Dr. Norden Bestseller 20 – Arztroman: Angst um Almut
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Gerade wollte sich Dr. Daniel Norden auf den Weg zur Praxis machen, da läutete das Telefon. Fee Norden hob schnell den Hörer ab. »Ein Notfall, Daniel«, rief sie ihrem Mann zu. »Ganz in der Nähe. Wiesenstraße 12. Der Name ist Lauterer. Anscheinend Angina pectoris!« Das war nun eine schwierige Sache. Dr. Norden kannte den Namen nicht, und in seiner Praxis sollte pünktlich um acht Uhr der Betrieb beginnen. Aber ein Notfall war ein Notfall, und da wurde nicht lange gefragt. »Lauterer, Wiesenstraße 12«, wiederholte er. »Gleich zwei Straßen weiter!«, rief Fee ihm zu. Sie wusste schon besser Bescheid mit den Straßen, obgleich sie erst ein paar Wochen hier wohnten. Die Praxis lag in einem anderen Viertel, und dort hatte Dr. Norden immer noch die meisten Patienten.
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Rezensionen für Dr. Norden Bestseller 20 – Arztroman
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 20 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 20 –
Angst um Almut
Niemand darf uns unser Kind nehmen
Patricia Vandenberg
Gerade wollte sich Dr. Daniel Norden auf den Weg zur Praxis machen, da läutete das Telefon.
Fee Norden hob schnell den Hörer ab. »Ein Notfall, Daniel«, rief sie ihrem Mann zu. »Ganz in der Nähe. Wiesenstraße 12. Der Name ist Lauterer. Anscheinend Angina pectoris!«
Das war nun eine schwierige Sache. Dr. Norden kannte den Namen nicht, und in seiner Praxis sollte pünktlich um acht Uhr der Betrieb beginnen. Aber ein Notfall war ein Notfall, und da wurde nicht lange gefragt.
»Lauterer, Wiesenstraße 12«, wiederholte er.
»Gleich zwei Straßen weiter!«, rief Fee ihm zu.
Sie wusste schon besser Bescheid mit den Straßen, obgleich sie erst ein paar Wochen hier wohnten. Die Praxis lag in einem anderen Viertel, und dort hatte Dr. Norden immer noch die meisten Patienten.
Wiesenstraße 12 war leicht gefunden. Es war ein hübsches, kleines, rosenumranktes Haus. Ein aufgeregter Mann mittleren Alters empfing ihn.
»Meine Frau«, stammelte er, »meine Frau, sie ist einfach vom Stuhl gefallen.«
Dr. Norden fragte nicht lange. Er eilte dem Mann nach in ein Schlafzimmer, das mit hellen Schleiflackmöbeln eingerichtet war. Florentinischer Stil, aber das nahm er nur im Unterbewusstsein zur Kenntnis.
Er hatte früher mal eine Patientin gehabt, die ihn sehr eingehend über diesen Stil aufgeklärt hatte.
Seine ganze Aufmerksamkeit galt der Frau, die wie tot auf dem Bett lag. Er fühlte den Puls. In den Armen war kaum noch Blut. In aller Eile zog er eine Injektion auf und hörte dabei nicht auf die erregten Fragen, die der Mann stellte. Hier war höchste, allerhöchste Eile geboten, das wusste er. Minuten, sogar Sekunden konnten entscheidend sein.
Er injizierte die Flüssigkeit und wartete, weiterhin den Puls fühlend.
Dann sah er den Mann, der grau im Gesicht war, ernst an.
»Es war gut, dass Sie mich so schnell gerufen haben«, sagte er ruhig.
»Eigentlich haben wir ja Dr. Pfaudler«, sagte er leise, »aber den konnten wir nicht erreichen.«
Dr. Daniel Norden war es gleich, welchen Hausarzt sie hatten. Er brauchte niemandem Patienten zu neiden und war im Augenblick nur froh, dass diese Frau ins Leben zurückkehrte.
»Es wird noch einige Zeit dauern, bis Ihre Frau wieder zu sich kommt«, sagte er. »Es ist ein besonders schwerer Kreislaufzusammenbruch. Hat es irgendwelche Vorzeichen gegeben?«
»Nein, es war wie immer«, erwiderte Herr Lauterer bebend. »Elke hatte den Kindern das Frühstück gemacht. Wir haben drei Kinder, sie gehen alle noch zur Schule. Dann haben wir ein Viertelstündchen für uns Zeit. Das halten wir seit Jahren so. Aber heute …« Er geriet ins Stocken und sank schwer auf einen Stuhl.
