Dr. Daniel 30 – Arztroman: Er kämpft um Ihr Baby
Von Marie Francoise
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Über dieses E-Book
Hochaufgerichtet stand Clarissa Berner in dem geschmackvoll eingerichteten Salon und sah den Mann vor sich mit kaltem Blick an. Nach außen hin schien jedes Gefühl für Leonhard Krantz in ihr erloschen zu sein, und niemand ahnte, welch ein Aufruhr in ihrem Innern tobte.
»Clarissa, Liebes…«, begann Leonhard, doch Clarissa hob sofort abwehrend eine Hand.
»Hör bloß auf, mich Liebes zu nennen«, entgegnete sie scharf. »Ich weiß genau, daß du es lediglich auf mein Vermögen abgesehen hast. Dein gestriges Telefongespräch war nur zu aufschlußreich für mich.«
Leonhard wurde rot vor Zorn. »Du hast mich also belauscht!«
Da lachte Clarissa auf, doch es war kein fröhliches Lachen. »Lauschen war da wirklich nicht nötig, Hardy. Du warst gestern so betrunken, daß du gar nicht gemerkt hast, wie laut du gesprochen hast. Man hat deine Stimme durch das ganze Haus gehört.«
Leonhard wußte, daß das eine Übertreibung war, denn schließlich umfaßte die Villa mehr als dreihundert Quadratmeter. Allerdings hätte er sich für diesen Ausrutscher, den er sich gestern geleistet hatte, noch immer ohrfeigen können. In den drei Jahren, die er jetzt mit Clarissa zusamen war, hatte er sich nicht einen Fehltritt erlaubt. Schließlich hatte er ja ganz genau gewußt, was für ihn auf dem Spiel stand. Doch gestern – das Wiedersehen mit seiner einstmals großen Liebe – da hatte er alle Bedenken über Bord geworfen und einen rauschenden Abend mit Carla verbracht. Er erinnerte sich noch, daß er ziemlich betrunken in die Berner-Villa gekommen war und Carla noch einmal angerufen hatte. Und er hatte mit dem Vermögen geprahlt, das
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Dr. Daniel 30 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 30 –
Er kämpft um Ihr Baby
Marie Francoise
Hochaufgerichtet stand Clarissa Berner in dem geschmackvoll eingerichteten Salon und sah den Mann vor sich mit kaltem Blick an. Nach außen hin schien jedes Gefühl für Leonhard Krantz in ihr erloschen zu sein, und niemand ahnte, welch ein Aufruhr in ihrem Innern tobte.
»Clarissa, Liebes…«, begann Leonhard, doch Clarissa hob sofort abwehrend eine Hand.
»Hör bloß auf, mich Liebes zu nennen«, entgegnete sie scharf. »Ich weiß genau, daß du es lediglich auf mein Vermögen abgesehen hast. Dein gestriges Telefongespräch war nur zu aufschlußreich für mich.«
Leonhard wurde rot vor Zorn. »Du hast mich also belauscht!«
Da lachte Clarissa auf, doch es war kein fröhliches Lachen. »Lauschen war da wirklich nicht nötig, Hardy. Du warst gestern so betrunken, daß du gar nicht gemerkt hast, wie laut du gesprochen hast. Man hat deine Stimme durch das ganze Haus gehört.«
Leonhard wußte, daß das eine Übertreibung war, denn schließlich umfaßte die Villa mehr als dreihundert Quadratmeter. Allerdings hätte er sich für diesen Ausrutscher, den er sich gestern geleistet hatte, noch immer ohrfeigen können. In den drei Jahren, die er jetzt mit Clarissa zusamen war, hatte er sich nicht einen Fehltritt erlaubt. Schließlich hatte er ja ganz genau gewußt, was für ihn auf dem Spiel stand. Doch gestern – das Wiedersehen mit seiner einstmals großen Liebe – da hatte er alle Bedenken über Bord geworfen und einen rauschenden Abend mit Carla verbracht. Er erinnerte sich noch, daß er ziemlich betrunken in die Berner-Villa gekommen war und Carla noch einmal angerufen hatte. Und er hatte mit dem Vermögen geprahlt, das er demnächst heiraten würde…
Das leise Klirren, als Clarissas Verlobungsring auf die Rauchglasplatte des Tisches fiel, riß Leonhard in die Wirklichkeit zurück. Und die Wirklichkeit war ein immenser Reichtum, der für ihn jetzt in unerreichbare Ferne zu rücken drohte.
