Ein gewagtes Spiel: Dr. Norden – Retro Edition 18 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Es war Samstagmorgen, und Dr. Daniel Norden hoffte innerlich auf ein ausgedehntes, ganz geruhsames Frühstück, da er wirklich eine sehr anstrengende Woche hinter sich hatte. Endlich wollte er auch mal wieder die Zeitung lesen, um sich zu informieren, was sich so in der Welt tat. So erfreulich war das allerdings nicht! Seine Frau Fee hatte die Post hereingeholt. Die interessierte Daniel schon gar nicht, weil er mit Freunden und vor allem mit der übrigen Familie nur telefonische Kontakte pflegte. Fee bekam ab und zu Post von alten Freundinnen, und er gönnte es ihr, dass sie sich darüber freute. Auch an diesem Morgen konnte Fee einen Brief von ihrer englischen Freundin Dorrit in Empfang nehmen, aber ein sehr vornehm aussehender Büttenumschlag interessierte sie augenblicklich noch mehr. Er war schon so konventionell adressiert, dass sie stutzig wurde. »Herrn Dr. med. Daniel Norden und Frau Gemahlin« »Ich möchte wissen, wie das noch weitergehen soll«, knurrte er. »Man kann nicht mal mehr in eine Bank gehen, um sein Geld abzuheben, ohne Gefahr zu laufen, als Geisel genommen zu werden. Untersteh dich und gehe allein auf die Bank, Fee.« »Ich mache doch alles schriftlich«, sagte Fee, »aber hör doch mal zu, mein Schatz. Was soll das bedeuten?« »Was?«
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Ein gewagtes Spiel - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Retro Edition
– 18 –
Ein gewagtes Spiel
Patricia Vandenberg
Es war Samstagmorgen, und Dr. Daniel Norden hoffte innerlich auf ein ausgedehntes, ganz geruhsames Frühstück, da er wirklich eine sehr anstrengende Woche hinter sich hatte.
Endlich wollte er auch mal wieder die Zeitung lesen, um sich zu informieren, was sich so in der Welt tat. So erfreulich war das allerdings nicht!
Seine Frau Fee hatte die Post hereingeholt. Die interessierte Daniel schon gar nicht, weil er mit Freunden und vor allem mit der übrigen Familie nur telefonische Kontakte pflegte.
Fee bekam ab und zu Post von alten Freundinnen, und er gönnte es ihr, dass sie sich darüber freute. Auch an diesem Morgen konnte Fee einen Brief von ihrer englischen Freundin Dorrit in Empfang nehmen, aber ein sehr vornehm aussehender Büttenumschlag interessierte sie augenblicklich noch mehr.
Er war schon so konventionell adressiert, dass sie stutzig wurde.
»Herrn Dr. med. Daniel Norden und Frau Gemahlin«, las sie laut, aber Daniel reagierte gar nicht
»Ich möchte wissen, wie das noch weitergehen soll«, knurrte er. »Man kann nicht mal mehr in eine Bank gehen, um sein Geld abzuheben, ohne Gefahr zu laufen, als Geisel genommen zu werden. Untersteh dich und gehe allein auf die Bank, Fee.«
»Ich mache doch alles schriftlich«, sagte Fee, »aber hör doch mal zu, mein Schatz. Was soll das bedeuten?«
»Was?«, fragte Daniel, die Zeitung senkend.
Fee hielt eine Büttenkarte in der Hand und las:
Max Emanuel Baron von Hahn gibt sich die Ehre, Herrn Dr. Daniel Norden und seine Frau Gemahlin anlässlich seines siebzigsten Geburtstages zum Galaabend zu laden.
Daniel starrte seine bezaubernde Frau an. »Kenne ich nicht, Feelein, das muss ein Irrtum sein.«
»Das gibt es doch nicht«, sagte Fee.
»Dann ist es ein Scherz«, sagte Daniel, aber dann schlug er sich an die Stirn. »Das kann doch nicht der Hahn sein«, rief er aus, das »der« betonend.
»Welcher Hahn?«, fragte Fee.
