Dr. Daniel 49 – Arztroman: Verzeihung, Doc, ich liebe dich!
Von Marie Francoise
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Der Zug von München nach Steinhausen war wie jeden Abend hoffnungslos überfüllt. Die junge Zahnarzthelferin Gerda Rauh stand irgendwo mitten im Gedränge und versuchte die Schwankungen des Eisenbahnwaggons einigermaßen aufzufangen, was ihr auch ganz gut gelang. Mittlerweile hatte sie ja schon Übung darin, denn eine Möglichkeit zum Festhalten hatte sie während der Heimfahrten nur selten.
Der Zug hielt jetzt endlich in der Kreisstadt, wo viele Pendler ausstiegen. Gerda atmete auf. Die Luft im Abteil war trotz der geöffneten Fenster ziemlich stickig geworden. Zu allem Überfluß brannte jetzt auch noch die tieferstehende Sonne durch die Fenster und heizte den stehenden Waggon auf.
Endlich setzte sich der Zug wieder in Bewegung und gewann an Geschwindigkeit. Gerda betrachtete die vorbeihuschende Landschaft und wußte, daß sie in ein paar Minuten den Steinhausener Bahnhof erreichen würde. Von dort hatte sie es nicht mehr weit bis zu der kleinen gemütlichen Dachwohnung, die sie mit ihrem Mann Ferdinand teilte. Sie würde die heißen Füße in einen Eimer mit kaltem Wasser stellen und…
Der plötzlich heftig bremsende Zug riß Gerda aus ihren Gedanken. Sie versuchte Halt zu finden und drehte sich dabei mit einem kurzen Ruck um, doch ihre Hand griff ins Leere, und nur einem jungen Mann, der rasch von seinem Platz aufstand und sie festhielt, war es zu verdanken, daß sie nicht fiel.
Der plötzliche, sehr heftige Schmerz, der in diesem Moment in ihren Unterleib fuhr, nahm Gerda fast den Atem. Der Mann, der sie noch immer stützte, sah sie besorgt an.
»Was ist los?« fragte er. »Ist Ihnen nicht gut?«
Gerda
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Dr. Daniel 49 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 49 –
Verzeihung, Doc, ich liebe dich!
Marie Francoise
Der Zug von München nach Steinhausen war wie jeden Abend hoffnungslos überfüllt. Die junge Zahnarzthelferin Gerda Rauh stand irgendwo mitten im Gedränge und versuchte die Schwankungen des Eisenbahnwaggons einigermaßen aufzufangen, was ihr auch ganz gut gelang. Mittlerweile hatte sie ja schon Übung darin, denn eine Möglichkeit zum Festhalten hatte sie während der Heimfahrten nur selten.
Der Zug hielt jetzt endlich in der Kreisstadt, wo viele Pendler ausstiegen. Gerda atmete auf. Die Luft im Abteil war trotz der geöffneten Fenster ziemlich stickig geworden. Zu allem Überfluß brannte jetzt auch noch die tieferstehende Sonne durch die Fenster und heizte den stehenden Waggon auf.
Endlich setzte sich der Zug wieder in Bewegung und gewann an Geschwindigkeit. Gerda betrachtete die vorbeihuschende Landschaft und wußte, daß sie in ein paar Minuten den Steinhausener Bahnhof erreichen würde. Von dort hatte sie es nicht mehr weit bis zu der kleinen gemütlichen Dachwohnung, die sie mit ihrem Mann Ferdinand teilte. Sie würde die heißen Füße in einen Eimer mit kaltem Wasser stellen und…
Der plötzlich heftig bremsende Zug riß Gerda aus ihren Gedanken. Sie versuchte Halt zu finden und drehte sich dabei mit einem kurzen Ruck um, doch ihre Hand griff ins Leere, und nur einem jungen Mann, der rasch von seinem Platz aufstand und sie festhielt, war es zu verdanken, daß sie nicht fiel.
Der plötzliche, sehr heftige Schmerz, der in diesem Moment in ihren Unterleib fuhr, nahm Gerda fast den Atem. Der Mann, der sie noch immer stützte, sah sie besorgt an.
»Was ist los?« fragte er. »Ist Ihnen nicht gut?«
Gerda konnte nur nicken. Der Mann überließ ihr bereitwillig seinen Platz, doch auch im Sitzen wurde der Schmerz nicht besser. Gerda fühlte Übelkeit aufsteigen.
Der Zug setzte sich jetzt wieder in Bewegung und erreichte wenige Minuten später Steinhausen. Langsam und mit sichtlicher Mühe erhob sich Gerda von ihrem Platz und schwankte aus dem Abteil. Der Schmerz tobte mit unverminderter Kraft weiter in ihr… nein, er wurde sogar von Minute zu Minute schlimmer.
Mühsam schleppte sich Gerda vom Bahnsteig hinunter, doch im Schatten des Bahnhofsgebäudes brach sie zusammen. Josef Breitmoser, der Bahnbeamte, der schon seit vielen Jahren hier in Steinhausen arbeitete, eilte heraus und beugte sich über die bewußtlose Frau.
»Meine Güte!« stieß er hervor, dann kehrte er schnellstens zu seinem Schalter zurück, riß den Hörer von der Gabel und alarmierte die Waldsee-Klinik. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis ein Krankenwagen mit Blaulicht und Martinshorn vor dem Bahnhof stehenblieb. Der Oberarzt Dr. Gerrit Scheibler sprang heraus und beugte sich über die Frau.
