Du hast deine Chance gehabt!: Chefarzt Dr. Norden 1178 – Arztroman
Von Jenny Pergelt
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Dési Norden streifte ihre Laufschuhe in der großen Diele ab und lief dann auf Socken in die Küche, wo ihre Eltern sich heute gemeinsam um das Mittagessen kümmerten. Sie legte die Post, die sie aus dem Briefkasten geholt hatte, auf dem Küchentisch ab und zog tief die Luft ein. »Mhm, das riecht fantastisch! Ein neues Rezept?«, fragte sie ihre Mutter. »Nein. Ich probiere nur ein paar neue Kräuter aus, die ich heute auf dem Wochenmarkt gekauft habe.« Für Felicitas Norden war Kochen mehr als eine lästige Pflicht. Sie liebte es, in ihrer Küche zu stehen, ihre kreative Seite mit neuen Gerichten auszuleben oder mit altbewährten und heißgeliebten Rezepten routiniert und völlig entspannt den Stress einer arbeitsreichen Woche abzulegen. Für sie war Kochen eine hervorragende Gelegenheit, um den Kopf frei zu bekommen. Wenn sie Gemüse schnitt, die Suppe abschmeckte oder in der Bratensoße rührte, vergaß sie die kleinen und größeren Probleme, die ihr als ärztliche Leiterin einer pädiatrischen Abteilung täglich begegneten. Dass sie durch ihre kulinarischen Ergüsse auch etwas Leckeres und Gesundes für die Familie auf den Tisch bekam, war ein zusätzliches Argument für ihr Engagement am Küchenherd. Über die Jahre war aus ihr eine ausgezeichnete Hobbyköchin geworden, die den Umgang mit Gewürzen, Kräutermarinaden und komplizierten Rezepturen genauso gut beherrschte wie ihre Arbeit als Kinderärztin in der Behnisch-Klinik. Die Präferenzen ihres Ehemannes lagen eher im medizinischen Bereich. Dr. Daniel Norden war ein begnadeter Arzt. Als Chefarzt der Behnisch-Klinik kümmerte er sich um das Wohl der Patienten und war seinen Mitarbeitern ein fairer und verantwortungsbewusster Vorgesetzter. In der heimischen Küche hatte Fee allerdings das Sagen. Hier begnügte er sich damit, die Soße abzuschmecken, kleinere Handreichungen zu machen und den Tisch zu decken. Doch seine wichtigste Aufgabe bestand darin, Fee Gesellschaft zu leisten, mit ihr zu plaudern und sich den einen oder anderen Kuss zu stibitzen.
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Buchvorschau
Du hast deine Chance gehabt! - Jenny Pergelt
Chefarzt Dr. Norden
– 1178 –
Du hast deine Chance gehabt!
Marie will nicht länger warten
Jenny Pergelt
Dési Norden streifte ihre Laufschuhe in der großen Diele ab und lief dann auf Socken in die Küche, wo ihre Eltern sich heute gemeinsam um das Mittagessen kümmerten. Sie legte die Post, die sie aus dem Briefkasten geholt hatte, auf dem Küchentisch ab und zog tief die Luft ein.
»Mhm, das riecht fantastisch! Ein neues Rezept?«, fragte sie ihre Mutter.
»Nein. Ich probiere nur ein paar neue Kräuter aus, die ich heute auf dem Wochenmarkt gekauft habe.«
Für Felicitas Norden war Kochen mehr als eine lästige Pflicht. Sie liebte es, in ihrer Küche zu stehen, ihre kreative Seite mit neuen Gerichten auszuleben oder mit altbewährten und heißgeliebten Rezepten routiniert und völlig entspannt den Stress einer arbeitsreichen Woche abzulegen. Für sie war Kochen eine hervorragende Gelegenheit, um den Kopf frei zu bekommen. Wenn sie Gemüse schnitt, die Suppe abschmeckte oder in der Bratensoße rührte, vergaß sie die kleinen und größeren Probleme, die ihr als ärztliche Leiterin einer pädiatrischen Abteilung täglich begegneten. Dass sie durch ihre kulinarischen Ergüsse auch etwas Leckeres und Gesundes für die Familie auf den Tisch bekam, war ein zusätzliches Argument für ihr Engagement am Küchenherd.
