Wenn Dr. Norden Urlaub macht: Dr. Norden – Retro Edition 17 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Herr Doktor, was soll ich denn nur machen, wenn Sie nicht da sind?«, jammerte Frau Krollmann. »Wer soll mir denn meine Spritzen geben?« Solche und ähnliche Worte hatte Dr. Daniel Norden während der letzten Tage oft zu hören bekommen, und er hatte immer wieder geduldig die gleiche Antwort gegeben. »Dr. Ziemann wird das genauso gut machen, Frau Krollmann. Ich werde Sie nachher gleich mit ihm bekannt machen.« Dr. Norden und seine Frau Fee wollten endlich einmal richtig Urlaub machen, und es war längst beschlossen, dass der erste Geburtstag ihres Söhnchens im Familienkreis auf der Insel der Hoffnung gefeiert werden sollte. Die Anhänglichkeit seiner Patienten in allen Ehren, das hatte auch sein Schwiegervater Dr. Cornelius gemeint, aber denen war auch nicht gedient, wenn dann Daniel eines Tages mal zusammenklappte. Er hatte mit einer verschleppten Erkältung zu kämpfen, die er immer wieder mit Medikamenten unterdrückt hatte, doch nun fühlte er sich selbst urlaubsreif. Nur immer mal ein verlängertes Wochenende, damit war es nicht abgetan. Er hatte nun auch in Dr. Werner Ziemann einen Vertreter gefunden, dem er vertraute. Das war heutzutage gar nicht mehr so einfach, denn meist sprachen sich die Ärzte untereinander ab mit ihrer Urlaubseinteilung. Doch hier in dem Neubauviertel war das nicht so einfach. Weit und breit war Dr. Norden der einzige Arzt für Allgemeinmedizin.
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Buchvorschau
Wenn Dr. Norden Urlaub macht - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Retro Edition
– 17 –
Wenn Dr. Norden Urlaub macht
Patricia Vandenberg
»Herr Doktor, was soll ich denn nur machen, wenn Sie nicht da sind?«, jammerte Frau Krollmann. »Wer soll mir denn meine Spritzen geben?«
Solche und ähnliche Worte hatte Dr. Daniel Norden während der letzten Tage oft zu hören bekommen, und er hatte immer wieder geduldig die gleiche Antwort gegeben.
»Dr. Ziemann wird das genauso gut machen, Frau Krollmann. Ich werde Sie nachher gleich mit ihm bekannt machen.«
Dr. Norden und seine Frau Fee wollten endlich einmal richtig Urlaub machen, und es war längst beschlossen, dass der erste Geburtstag ihres Söhnchens im Familienkreis auf der Insel der Hoffnung gefeiert werden sollte. Die Anhänglichkeit seiner Patienten in allen Ehren, das hatte auch sein Schwiegervater Dr. Cornelius gemeint, aber denen war auch nicht gedient, wenn dann Daniel eines Tages mal zusammenklappte.
Er hatte mit einer verschleppten Erkältung zu kämpfen, die er immer wieder mit Medikamenten unterdrückt hatte, doch nun fühlte er sich selbst urlaubsreif. Nur immer mal ein verlängertes Wochenende, damit war es nicht abgetan.
Er hatte nun auch in Dr. Werner Ziemann einen Vertreter gefunden, dem er vertraute. Das war heutzutage gar nicht mehr so einfach, denn meist sprachen sich die Ärzte untereinander ab mit ihrer Urlaubseinteilung.
Doch hier in dem Neubauviertel war das nicht so einfach. Weit und breit war Dr. Norden der einzige Arzt für Allgemeinmedizin. Die anderen waren Fachärzte, die nur in Notfällen mal Hausbesuche machten.
Ja, eigentlich war der junge Dr. Norden so gesehen ein altmodischer Arzt, immer zu erreichen, immer und zu jeder Stunde zur Stelle, wenn man ihn brauchte. Allerdings hatte er auch einen Patientenkreis, der dies nicht schamlos ausnützte, ihn andererseits aber auch schwer vermisste, wenn er mal nicht da war.
Er war mit Leib und Seele seinem Beruf ergeben, in früheren Zeiten oftmals verkannt worden, weil er so gut aussah, dass die überwiegende Anzahl seiner Patienten aus Frauen bestand, aber das hatte sich mit den Jahren mehr und mehr gegeben, und seit er mit Fee verheiratet war, blieben jene weg, die den »schicken« Dr. Norden gar zu gerne für sich interessiert hätten.
