Weil sie ihn so sehr liebte: Dr. Norden Bestseller 355 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Daniel Norden und seine Frau Fee saßen noch bei einem Glas Wein auf der Terrasse. Das Wetter war schön, und sie genossen die ruhige Stunde. Die Zwillinge Jan und Désirée schliefen, Anneka war nach einem langen Spaziergang bei einer Freundin sehr müde gewesen und auch schon früh zu Bett gegangen. Danny und Felix, die beiden »Großen«, lasen noch. »Ich war heute in der Behnisch-Klinik«, sagte Daniel, »und habe nach Frau Linzmann gesehen. Und da sagte Dieter mir, daß Chris Feldmann Urlaubsvertretung bei ihnen machen wird. Das Mädchen gönnt sich überhaupt keine Freizeit. Nachtdienst macht sie im Augenblick auch in der Klinik.« »Und dabei sieht sie frisch und ausgeglichen aus«, sagte Fee. »Ich sah sie neulich mal. Warum sie damals die Stelle bei Pollanders aufgegeben hat und das so plötzlich, haben wir auch nie erfahren«, meinte sie nachdenklich. »Und sie hat so sehr an den Zwillingen gehangen.« Daniel zuckte die Schultern. »Das wird wohl mit Mona Pollander zusammenhängen. Sie war immer eine exentrische Frau und eine überhebliche Patientin.
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Dr. Norden Gold
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Buchvorschau
Weil sie ihn so sehr liebte - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 355 –
Weil sie ihn so sehr liebte
Patricia Vandenberg
Dr. Daniel Norden und seine Frau Fee saßen noch bei einem Glas Wein auf der Terrasse. Das Wetter war schön, und sie genossen die ruhige Stunde. Die Zwillinge Jan und Désirée schliefen, Anneka war nach einem langen Spaziergang bei einer Freundin sehr müde gewesen und auch schon früh zu Bett gegangen. Danny und Felix, die beiden »Großen«, lasen noch.
»Ich war heute in der Behnisch-Klinik«, sagte Daniel, »und habe nach Frau Linzmann gesehen. Und da sagte Dieter mir, daß Chris Feldmann Urlaubsvertretung bei ihnen machen wird. Das Mädchen gönnt sich überhaupt keine Freizeit. Nachtdienst macht sie im Augenblick auch in der Klinik.«
»Und dabei sieht sie frisch und ausgeglichen aus«, sagte Fee. »Ich sah sie neulich mal. Warum sie damals die Stelle bei Pollanders aufgegeben hat und das so plötzlich, haben wir auch nie erfahren«, meinte sie nachdenklich. »Und sie hat so sehr an den Zwillingen gehangen.«
Daniel zuckte die Schultern. »Das wird wohl mit Mona Pollander zusammenhängen. Sie war immer eine exentrische Frau und eine überhebliche Patientin. Um ihre neugeborenen Kinder soll sie sich überhaupt nicht gekümmert haben. Und dann kam ja Chris zu ihnen. Das wird gut gewesen sein für die Kinder, sie hatten wenigstens eine Bezugsperson in den ersten Jahren ihres Lebens. Die Mutter mußte ja immer unterwegs sein.«
Kein Sarkasmus klang aus seiner Stimme, einfach nur Mitleid. Als fünffacher Vater lag ihm das Wohl von den Kindern am Herzen, nicht nur das seiner eigenen.
»Schlimm für die Kinder«, meinte auch Fee. Sie selbst war ja auch Ärztin und hatte ihren Beruf aufgegeben. Beides zu vereinbaren – Beruf und Mutter von fünf Kindern zu sein, das hatte sie nicht auf sich nehmen wollen. Die Kinder nur Betreuern überlassen, das hatte sie erst recht nicht gewollt. Da war sich das Ehepaar Norden einig gewesen. Fee genoß ihr Leben. Am beruflichen Leben ihres Mannes nahm sie ohnehin intensiv teil, es geschah nicht selten, daß sich Dr. Norden bei schwierigen Entscheidungen erst mit Fee besprach.
Danny erschien auf der Terrasse. »Ich geh’ jetzt schlafen«, verkündete er. »Die nächsten Wochen werden anstrengend.«
Die Zeugnisse standen vor der Tür, aber die Norden-Kinder hatten alle drei nichts zu befürchten. Sie hatten gute Zensuren.
»Wie steht’s denn?« fragte Daniel.
