Die Liebe veränderte mein Leben: Fürstenkrone 204 – Adelsroman
Von Helga Winter
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wo steckt Elisabeth schon wieder?«, fragte Gräfin Moorland ihren Gatten. »Wo kann sie schon sein?«, murrte Graf Joseph. »Sie sitzt in ihrem Zimmer über ihren verdammten Büchern.« »Bei dem schönen Wetter?« »Ich kann es nicht ändern«, knirschte der Mann. »Ich müsste mal ein Machtwort mit ihr sprechen. Anstatt sich in den Semesterferien zu erholen und dafür zu sorgen, dass etwas frische Farbe auf ihre Wangen kommt, vergräbt sie sich in ihrem Zimmer und studiert weiter.« »Und wozu das alles?«, fragte Ulrike von Moorland bedrückt. »Wäre sie darauf angewiesen, ein gutes Examen zu machen …« »Wir haben Geld genug, und einen Mann bekommen wird sie auch. Du musst dich etwas um ihre Kleidung kümmern, Ulrike. Oder trägt man heutzutage diese Sachen, die sie sich gekauft hat?« Die Frau seufzte. »Sie hört nicht auf mich. Sie legt keinen Wert darauf, hübsch auszusehen.« »Alles Unsinn.«
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Buchvorschau
Die Liebe veränderte mein Leben - Helga Winter
Fürstenkrone
– 204 –
Die Liebe veränderte mein Leben
Wie Komtess Elisabeth ihr Herz verlor...
Helga Winter
»Wo steckt Elisabeth schon wieder?«, fragte Gräfin Moorland ihren Gatten.
»Wo kann sie schon sein?«, murrte Graf Joseph. »Sie sitzt in ihrem Zimmer über ihren verdammten Büchern.«
»Bei dem schönen Wetter?«
»Ich kann es nicht ändern«, knirschte der Mann. »Ich müsste mal ein Machtwort mit ihr sprechen. Anstatt sich in den Semesterferien zu erholen und dafür zu sorgen, dass etwas frische Farbe auf ihre Wangen kommt, vergräbt sie sich in ihrem Zimmer und studiert weiter.«
»Und wozu das alles?«, fragte Ulrike von Moorland bedrückt. »Wäre sie darauf angewiesen, ein gutes Examen zu machen …«
»Wir haben Geld genug, und einen Mann bekommen wird sie auch. Du musst dich etwas um ihre Kleidung kümmern, Ulrike. Oder trägt man heutzutage diese Sachen, die sie sich gekauft hat?«
Die Frau seufzte. »Sie hört nicht auf mich. Sie legt keinen Wert darauf, hübsch auszusehen.«
»Alles Unsinn.« Bekräftigend schlug Graf Moorland mit der Faust auf den Tisch. »Ich werde sie jetzt herunterholen und auf einen Ausritt mitnehmen, ob sie will oder nicht. Mir scheint, wir waren zu lange nachsichtig. Jetzt weht ein anderer Wind.«
Seine Gattin nickte. Schön wäre es dachte sie. Aber so zart und zierlich Elisabeth wirkte, sie besaß einen stahlharten Willen, den sie meistens durchsetzte.
Warum will sie nur wieder in die Universitätsstadt zurück, fragte sich Elisabeths Mutter. Sie schaute sich in dem geräumigen Wohnzimmer um. Es war ungemein gemütlich, man musste sich hier wirklich wohlfühlen. Sie hatte Elisabeth ein paarmal in ihrer Studentenbude besucht, auf die ihre Tochter unverständlicherweise so stolz war. Nach Gräfin Ulrikes Meinung handelte es sich um ein Loch.
Wann ist sie eigentlich so geworden?, überlegte die besorgte Mutter. Als Kind war sie ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen gewesen, das genauso gern spielte wie andere Kinder.
Aber vor einigen Jahren hatte sie sich geändert. Ihr Interesse an der Landwirtschaft ließ nach, bis es schließlich überhaupt nicht mehr vorhanden war. Dafür interessierte sie sich für Mathematik. Gräfin Ulrike verstand überhaupt nicht, wie sich ein Mädchen für diese trockene Materie begeistern konnte.
