Dr. Daniel 70 – Arztroman: Ärztin mit Vergangenheit
Von Marie Francoise
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Lisa Walther blickte nicht zurück. Weshalb auch? Die Jahre, die hinter ihr lagen, waren so schrecklich gewesen, daß Lisa nur eines wollte: Vergessen! Unwillkürlich umklammerte sie den Griff ihres kleinen Koffers ein wenig fester. Sie wußte, daß es nicht einfach sein würde, diesen Vorsatz zu verwirklichen.
Eine Frau kam ihr entgegen und starrte sie unverhohlen an. Verlegen blickte Lisa an sich hinab. Das Kostüm, das sie trug, war längst aus der Mode. Es war für die Frau, die ihr begegnet war, sicher nicht schwierig gewesen herauszufinden, woher sie kam.
Nun blickte Lisa noch zurück. Das schlichte graue Gebäude reckte sich beinahe drohend in den strahlend blauen Frühlingshimmel. Rasch wandte sie sich ab. Allein der Anblick ließ sie bereits frösteln, obwohl die Sonne so angenehm warm vom Himmel schien.
Lisa hob ihr Gesicht der Sonne entgegen. Wie hatte sie das alles vermißt! Sonne, blauer Himmel, blühende Wiesen.
»Da, wieder eine, die sie auf die Menschheit loslassen.«
Erschrocken zuckte Lisa zusammen. Sie hatte nicht gemerkt, daß ihr jemand entgegengekommen war. Ein verächtlicher Blick traf sie und ließ sie ahnen, was demnächst auf sie zukommen würde, dabei…
»Ich war doch unschuldig«, flüsterte Lisa, doch es war niemand mehr da, der ihre Worte hätte hören können. Vermutlich hätte sich auch niemand dafür interessiert. Schon damals, vor Gericht, hatte es niemanden gekümmert, daß sie bis zum Schluß verzweifelt versichert hatte, unschuldig zu sein. Die Beweislast war zu erdrückend gewesen… Beweise, die von Professor Gernot Köster manipuliert worden waren, Zeugen, die er bezahlt hatte, und seine eigene Aussage, die Lisa vernichtet hatte.
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Dr. Daniel 70 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 70 –
Ärztin mit Vergangenheit
Marie Francoise
Lisa Walther blickte nicht zurück. Weshalb auch? Die Jahre, die hinter ihr lagen, waren so schrecklich gewesen, daß Lisa nur eines wollte: Vergessen! Unwillkürlich umklammerte sie den Griff ihres kleinen Koffers ein wenig fester. Sie wußte, daß es nicht einfach sein würde, diesen Vorsatz zu verwirklichen.
Eine Frau kam ihr entgegen und starrte sie unverhohlen an. Verlegen blickte Lisa an sich hinab. Das Kostüm, das sie trug, war längst aus der Mode. Es war für die Frau, die ihr begegnet war, sicher nicht schwierig gewesen herauszufinden, woher sie kam.
Nun blickte Lisa noch zurück. Das schlichte graue Gebäude reckte sich beinahe drohend in den strahlend blauen Frühlingshimmel. Rasch wandte sie sich ab. Allein der Anblick ließ sie bereits frösteln, obwohl die Sonne so angenehm warm vom Himmel schien.
Lisa hob ihr Gesicht der Sonne entgegen. Wie hatte sie das alles vermißt! Sonne, blauer Himmel, blühende Wiesen.
»Da, wieder eine, die sie auf die Menschheit loslassen.«
Erschrocken zuckte Lisa zusammen. Sie hatte nicht gemerkt, daß ihr jemand entgegengekommen war. Ein verächtlicher Blick traf sie und ließ sie ahnen, was demnächst auf sie zukommen würde, dabei…
»Ich war doch unschuldig«, flüsterte Lisa, doch es war niemand mehr da, der ihre Worte hätte hören können. Vermutlich hätte sich auch niemand dafür interessiert. Schon damals, vor Gericht, hatte es niemanden gekümmert, daß sie bis zum Schluß verzweifelt versichert hatte, unschuldig zu sein. Die Beweislast war zu erdrückend gewesen… Beweise, die von Professor Gernot Köster manipuliert worden waren, Zeugen, die er bezahlt hatte, und seine eigene Aussage, die Lisa vernichtet hatte. Für die Richter hatte es so ausgesehen, als sei sie tatsächlich schuldig gewesen.
»Vielleicht denkst du im Gefängnis ab und zu noch daran, welchen Fehler du begangen hast«, hatte Gernot ihr kalt gesagt, als sie abgeführt worden war.
»Mein einziger Fehler war es, mich jemals mit dir einzulassen.« Sie hätte ihm noch viel mehr erwidern wollen, doch sie hatte keine Möglichkeit gehabt. Man hatte sie in ihre Zelle zurückgebracht, zwei Tage später war sie in die Justizvollzugsanstalt überführt worden. Hier hatte sie die schrecklichsten Jahre ihres Lebens zugebracht. Die Zeit im Gefängnis hatte ihr einen Stempel aufgedrückt, den sie wohl nie wieder loswerden würde. Zu Unrecht!
*
Der Anruf aus dem Kreiskrankenhaus erreichte den Chefarzt der Waldsee-Klinik Dr. Wolfgang Metzler unmittelbar vor Dienstschluß.
