Alpendoktor Daniel Ingold #24: Eine Wahl mit Hindernissen: Cassiopeiapress Bergroman
Von Anna Martach
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Alpendoktor Daniel Ingold – Band 24
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Die Wahl des Stadtrates steht an, und plötzlich ist halb Hindelfingen der Meinung, Doktor Daniel Ingold würde kandidieren. Dieser ist jedoch nicht begeistert, zumal er schon genug zu tun hat, nicht nur aufgrund des Unfalls, der sich bei einer Gruppe junger Bergsteiger am Grimsteig ereignet hat.
Cover: Steve Mayer
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Alpendoktor Daniel Ingold #24 - Anna Martach
Eine Wahl mit Hindernissen
Alpendoktor Daniel Ingold – Band 24
von Anna Martach
Der Umfang dieses Buchs entspricht 102 Taschenbuchseiten.
Die Wahl des Stadtrates steht an, und plötzlich ist halb Hindelfingen der Meinung, Doktor Daniel Ingold würde kandidieren. Dieser ist jedoch nicht begeistert, zumal er schon genug zu tun hat, nicht nur aufgrund des Unfalls, der sich bei einer Gruppe junger Bergsteiger am Grimsteig ereignet hat.
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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1
„Gehen S‘ heut‘ Nachmittag auch zu der Wahlveranstaltung?", erkundigte sich Hermine Walther, die ältere Sprechstundenhilfe, bei ihrem Chef, Doktor Daniel Ingold. Der Arzt aus Hindelfingen schaute von dem Bericht auf, den er gerade las.
„Warum soll ich?"
„Na, weil der Landrat auch da sein wird, und weil da auch das Publikum mitdiskutieren kann. Ist doch sonst auch so, dass S‘ sich für die Themen interessieren, die uns alle angehen. Wo doch jetzt Wahlkampf ist."
„Wahlkrampf meinen S‘ wohl eher, Minchen", erklärte er spöttisch.
„Aber net doch, ich mein, hier ist‘s doch bisher nur klar, dass der Silvester Bergmann auch Bürgermeister bleibt. Wer könnt‘ das auch besser machen als er? Ich hab noch nie wen gesehen, der immer das passende Wort auf den Lippen hat und bei einer Rede so viel schwatzen kann, ohne auch nur ein Wort konkret zu sagen. Das wär‘ ja so weit klar. Aber die anderen Sitze im Stadtrat? Da tät‘ die Wahl schon schwer werden, denn ein jeder hat doch andere Vorstellungen, was er denn so machen will, und die meisten denken halt nur an sich selbst. Da gibt‘s nur wenige, die das Wohl aller Einwohner im Auge haben. Vielleicht sollten S‘ sogar selbst kandidieren", schlug die Frau ganz ernsthaft vor.
Minchen hatte in jeder Beziehung volles Vertrauen zu „ihrem" Doktor, ebenso wie schon zu seinem Vorgänger, Alois Huber, der mittlerweile in Pension war. Trotzdem sprang der alte Arzt noch immer ein, wenn Not am Mann war. Die beiden Ärzte galten als Autoritäten für jede Lebenslage, da lag der Vorschlag der Frau nahe. Doch Daniel blickte seine Angestellte irritiert an.
„Sind S‘ krank, Minchen? Brauchen S‘ eine Sonderbehandlung?", erkundigte er sich scheinbar mitfühlend. Sie lachte auf, wusste sie doch recht genau, wie er seine Worte meinte.
„Ach, was S‘ nur wieder haben. Es ist net freundlich, eine arme alte Angestellte zu necken."
„Und wer hat damit angefangen?,. fragte er gespielt empört. „Es ist auch net fair, einen armen gestressten Doktor zu necken. Ich muss doch sehr bitten, Minchen. Können S‘ sich das vorstellen, wie ich im Stadtrat sitze, einer langweiligen Sitzung lausche und stattdessen eher ein paar kranken Leuten helfen könnt‘?
„Ja", erwiderte sie, ohne zu zögern. Er schüttelte den Kopf.
„Ich bin entsetzt, was S‘ mir alles zutrauen. Also – vergessen S‘ das ganz schnell einfach wieder. Ich hab wirklich anderes zu tun, als mich ausgerechnet in den Wahlkampf zu stürzen. Und die Sitzung heut‘ Nachmittag werd‘ ich wohl auch versäumen, weil ich mit der Bernie zu einem gemütlichen Plausch verabredet bin."
„Na, wenigstens was Gescheites, stellte die Frau fest. „Aber nun müssen S‘ sich leider doch noch mit dem Fall hier herumschlagen, fürcht‘ ich. Bei der Untersuchung im Hospital ist ein Melanom festgestellt worden, und der Rudi hat mir nun schon fast eine Stunde in den Ohren gelegen, dass er sich auf gar keinen Fall operieren lassen will.
Seufzend nahm der Arzt den Bericht und las ihn aufmerksam.