Frau Krollmann kam dreimal die Woche zu ihm. Sie war von schweren Arthrosen geplagt und deshalb mit ihren fünfundsechzig Jahren schon ein richtiges verhutzeltes Weiblein.
Dr. Norden war der erste Arzt, der ihr geholfen hatte. Er hatte sie zum Sanatorium Insel der Hoffnung geschickt und setzte nun die Nachbehandlung fort.
»Nächstes Jahr fahren Sie wieder zur Insel«, versprach er, »aber sie müssen jetzt auch zu Dr. Ziemann gehen, und wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann sagen Sie auch anderen Patienten, dass sie Vertrauen zu ihm haben können. Er braucht es nämlich«, fuhr er leise fort. »Er hat seine Frau verloren und muss allein für zwei Kinder sorgen.«
Frau Krollmann war zugänglich gestimmt, weil Dr. Norden sie ins Vertrauen zog.
Sie fühlte sich sehr geschmeichelt und erhob nun keinen Widerspruch mehr, als Dr. Ziemann hereingebeten wurde.
Er war mittelgroß, schlank und sicher nicht viel älter als Dr. Norden, aber er hatte bereits fast ergrautes Haar. In seinem Gesicht hatten sich tiefe Kummerfalten eingegraben, aber gerade das machte ihn Frau Krollmann so sympathisch. Sie hatte in ihrem Leben selbst viel durchgemacht, und sie vermochte den Menschen ins Herz zu sehen.
Dr. Norden zeigte ihm das Krankenblatt und wechselte ein paar lateinische Worte mit ihm.
»Immer ganz feine Nadeln nehmen, unsere Frau Krollmann ist sehr empfindlich«, sagte Dr. Norden schmunzelnd. »Aber sonst ist sie sehr tapfer.«
Er wusste ganz genau, wie er seine alten Leutchen behandeln musste, die doch noch bedeutend empfänglicher für eine persönliche Anteilnahme waren als die Jüngeren.
»Ich hoffe, dass sich Frau Krollmann nicht über mich beklagen muss«, sagte Dr. Ziemann.
»Wir werden uns schon zusammenraufen«, sagte Frau Krollmann. »An die Billie habe ich mich auch gewöhnt, nachdem Molly uns verlassen hat.«
Dr. Norden lächelte versteckt. Er nahm Frau Krollmann diese Vertraulichkeit gewiss nicht übel, und es hatte sich so manch einer daran gewöhnen müssen, dass nicht mehr Helga Moll im Vorzimmer saß. Mit ihren Nachfolgerinnen hatte er ein bisschen Pech gehabt, weil sie seinen Anforderungen entweder nicht entsprachen oder aus privaten Gründen wieder weggingen.
Aber Billie Meißner war eine Perle, jung, resolut, unverdrossen und auch überaus tüchtig. Sie machte auch ihre Späßchen, genauso wie Molly, und auch das alles in allem war Anlass für die Nordens gewesen, ihren Urlaub beruhigt planen zu können.
Frau Krollmann hatte versprochen, pünktlich zur nächsten Spritze zu kommen und sich dann wortreich und mit den besten Wünschen für einen schönen Urlaub verabschiedet. Sie war für heute die letzte Patientin.
»Nun schauen Sie nicht so skeptisch drein, lieber Ziemann«, sagte Dr. Norden aufmunternd. »Es steht nichts zu fürchten.«
»Das sagen Sie«, meinte Dr. Ziemann. »Für Ihre Patienten sind Sie einfach nicht zu ersetzen.«
»Ach was, machen wir kein Drama aus meinem Urlaub. Wir freuen uns darauf. Wie ist es, essen Sie heute mit uns?«
Daniel wollte gern, dass auch Fee seinen Vertreter ein bisschen näher kennen lernte. Bisher war dazu noch keine Zeit gewesen. Seit drei Tagen war Dr. Ziemann erst hier, und er hatte sich sehr gewissenhaft auf seine Pflichten vorbereiten wollen. Daniel fand nichts an ihm auszusetzen. Für ihn war der Kollege ein tragischer Fall, schuldlos in ein Schicksal verstrickt, das wohl auch ihn aus der Bahn geworden hätte.
Er hatte von diesem Schicksal durch seinen Freund Dr. Dieter Behnisch erfahren, in dessen Klinik Veronika Ziemann vor einem Jahr an den Folgen eines schweren Autounfalls gestorben war.