»Elke hatte mir eine Tasse Kaffee eingeschenkt. Ich fragte sie was, aber sie sah mich starr an, dann fiel sie einfach vom Stuhl. Ich habe es erst gar nicht begriffen.«
»Ist eine Krankheit vorausgegangen?«, fragte Dr. Norden gewissenhaft.
»Erkältet war Elke halt. Das waren wir alle. Dr. Pfaudler hat uns dann ein paar Mittel verordnet, und nach ein paar Tagen waren wir auch wieder in Ordnung.«
»Von einer Kreislaufschwäche hat der Kollege bei Ihrer Frau nichts festgestellt?«, fragte Dr. Norden.
»Ach, Elke hat sich doch gar nicht untersuchen lassen. Die schluckt immer das mit, was wir bekommen, wenn sie die gleichen Erscheinungen hat. Sie ist eine Frau, die einfach nicht krank sein will.«
»Ich will Ihrem Hausarzt nicht vorgreifen, aber meine Meinung ist, dass Ihre Gattin dringendst klinisch untersucht werden müsste.«
»Das bringen Sie ihr mal bei. Sie will ja nicht krank sein. Ohne sie geht es doch nicht, meint sie immer. Ich habe ihr schon hundertmal gesagt, dass sie auch mal was für sich tun muss. Wir sind doch gut versichert. Privat, Herr Doktor.«
»Das nützt aber alles nichts, wenn die Krankenkasse nicht mal in Anspruch genommen wird«, sagte Daniel mit dem Anflug eines Lächelns, denn jetzt schlug Elke Lauterer ihre Augen auf.
»Wer ist das?«, fragte sie abweisend, aber Daniel war schon froh, dass sie überhaupt eine so schnelle Reaktion zeigte.
»Dr. Norden ist das, Elke. Er ist gleich gekommen, als du zusammengeklappt bist. Dr. Pfaudler war nicht zu erreichen.«
»Jetzt geht es Ihnen ja, Gott sei Dank, schon wieder besser«, sagte Dr. Norden. »Ich kann Sie getrost der weiteren Fürsorge Ihres Hausarztes überlassen. Aber bitte, nehmen Sie diesen Zwischenfall nicht so leicht, auch wenn es Ihnen bald wieder bessergeht. Ich werde mich bei dem Kollegen erkundigen. Vorerst wünsche ich Ihnen weiterhin gute Besserung, Frau Lauterer.«
*
Auch für Loni Enderle, Dr. Nordens neuer Praxishelferin, begann der Tag aufregend. Dr. Norden war ganz gegen seine Gewohnheit unpünktlich. Das Wartezimmer hatte sich bereits gefüllt, und nun kam noch eine Dame mit einem Kind auf den Armen hereingestürzt. Das Kind blutete heftig aus einer Kopfwunde. Loni, noch nicht allen Situationen so ganz gewachsen, war selbst erschrocken.
Sie wollte der Dame das Kind abnehmen, denn deren sehr eleganter zartblauer Wollmantel wies schon Blutflecke auf, aber die Frau starrte sie verstört an.
»Ich kenne Sie nicht. Wo ist Billie?«, fragte sie.
»Die ist nicht mehr hier, und Dr. Norden ist auch noch nicht da«, meinte Loni aufgeregt.
»Mein Kind, es verblutet«, stöhnte die Frau.
»Ist doch gar nicht so schlimm«, sagte die Kleine. »Reg dich nicht so auf, Mami.«
Das zu hören war tröstlich für Loni, die Dr. Nordens Kommen sehnsüchtig erwartete, denn aus der Fremden war kein Wort mehr herauszubringen. Sie hielt nur das Kind in den Armen und schluchzte.
Da kam zum Glück der Doktor. »Aber Frau Jansen, was ist denn?«, fragte er.
»Trixi, mein Kleines, sie verblutet.«
»Mami übertreibt ein bisschen«, sagte das Kind mit ganz klarer Stimme. »Warum regt sie sich nur immer gleich so auf? Ich bin gestolpert und habe mich an so einem blöden Automaten angestoßen.«
»Kümmern Sie sich um Frau Jansen, Loni«, sagte Dr. Norden, nachdem er einen Tupfer auf die stark blutende Wunde gelegt hatte. Dann nahm er das Kind der zitternden Frau aus den Armen und trug es ins Untersuchungszimmer.
