Ihr zweites Ich: Dr. Norden Extra 60 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Fee Norden hörte ihren Mann kommen, aber gleichzeitig läutete das Telefon. Sie wußte genau, daß er es nicht mochte, wenn er, kaum zu Hause, ans Telefon geholt wurde. »Sag Papi guten Abend, Anneka«, rief sie dem Kind zu, »ich bin am Telefon.« Es war kein Patient, sondern ihre Schwester Katja, die aus Zürich anrief. »Es ist doch hoffentlich nichts passiert?« rief Fee erschrocken. »Was soll denn passiert sein, du Angsthase?« lachte Katja. »Sonst rufst du nicht abends an, geht es euch gut? Daniel kommt nämlich gerade heim.« »Und da mußt du springen. Du hast ihn viel zu sehr verwöhnt, Fee. Aber eigentlich geht es ihn an.« »Du kannst es mir auch sagen. Du kennst ihn doch, abends muß er erst relexen.« »Es geht um eine junge Bekannte, Raphaela Dorian, dreiundzwanzig Jahre, Heilgymnastin, aber auch gelernte und diplomierte Krankenschwester. Du weißt, daß das in der Schweiz sehr ernst genommen wird. Sie kommt in Kürze nach München, und es wäre nett von Daniel, wenn er ihr eine Übergangsstellung verschaffen könnte.« »Will sie länger in München bleiben?«
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Buchvorschau
Ihr zweites Ich - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 60 –
Ihr zweites Ich
Patricia Vandenberg
Fee Norden hörte ihren Mann kommen, aber gleichzeitig läutete das Telefon. Sie wußte genau, daß er es nicht mochte, wenn er, kaum zu Hause, ans Telefon geholt wurde.
»Sag Papi guten Abend, Anneka«, rief sie dem Kind zu, »ich bin am Telefon.«
Es war kein Patient, sondern ihre Schwester Katja, die aus Zürich anrief.
»Es ist doch hoffentlich nichts passiert?« rief Fee erschrocken.
»Was soll denn passiert sein, du Angsthase?« lachte Katja.
»Sonst rufst du nicht abends an, geht es euch gut? Daniel kommt nämlich gerade heim.«
»Und da mußt du springen. Du hast ihn viel zu sehr verwöhnt, Fee. Aber eigentlich geht es ihn an.«
»Du kannst es mir auch sagen. Du kennst ihn doch, abends muß er erst relexen.«
»Es geht um eine junge Bekannte, Raphaela Dorian, dreiundzwanzig Jahre, Heilgymnastin, aber auch gelernte und diplomierte Krankenschwester. Du weißt, daß das in der Schweiz sehr ernst genommen wird. Sie kommt in Kürze nach München, und es wäre nett von Daniel, wenn er ihr eine Übergangsstellung verschaffen könnte.«
»Will sie länger in München bleiben?«
»Ja, aus privaten Gründen. Aber sie ist sehr gewissenhaft, sonst würde ich mich nicht an euch wenden. Und sie ist außerdem wirklich ein sehr liebenswerter, hilfsbereiter Mensch.«
»Dann soll sie sich bei uns melden. Wenn sie aber eine Wohnung braucht, sieht es nicht so gut aus, aber vorübergehend können wir sie auch unterbringen.«
»Das ist lieb, aber ich weiß ja, daß du eine gute Fee bist. Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder. Alles wohlauf bei euch?«
»Wir können nicht klagen und ihr wohl auch nicht.«
»Wir lassen es uns ein paar Tage gutgehen bis zum nächsten Konzert. David ist den Streß manchmal leid, aber dann kann er auch wieder nicht nein sagen. Du weißt ja, wie das ist.«
Sie machten dann aber Schluß, und Fee konnte sich ihrem Mann widmen, der schon gemerkt hatte, daß Fee mit Katja gesprochen hatte.
»Wir reden später drüber, worum es geht«, sagte sie, »jetzt wird gegessen.«
Die Kinder hatten ihren Papi schon begrüßt und saßen bereits am Tisch. Lanny trug das Essen auf, und ihnen mangelte es nie an Appetit. Selbst die Zwillinge aßen jetzt schon recht manierlich und wollten alles allein machen.
Schweigend ging es nicht zu, denn die Schulkinder hatten allerhand auf dem Herzen.
»Was geht eigentlich für ein ansteckender Virus um, Papi?« fragte Felix.
»Zur Zeit ist mir nichts bekannt«, erwiderte Daniel. »Es sind mehr die Rheumabeschwerden, die bei dem wechselhaften Wetter häufig in Erscheinung treten, auch bei jungen Leuten. Das greift immer mehr um sich.«
»Ich habe doch gleich gesagt, daß Simon die Party nicht geben darf und nach einer Ausrede sucht«, warf Danny ein. »Er gibt nur an, und außerdem lügt er das Blaue vom Himmel herunter.«
»Ich kann Simon sowieso nicht leiden, er sagt immer solche Ausdrücke«, meldete sich nun auch Anneka zu Wort.