»Liebes, ich war betrunken, wie du ganz richtig erkannt hast«, erklärte Leonhard in dem verzweifelten Versuch zu retten, was noch zu retten war. »Ich habe einfach nur angegeben.« Er machte ein zerknirschtes Gesicht. »Es tut mir leid.«
Doch Clarissas Gesicht blieb abweisend. »Damit ziehst du dich nicht aus der Affäre, Hardy. Ich hatte schon länger den Verdacht, daß du nicht mich, sondern nur mein Vermögen liebst. Gestern bekam ich nun die endgültige Bestätigung dafür, und deshalb verlange ich, daß du noch heute dieses Haus verläßt.«
Leonhard erstarrte. »Das… das ist doch nicht dein Ernst, Clarissa.«
Sie wandte ihm den Rücken zu, damit er nicht sah, was sich in ihrem Gesicht abspielte. Wenn er auch nur ahnen würde, wie nah sie den Tränen war, dann würde er alle seine Trümpfe ausspielen, das wußte sie. Und sie wußte auch, daß sie seinem unwiderstehlichen Charme dann erliegen würde – ungeachtet der Tatsache, daß er sie doch nur ausnutzte.
»Clarissa, du erwartest ein Baby von mir!« unternahm Leonhard noch einen Versuch, sie umzustimmen. »Nächste Woche wollten wir das Aufgebot bestellen und…«
»Das ist jetzt hinfällig«, entgegnete Clarissa, vermied es aber immer noch, ihn anzusehen. »Und was unser Kind betrifft – es braucht keinen Vater, der schon vor der Ehe fremdgeht.« Erst jetzt wandte sie sich ihm wieder zu und versuchte ihrer Stimme Festigkeit zu geben, als sie hinzufügte: »Wir beide sind ohne dich besser dran. Und jetzt geh, Hardy. Ich will dich nie mehr sehen.« Dabei verfluchte sie ihr Herz, das etwas völlig anderes sagte.
*
Bereits zwei Stunden später verließ Leonhard Krantz die Villa, und Clarissa ahnte nicht, daß er sich selbst geschworen hatte, ihr Vermögen nicht kampflos aufzugeben. Niedergeschlagen saß sie in dem geschmackvoll und keineswegs protzig eingerichteten Salon und starrte blicklos auf das Verlobungsfoto, das auf dem Sims des Kachelofens stand und das in Kürze einem Hochzeitsfoto hätte weichen sollen. Dabei stiegen Tränen in Clarissas schöne blaue Augen. Sie hatte Hardy blind vertraut, und nun war ihr Vertrauen so bitter enttäuscht worden. Noch immer hörte sie die Worte, die er mit einem boshaften Lachen zu der ihr fremden Frau am Telefon gesagt hatte.
»Warte nur, Schätzchen, wenn mir das fette Täubchen erst ganz gehört, dann wird es für uns eine herrliche Zukunft geben. Clarissa hat Geld wie Heu, und es wird niemandem auffallen, wenn ich davon einen großen Teil für uns beide abzweige. Wir werden leben wie die Maden im Speck, und dafür nehme ich gern eine Frau in Kauf, die ich nicht liebe.«
Die letzten Worte hatten sie am meisten geschmerzt. Auf eine so brutale Art zu erfahren, daß man nicht geliebt wurde… gerade von dem Mann, den man selbst mehr liebte als alles andere…
»Gnädiges Fräulein, Herr Hollacher möchte Sie sprechen.«
Clarissa erschrak, als so unerwartet die Stimme ihres Butlers erklang. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie voll aufnehmen konnte, was er gerade gesagt hatte.
