Sie hatte viel gewagt: Dr. Norden Extra 42 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Serie: Dr. Norden Gesamt 5. Aufl. Jennifer Conradin sah Dr. Norden forschend an. Ihm entging es nicht, wie nervös sie war. Er fragte sich, welche Diagnose sie wohl erwartete. »Ist es der Blinddarm?« fragte sie hastig und mit einem ängstlichen Unterton, der gar nicht zu ihr paßte. Jennifer war nicht nur eine sehr attraktive und selbstbewußte Karrierefrau, man sagte ihr auch nach, daß sie nichts aus dem Gleichgewicht bringen könne und sie jeder Situation gewachsen sei. Dr. Norden kannte einige sehr kompetente Leute, die voller Bewunderung für ihre Vielseitigkeit und ihre hohe Intelligenz waren. Andere jedoch bezeichneten sie als eiskalt und arrogant. Dr. Norden hatte sie noch nie so unsicher gesehen und fragte sich, ob sie nicht doch eine Ahnung hatte, was er ihr sagen würde. »Es ist nicht der Blinddarm«, erklärte er lächelnd. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sie können sich freuen. Sie sind schwanger.« Sie reagierte anders, als er erwartet hatte.
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Buchvorschau
Sie hatte viel gewagt - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 42 –
Sie hatte viel gewagt
Patricia Vandenberg
Jennifer Conradin sah Dr. Norden forschend an. Ihm entging es nicht, wie nervös sie war. Er fragte sich, welche Diagnose sie wohl erwartete.
»Ist es der Blinddarm?« fragte sie hastig und mit einem ängstlichen Unterton, der gar nicht zu ihr paßte.
Jennifer war nicht nur eine sehr attraktive und selbstbewußte Karrierefrau, man sagte ihr auch nach, daß sie nichts aus dem Gleichgewicht bringen könne und sie jeder Situation gewachsen sei. Dr. Norden kannte einige sehr kompetente Leute, die voller Bewunderung für ihre Vielseitigkeit und ihre hohe Intelligenz waren. Andere jedoch bezeichneten sie als eiskalt und arrogant.
Dr. Norden hatte sie noch nie so unsicher gesehen und fragte sich, ob sie nicht doch eine Ahnung hatte, was er ihr sagen würde.
»Es ist nicht der Blinddarm«, erklärte er lächelnd. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sie können sich freuen. Sie sind schwanger.«
Sie reagierte anders, als er erwartet hatte. Sie erstarrte förmlich und sah ihn fassungslos an.
»Das kann doch nicht wahr sein! Sie müssen sich täuschen«, sagte sie heiser. »Dafür gibt es keine Anzeichen.«
»Diese sich wiederholende Übelkeit ist ein Anzeichen, aber die Ultraschalluntersuchung beweist den Test. Den zweiten Monat haben Sie bereits überstanden, und die Übelkeit wird sich legen. Sie können aber gern noch einen Gynäkologen konsultieren, wenn Sie Zweifel haben.«
Er war nicht beleidigt, er war enttäuscht über ihre Reaktion, wußte er doch, daß ihr Hochzeitstermin bereits feststand, und vor einer Viertelstunde hatte sie sich besorgt geäußert, daß eine Blinddarmentzündung ihre Pläne hoffentlich nicht aufschieben würde.
Jennifer und Stefan Schöller waren ein prominentes Paar. Er ein bekannter Rennfahrer, sie PR-Managerin des Autokonzerns, dessen bestes Aushängeschild Stefan war.
Daniel Norden mußte jetzt an die Bemerkung seiner Frau Fee denken, daß dies hoffentlich nicht eine Promotion-Hochzeit sei. Freude zeigte Jennifer jedenfalls nicht, daß sie Mutter werden würde.
»Ihre Laborwerte sind ausgezeichnet. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Frau Conradin«, sagte er. »Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit.« Diese ironische Feststellung konnte er sich nicht versagen. Er war enttäuscht, daß bei ihr anscheinend das Karrieredenken Vorzug genoß. Er erlebte es ja immer öfter, daß junge Frauen ihr Leben erst genießen wollten, bevor sie mal an Kinder dachten.
Jennifer zeigte sich jetzt wieder gefaßt. »Ich habe nur nicht damit gerechnet«, erklärte sie gequält, »und ich glaube nicht, daß Stefan sich freuen wird. Er hat ganz andere Pläne. Wir haben uns für die Zeit nach der Hochzeit viel vorgenommen, und er wird ja alle großen Rennen fahren. Natürlich soll ich ihn begleiten, deshalb heiraten wir ja so bald.«
Dr. Norden konnte nicht ahnen, daß ganz andere Gedanken sie bewegten und sie buchstäblich in Panik versetzten. Sie verabschiedete sich überstürzt, und Dr. Norden blickte ihr verärgert nach.