Über die Jahre war aus ihr eine ausgezeichnete Hobbyköchin geworden, die den Umgang mit Gewürzen, Kräutermarinaden und komplizierten Rezepturen genauso gut beherrschte wie ihre Arbeit als Kinderärztin in der Behnisch-Klinik.
Die Präferenzen ihres Ehemannes lagen eher im medizinischen Bereich. Dr. Daniel Norden war ein begnadeter Arzt. Als Chefarzt der Behnisch-Klinik kümmerte er sich um das Wohl der Patienten und war seinen Mitarbeitern ein fairer und verantwortungsbewusster Vorgesetzter. In der heimischen Küche hatte Fee allerdings das Sagen. Hier begnügte er sich damit, die Soße abzuschmecken, kleinere Handreichungen zu machen und den Tisch zu decken. Doch seine wichtigste Aufgabe bestand darin, Fee Gesellschaft zu leisten, mit ihr zu plaudern und sich den einen oder anderen Kuss zu stibitzen.
»Wie war das Laufen?«, fragte Fee ihre Tochter, während sie das Nudelwasser aufsetzte.
»Gut. Entspannend. Nach dem heftigen Regenguss in der Früh waren noch nicht so viele Menschen unterwegs. Ich konnte mich mal richtig auspowern und auch ein paar kurze Sprints einlegen, ohne dass ich ständig anderen Joggern ausweichen musste. Aber jetzt brauche ich erst mal eine Dusche.« Mit einem Blick zum Herd, auf dem das Mittagessen vor sich hin köchelte, ergänzte sie: »Falls mir dafür noch genügend Zeit bleibt.«
Daniel schnupperte in ihre Richtung und sagte scherzend: »Tu uns den Gefallen, nimm dir dafür bitte ausreichend Zeit.«
Während Fee amüsiert darüber lachte, sah Dési ihren Vater empört an, beeilte sich dann aber, nach oben zu kommen und sich ihrer verschwitzten Sportsachen zu entledigen.
»Ist bei der Post etwas Interessantes dabei?«, fragte Fee ihren Mann, der bereits die Briefe durchgesehen hatte und nun einen großformatigen Umschlag herauszog.
»Das ist bestimmt die Einladung von Frederik van Mergen.«
»Zu seinem Sechzigsten?«
»Hm.« Daniel las sich die Einladung, die auf schwerem Büttenpapier gedruckt war, durch. »Die Feier ist in fünf Wochen. Wollen wir hingehen? Wenn nicht, kann ich die Arbeit vorschieben und uns entschuldigen. Ich weiß ja, dass du keine große Lust verspürst, einen freien Samstagabend in Gesellschaft von Leuten zu verbringen, für die wir kaum Sympathie empfinden.«
»Wie gut du mich doch kennst, Dan«, bestätigte Fee seine Worte. Als sie sich zu ihm hinunterbeugte, um den eleganten Briefbogen zu betrachten, fielen ihr die blonden Haare ins Gesicht, und sie strich sie mit einer ungeduldigen Bewegung zurück. Dann sah sie kurz zu ihren Töpfen hinüber, und als dort nichts Besorgniserregendes festzustellen war, nahm sie neben ihrem Mann am Tisch Platz.
