Alpendoktor Daniel Ingold #5: Manege frei fürs große Glück: Cassiopeiapress Bergroman
Von Anna Martach
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Alpendoktor Daniel Ingold – Band 5
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 105 Taschenbuchseiten.
Der Zirkus ist da – und bringt frische Farbtupfer nach Hindelfingen. Sowohl Daniel Ingold als auch Tierärztin Bernie Brunnsteiner haben mehrere heikle Einsätze. Zwischen zwei jungen Leuten funkt es jedoch, was für arge Turbulenzen sorgt. Ein dickköpfiger Vater schaltet auf stur. Aber treiben es nicht auch die Zirkusleut etwas zu bunt?
Cover: STEVE MAYER
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Alpendoktor Daniel Ingold #5 - Anna Martach
Manege frei fürs große Glück
Alpendoktor Daniel Ingold – Band 5
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 105 Taschenbuchseiten.
Der Zirkus ist da – und bringt frische Farbtupfer nach Hindelfingen. Sowohl Daniel Ingold als auch Tierärztin Bernie Brunnsteiner haben mehrere heikle Einsätze. Zwischen zwei jungen Leuten funkt es jedoch, was für arge Turbulenzen sorgt. Ein dickköpfiger Vater schaltet auf stur. Aber treiben es nicht auch die Zirkusleut etwas zu bunt?
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1
„Birgit? – He, Birgit, erkennst mich nimmer? Himmel, wie lang hab ich dich net gesehen? Wo hast gesteckt all die lange Zeit? Und wie kommst ausgerechnet daher?"
Der Bursche mit den lachenden blauen Augen glaubte, dass ihm das Herz stehenbleiben müsste. Er lief quer über die Straße auf die Wiese zu, wo ein reizendes blondes Madl grad dabei war, Futter für ein paar Affen zuzubereiten.
Affen? Ja, der Zirkus war nach Hindelfingen gekommen. Und beileibe net einer von den kleinen, die mehr schlecht als recht durch die Lande zogen und kaum genug Geld für das Futter erspielten.
Nein, es war der große bekannte Zirkus Winters-Franzen, die Sensation auf diesem Gebiet. Und ausgerechnet hier draußen, wo die Arbeiter und Helfer eifrig damit beschäftigt waren alles aufzubauen, die zahlreichen Tiere zu versorgen, und auch schon den Auftritt zu proben, musste der Dirk Tanngerber, der Sohn vom Sägemüller, das Madl wiederentdecken, für das er schon während der Schulzeit geschwärmt hatte. Und net nur geschwärmt. Er hatte regelrecht sein Herz an sie verloren und war untröstlich gewesen, als sie damals einfach wieder aus seinem Leben verschwand.
Natürlich war der Bursche, wie fast jeder am Ort, rein „zufällig" hierher gelaufen, um zuzuschauen, wie es so zuging beim Zirkus. Und dabei hatte er die Birgit entdeckt.
Sie war immer noch so fesch wie früher, da sie für einige Monate in die gleiche Schule wie er gegangen war. Doch sie gehörte zum „fahrenden Volk", wie sein Vater immer abfällig sagte, und damit war das Madl ganz und gar nicht qualifiziert für ein normales Leben.
Das hatte den Dirk allerdings nie daran gehindert, hoffnungslos für die Birgit zu schwärmen, insgeheim und aus der Ferne.
Sie war allerdings auch ein ganz besonderes Madl, schlank, schon grazil zu nennen, mit natürlich goldblonden Haaren und braunen Augen, die ganz intensiv schauen konnten. Ihre Bewegungen waren stets geschmeidig und beherrscht, und ihr ganzes Wesen strahlte Freundlichkeit und Wärme aus.
Sie schaute jetzt auf, als sie die lauten Rufe des Burschen hörte und blickte sich etwas verwundert um. Dann stutzte sie, und schließlich glitt ein Lächeln auf ihr Gesicht.
Einer der Arbeiter wollte den Dirk gerade vom Gelände schicken, doch die Birgit machte ihm ein Zeichen. Sie wischte sich die Hände an der hautengen Hose ab und kam auf den Burschen zu.
„Dirk Tanngerber, tät’s dich auch noch geben? Ich hätt’ net gedacht, dass du dich an mich erinnerst. Schön, dich zu sehen", strahlte sie ihn an.
„Wer könnt dich denn vergessen?, erklärte er bewundernd, und unwillkürlich errötete das Madl. „Du musst mir unbedingt erzählen, was du hier tust
, fuhr er fort, und die Birgit lachte auf.
„Wonach schaut’s denn aus?"
„Na, ich weiß net so recht. Bist jetzt unter die Tierpfleger gegangen?", erwiderte der Dirk etwas unsicher.
„Ja, das auch, erklärte das Madl ernsthaft. „Weißt, in unserem Zirkus muss ein jeder überall mit anfassen. Eigentlich hab ich meine Nummer bei der Vorstellung hier in der Manege. Aber ich bin auch dafür zuständig, dass unsere Affen was zu futtern bekommen. Und beim Nähen der Kostüme tät’ ich auch helfen.
