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Nie werde ich den Tag vergessen
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Nie werde ich den Tag vergessen
eBook197 Seiten2 Stunden

Nie werde ich den Tag vergessen

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Über dieses E-Book

Auf einem Maskenball begann es und in einem schwersten Konflikt der Herzen sollte es enden: Die Liebe der Schwester Birgit zu ihrem Chefarzt Dr. Ralph Berning. Damals hatte Birgit Urlaub und vertanzte eine unvergessliche Nacht mit einem Mann in der Maske eines Mephisto. Vor der Demaskierung aber floh sie, weil sie plötzlich Angst vor ihrem eigenen Mut bekam. Wenige Tage später tritt sie ihre neue Stelle als Operationsschwester im St.-Kunibert-Hospital an. Wie sie ihrem Chefarzt zum ersten Mal gegenübersteht, da haben beide ein seltsames Gefühl. Sie müssen sich von irgendwoher kennen und beide fühlen instinktiv, das war an jenem Tag, den sie nie vergessen werden. Dr. Berning aber weiß ein untrügliches Erkennungszeichen: jene junge Dame vom Maskenball hatte auf der Schulter eine kleine Narbe. Berning ist aber nicht nur ein sehr tüchtiger Arzt, er ist auch der Schwarm aller weiblicher Patienten und der Schwestern. Für Birgit beginnt eine qualvolle Zeit der Eifersucht, als sie erkennt: Dr. Berning ist der Mephisto jener unvergesslichen Ballnacht.
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum1. Jan. 2017
ISBN9788711507520
Nie werde ich den Tag vergessen

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    Buchvorschau

    Nie werde ich den Tag vergessen - Alrun von Berneck

    www.egmont.com

    I

    „Ich weiß wirklich nicht, Frau Steffen, ob ich das anziehen soll", sagte Birgit und betrachtete kritisch das pompöse Kleid mit dem tiefen Ausschnitt, das Frau Steffen entfaltet hatte und mit ausgestrecktem Arm von sich hielt, um dem jungen Mädchen die ganze Pracht dieses Kleidungsstückes vor Augen zu führen.

    „Ich finde, so etwas paßt doch nicht zu mir!"

    „Aber Fräulein Lindberg! widersprach Frau Steffen. „Sie gehen doch zum Maskenball, und ich finde, zu Ihrer Figur paßt das Kleid großartig!

    Birgit errötete, als Frau Steffen ihre Figur erwähnte. Man hatte ihr oft genug gesagt, daß sie schön wäre, aber ebenso oft hatte man ihr auch den Vorwurf gemacht, ihre Reize nicht richtig zur Geltung zu bringen.

    „Zu meiner Figur vielleicht, antwortete Birgit mit halb nachsichtigem, halb überlegenem Lächeln, „aber nicht zu meinem Lebensstil! Und das, denke ich, dürfte das Entscheidende sein!

    „Für jede andere Gelegenheit würde ich Ihnen recht geben, Fräulein Lindberg, beharrte Frau Steffen auf ihrer Meinung, „aber bei einem Maskenfest will man doch nicht seine persönliche Note unterstreichen, sondern da will man doch etwas darstellen, was niemand hinter der Maske vermutet!

    „Sie meinen, auf einem Maskenfest ließe man seinen Wunschträumen freien Lauf? Da ginge die Gemüsefrau als Kommerzienrätin und die kleine Sekretärin als Madame Pompadour?"

    „So ähnlich denke ich mir das, gab Frau Steffen zu. „Und darum sollten Sie dieses Kleid ruhig anziehen, Fräulein Lindberg!

    „Und was soll ich eigentlich darin darstellen?"

    „Eine Hofdame aus der Rokokozeit natürlich! Die Perücke habe ich auch gleich mitgebracht. Und bevor wir heute abend ausgehen, muß ich Ihnen auch noch ein Schönheitspflaster auf die Wange kleben!"