Auf der Fahrt zu ihren Eltern, bei denen die beiden Kinder Sascha und Annette zu Besuch weilten, war ihr Wagen von einem Lastzug, der von einem betrunkenen Fahrer gesteuert wurde, überrollt worden. Ein junges Leben war vernichtet, eine glückliche Familie zerstört. Dr. Ziemann, Oberarzt an einem Krankenhaus im Rheinland, war monatelang nicht mehr fähig gewesen, seinen Beruf auszuüben. Er war auch jetzt noch nicht fähig, als Chirurg im Operationssaal zu stehen, sonst hätte Dieter Behnisch ihm selbst eine Chance gegeben.
Langsam nur hatte Dr. Ziemann sein seelisches Gleichgewicht wiedergewonnen. Er konnte nicht einfach auf einen anderen Beruf umsatteln. Er war Mitte Dreißig und seine Kinder sieben und neun Jahre alt. Jetzt wurden sie von seinen Schwiegereltern versorgt. Sein Schwiegervater war ein pensionierter Beamter, der im Vorgebirge ein Häuschen besaß. Reichtümer hatte er nicht sammeln können, und Dr. Ziemann als Oberarzt auch nicht. Das Leben zwang ihn, zurückzufinden zu seinem Beruf, zu sich selbst, denn die Kinder brauchten ihn.
Er hatte nun die Möglichkeit, in einigen Monaten die Praxis eines alten Landarztes übernehmen zu können, der sich nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe setzen wollte, aber dazu musste er nun erst noch Erfahrungen in der Praxis eines Arztes sammeln, der sich in allen Krankheiten auskannte. Klipp und klar hatte ihm der gute Dr. Hofstetter gesagt, dass er ihn nicht als »Lehrbuben« seinen kritischen Landleuten vorstellen könne, sonst wären sie gleich misstrauisch. Es war ein gut gemeinter Ratschlag gewesen. Dr. Ziemann bekam jetzt schon einen Vorgeschmack, wie schwer es war, den vertrauten Arzt ersetzen zu wollen. Und auf dem Lande war man noch skeptischer. Gewiss war das auch ein Grund, dass so wenige Ärzte sich bereit fanden, sich auf dem Lande niederzulassen, obgleich sie dort rar waren und wirklich ganz dringend gebraucht wurden. Nicht der einzige Grund gewiss, denn die meisten wollten die Annehmlichkeiten der Stadt nicht entbehren.
Ihm würde das nicht schwerfallen. Er war jetzt schon entschlossen dazu, und er wollte in den vier Wochen, in denen er Dr. Norden vertrat, so viel wie nur möglich lernen.
Hoffentlich würden ihm da die Patienten keinen Strich durch die Rechnung machen.
Er hatte die Einladung zum Essen angenommen. Es gab doch noch so manches zu besprechen, denn schon am späten Nachmittag wollten die Nordens ihre Fahrt zur Insel antreten.
Billie Meißner räumte ihren Schreibtisch eben gewissenhaft auf. Sie war ein schlankes, gut gewachsenes Mädchen, nett und ansehnlich, ohne ausgesprochen hübsch genannt werden zu können.
»Dann machen Sie es gut, Billie. Sie wissen ja schon überall Bescheid«, sagte Dr. Norden. »Und wenn was nicht klar ist, rufen Sie an.«
»Wird gemacht, Herr Doktor«, erwiderte sie munter. »Wir werden schon klarkommen. Dr. Ziemann hat ja Erfahrung.«
»Sie ist ein nettes Mädchen«, sagte Dr. Norden, als sie im Lift aufwärts fuhren. »Ich bin sehr zufrieden mit ihr. Und so schwierig wie Frau Krollmann sind auch nicht alle Patienten. Aber Sie werden mit ihr auch schon zurechtkommen. Reden Sie nett mit den Leuten, hören Sie sich auch ein bisschen Klatsch an. Das mögen sie. In solch einer Praxis wollen sie nicht eine Nummer sein. Im Krankenhaus kommen und gehen sie, und selten sieht man sie wieder. Bei uns ist es so, dass ein paar nette, verständnisvolle Worte oft mehr helfen als das beste Medikament, oder sagen wir besser, dass es dann erst seine Wirkung tut. Ich weiß, dass es eine große Umstellung für Sie ist, Herr Kollege.«
»Aber eine, die sich lohnt. Ich habe schon sehr viel von Ihnen gelernt, und Sie haben mir