Sie hörte laute Stimmen von draußen und schüttelte den Kopf. Dass Joseph immer gleich schimpfen musste, wenn etwas nicht nach seiner Mütze war. Er öffnete die Tür sehr schwungvoll und stieß seine Tochter fast ins Wohnzimmer. Sein gutmütiges Gesicht war zornrot. »Die gnädige Frau hat keine Lust zu reiten«, warf er seiner Frau hin. »Sieh sie dir nur an, Ulrike! Ein Jammerbild. Ein Blaustrumpf, wie er im Buch steht. Und so etwas ist unsere Tochter! Ich muss mich für dich schämen!«
»Das tut mir leid, Vater«, erklärte Elisabeth von Moorland freundlich, aber völlig unberührt. Sie hatte ihr dunkelblondes Haar zu einem festen Knoten zusammengebunden. Ihre Stirn wirkte durch das glatt anliegende Haar höher, als sie sowieso war. Sie trug ein graues Kleid, hoch geschlossen und völlig schmucklos. Es gab nur eines, was man zugunsten dieses Kleides sagen konnte: Es war praktisch.
»Wie sind wir nur zu solch einer Tochter gekommen?«, fragte Joseph von Moorland aufgebracht. »Du sollst dein Haar anders tragen, wie oft habe ich dir das schon gesagt! So siehst du aus wie eine alte Jungfer! Wie eine Lehrerin kurz vor ihrer Pensionierung!«
»Es ist mir gleichgültig, wie ich aussehe, Vater«, belehrte Elisabeth ihn.
»Aber mir nicht!«, schrie der Vater sie an. »Ich will stolz sein auf dich!«
»Auf meine Frisur und auf hübsche Kleider, die andere entworfen haben?«, fragte Elisabeth und zog in unnachahmlicher Weise die Brauen in die Höhe. »Ich bin stolz auf das, was ich selber leiste.«
»Du fährst heute Nachmittag mit deiner Mutter in die Stadt und kaufst dir Kleider, in denen du wie ein junges Mädchen aussiehst. Und den verdammten Knoten lässt du dir abschneiden!«
»Nein, Vater.« Elisabeth von Moorland schüttelte den Kopf. »Er ist sehr praktisch. Ich brauche nicht zum Friseur zu gehen. Mit jeder anderen Frisur müsste ich alle paar Wochen einige Stunden beim Friseur sitzen, und dafür ist mir meine Zeit zu schade. Kleider habe ich genug. Völlig genug.«
»Aber was für Kleider! Keine Magd würde bei uns in solchen Sachen herumlaufen! Höchstens die Urgroßmütter der Mägde!«
»Joseph, reg dich doch bloß nicht so auf«, beschwor Gräfin Ulrike ihn, goss aber damit nur ungewollt Öl in die Flammen.
»Du solltest einmal so mit Elisabeth sprechen!«, wandte sich der Zorn des Mannes jetzt gegen sie. »Du bist schließlich Elisabeths Mutter. Aber dir scheint es egal zu sein, ob sie jemals einen Mann bekommt oder nicht. Wer will solch einen Blaustrumpf haben?«
»Ich will nicht heiraten, Vater.«
»Zum Donnerwetter noch mal, du wirst heiraten!«, schrie der Mann sie an.
»Du sollst nicht so viel fluchen, Joseph.« Gräfin Ulrike wagte nur noch zu flüstern. »Sie ist doch jung, dränge sie nicht.«
»Ein Mann wird ihr die Flausen schon austreiben. Was ihr fehlt ist nur ein Mann! Oder eine ordentliche Tracht Prügel«, setzte er hinzu.
»Warum regst du dich eigentlich so auf?«, fragte Elisabeth unverändert ruhig und freundlich. »Jeder muss so leben, wie er es für richtig hält. Ich fühle mich in meiner Haut vollkommen wohl.«
»Weil du nichts Besseres kennst. Oder weil dir die Trauben zu hoch hängen, meine liebe Elisabeth.«
»Ich halte Schönheit nicht für so wichtig. Man hat seinen Kopf nicht, um ihn sich anzumalen.«
»Wofür dann?«, fragte Graf Joseph verbittert.
»Um zu denken.«
Der Mann verdrehte die Augen. »Es war ein Fehler, dich auf die Universität zu schicken. Früher warst du ein so nettes Mädchen …«
Ein schattenhaftes Lächeln glitt über Elisabeths schmales, blasses Gesicht. »Früher«, wiederholte sie leise. Es lag eine Ewigkeit zurück, dieses ›Früher‹.
»Sieh dir Olivia an. Alle jungen Männer reißen sich um sie. Sie könnte jeden Tag heiraten, wenn sie nur wollte.«
»Olivia ist kein Vorbild für mich.«
»Du bildest dir so viel auf deinen Verstand ein, aber in Wirklichkeit ist Olivia viel klüger als du. Sie wird heiraten, Kinder haben, sie wird wissen, wofür sie lebt. Kind, wir meinen es doch nur gut mit dir!« Er wechselte abrupt den Ton.