»Schock«, urteilte er, dann gab er den Sanitätern knappe Anweisungen, und die beiden Männer hoben Gerda auf eine fahrbare Trage.
»Sie ist plötzlich zusammengebrochen«, erklärte Josef Breitmoser hastig »Ist es was Schlimmes?«
»Das kann ich jetzt noch nicht sagen«, entgegnete Dr. Scheibler knapp, dann folgte er den beiden Sanitätern und stieg zu der bewußtlosen Frau in den Wagen. Die Türen schlugen zu, und der Krankenwagen brauste in Richtung Waldsee-Klinik davon.
Währenddessen behandelte Dr. Scheibler schon die Symptome des Schocks, und die Infusion zeigte rasch Wirkung. Gerda schlug die Augen auf und starrte den Mann, der sich mit besorgtem Gesicht über sie beugte, verständnislos an.
»Wie fühlen Sie sich?« wollte er jetzt wissen.
»Ich habe… schreckliche Schmerzen«, brachte Gerda mühsam hervor, dann tastete sie mit einer Hand über ihren Bauch.
»Hier… überall…«
»Keine Sorge, wir sind gleich in der Klinik«, versicherte Dr. Scheibler, und seine tiefe, warme Stimme vermochte Gerda ein wenig zu beruhigen.
In diesem Moment hielt der Krankenwagen auch schon mit einem Ruck an, die Türen wurden aufgerissen und die fahrbare Trage herausgehoben. Mit einem stählernen Rasseln klappten die Räder nach unten, dann fuhren die beiden Sanitäter die Patientin in die Klinik.
»Frau Bergmeier!« rief Dr. Scheibler der Sekretärin zu, als er im Laufschritt die Eingangshalle betrat. »Versuchen Sie sofort Dr. Daniel zu erreichen! Es ist möglich, daß ich ihn brauche!«
»In Ordnung, Herr Oberarzt«, beeilte sich Martha Bergmeier zu versichern, dann griff sie rasch nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer von Dr. Daniels Praxis. Eigentlich war seine Sprechzeit bereits vorbei, und so konnte sie nur hoffen, daß es ihr dennoch gelingen würde, ihn zu erreichen.
*
Hermine Gruber, die Besitzerin des Gasthofes von Steinhausen, hatte sich mit der Tischdekoration die größte Mühe gegeben. Schließlich kam es ja nicht jeden Tag vor, daß im Goldenen Löwen Verlobung gefeiert wurde. Hochzeiten gab es hier des öfteren, aber Verlobungen waren schon etwas Besonderes für sie, noch dazu, weil es sich bei dem Paar um Dr. Robert Daniel und die Allgemeinmedizinerin Dr. Manon Carisi handelte.
Als Irene Hansen, die ältere verwitwete Schwester von Dr. Daniel, und Karina, seine vierundzwanzigjährige Tochter, auf den Gasthof zukamen, wieselte Hermine Gruber geschäftig hinaus.
»Grüß Gott, Frau Hansen«, rief sie freundlich, dann lächelte sie das junge Mädchen mit dem langen goldblonden Haar an. »Grüß dich, Karina. Mir scheint, der Herr Papa wird sich verspäten.«
Karina nickte schmunzelnd. »Das sind wir schon gewohnt, Frau Gruber. Im Privatleben war mein Vater bisher nur selten pünktlich, und ich nehme nicht an, daß sich das bei seiner Verlobung ändern wird.« Dann sah sie sich um. »Sind wir die ersten?«
Hermine Gruber nickte eifrig. »Aber es ist schon alles hergerichtet.« Sie eilte Irene und Karina voran in die Gaststube. »Den gemütlichen Nischentisch habe ich für Sie reserviert. Da sind Sie ungestört.«
»Das ist nett, Frau Gruber«, meinte Karina, dann fügte sie mit einem schelmischen Seitenblick hinzu: »Auf diese Weise ist die Verlobung meines Vaters morgen nicht gleich Tagesgespräch in Steinhausen.«
Eine flüchtige Röte huschte über Hermine Grubers Gesicht. Sie gehörte nämlich zu den berüchtigten Klatschtanten des Ortes, und natürlich würde es ihr nicht lange gelingen, die Verlobung von Dr. Daniel und Manon Carisi für sich zu behalten.
»Du bist unmöglich, Karina«, hielt Irene ihrer Nichte vor, als Hermine Gruber an einen anderen Tisch geeilt war, um sich nach den Wünschen der Gäste zu erkundigen.
Karina lachte fröhlich. »Das mußte ich einfach loswerden, sonst wäre ich daran erstickt. Und Tatsache ist nun mal, daß alles, was im Goldenen Löwen geschieht, innerhalb von zwei Tagen die Runde durch Steinhausen macht. Das kommt daher, daß Frau Gruber neben Frau Hauser und Frau Schütz die größte…« Sie verstummte, weil die Gasthofbesitzerin wieder zu Irene und ihr an den Tisch kam.
»Was darf ich Ihnen bringen?« erkundigt sie sich höflich.
Während Irene und Karina noch die Bestellung aufgaben, trat Karinas älterer Bruder Stefan mit seiner Freundin Darinka an den Tisch.
»Wie ich sehe, fehlt nur noch das Liebespaar«, stellte Stefan grinsend fest.
»Irrtum, Bruderherz«, entgegnete Karina jetzt. »Onkel Schorsch und Tante Margit kommen auch.«
Doch Stefan