Über allem steht die Liebe: Dr. Norden – Retro Edition 15 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Es war ein kühler, windiger Morgen. Zwanzig Minuten vor acht Uhr trat Dr. Daniel Norden aus einem Miethaus auf die Straße. Kinder strebten in kleinen und größeren Gruppen zur Schule. Dr. Norden hatte schon eine schwere Stunde hinter sich. Die alte Frau Petruschke hatte ihre gütigen Augen für immer geschlossen. Sie war eine seiner treuesten Patientinnen gewesen, und mit ihren letzten Worten hatte sie ihm gedankt und ihm viel Glück für die Zukunft gewünscht. Als er seinen Wagen besteigen wollte, raste ein grünes Mofa knapp an ihm vorbei. Er sah nur flüchtig die Gestalt eines mageren halbwüchsigen Jungen, dann war der schon seinen Blicken entschwunden, als wäre der Teufel hinter ihm her. Da kann man reden, was man will, da kann man sie belehren, diese jungen »Helden«, ging es ihm durch den Sinn. Es nützt alles nichts. So oder so müssen sie ihre Aggressionen abbauen. Dr. Daniel Norden dachte immer menschlich, doch plötzlich hörte er eine laute drohende Stimme, die seine Aufmerksamkeit weckte. »Du Diebin, du falsches kleines Biest, endlich habe ich dich ertappt«, brüllte eine raue Männerstimme aus dem Lebensmittelgeschäft, das seit kurzem »Supermarkt« hieß. »Scher dich zum Teufel«
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Buchvorschau
Über allem steht die Liebe - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Retro Edition
– 15 –
Über allem steht die Liebe
Patricia Vandenberg
Es war ein kühler, windiger Morgen. Zwanzig Minuten vor acht Uhr trat Dr. Daniel Norden aus einem Miethaus auf die Straße. Kinder strebten in kleinen und größeren Gruppen zur Schule.
Dr. Norden hatte schon eine schwere Stunde hinter sich. Die alte Frau Petruschke hatte ihre gütigen Augen für immer geschlossen. Sie war eine seiner treuesten Patientinnen gewesen, und mit ihren letzten Worten hatte sie ihm gedankt und ihm viel Glück für die Zukunft gewünscht.
Als er seinen Wagen besteigen wollte, raste ein grünes Mofa knapp an ihm vorbei. Er sah nur flüchtig die Gestalt eines mageren halbwüchsigen Jungen, dann war der schon seinen Blicken entschwunden, als wäre der Teufel hinter ihm her.
Da kann man reden, was man will, da kann man sie belehren, diese jungen »Helden«, ging es ihm durch den Sinn. Es nützt alles nichts. So oder so müssen sie ihre Aggressionen abbauen.
Dr. Daniel Norden dachte immer menschlich, doch plötzlich hörte er eine laute drohende Stimme, die seine Aufmerksamkeit weckte.
»Du Diebin, du falsches kleines Biest, endlich habe ich dich ertappt«, brüllte eine raue Männerstimme aus dem Lebensmittelgeschäft, das seit kurzem »Supermarkt« hieß. »Scher dich zum Teufel«, schrie die Stimme weiter. »Geh mir aus den Augen!«, Und er sah einen grobschlächtigen Mann, der ein dürres junges Mädchen vor sich her trieb und diesem Ohrfeigen versetzte.
So was konnte nun den guten Dr. Norden doch in Rage bringen, was immer auch der Anlass zu solcher Tat sein mochte. Das Mädchen taumelte vorwärts, knickte zusammen und fiel fast vor seine Füße. Er riss es empor und zurück, sonst wäre es noch von einem Auto gestreift worden.
Der Mann dagegen war schnell wieder in seinem Laden verschwunden. Daniel Norden schob das zitternde Mädchen schnell in seinen Wagen. »Du wartest hier«, sagte er energisch, aber freundlich. »Ich bin Dr. Norden. Du wirst mir nachher erzählen, was da geschehen ist, jetzt pack’ ich mir erst den Burschen.«
»Ich hab’s nicht getan«, wimmerte das Mädchen. »Ich habe kein Geld genommen. Ich sollte den Laden saubermachen, bevor die Kunden kommen. Herr Zielke verdächtigt mich zu Unrecht.«
»Es ist in Ordnung, Kleine«, sagte Dr. Norden. »Ich rede jetzt mit ihm. Du bleibst schön hier sitzen.«
Das Mädchen nickte. »Die Frau Petruschke hat immer so lieb von Ihnen gesprochen«, flüsterte sie.