    „Was Sie alles mit mir vorhaben!" seufzte Birgit und schien sich in ihr Schicksal zu ergeben.

    „Ich glaube, Sie haben gar keine rechte Lust, dieses Fest aufzusuchen, Fräulein Lindberg? fragte Frau Steffen, und es lag ein leiser Vorwurf in ihrer Stimme. „Tun Sie es am Ende nur darum, weil Sie es mir versprochen haben?

    „Aber nein, Frau Steffen, widersprach Birgit lebhaft. „Selbstverständlich komme ich gern mit. Schließlich muß mein Urlaub doch einen recht eindrucksvollen Abschluß finden!

    „Das denke ich auch! Sie sind jetzt fast drei Wochen in meinem Hause und haben noch kein einziges Fest mitgemacht!"

    „Dazu war ich ja auch nicht hier, meinte Birgit lächelnd, denn es amüsierte sie, wie sich Frau Steffen ihretwegen ereiferte. „Wenn man sich erholen will, kann man keine Feste feiern! Entweder das eine oder das andere, beides zusammen dürfte wohl unmöglich sein.

    „Nun, für Ihre Erholung haben Sie wirklich jetzt genug getan, antwortete die Pensionswirtin. „Sie haben jeden Tag bis acht Uhr geschlafen, sind den ganzen Vormittag Ski, gelaufen, am Nachmittag waren Sie auf der Eisbahn, sind abends früh zu Bett gegangen; da haben Sie es direkt verdient, daß Sie sich auch einmal etwas Besonderes gönnen.

    „Und Sie glauben nicht, daß ich mit dem tollen Abend, der uns heute bevorsteht, die ganze Erholung in Frage stelle?" fragte Birgit, und der Schalk blitzte in ihren Augen.

    „Fräulein Lindberg, wenn Sie überall so zurückhaltend sind, wie Sie es seit Ihrer Ankunft waren, dann fürchte ich, Sie merken nicht einmal, daß das Maskenfest heute abend ein Fest des Übermuts und der frohen Laune ist!"

    „Nun, frohe Laune muß ja nicht unbedingt in Übermut ausarten!" wies sie Birgit mit feinem Spott zurecht. Damit kam sie aber bei Frau Steffen an die falsche Adresse, denn diese sagte erregt:

    „Gerade ein bißchen Übermut könnte Ihnen nicht schaden, Fräulein Lindberg! Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich das sage, aber als ich so jung war wie Sie, habe ich mich nicht so zurückgehalten, ich bin keinem Vergnügen aus dem Wege gegangen. Und ich habe es nicht zu bereuen gehabt!"

    „Aber ich kann doch nicht aus meiner Haut! antwortete Birgit mit einem tiefen Seufzer. „Ich will es ja versuchen, Frau Steffen, aber ob es mir gelingt, weiß ich wahrhaftig nicht!

    „Wenn Sie erst dieses Kostüm anhaben, sind Sie auch ein anderer Mensch! Sie müssen nur darauf achten, daß Sie sich recht natürlich und ungezwungen darin bewegen."

    „Ich will es versuchen, Frau Steffen, Ihnen zuliebe!" versprach Birgit, nahm das Kleid in die Hand und trat zum Spiegel, um die Wirkung abzuschätzen. Da sie aber noch ihren Pullover trug, gewann sie keine rechte Vorstellung davon, wie ihr der tiefe Ausschnitt stehen würde.

    „Ziehen Sie es ruhig einmal an! sagte Frau Steffen aufmunternd. „Ich schaue dann gleich noch einmal herein, um es zu begutachten!

    Sie nickte dem jungen Mädchen aufmunternd zu und verließ das Zimmer. Birgit blieb mit ihren Gedanken allein.