»Mein Gott, Liebes, es ist ewig her. Ich muss mich erst zurückerinnern. Der Hahn, von dem man sagt, dass er lieber eine Henne wäre, weil die Eier legen. Aber er hat goldene Eier als Hahn gelegt.«
»Lass doch mal deine Späße«, sagte Fee. »Es ist eine feudale Einladung für das nächste Wochenende.«
»Ziemlich spät«, sagte Daniel gelassen, »aber vielleicht haben ein paar Leute abgesagt und er braucht Lückenfüller.«
»Sei doch nicht so albern, Daniel«, sagte Fee. »Überleg lieber mal, wie wir zu der Einladung kommen.«
»Ja, das mein Schatz, weiß ich auch nicht. Es trug sich vor etwa sechs Jahren zu, dass ich in der Oper Dienst hatte.«
»Dienst?«, fragte Fee.
»Ja, holde Fee, ich musste mir meinen Aufstieg sauer verdienen. Ich war als Notarzt eingeteilt. Tatsächlich kann ich mich jetzt an diesen Hahn erinnern, obgleich er ein rechter Geizkragen war. Zu gegebener Zeit würde er sich meiner erinnern, hatte er gesagt. Das hat wirklich ziemlich lange gedauert.«
»Worum ging es denn?«, fragte Fee sehr gespannt.
»Ja, der Herr Baron stolperte auf der Treppe und brach sich den Knöchel. So was gibt es. Ich leistete selbstverständlich erste Hilfe. Dazu war ich ja in der Oper. Und weil sein Weib Zeter und Mordio schrie, brachte ich ihn auch in die Klinik. Dort sagte er das große Wort, dass er sich meiner zu gegebener Zeit erinnern würde. Mir wäre damals ein angemessenes Honorar lieber gewesen.«
»Du hättest ihm ja eine Rechnung schicken können.«
»Bah«, sagte Daniel. »Ich hatte ja Pflichtdienst.«
»Und jetzt lädt er uns ein.«
»Hätte er sich sparen können.«
»Ich bin aber neugierig«, sagte Fee.
»Sehnsucht nach der großen Welt?«, fragte Daniel. »Du brauchst nicht viel zu erwarten, Feelein. Er ist immer noch ein Geizkragen.«
»Aber er hat doch ein gutes Gedächtnis. Und damals gab es noch keine Frau Gemahlin«, sagte Fee anzüglich.
»Er hat natürlich angenommen, dass ich verheiratet bin, so seriös, wie ich immer war.«
»Ha, ha«, sagte Fee anzüglich.
»Schatzilein, ich möchte es ganz friedlich haben«, sagte Daniel.
»Du hast es friedlich, wenn wir den Galaempfang besuchen. Um Antwort wird nämlich gebeten.«
Er warf ihr einen schrägen Blick zu und grinste. »Na, dann gib Antwort. Dr. Daniel Norden und seine Frau Gemahlin geben sich die Ehre, dem Baron von Hahn zum siebzigsten Geburtstag eine Reverenz zu erweisen.«
»Alter Spötter«, sagte sie lachend. »Müssen wir da vielleicht ein Geschenk mitnehmen?«
»Vielleicht legt er es darauf an«, erwiderte Daniel. »Weil er nicht genug kriegen kann. Wenn du deine Neugierde nicht bezähmen kannst, gehen wir, aber Geld wird dafür nicht ausgegeben, es sei denn, du suchst eine Gelegenheit, dir ein neues Kleid zu kaufen.«
»So ist es«, erwiderte Fee. »Ich habe neulich, als ich beim Friseur war, in der neuen Boutique ein ganz süßes gesehen. Es ist überhaupt eine reizende Boutique. Die Besitzerin hat einen guten Geschmack.«
»Das, meine Herzallerliebste, ist ein triftiger Grund, diesen Galaabend zu besuchen. Der Hahn soll Augen machen, was der Norden für eine Frau hat. Aber ich drehe ihm den Hals um, wenn er ein Auge auf dich wirft.«
»Er wird siebzig, Liebster«, sagte Fee nachsichtig.
»Alter schützt vor Torheit nicht, Liebste«, sagte Daniel neckend. »Man sagt, er sei einer der reichsten Männer unseres Kontinents, wenn nicht gar der Reichste.«
»Den muss ich kennen lernen«, meinte Fee.
Und weil Daniel ihr keinen Wunsch abschlagen konnte, war es beschlossen, die Einladung anzunehmen. Im Grunde war er nämlich auch neugierig, was da so geboten werden würde.
*
Nach einem sehr erholsamen Sonntag ging Daniel Norden mit frischer Kraft an die neue Arbeitswoche. Fee dagegen beeilte sich sehr, ihren Sohn zu versorgen.
