«
»Sie haben immer viel Gutes getan«, sagte Caroline, während sie nach der Zeitschrift griff. Leise las sie vor: »Prinz Christian von Sternberg, besser bekannt als ›der kleine Fürst‹, denkt in diesen Tagen noch mehr als sonst an seine vor kurzem bei einem tragischen Hubschrauberunglück getöteten Eltern: Der Park von Schloß Sternberg wird zweihundert Jahre alt, und zu diesem Anlaß werden zahlreiche Gäste im Schloß erwartet.« Sie sah auf. »Kann ich das mitnehmen? Ich würde es gern in Ruhe lesen.«
»Ja, sicher.«
Caroline stand auf, umarmte ihre Schwester und verabschiedete sich mit den Worten: »Ich muß nämlich auch noch packen – aber bei mir geht das ja schnell. Bis morgen, Mariechen. Um acht bin ich hier.« Als sie die Wohnung verlassen hatte, verschmähte sie den Aufzug und lief beschwingt die drei Stockwerke nach unten. Sie freute sich sehr auf die Reise nach Sternberg. Es würde ein angenehmer Kurzurlaub werden, hoffte sie. Den hatte sie sich redlich verdient, denn die letzten Monate hatte sie sehr viel gearbeitet.
Eine Viertelstunde später war sie zu Hause und begann zu packen.
*
»Muß ich dich denn wirklich begleiten?« fragte Felix von Schönhausen.
Baron Albert von Hedern betrachtete seinen Freund kopfschüttelnd. »Du kannst dich doch nicht für den Rest deines Lebens vergraben, Felix«, rügte er. »Das vergangene Jahr ist für dich unglücklich verlaufen, aber ich finde, jetzt wird es allmählich Zeit, daß du das Erlebte hinter dir läßt und dich auf die Zukunft besinnst. Auf Sternberg treffen wir mit Sicherheit eine Menge interessanter und aufgeschlossener Menschen. Es wird dir gut tun, deine vier Wände endlich mal wieder zu verlassen.«
»Das sehe ich auch so, aber es muß doch nicht gleich ein großes Fest sein. Ich würde lieber klein anfangen…«
Albert unterbrach seinen Freund temperamentvoll.
»Wir sind angemeldet, du und ich, und ich bestehe darauf, daß du mich begleitest. Außerdem gibt es im Schloß bedeutende Kunstschätze zu bewundern – ich garantiere dir, daß du mir dankbar sein wirst, dich dorthin geführt zu haben. Ganz davon abgesehen sind Baronin Sofia und Baron Friedrich seit langem meine Freunde, und ohne Zweifel gehören sie zu den nettesten Menschen, die man sich denken kann. Ich lasse keine Ausrede gelten, also hör auf, mich zu fragen, ob du mich begleiten mußt, denn meine Antwort lautet: Ja, du mußt!«
Felix stöhnte noch einmal zum Steinerweichen, dann ergab er sich in sein Schicksal. »Haben wir eigentlich auch berufliche Interessen dort?« fragte er.
Sie arbeiteten beide in ihrer eigenen Firma als Sicherheitsexperten für Kunstgegenstände. Ihre Welt waren Alarmanlagen, Schlösser, Gitter, Tresore. Die großen
Museen dieser Welt gehörten ebenso zu ihren Kunden wie vermögende Privatleute oder