»Dann lasst mich so leben, wie ich es für richtig halte.«
Graf Moorland begriff, dass seine Ermahnungen an ihr abglitten wie Wasser auf einer Ölhaut. Sie hatte einen unsichtbaren Panzer um sich gelegt, den Worte nicht durchbrechen konnten. Aber was dann?
Er stand vor einem Rätsel. So wie jetzt konnte und durfte sie nicht weiterleben. Sie ging nie aus, besuchte keine Partys, hatte in der Universitätsstadt keine Freunde. Wenn sie von den Vorlesungen zurückkam, setzte sie sich über ihre Bücher und studierte weiter.
Und um sie herum fand das Leben statt. Nur sie hatte keinen Anteil daran.
»Du tust mir leid«, murmelte Joseph von Moorland. Er legte behutsam seinen rechten Arm um sie.
»Du verschwendest dein Mitleid, Vater.« Mit ihren hellen blauen Augen schaute Elisabeth ihn an.
Kann es wahr sein, dass sie mit ihrem Leben zufrieden ist, fragte sich der Vater. Er konnte nur von sich auf andere schließen, und deshalb musste er meinen, dass Elisabeth im Grunde ihres Herzens unbefriedigt war.
»Setz dich zu uns«, bat er versöhnlich.
Elisabeth zögerte einen Moment, bevor sie in dem Sessel Platz nahm, den er ihr herangerückt hatte. Es tat ihr leid um die Zeit, die sie hier verschwendete. Aber sie war eine gut erzogene Tochter und wusste, was sich gehörte. Sie brachte ihren Eltern ein Opfer, ein Opfer an Zeit.
*
»Sie wird sich nicht darüber freuen«, unkte Gräfin Ulrike über den Vorschlag ihres Gatten, Elisabeth zu Ehren ein Sommerfest zu geben.
»Das ist mir egal. Wir werden den Ball arrangieren, und als unsere Tochter steht sie im Mittelpunkt. Du wirst dafür sorgen, dass sie ein hübsches Kleid trägt. Und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich nicht ein passabler Mann fände, der sich für sie interessiert.«
Gräfin Ulrike nickte zögernd. Ganz überzeugt war sie nicht, dass ihr Mann recht hatte. »Sie ist so ganz anders als die übrigen Mädchen in ihrem Alter«, murmelte sie. »Woran mag das mir liegen?«
»Weiß ich nicht. Wann wollen wir den Ball geben?«
»In drei Wochen.« Die Zeit würde reichen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. »Wen wollen wir einladen?«
Graf Joseph hatte es sich schon überlegt.
»Wir müssen Elisabeth fragen, welche Freunde von der Universität wir noch einladen müssen«, meinte Gräfin Moorland zögernd.
»Das fehlt uns gerade noch … Studenten! Junge Leute, die weder Fisch noch Fleisch sind. Ich denke nicht daran.«
»Aber Elisabeth …«
»Also gut, frage sie, wer kommen soll. Aber nicht zu viele von der Sorte, nicht mehr als ein Dutzend. Und lass dich nicht weichmachen, wenn sie mehr einladen will. Zwölf und keinen mehr.«
Gräfin Ulrike war nicht schwerhörig, und fast hätte sie es dem Gatten wieder einmal gesagt. Dass er immer so aufbrausen musste! »Ich werde gleich mit ihr sprechen«, entschloss sie sich und erhob sich. »Ist sie …?«
»Wo soll sie sonst sein als in ihrem Zimmer«, fiel der Mann ihr ins Wort. »Sie merkt nicht einmal, was für ein Wetter ist. Ich wollte sie heute Morgen mitnehmen, aber sie hat keine Zeit.«
Gräfin Ulrike klopfte kurz darauf an Elisabeths Zimmer. Sie ist nicht da, dachte sie, als es drinnen still blieb. Behutsam drückte sie die Klinke nieder und trat ein. Ein wehmütiges Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie ihre Tochter am Schreibtisch sitzen sah.
Elisabeth drehte ihr den Rücken zu, hatte den Kopf in die linke Hand gestützt, mit der rechten blätterte sie gerade eine Seite eines dicken Wälzers um.
Sie hat mein Anklopfen überhört, dachte ihre Mutter. Sie hätte wenigstens