»Ich will bei Trixi bleiben«, sagte Frau Jansen ängstlich.
»Nehmen Sie erst ein paar Beruhigungstropfen«, sagte Dr. Norden energisch. »Sie tun Ihrer Kleinen keinen Gefallen, wenn Sie weinen.«
Das wirkte. Almut Jansen ließ sich von Loni Tropfen geben.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie leise, »zuerst der entsetzliche Schrecken, dann auch noch das fremde Gesicht. Ich wusste wirklich nicht, dass Billie nicht mehr hier ist.«
»Sie hat geheiratet, auch einen Arzt«, sagte Loni. »Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen einen zusätzlichen Schrecken eingejagt habe, gnädige Frau.«
»So dürfen Sie es nicht verstehen«, sagte Almut Jansen nun schon ruhiger. »Es ist ein Tick von mir, dass ich so auf Fremde reagiere.«
Dabei sah sie aus wie eine Frau, die gewohnt war zu repräsentieren.
»Na, Trixi, wie ist das denn passiert?«, fragte Dr. Norden. »Erzähle mal.«
»Sag erst, was du mit mir machst«, verlangte die Kleine munter.
»Du bekommst eine Spritze. Tetanus. Die muss ich dir geben wegen der Wunde.«
»Hört es dann auf zu bluten, damit Mami sich nicht so schrecklich aufregt?«, fragte Trixi.
»Zu bluten hört es auch auf, aber die Spritze hilft, dass du nicht schlimmer krank wirst. Es tut nicht weh. Erzähle mir was, dann merkst du gar nichts.«
»Ich weiß nicht, wie das passiert ist«, meinte Trixi. »Mami wollte mich mit zum Friseur nehmen, weil heute Abend Gäste kommen, und als wir aus dem Auto gestiegen sind, standen da ein paar Leute. Eine Frau hat mich so komisch angeguckt, Mami hat mich von ihr fortgerissen, und da bin ich gestolpert und an den Automaten gefallen. Aber sag nicht, dass Mami mich so fortgerissen hat von der Frau«, flüsterte sie, als sich die Tür auftat und ihre Mutter hereinkam.
»Es ist alles halb so schlimm«, sagte Dr. Norden geistesgegenwärtig, »aber es wäre vielleicht besser, wenn Trixi noch ein wenig liegen würde. Sie sagte, dass Sie zum Friseur wollten. Sie könnten die Kleine dann nachher hier abholen, Frau Jansen.«
»Ach, was geht mich die Party an! Ich habe überhaupt keine Lust. Am liebsten würde ich mit Trixi verreisen«, sagte Almut Jansen.
»Mamichen, reg dich doch nicht auf! Papi wäre traurig. Er will uns doch bei sich haben und er braucht dich doch, weil die Ausländer kommen. Es ist doch alles gar nicht schlimm.«
Almut Jansen strich sich über die Stirn. »Ich sollte wohl mal was für meine Nerven tun, Herr Doktor«, sagte sie. »Sie spielen mir manchmal einen Streich. Gut, ich lasse Trixi hier. Aber Sie achten darauf, dass sie mit keinem Fremden spricht. Bitte! Man liest jetzt so viel von Entführungen.«
Das war allerdings eine Erklärung für ihre übermäßige Angst, denn die Jansens gehörten zu den ganz Reichen, und Trixi war ihr einziges Kind. Dazu war Almut Jansen eine übersensible Frau, die fast ständig in ärztlicher Behandlung war. Dr. Norden kannte sie seit einem Jahr. Sie wohnten sogar ganz in ihrer Nähe. Das war keine richtige Verbindung, die zwischen den Lauterers und den Jansens bestand. Es waren zwei grundverschiedene Fälle, und dennoch sollten sie eine besondere Bedeutung in Dr. Daniel Nordens Praxis bekommen.
Aber nun musste er sich um seine anderen Patienten kümmern, die zwar unendlich geduldig waren, aber nach seiner Einstellung den gleichen Anspruch auf seine Hilfe hatten wie eine Almut Jansen, die ja nicht die einzige besorgte Mutter war.
Trixi fühlte