»Glücklich sah sie ja nicht gerade aus«, stellte Wendy spöttisch fest. »Wenn Sie mich fragen, ich glaube nicht, daß diese Ehe lange hält. Was wird dann aus so einem armen Kind?«
»Darüber wollen wir uns nicht den Kopf zerbrechen, Wendy.«
»Sie können froh und dankbar sein, daß Ihre Frau ganz anders ist«, sagte Wendy. »Aber solche Frauen gibt es immer seltener.«
»Was meinen Sie, wie dankbar ich bin«, murmelte er. Und er dachte nicht mit Bewunderung und Respekt an Jennifer Conradin.
*
Jennifer war nur äußerlich ruhig, als sie ins Büro kam. In ihrem Innern herrschte ein Gefühlschaos ohnegleichen.
Ihre Sekretärin überfiel sie gleich mit einem ganzen Paket von Mitteilungen, und auf ihrem Schreibtisch häufte sich die Post.
»Und dauernd kommen Anrufe, wann und wo die Hochzeit stattfindet«, sagte Renate Pichler seufzend. »Ich kann Sie nur bewundern, daß Sie so ruhig bleiben.«
Wenn du wüßtest, dachte Jennifer. Renate brachte ihr Kaffee.
»Sie sind so blaß, es geht Ihnen doch hoffentlich gut, Frau Conradin«, sagte sie besorgt.
»Ich bin anscheinend urlaubsreif«, erwiderte sie spöttisch. »Bitte, jetzt keine Anrufe.«
»Aber Herrn Schöller darf ich doch durchstellen?«
Jennifer nickte nur, aber an ihren zukünftigen Mann wollte sie jetzt lieber gar nicht denken.
Sie stützte den Kopf in die Hände und preßte ihre Fingerspitzen an die Schläfen. Das wirkte sonst immer beruhigend, aber diesmal spürte sie nur, wie das Blut in ihren Adern klopfte. Acht Wochen, das hat mit Stefan nichts zu tun, mußte sie sich eingestehen. Und sie mußte an einen anderen Mann denken, an Marc Bentheim, den Mann, für den sie alles aufgegeben hätte und der so schnell aus ihrem Leben verschwunden, wie er in dieses eingebrochen war.
Sie mußte sich auch eingestehen, daß sie nur deshalb so schnell bereit gewesen war, in die Heirat mit Stefan einzuwilligen, die tatsächlich von anderen geplant worden war, die sich davon die ganz große Publicity versprachen.
Sie verstand sich gut mit Stefan, sie sah auch die Vorteile, die ihr diese Ehe zusätzlich brachte. Aber jetzt brachte die Schwangerschaft alles durcheinander. Sie konnte Stefan das Kind nicht unterjubeln, sie wußte nur zu gut, daß er keine Kinder haben wollte. Das hatte er klipp und klar gesagt. Kinder ließen sich mit seinem Beruf nicht unter einen Hut bringen, das war sein Standpunkt. Daß andere Rennfahrer Kinder hatten, nötigte ihm nur ein nachsichtiges Lächeln ab. Eine schöne, interessante Frau, ja, damit war er einverstanden, wenngleich er auch nichts von der Liebe hielt, die doch so vergänglich war wie alles andere, aber ein Hausmütterchen, das die Kinder aufzog, während er herumreiste, das war nichts für ihn. Er wollte mit seiner Frau im Mittelpunkt stehen, beneidet und umschwärmt. Im Grunde waren sich Stefan und Jennifer sehr ähnlich.
Ihr ging das alles durch den Sinn, während sie auf den Berg von Briefen starrte.
Dann nahm sie einen nach dem anderen gedankenlos in die Hand, schaute kurz darauf und legte ihn beiseite. Es war Post, die Renate auch erledigen konnte. Jennifer hatte nur angeordnet, daß ihr alles zuerst vorgelegt werden sollte.
Private Post bekam sie eigentlich nie ins Büro geschickt. Allerdings bekam sie überhaupt selten private Briefe, von wem denn schon? Ihre Freundin Eva, die Ärztin in Berlin war, rief lieber hin und wieder an, und Tante Wilhelma, ihre einzige noch lebende Verwandte, die fast neunzig Jahre alt war, konnte kaum noch schreiben.
Aber da war ein Brief, der ganz persönlich an sie gerichtet war. Das »persönlich« war zweimal unterstrichen. Es war billiges Papier und ein bißchen zerknittert. Ein beklemmendes Gefühl engte sie ein, als sie ihn öffnete.
Ihre Augen weiteten sich, als sie las: Es ist an der Zeit, daß Sie erfahren, daß Sie eine Zwillingsschwester haben. Ich will das Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen. Wenn Sie alles wissen wollen, besuchen Sie mich im Altersheim St. Joseph. Mit Hochachtung!
Schwester Emma.
Das kann doch nur ein übler Scherz sein, dachte Jennifer, aber warum sollte man ihr so etwas schreiben, noch dazu mit einem