Er wollte ihr jetzt nicht sagen, dass Frau Petruschke vor vierzig Minuten gestorben war. Daniel Norden konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn sich ein kräftiger Mann an einem hilflosen Kind vergriff, und dieses Mädchen war noch ein Kind.
Mit der ihm eigenen Selbstsicherheit und Furchtlosigkeit betrat er den modernen Laden. Alles roch noch neu.
Er hatte das Geschäft schon gekannt, als die Fassade grau war und bröckelte und der Laden im Innern kein sehr appetitliches Durcheinander aufwies. Und dann hatte man darüber gesprochen, dass der Zielke plötzlich zu Geld gekommen sei. Frau Petruschke hatte ihm so manches erzählt, wenn er Krankenbesuche bei ihr machte, und er hatte die alte Dame reden lassen. Sie war eine Dame gewesen und hatte es sehr fein ausgedrückt, dass sie den Zielke nicht mochte. Nun betrat er also den Supermarkt. Der wuchtige Mann baute sich vor ihm auf.
»In einer halben Stunde wird aufgemacht«, knurrte er.
»Die Tür war offen, und ich möchte Sie sprechen. Ich bin Dr. Norden und sah soeben, dass Sie ein junges Mädchen geschlagen haben. Sie haben sich strafbar gemacht.« Deutlicher konnte er sich nicht ausdrücken.
»Und was mischen Sie sich ein?«, fragte Zielke gereizt. »Sie hat gestohlen.
Sie ist an die Ladenkasse gegangen. Endlich habe ich sie ertappt, wie sie vor der Kasse stand und sie gerade noch zuschieben wollte. Durchgefüttert habe ich das Krott. Jetzt ist Schluss. Ich werde wohl das Recht haben, eine Kriminelle rauszuschmeißen, und an ihr habe ich noch mehr auszusetzen.«
»Sie werden Ihre Behauptungen beweisen müssen, Herr Zielke«, sagte Dr. Norden ruhig. »Wie viel Geld fehlt Ihnen in der Kasse?«
»Mindestens zweihundert Euro. Ich kann’s noch nicht überblicken. Das Wechselgeld bleibt über Nacht immer drin«, erwiderte Zielke nun schon ein bisschen gemäßigter. »Aber ich weiß, dass die Rena sie genommen hat.«
»Das Mädchen sitzt in meinem Wagen. Sie kommen jetzt mit, und wir werden feststellen, ob sie das Geld bei sich hat.«
»Ich denke gar nicht dran. Ich muss hier für Ordnung sorgen. Ich muss noch eine finden, die sauber macht. Hören Sie auf mit Ihrem Getue.«
»Dann werde ich Anzeige gegen Sie erstatten wegen tätlicher Misshandlung. Ich werde mit dem Mädchen sofort zur Polizei fahren.«
»Tun Sie’s doch. Ist so ein Fürsorgezögling. Entfernte Verwandte von meiner Frau. Hat man ihr was Gutes tun wollen und jetzt dankt sie es einem so. Der Herr Doktor will sich aufspielen«, spottete er. »Werden ja sehen, wer Recht kriegt.«
»Ja, das werden wir sehen«, sagte Dr. Daniel Norden und ging zu seinem Wagen zurück, in dem das Mädchen angstbebend zusammengekauert saß.
»Ich war’s nicht«, wimmerte sie wieder. »Nicht zur Polizei. Dann treiben sie den Dieter auch noch ins Unglück, und Tante Martha kann sowieso nicht gegen ihn an.«
»Frau Zielke ist Ihre Tante?«, fragte Daniel.
»Ja, so etwas ähnliches«, erwiderte das Mädchen stockend.
»Und wie heißt du?«
»Renate Lauterbach. Bitte, Herr Doktor, lassen Sie mich laufen.«
»Nein, mein Kind, du kommst jetzt mit in meine Praxis, und ich werde dich erst mal untersuchen.«
»Er macht Ihnen nur Ärger. Ich will das nicht. Frau Petruschke hat mir immer erzählt, wie gut Sie sind und dass ich doch ruhig mal zu Ihnen gehen könnte, wenn ich Schmerzen habe. Sie hätte ja nicht beim Zielke gekauft. Nur weil der Laden im gleichen Haus war und ich ihr die Sachen immer raufbringen konnte.«
Wie hatte Frau Petruschke in ihrer Sterbestunde gesagt? »Die Rena, wenn sich doch einer ein bisschen um die Rena kümmern würde, sie ist so ein gutes Kind.«
Jetzt klang es wieder in seinen Ohren. Jetzt wusste er, wen sie gemeint hatte.