    Sie hatte in der Pension der Frau Steffen drei herrliche Urlaubswochen verlebt, und ihre Wirtin hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Und da Birgit von Natur aus zur Dankbarkeit neigte und es stets anerkannte, wenn ihr jemand Gutes getan hatte, war es für sie selbstverständlich gewesen, sich für diese Betreuung, die in einem Badeort durchaus nicht immer zu den Pflichten der Quartiergeber gehörte, zu revanchieren. Und da sie wußte, daß Frau Steffen trotz iher fünfzig Jahre sehr lebenslustig war, schien ihr eine Einladung zum Sommernachtsball das Gegebene zu sein. Sie hätte ihre Wirtin auch zu jeder anderen Veranstaltung eingeladen, aber es traf sich nun einmal so, daß ihre Urlaubszeit gerade mit diesem Kostümfest abschloß.

    Birgit Lindberg war eigentlich nicht für laute Fröhlichkeit, denn diese paßte nicht zu ihrem Wesen. Sie war ein ernst veranlagter Mensch mit besonders stark ausgeprägter Pflichtauffassung, was sowohl ihr bisheriges Leben, als auch ihre Berufswahl bestimmt hatte. Sie hatte sich als Krankenschwester ausbilden lassen und besaß den Ehrgeiz, es in ihrem Beruf zu etwas zu bringen. Als höchstes Ziel schwebte ihr vor, Operationsschwester bei einem bekannten Chirurgen zu werden. Gerade in den letzten Monaten hatte sie den ersten Schritt auf diesem Wege getan.

    Und nun saß sie hier in den Bergen, hatte zwischen ihren Arbeitsabschluß auf ihrer alten Stelle und ihren Neuantritt im St. Kunibert-Hospital ein paar unbeschwerte Ferienwochen eingeschoben und freute sich bereits mit brennender Ungeduld darauf, sich bald wieder mit frischen Kräften in die Arbeit stürzen zu können.

    Aber heute sollte sie feiern. Sie hatte es nicht nur ihrer Wirtin versprochen, sie war auch ein ganz klein wenig neugierig auf sich selbst. Ob sie wirklich noch die Unbeschwertheit ihrer ersten Mädchenjahre aufbrachte und fähig war, sich in den Trubel zu stürzen, ohne ihr Herz und ihre Gedanken andere Wege gehen zu lassen? Sie konnte es sich kaum vorstellen, daß sie sich völlig loslöste von dem, was die anderen den Ballast des Alltags nannten.

    Mit einem skeptischen Lächeln ging sie daran, ihren Pullover über den Kopf zu ziehen und sich ihrer Wäsche zu entledigen. Dann griff sie mit spitzen Fingern nach dem Brokatkleid, dessen fremde Pracht sie ein wenig verwirrte.

    Doch sobald sie das Kleid auf ihrem Körper spürte, war es ihr, als ginge eine Verwandlung mit ihr vor, als sei sie plötzlich ein anderer Mensch geworden.

    Jede Selbstgefälligkeit hatte ihr bisher ferngelegen, und wenn sie auch auf sich hielt, so hatte das mit Eitelkeit doch nicht das geringste zu tun. Jetzt aber trat sie vor den Spiegel, der sich auf der Innenseite ihrer Kleiderschranktür befand, und betrachtete ihr Konterfei mit ständig wachsendem Wohlgefallen.

    Braun von Sonne und Wind schimmerte ihre gesunde Haut aus den zarten Spitzen des prunkvollen Brokatkleides.

    Zuerst begnügte sie sich damit, den Sitz des Kleides kritisch zu mustern, aber sie hätte keine echte Evastochter sein müssen, wenn sie es dabei hätte bewenden lassen. Schon bald versuchte sie einige kokette Bewegungen, und als das Spiegelbild bei dieser Prozedur ihren Beifall fand, begann sie sich sehr bald in dem Kleide heimisch zu fühlen.

    In diesem Augenblick betrat Frau Steffen das Zimmer.