»Ja, in Ordnung, Johann, bringen Sie ihn herein«, erklärte sie schließlich.
Johann deutete eine Verbeugung an, entschwand lautlos und kam wenig später mit Raimund Hollacher zurück. Nach einer erneuten Verbeugung ließ er Clarissa mit ihrem Besucher allein.
Das freundliche Lächeln, mit dem Raimund auf Clarissa zuging, um sie zu begrüßen, gab nicht preis, wie sehr er sie in Wahrheit liebte. Auf diesen Gedanken wäre Clarissa auch nicht gekommen, denn sie hatte in Raimund nie mehr als den Freund aus Kindertagen gesehen. Sie waren praktisch zusammen aufgewachsen, hatten gemeinsam Kindergarten und Schule besucht und sich auch später immer noch gesehen – wenn auch in unregelmäßigen Abständen.
»Raimund, schön, daß du mich besuchst«, erklärte Clarissa, konnte dabei aber die Melancholie nicht aus ihrem Gesicht vertreiben.
Aufmerksam sah Raimund sie an. »Was ist denn los, Clarissa? Hast du Probleme?«
Für einen Augenblick drängte es Clarissa, sich ihrem besten Freund anzuvertrauen, ließ es dann aber bleiben. Es war noch zu schmerzlich für sie, über Hardys Verrat zu sprechen.
»Nicht der Rede wert«, meinte sie nur. »Eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Hardy und mir.«
Der Name schnitt Raimund schmerzhaft ins Herz. Gegen den blendend aussehenden Leonhard Krantz hatte er nie eine Chance gehabt, dabei war er ganz sicher, daß Hardy Clarissa gar nicht liebte – jedenfalls nicht halb so sehr wie er selbst es tat.
»Ich habe gehört, daß er gestern abend ziemlich… wie soll ich sagen? Nun, war wohl recht angeheitert«, erklärte Raimund.
Energisch schüttelte Clarissa den Kopf. »Nein, Raimund, er war nicht angeheitert, sondern stockbetrunken.« Dann winkte sie ab. »Sprechen wir nicht mehr darüber, oder…« Prüfend sah sie ihn an. »Bist du deswegen gekommen?«
»Nein, ich bin nur Übermittler«, entgegnete Raimund mit einem gezwungenen Lächeln, dann zog er aus der Innentasche seines Jacketts ein schmales, weißes Kuvert und überreichte es Clarissa. »Eine Einladung zur Goldenen Hochzeit meiner Eltern.«
»Das freut mich aber«, erklärte Clarissa und meinte das auch durchaus ehrlich. Sie hatte die Hollachers immer gut leiden können. Nach dem Tod ihrer Eltern waren sie sogar beinahe so etwas wie Ersatzeltern für sie geworden. »Bestell deinen Eltern ganz liebe Grüße von mir, und sag ihnen, daß ich zu diesem großen Fest gern kommen werde.«
Raimund zögerte, sprach das, was ihm am Herzen lag, dann aber doch aus. »Mit Hardy?«
»Nein, ich komme ohne ihn«, antwortete Clarissa, ging ansonsten aber nicht näher auf dieses Thema ein, und Raimund spürte, daß er jetzt nicht weiter nach Leonhard fragen durfte.
»Clarissa, wenn du meine Hilfe brauchen solltest… gleichgültig, wann – dann kannst du immer auf mich zählen.«
Mit einem zarten Lächeln legte Clarissa eine Hand auf seinen Arm.
»Das weiß ich doch, Raimund, und es ist ein gutes Gefühl, einen so treuen Freund wie dich zu haben.«
Ich wünschte, ich wäre mehr als nur dein Freund, mußte Raimund unwillkürlich denken, dabei wußte er, daß sich dieser Traum für ihn niemals erfüllen würde.
*
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