„Das befallene Hautstück ist ja net mal so groß wie ein Pfennig. Da braucht‘s net mal eine Narkose. Und die Heilungschancen stehen gut. Was hat er denn dagegen einzuwenden? Ich glaub, ich versteh da was net recht."
Minchen lächelte traurig. „Ich glaub‘ ganz einfach, der Rudi hat Angst. Wenn ich bedenk‘, dass er sein Leben lang als Holzrücker gearbeitet hat und dabei oft genug größere Wunden davongetragen hat, scheint‘s zuerst lächerlich. Aber der macht sich im Kopf verrückt und glaubt, wenn er so tut, als hätt‘ er nix, dann könnt auch nix weiter passieren. Da sollten S‘ einfach noch mal mit ihm reden – oder besser noch, diesen kleinen Eingriff gleich selbst machen. Da tät‘ er ja net mal was von merken."
„Was ist heut‘ nur los mit Ihnen, Minchen? Wollen S‘ jetzt auch noch den Patienten und mir Vorschriften machen? Das wissen S‘ doch selbst auch, dass man nur gute Ratschläge und Empfehlungen geben darf, gut zureden oder auch mal ein bisserl deutlich werden geht auch noch an. Aber man kann doch niemanden zwingen."
„So ein Schmarrn. Sie wirkte ob dieser Schelte kein bisschen verlegen. „Der bildet sich doch nur was ein. Du liebe Güte, ich kann‘s ja noch verstehen, wenn einer eine kleine Macke hat, Klaustrophobie, meine ich, Depression oder auch eine ausgewachsene Psychose mit sich herumträgt. Aber sagen S‘ doch mal ehrlich, Herr Doktor, Angst vor einem so kleinen Eingriff, wo er schon ganz andere Verletzungen hinter sich gebracht hat – so was ist einfach nur dumm und lächerlich.
„Nein, find‘ ich gar net. Auch Angst kann so weit gehen, dass man sie behandeln muss. Außerdem denk‘ ich, dass der Rudi weniger Angst vor dem kleinen Eingriff hat, sondern vielmehr Furcht davor, dass sich im Anschluss herausstellen könnt‘, dass mehr daraus wird. Auch wenn die Chancen gut stehen, kann er zu den wenigen Leuten gehören, bei denen es halt net gut geht. Aber dann muss man noch mal mit ihm reden, und net mit dem Holzhammer draufschlagen. Ich versteh‘ S‘ net ganz, Minchen. Sie sind doch sonst net so rabiat."
Sie zuckte die Schultern. „Mag ja vielleicht daran liegen, dass ich mir um den Patienten Sorgen mach‘ und diese Dummheit net verstehen kann. Außerdem – wir sind zusammen zur Schule gegangen, und so kenn‘ ich den Rudi einfach schon mein Leben lang, da hat man natürlich eine ganz andere Beziehung zueinander."
Daniel glaubte jetzt zu verstehen. Die beiden waren offenbar in einem Alter. Nun war der Rudi aber schon Frührentner und kämpfte gegen eine heimtückische Krankheit, während Hermine weiterhin tagein tagaus arbeitete und plötzlich damit konfrontiert wurde, dass auch sie so langsam in das Alter kam, wo es einen hier zwickte und aus einer Kleinigkeit eine bösartige Geschwulst werden konnte. Offenbar hatte sie selbst Angst vor dem Alter und den damit verbundenen Problemen. Deshalb ging es sie schon persönlich etwas an, wenn ihr alter Schulkamerad sich weigerte, sich diesem kleinen harmlosen Eingriff zu unterziehen. Ein Melanom konnte auf jeden Fall ein Hinweis auf eine weitergehende Krebserkrankung sein, und Metastasen konnte man niemals ausschließen.
Daniel legte den Bericht beiseite und bat seine Angestellte sich zu setzen, er wollte ihr auf gleicher Höhe in die Augen sehen.
„Ich glaub‘, ich kann verstehen, warum S‘ sich um den Rudi so viel Gedanken machen. Aber ich würd‘ ganz einfach mal sagen, dass S‘ selbst mit ihm reden sollten, weil S‘ vielleicht den besseren Kontakt zu ihm haben als ich. Auf jeden Fall aber sollte er trotzdem zu mir kommen, und ich will gern versuchen, ihm noch einmal klarzumachen, wie wichtig es ist, dass er sich behandeln lässt. Es gereicht Ihnen zur Ehre, dass S‘ sich so um ihn sorgen. Aber schaut‘s net in Wirklichkeit so aus, dass S‘ selbst auch Angst haben, es könnt‘ Ihnen ebenso passieren? Glauben S‘ mir Minchen, so was ist nur natürlich. Wahrscheinlich geht‘s Ihnen auch im Kopf herum, dass der Rudi sterben könnt‘, und das bringt einem die eigene Sterblichkeit zu Bewusstsein. Aber damit