    „Sie sehen großartig aus, Fräulein Lindberg! sagte sie voll echter Bewunderung. „Ich sehe schon, wie sich die Männer die Köpfe nach Ihnen verdrehen werden!

    „Das sollen die Männer lieber bleiben lassen!" lachte Birgit und warf noch einen Blick in den Spiegel.

    „Aber warum denn, Fräulein Lindberg? Es ist doch schön, bewundert und angebetet zu werden!"

    Birgit warf ihr einen verständnislosen Blick zu. In die Rolle der bewunderten und angebeteten Frau hatte sie sich noch nicht hineingedacht, und darum konnte sie sich auch nicht vorstellen, wie es sein würde, von den Männern umschwärmt zu werden.

    „Ich könnte mir denken, daß das recht lästig sein muß", meinte sie leichthin. Doch nun war es an Frau Steffen, erstaunt zu sein, darum sagte sie:

    „Sie sind wirklich ein seltsamer Mensch! Was andere junge Mädchen mit lautem Jubel erfüllen würde, das betrachten Sie als lästig. Nein, Fräulein Lindberg, da kann ich einfach nicht mit!"

    „Aber es ist doch so, wie ich sage! verteidigte sich Birgit. „Ich fühle es nun einmal so, und darum glaubte ich, es auch aussprechen zu dürfen.

    „Die armen Männer! seufzte Frau Steffen tief auf. „Ich fürchte, die haben bei Ihnen nicht die geringste Chance!

    „Warum sollten sie auch? antwortete Birgit lächelnd. „Ich habe ja meinen Beruf, bin also nicht darauf angewiesen, einen dieser Herren der Schöpfung als Vormund anzuerkennen und mich seinen Launen auszuliefern, und zu einem Flirt tauge ich nun mal nicht. Einfach kein Talent, da kann man halt nichts machen!

    „Aber heute abend müssen Sie wenigstens gute Miene zu unserem frohen Spiel machen, das versprechen Sie mir doch, nicht wahr?"

    Frau Steffen schien ehrlich besorgt zu sein, denn wenn sich Fräulein Lindberg nicht amüsierte, hätte ihr das ganze Fest auch keine Freude gemacht.

    „Sie können ganz beruhigt sein, Frau Steffen, tröstete Birgit. „Wenn ich mich schon mal entschlossen habe, dieses Fest mitzumachen, dann werde ich auch kein Spielverderber sein!

    Das schien Frau Steffen tatsächlich zu beruhigen, denn das hatte sie in den drei Wochen, die Fräulein Lindberg nun bei ihr wohnte, schon feststellen können: wenn das junge Mädchen etwas versprach, dann hielt sie das auch. Und so sah sie dem Abend mit froher Erwartung entgegen.

    Die Kostümprobe war am Vormittag gewesen, die eigentliche Kostümierung fand in den frühen Abendstunden statt. Und da war es wiederum Frau Steffen, die Birgit hilfreich zur Seite stand, um letzte Hand anzulegen. Da war noch die gepuderte Perücke aufzusetzen und so zu befestigen, daß Birgits blonde Lockenpracht nirgendwo zum Vorschein kam, da war auch noch ein Schönheitspflästerchen aufzukleben, und schließlich mußte auch der Teint der jungen Dame der Rokokomode angepaßt werden, denn die Damen, die vor zwei Jahrhunderten lebten, hatten noch keinen Wintersport gekannt und recht wenig vom Sonnenbaden gehalten.

    Als Birgit fertig war, sah sie allerliebst aus, und Frau Steffen hätte es ihr auch gern noch einmal gesagt, wenn sie nicht gefürchtet hätte, die junge Dame würde es mißverstehen und sich schon halb und halb verkuppelt vorkommen.

    Frau Steffen selbst ging als Marketenderin.

    „Das paßt zu meinem Habitus, erklärte sie lachend. „Und außerdem brauche ich mich dann nicht so etepetete zu benehmen.