»Von welchem Simon ist die Rede?« fragte Fee.
»Vom Hackel-Simon«, erwiderte Felix kauend.
»Verschluck dich nicht«, mahnte Daniel, »und schling nicht so, du kriegst schon genug.«
»Simon Hackel«, wiederholte Fee und dachte nach. »Der ist doch älter als ihr.«
»Er muß doch die Klasse wiederholen. Es hat nichts genützt, daß seine Eltern die Lehrer geschmiert haben, damit er auf Probe in die nächste Klasse kommt. Er ist blöd, und ich wäre sowieso nicht zu der Party gegangen«, meinte Danny.
»Ihr könnt doch nicht behaupten, daß die Lehrer geschmiert wurden«, sagte Fee verweisend.
»Hat Simon selber gesagt, aber dem darf man wahrscheinlich gar nichts glauben.«
»Er sollte sich in acht nehmen, den Lehrern so was nachzusagen«, meinte Fee. »Das kann ins Auge gehen.«
»Und Lügen haben kurze Beine«, warf Anneka ein.
»Hab’ auch kurze Beine«, kicherte Désirée, »guck mal, Anneka.«
»Du hast lange Staksen«, sagte Felix.
»Was sind Staksen?« fragte Jan, der die Beine seiner Zwillingsschwester genau betrachtete. »Désis Beine sind schön.«
»Wenn du es sagst«, lachte Daniel. Jetzt schaltete er schon ab, und da kam Freude auf. Endlich konnte er dann auch ein gemütliches Stündchen mit Fee genießen.
Sie erzählte ihm von Katjas Anliegen. »Das käme ja wie gerufen«, sagte er.
»Wieso?« fragte Fee etwas überrascht, denn sonst war ihr Mann schon sehr zögerlich bei solchen Dingen.
»Nächste Woche wird Versteegen aus der Klinik entlassen. Er braucht dann aber noch rund um die Uhr Betreuung. Eine gute Bezahlung ist da bestimmt drin. Wenn die junge Dame es akzeptiert, daß sie auch im Hause wohnen müßte, soll sie so bald wie möglich kommen.«
»Dann sagen wir Katja doch am besten gleich Bescheid.« Was du tun willst, tu sofort, das war Fee Nordens Wahlspruch. Sie schob nie etwas auf die lange Bank, wenn sie überzeugt war, das Richtige zu tun.
Sie rief Katja also gleich wieder an. »Das ging aber schnell«, sagte Katja staunend.
Fee sagte ihr, worum es ging. »Das ist ja wunderbar, da brauche ich Raphaela gar nicht erst zu fragen. Sie wird sich in den nächsten Tagen bei euch melden. Vielen Dank, auf euch kann man sich wirklich verlassen.«
»Und seit wann übst du dich in Nächstenliebe?« fragte Fee.
»Ich weiß schon, daß ich immer schrecklich egoistisch war«, gab Katja auch gleich unumwunden zu, »aber ich habe auch dazugelernt. So voller Güte wie du werde ich aber nie.«
»Du bist schon okay, kleine Schwester«, sagte Fee herzlich.
»Danke, Fee, und grüß Daniel ganz lieb. Ihr seid einfach toll.«
Daniel hatte etwas vor sich hin gebrummelt, dann sagte Fee: »Katja hat sich kolossal zu ihrem Vorteil verändert, das findest du doch auch?«
»Wurde auch Zeit, und so krankhaft eifersüchtig ist sie zum Glück auch nicht mehr. David konnte einem ja leid tun.«
»Die Menschen sind verschieden, mein Schatz, manche schlucken alles in sich hinein, andere müssen sich abreagieren. Sie hat nun mal ein heißes Temperament, aber wir müssen auch bedenken, was sie schon durchmachen mußte, als sie monatelang im Rollstuhl saß und die schönste Jugendzeit an ihr vorüberzugehen schien.«
»Ich sehe es ja ein, du brauchst sie nicht zu verteidigen. Wenn alle Stiefgeschwister sich so gut verstehen würden wie ihr, wäre das in Ordnung, aber ich habe gerade heute wieder erlebt, wie es bei den Altings zugeht zwischen den beiden Mädchen. Frau Alting hat schon Angstzustände, wenn der Tag beginnt.«
»Und was sagt er?«
»Er mischt sich nicht ein. In ein paar Jahren wären sie eh aus dem Haus, meint er, und bis dahin hätten sie eben die Durststrecke zu überwinden. Er hat ein dickeres Fell als sie.«
»Teenager sind ohnehin schon schwierig, und wenn sie dann aus verschiedenen Ehen kommen und die Eifersucht mitspielt, weil eine am Vater hängt, die andere an ihrer Mutter, gibt es Probleme. Aber das haben die Altings ja vorher gewußt.«
»Ich glaube nicht, daß sie sich da ganz im