»Die van Mergens sind einflussreich und sehr wichtig für die Behnisch-Klinik«, überlegte sie dann laut. »Und oft auch recht großzügig. Das neue Spielzimmer auf der Kinderstation verdanken wir zum größten Teil ihrer letzten Spende. Und wenn ich an die vielen Pläne denke, die mir vorschweben und für die die Finanzierung noch nicht steht, können wir es uns wohl kaum leisten, sie mit einer Absage vor den Kopf zu stoßen.«
Frederik Freiherr van Mergen und seine Frau Claudine verstanden sich selbst als Wohltäter, die bestimmte Projekte, die sie für förderwürdig hielten, unterstützten. Eigens zu diesem Zweck hatten sie vor einigen Jahren eine Stiftung ins Leben gerufen, in deren Vorstand neben Claudine und Frederik auch ihr Sohn Armin saß. Der Stiftungsvorstand entschied, welche Projekte oder Einrichtungen in den Genuss von Zuwendungen kamen. Die Behnisch-Klinik gehörte in der Vergangenheit schon einige Male zu den Begünstigten, und nicht nur Fee war daran interessiert, dass sich das nicht änderte.
»Also gehen wir hin«, stellte Daniel nüchtern fest. »Ich werde Frederik am Montag anrufen und zusagen.«
»In Ordnung.« Fee stand auf, um sich weiter um das Mittagessen zu kümmern. »Wusstest du eigentlich, dass Schwester Marie mit Armin liiert ist?«
»Mit Frederiks Sohn? Nein, ich hatte keine Ahnung.« Daniel musste nicht lange überlegen, bis er das Bild der hübschen Krankenschwester aus der Pädiatrie vor Augen hatte. Mitte zwanzig, schlank, blond mit einem sehr netten Lächeln, aber ein wenig zurückhaltend, beinahe schüchtern.
»Schwester Marie und die van Mergens …«, überlegte er und hörte sich dabei nicht besonders erfreut an. »So richtig scheint mir das nicht zusammenzupassen.«
»Manchmal geht die Liebe halt seltsame Wege. Für Marie wird es ganz sicher nicht einfach werden. Ich glaube nämlich nicht, dass Armins Eltern über seine Wahl sehr glücklich sind. Sie hatten sich bestimmt ein Mädchen aus ihren Kreisen als Schwiegertochter erhofft.«
»Ihre Kreise.« Daniel schüttelte missbilligend den Kopf. »Marie ist eine tüchtige junge Frau. Es gibt absolut nichts, was gegen sie als Schwiegertochter spricht.«
»Claudine und Frederik ist die gesellschaftliche Stellung sehr wichtig. Sie sind beide voller Standesdünkel, und Marie wird sich wohl kaum gegen sie behaupten können. Dafür ist sie viel zu lieb und nett.«
»Dann muss Armin es für sie tun.« Aus Daniels Mund klang das so einfach. Aber sowohl er als auch Fee ahnten, dass es das nicht war. Armin van Mergen saß zwischen den sprichwörtlichen Stühlen. Sollten seine Eltern seine Wahl nicht akzeptieren, würde er sich womöglich entscheiden müssen – zwischen ihnen und seiner Liebe. Fee konnte nur hoffen, dass Armins Liebe stark genug war, um diese Feuerprobe zu bestehen.
*
Claudine Freifrau van Mergen versuchte, die Fassung zu wahren und sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie dieses Gespräch aufwühlte. Im Gegensatz zu ihrem Mann gelang ihr das sehr gut. Völlig echauffiert stand er seinem Sohn gegenüber und versuchte, ihn zur Vernunft zu bringen.
Claudine seufzte entnervt auf. Seit Wochen stritten sie nun mit Armin, und immer ging es dabei um Marie Hegel, die er unbedingt der Familie vorstellen wollte.
Es störte sie nicht, dass Armin eine Liaison mit diesem Mädchen hatte. Sollte er sich ruhig austoben und seine Erfahrungen sammeln. Doch allmählich übertrieb er es damit. Nicht nur, dass diese lächerliche Affäre schon viel zu lange dauerte. Armin schien es zudem ernst zu sein, Marie in die