    Sie hatten eine Taxe bestellt, um zum Kurhotel zu fahren. Als sie die Pension verließen, war es draußen schon dämmrig geworden. Vom Pavillon her wehten hin und wieder ein paar Klänge der Kurkapelle herüber und zauberten eine romantische Stimmung in den Winterabend, der aber schon vom Hauch des nahenden Frühlings durchweht wurde.

    Sie waren keineswegs zu früh gekommen, denn als sie die Halle des Hotels betraten, herrschte dort bereits drangvolle Enge, und es wimmelte von Harlekinen, Haremsdamen, Seeräubern und emigrierten Spaniern. Der Spiegel in der Garderobe war besonders umlagert, denn hier drängten sich die Damen zur letzten Kontrolle. Noch einmal wurde der Sitz der Maske überprüft, die Wirkung des Kostüms und der aus der Kosmetikindustrie stammende Teint, und dann betrat man den großen Ballsaal, entweder mit der naseweisen Neugier des erlebnishungrigen, jungen Mädchens oder mit der abgeklärten Sicherheit der großen Dame, die ebensowenig echt war wie die Maske, die die Erhabene vor den Augen trug.

    Birgit war weder besonders neugierig, noch trat sie besonders hoheitsvoll auf, sie bewegte sich vielmehr mit einer natürlichen Anmut, die helles Entzücken bei den Herren hervorrief, die den Gang zwischen den Tischen bevölkerten und ihr mit Wohlgefallen nachschauten.

    Da Frau Steffen aus früheren Jahren wußte, daß der Andrang beim Kostümfest besonders groß war, hatte sie vorsorglich zwei Plätze bestellt. Als sie sich jetzt an den Oberkellner wandte, führte sie dieser liebenswürdig an ihren Platz. Der Tisch, der ihnen zugewiesen wurde, stand dicht an der Tanzfläche, was die beiden Damen mit zufriedenen Gesichtern zur Kenntnis nahmen.

    Frau Steffen war offenbar in bester Stimmung, was nicht nur darin seinen Grund hatte, daß sie sich vorgenommen hatte, an diesem Abend einmal richtig zu feiern und im Schutz ihrer Maske allerlei Allotria zu treiben, sie freute sich auch aus ganzem Herzen über die Haltung ihrer Begleiterin. Es war, als sei alles Schwere von Birgit abgefallen und als habe sie mit dem Kostüm zugleich auch einen anderen Menschen angezogen.

    Birgit empfand dies alles selbst, und mit Verwunderung erlebte sie die eigene Verwandlung. Sie hatte sich zwar vorgenommen, sich so zu benehmen, wie man es auf einem Kostümfest von jedem Besucher erwartete, aber sie hätte nie gedacht, daß ihr dies so leichtfallen würde. Es schien tatsächlich so, als ob sie von der Stunde an, in der sie das Kostüm übergestreift, nicht mehr die Krankenschwester Birgit Lindberg war, sondern das Hoffräulein von X., das sich im Kreise hoffähiger Freunde mit angeborener Selbstsicherheit bewegte.

    Konnte das an der Umgebung liegen? War das der Einfluß der Feststimmung, der sich kein Besucher entziehen konnte? Oder lag das einfach daran, daß sich hier ein alter, stets zurückgedrängter Wunschtraum erfüllte? Denn ihren geheimen Wünschen hatte Birgit Zeit ihres Lebens entsagen müssen.

    Sie erinnerte sich sehr wohl ihrer Jugend, wo sie oftmals den Wunsch gehabt hatte, einmal genau so übermütig zu sein wie ihre Freundinnen, aber sie hatte solche Wünsche immer unterdrükken müssen, weil sie sich immer, wenn sie gerade dabei war, sich gehen zu lassen, das strenge Gesicht ihres Vaters vorstellte, der sie mit tadelndem Blick anschaute, oder sie hörte den Ausspruch ihrer Mutter, der ihr noch

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