»Herr Kollege, ich brauche Ihre Hilfe«, erklärte Dr. Breuer, der Chefarzt des Kreiskrankenhauses. »Seit wir hier in der Kreisstadt die Deeko-Pharma haben, häufen sich bei uns seltsame Vergiftungsfälle, und Sie sind der einzige Spezialist auf diesem Gebiet, den ich kenne.«
»Ich komme sofort«, versicherte Dr. Metzler. »Haben Sie gerade einen akuten Vergiftungsfall?«
»Wenn es nur einer wäre«, entgegnete Dr. Breuer mit einem tiefen Seufzer. »Ich fürchte, Heinrich Deeko geht mit seiner Firma nicht gerade verantwortungsbewußt um – auch wenn er das genaue Gegenteil behauptet.«
»In einer Viertelstunde bin ich bei ihnen.«
»Vielleicht können Sie auch Dr. Daniel mitbringen«, fügte Dr. Breuer hinzu. »Unter den Vergifteten befindet sich eine schwangere Frau.«
»In Ordnung, Herr Kollege«, stimmte Dr. Metzler zu, verabschiedete sich und legte auf, um sogleich Dr. Robert Daniel zu informieren. Wie immer ging in dessen Praxis die Empfangsdame Gabi Meindl an den Apparat, verband Dr. Metzler aber umgehend mit ihrem Chef.
»Grüß dich, Robert, ich bin’s«, gab sich Dr. Metzler zu erkennen, dann kam er gleich zur Sache. »Wir müssen dringend ins Kreiskrankenhaus.«
»Wie bitte?«
»Breuer hat mich gerade angerufen. Es eilt. Ich hole dich ab und erzähle dir dann alles weitere während der Fahrt.«
»Du machst mir Spaß«, meinte Dr. Daniel. »Soll ich meine Patientinnen denn einfach nach Hause schicken?«
»Es ist wirklich dringend, Robert. Ein paar seltsame Vergiftungsfälle…«
»In Ordnung, Wolfgang, ich werde mich irgendwie freimachen«, versprach Dr. Daniel, dann legte er auf und verließ sein Sprechzimmer.
»Fräulein Meindl, ich werde in ein paar Minuten von Dr. Metzler abgeholt«, erklärte er. »Wir müssen dringend in die Kreisstadt fahren.« Bedauernd zuckte er die Schultern. »Leider habe ich keine Ahnung, wann ich wieder zurück sein werde, und da es jetzt bereits auf sechs Uhr abends geht, wird es wohl besser sein, die noch anwesenden Patientinnen auf morgen zu vertrösten.«
Gabi Meindl konnte einen Seufzer nicht unterdrücken.
»Sie machen mir Spaß«, entfuhr es ihr, dann errötete sie. »Tut mir leid, Herr Doktor, so war das natürlich nicht gemeint.«
Dr. Daniel lächelte. »Nicht so tragisch, Fräulein Meindl. So ähnlich habe ich mich gegenüber Dr. Metzler auch ausgedrückt.« Er zuckte die Schultern. »Ich weiß schon, es ist eine undankbare Aufgabe, die ich Ihnen da aufhalse, aber grundlos wird mich der Chefarzt sicher nicht aus der Sprechstunde holen.«
»Keine Sorge, Herr Doktor, wir kriegen das schon irgendwie hin«, mischte sich nun die Sprechstundenhilfe Sarina von Gehrau ein, die das Gespräch mitbekommen hatte.
Gabi nickte zustimmend. Im Grunde gab es kaum etwas, was die beiden jungen Frauen nicht für ihren Chef getan hätten. Im übrigen waren sie schon beinahe routiniert im außerplanmäßigen Verlegen von bestehenden Terminen, denn schließlich kam es oft genug vor, daß Dr. Daniel zu einem Notfall gerufen wurde.
Jetzt zog der Arzt rasch seinen weißen Kittel aus, schlüpfte in eine dünne Baumwolljacke und verließ mit einem flüchtigen Abschiedsgruß an Gabi und Sarina die Praxis. Gerade als er vor die Villa trat, in deren Obergeschoß er auch wohnte, bog Dr. Metzlers Wagen auf den großen Patientenparkplatz.
»Also, Wolfgang, dann schieß mal los«, verlangte Dr. Daniel, während er auf dem Beifahrersitz Platz nahm und sich anschnallte.
Vorsichtig fuhr Dr. Metzler die steile Auffahrt hinunter und durchquerte das idyllische Steinhausen.
»Mit der Deeko-Pharma gibt es Probleme«, berichtete Dr. Metzler. »Breuer hat gesagt, daß seit einiger Zeit immer wieder Vergiftungsfälle auftauchen.«
Unwillig runzelte Dr. Daniel die Stirn. »Wozu brauchst du denn da mich? Ich denke, du bist der Spezialist für Vergiftungen aller Art.«
Dr. Metzler zuckte die Schultern. »Breuer wollte, daß ich dich mitbringe. Unter den Vergifteten soll auch eine schwangere Frau sein.« Ärgerlich schlug er mit einer Hand auf das Lenkrad. »Ich werde niemals begreifen, wie ein derartig verantwortungsloser Mensch die Erlaubnis bekommt, ein Pharmazie- oder Chemiewerk zu führen.«
Dr. Daniel warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Wer sagt dir denn, daß Deeko selbst für die Vergiftungsfälle verantwortlich ist?«
»Breuer hat so eine Andeutung gemacht«, entgegnete Dr. Metzler, dann fügte er grimmig hinzu: »Außerdem habe ich so was ohnehin im Gespür.«
»Wolfgang…«, fiel er Dr. Daniel ins Wort. »Ich werde mich beherrschen und kein unbedachtes Wort darüber verlieren, ganz davon abgesehen, daß sich Deeko im Kreiskrankenhaus sicher nicht blicken lassen wird.«
»Ich glaube weder das eine noch das andere«, entgegnete Dr. Daniel schmunzelnd. »Es wäre nämlich das erste Mal, daß du dich beherrschen könntest, und