»Frau Petruschke ist heute Morgen gestorben«, sagte er leise. »Ich kam gerade von ihr.«
Rena begann zu schluchzen. Leise, jammervoll, als hätte sie den liebsten Menschen der Welt verloren.
»Sie hätte nie geglaubt, dass ich stehle«, stammelte sie.
»Ich glaube es auch nicht, Rena«, sagte Dr. Norden, und da sah ihn das Mädchen aus tränenvollen Augen mit einem Blick an, der ihm durch und durch ging.
»Danke, Herr Doktor.«
Molly schaute sehr verwundert, als Dr. Norden mit dem Mädchen kam. Helga Moll, die überaus verlässliche Hilfe, fragte leise: »Unfall?«
Dr. Norden schüttelte den Kopf. Er schob Rena mit sanfter Gewalt in das Sprechzimmer, als sie verschüchtert zur Tür zurückwich, weil ein Mann mittleren Alters aus dem Wartezimmer kam und hastig sagte: »Bitte, geben Sie mir meine Spritze, Herr Doktor. Ich halte es heute gar nicht mehr aus.«
Ein paar Minuten musste Rena warten. Herr Popp litt unter heftigen Ischiasschmerzen, und er übertrieb nicht, wenn er so kläglich sagte, dass er es kaum noch aushalten könne.
»Sie müssen zur Kur, Herr Popp«, erklärte Dr. Norden, »unbedingt.«
»Kann ich nicht, Herr Doktor. Nachher verliere ich meine Stellung. In der jetzigen Situation wird man doch ganz rasch abserviert, wenn einem was fehlt.«
Ja, die Existenzangst! Es war noch gar nicht so lange her, dass die Angestellten wegen der geringfügigsten Beschwerden krankgeschrieben werden wollten, jetzt schleppten sie sich sogar mit starken Schmerzen und manchmal auch mit Fieber an ihre Arbeitsplätze.
Herr Popp war immer ein gewissenhafter Buchhalter gewesen. Dr. Norden kannte auch seinen Chef, und er beschloss, einmal mit dem zu sprechen.
Die Spritze verschaffte Erleichterung, heilen konnte sie nicht. Herr Popp enteilte. Dr. Norden konnte sich Rena zuwenden. Molly bedeutete ihm zwar, dass das Wartezimmer voll sei, aber Daniel wollte das verängstigte Mädchen nicht länger auf die Folter spannen.
»Wie alt bist du, Rena?«, fragte er.
»Achtzehn«, erwiderte sie leise.
Dr. Norden war bestürzt. Sie sah aus wie eine Fünfzehnjährige. »Dann muss ich Sie sagen«, meinte er, sich zu einem Lächeln zwingend.
»Nein, nein, alle sagen du«, flüsterte sie.
Sie war voller Hemmungen, wurde abwechselnd rot und blass, als sie ihre Kleidung ablegte. Sie schlug die Augen nieder. Ihre Arme und ihr Rücken wiesen eine ganze Anzahl blauer Flecke auf.
»Im Laden stößt man sich oft«, erklärte sie bebend, als er fragte, wie sie dazu gekommen sei.
Man konnte dieses Mädchen nicht in ein paar Minuten ausfragen. Dazu brauchte es Zeit und Diplomatie. Man konnte sie auch nicht wegschicken. Wohin sollte sie gehen? Das alles musste er in Erfahrung bringen.
Er telefonierte zu seiner Wohnung hinauf. Fee meldete sich. Sie fragte sofort nach Frau Petruschke, und er spürte, wie bekümmert auch sie war, als er ihr die traurige Nachricht geben musste. Dann fragte er sie, ob er ihr einen Schützling hinaufschicken könne.
Fee fragte nie viel, wenn er eine Bitte äußerte. Ein paar Stichworte genügten ihr. Selbst Ärztin war sie zu jeder Hilfeleistung sofort bereit.
Molly begleitete das Mädchen hinauf zum Penthaus, während Dr. Norden schon den nächsten Patienten versorgte.
Fee begrüßte das Mädchen freundlich, das die bezaubernde junge Frau andächtig anblickte.
»Herr Doktor war so nett«, flüsterte Rena, »aber ich möchte Sie nicht belästigen, gnädige Frau.«
»Sie belästigen mich nicht«, erwiderte Fee. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie mir sogar ein bisschen helfen.«
»Ja, gern«, sagte Rena. Fee hatte immer das richtige Gefühl, wie man