Das alles klang neu und verwirrend für den Burschen, der ein normales geregeltes Leben kannte und sich gar nicht vorstellen konnte, wie jemand nicht nur so unstet, sondern auch abwechslungsreich leben konnte.
Die Birgit zog den Burschen mit sich, und der betrachtete neugierig all das, was ihm hier so fremd war. Wie eine eigene kleine Stadt war so ein Zirkus, verwirrend und vielfältig – und die Birgit gehörte einfach dazu. Eine fremde Welt tat sich für den Dirk auf, und er nahm begierig alles in sich auf, wollte am liebsten gar nicht mehr gehen, die Nähe dieses verführerisch schönen Madls genießen. Doch das ging natürlich nicht, wie er unsanft erkennen musste.
Ein Mann kam auf die Birgit zu. Er machte einen gehetzten Eindruck, und seine Stimme klang abweisend.
„Bist bald fertig mit den Tieren? Dann schick’ den da weg, hast gleich noch eine Probe, und morgen ist schließlich Premiere. Kannst es dir net leisten, dass was daneben geht."
„Ja, schon gut, Leonard", erklärte sie und schaute den Dirk mit einem um Entschuldigung bittenden Lächeln an.
„Der Leo hat recht, ich darf meine Arbeit net versäumen. War schön, dich mal wieder getroffen zu haben, Dirk. Pfüat di."
„Halt, wart’. Kann ich dich wiedersehen?", bat er rasch.
„Freilich. Wart’, ich geb’ dir eine Freikarte für die Premiere. Es tät’ mich freuen, wennst wirklich da bist."
So hatte der Bursche das eigentlich nicht gemeint. „Ja, da will ich wohl gern kommen, stimmte er zu, hatte einen trockenen Mund und fuhr dann aber mutig fort. „Ich mein, ich würd’ dich gern auch mal einladen, auf ein Eis oder einen Kaffee. Oder kannst dich hier net frei machen? Bist hier vierundzwanzig Stunden am Tag im Einsatz?
„So könnt man’s nennen, lachte die Birgit. Doch sie hielt inne, als sie das enttäuschte Gesicht des Burschen sah. „Ich werd’ drüber nachdenken.
Sie winkte ihm noch fröhlich zu und verschwand dann in einem der Wohnwagen.
Der Dirk schaute sich noch einmal um. Es schien eine Ordnung zu geben in diesem Gewimmel, auch wenn er sie nicht erkennen konnte.
Plötzlich wurde er unsanft vorangestoßen, so dass er fast auf den Boden fiel. Als er sich empört herumdrehte, stand ein Elefant hinter ihm und pendelte mit dem Rüssel. Daneben stand ein Mann mit dunklen Augen und fremdländischen Gesichtszügen.
„Archibald hat recht, Fremde gehören weg", erklärte er mit starkem Akzent.
Der Dirk sah ein, dass er gut daran tat, dieses Gelände doch recht schnell zu verlassen.
2
Anton Tanngerber, Chef der Sägewerke von Hindelfingen und der umliegenden Ortschaften, saß am Esstisch und schaute seinem Sohn etwas ungehalten entgegen.
„Du bist zu spät", rügte er und warf einen vorwurfsvollen Blick auf den Tisch, auf dem das Essen wartete.
„Tut mir leid, erklärte der Dirk und setzte sich rasch. „Ich war drüben beim Zirkus und hab eine alte Schulfreundin wiedergetroffen. Dabei hab ich wohl die Zeit vergessen.
Ohne hinzusehen wusste der Bursche, dass im Gesicht seines Vaters Missbilligung lag.
„Bist noch ein kleiner Bub, dass dich das fahrende Volk fasziniert? Diese Leut’ haben keine Heimat, keinen festen Halt im Leben und keinen Anstand. Ich wünsch’ net, dass du dich mit denen abgibst."
„Ach, komm, Vater, nun übertreib’ mal net. Das sind Menschen wie du und ich. Sie haben nur eine andre Arbeit als wir. Aber die verdienen ihren Lebensunterhalt genauso durch ehrliche Arbeit wie wir auch. Hast doch wohl heutzutag keine Vorurteile mehr?"
„Das tät’ nix mit Vorurteilen zu tun haben, widersprach der alte Tanngerber. „Diese Leut’ stehen außerhalb der Gesellschaft, und da sollen’s gefälligst auch bleiben. Im Übrigen betrachte ich dieses Thema jetzt als abgeschlossen. Ich hätt’ da noch was anderes mit dir zu bereden.
Der Dirk seufzte unmerklich. Wenn der Vater in diesem Tonfall begann, dann wurde es meist schwierig.
Der alte Tanngerber war ein Mann, der keinen Widerspruch gelten ließ und grundsätzlich alles unter Kontrolle haben wollte.
„Stimmt was net mit der Firma?", wollte der Bursche wissen. Aber diese Frage war überflüssig, er arbeitete als Geschäftsführer selbst mit und hätte es gewusst, wenn etwas nicht in Ordnung war. Die folgenden Worte bestätigten das.
„Nein, da ist alles in bester Ordnung. Hast dich auch gut gemacht, mein Bub, ich bin