»Und nun gehst du mit Mami einkaufen, Danny«, sagte sie. »Du musst aber schön brav sein.«
Danny hörte ihre Stimme wohl, aber verstehen konnte er die Worte doch noch nicht. Fee war als glückliche Mutter selbstverständlich der Überzeugung, dass er alles verstand.
Das gute Lenchen dagegen war beleidigt, dass Fee den Kleinen mitnahm.
»Ich tät’ schon gut auf ihn aufpassen«, sagte sie.
»Das weiß ich, liebes Lenchen«, sagte Fee sanft, »aber er kann ein bisschen an die Luft.«
»Es ist windig«, sagte Lenchen.
»Das tut ihm auch nicht weh. Er muss abgehärtet werden.«
»Und wenn er wieder einen Schnupfen kriegt, wird gejammert«, sagte Lenchen.
»Habe ich schon gejammert?«, fragte Fee mit einem lieben Lächeln. »Danny möchte die Welt doch auch nicht immer von oben sehen.«
»Wir ziehen ja bald um«, sagte Lenchen.
Gegen sie anzukommen, war nicht leicht, aber bei aller Liebe wollte Fee doch als Mutter das letzte Wort behalten, denn Lenchen verwöhnte den Kleinen zu sehr.
»Wir ziehen in vier Wochen um, und dann ist bald Winter«, sagte sie. Lenchen sagte nichts mehr.
Danny fand es herrlich, im Kinderwagen durch die Straßen geschoben zu werden. Was konnte er da alles sehen! Jetzt nahm er es ja schon richtig wahr, und er plapperte auch unaufhörlich.
»Wau, wau, Baum. Uiii, ah und oh« und dazwischen immer wieder »Mami, Papi, Lenni.«
Das hätte sich das gute Lenchen wohl auch nicht träumen lassen, dass es mal eine Lenni werden würde, aber sie war selig, seit er sie so rief.
Überflüssig zu betonen, dass Danny ein entzückendes, bildhübsches Kerlchen war. Aber bei den Eltern konnte es auch gar nicht anders sein, doch die Boutiquebesitzerin Simone Mayring sah Danny erstmals, und auch Fee betrat erst zum zweiten Mal ihre Boutique. Simone war einfach hingerissen.
»Bim bam«, sagte Danny, als das Glockenspiel noch ein paar Sekunden weitertönte, nachdem sich die Tür wieder geschlossen hatte.
»Ich werde das Kleid, das ich mir gestern angeschaut habe, doch kaufen«, sagte Fee.
Simone lächelte bedauernd. »Es ist leider schon verkauft«, sagte sie, »aber es wäre für Sie ohnehin zu weit gewesen. Darf ich Ihnen ein anderes zeigen, das meinem Urteil nach Sie noch besser kleiden würde?«
Im allgemeinen war Fee sehr konsequent, und sie hatte auch einen sehr individuellen Geschmack. Aufschwatzen ließ sie sich schon gar nichts, und wenn sie sich mal auf etwas versteift hatte, war sie enttäuscht, wenn sie es nicht mehr bekommen konnte, weil sie gezögert hatte.
Doch Simone in ihrer unaufdringlich-vornehmen Art war Fee so sympathisch, dass sie nicht ein glattes Nein sagen wollte.
Simone Mayring mochte Mitte dreißig sein. Vielleicht war sie auch schon etwas älter, obgleich sie eine sehr mädchenhafte Figur hatte. Aber aus ihren Gesichtszügen, vor allem aus ihren Augen sprachen Reife und das Wissen um Leid.
Sie war mit dezenter Eleganz gekleidet und trug als einzigen Schmuck nur eine Goldkette mit einem ganz ungewöhnlichen Anhänger, der wie ein Steigbügel geformt war, in dem sich ein irisierender Stein drehte, dessen Farbe ständig wechselte.
Sie brachte ein zauberhaftes Kleid aus einem Nebenraum, der durch einen Brokatvorhang abgetrennt war.
»Ich will es Ihnen nicht aufdrängen«, sagte Simone, »aber Sie könnten es ganz unverbindlich einmal anprobieren.«
Danny, der bisher mit riesengroßen Augen um sich geblickt hatte, denn zu sehen gab es hier viel, begann zu maunzen, als sich seine Mami mit dem Kleid in die Kabine zurückziehen wollte.
»Ich fürchte, er wird nicht einverstanden sein«, sagte Fee.
»Ich werde