»Bin zufrieden«, sagte Danny, »brauchst dir keine Sorgen zu machen. Aber vier in unserer Klasse werden sitzenbleiben. Sandra auch. Was meinst du, was ihr Vater für ein Theater macht. Sie schreibt schon vor Angst lauter schlechte Noten.«
Dr. Norden kannte Sandras Vater. Er wußte, daß dieser Mann viel kranker war, als seine Familie ahnte, daß er deshalb auch oft sehr launisch war.
»Du kennst ihn doch, Papi«, sagte Danny, »kannst du nicht mal mit ihm sprechen? So schlimm ist es doch nicht, wenn man mal sitzenbleibt.«
Daniel Norden seufzte. Er hatte schon oft versucht, auf Wunsch seiner Kinder in familiären Schwierigkeiten zu helfen, aber wohl war ihm nicht immer dabei.
»Ich werde lieber mal mit Frau Fink sprechen«, meinte er vorsichtig. Zu ihr hatte er mehr Kontakt, da sie sich regelmäßig untersuchen ließ, denn ganz gesund war sie auch nicht.
»Das wär’ schön, Papi, ich mag Sandra, sie ist wirklich nett. Vielleicht können wir ihr helfen.«
Fee und Daniel freuten sich. Danny war ein ganz normaler temperamentvoller Junge, aber er sah nicht über die Sorgen anderer hinweg.
*
Jan Pollander, ein weltweit anerkannter Wissenschaftler, der an einem Forschungsinstitut tätig war, saß an diesem Abend auch mit seiner Frau beisammen. Ein Gespräch wollte aber nicht in Gang kommen. Eigentlich hatten sie sich schon lange nichts mehr zu sagen.
Mona hatte ihren Beruf als Journalistin auch nach der Geburt der Zwillinge nicht aufgegeben, wie er eigentlich gehofft hatte. Sie tauge einfach nicht zur Hausfrau und Mutter, hatte sie erklärt. Daß es zwei statt eines Kindes geworden waren, hatte sie geschockt. Und sogleich wurde eine Kinderschwester engagiert. Chris Feldmann war das gewesen, gerade erst neunzehn Jahre jung, aber äußerst zuverlässig.
Sie hatte Alexander und Ariane rührend betreut, während Mona wieder in der Welt herumreiste und nur Stippvisiten daheim machte. Wenn ihr Mann ihr Vorhaltungen machte, und das geschah nur maßvoll, denn Jan Pollander war ein sehr toleranter Mann, erwiderte sie, daß er ja auch seine Karriere im Auge hätte und er ihr das gleiche Recht zusprechen müsse.
Sie war eine faszinierende Frau gewesen. Er war eingefangen worden von ihrer Klugheit, und für Mona hatte es gezählt, daß er ein interessanter Mann und bereits in jungen Jahren ein bekannter Wissenschaftler war.
Nun aber, an diesem Abend, saß sie schmal, blaß und mit umschatteten Augen im Sessel und starrte vor sich hin.
Ihren Beruf hatte sie zwar noch nicht aufgegeben, aber seit einem Jahr unternahm sie keine Reisen mehr und arbeitete im Haus. Ein Miteinander mit ihrem Mann gab es schon lange nicht mehr. Sie hatten sich arrangiert, wie Mona es anfangs ironisch genannt hatte. Ein glückliches Familienleben gab es bei ihnen nicht, und die Kinder gingen ihrer Mutter aus dem Weg, wo sie nur konnten.
Nach wie vor hatten sie eine Betreuerin, doch seit Chris weggegangen war, und da waren sie fünf Jahre alt gewesen, hatte diese ständig gewechselt.
Jan Pollander zuckte zusammen, als plötzlich Monas rauchige Stimme ertönte, die nicht mehr das sinnliche Timbre früherer Jahre hatte, sondern eher heiser klang.
»Ich war heute in der Schule«, sagte sie.
Seine Augenbrauen zuckten empor. »Du warst in der Schule?« fragte er konsterniert.
»Der Rektor hatte mich bestellt. Da mußte ich wohl hingehen.«
»Haben die Kinder Unsinn gemacht?«
»Unsinn? Sie sind sanft wie Lämmer, aber anscheinend Spätzünder, was mir unbegreiflich ist. Der Rektor hat mir empfohlen, sie eine Klasse wiederholen zu lassen, bevor wir sie aufs Gymnasium geben. Unsere Kinder!«
»Was ist schon dabei. Es sind Zwillinge. Ob nun ein Jahr früher oder später, das macht doch nichts. Sie sind gerade erst zehn Jahre.«
»Sie haben einen sehr intelligenten Vater, und ich denke, auch eine ebenso intelligente Mutter. Der Sohn von unserem Gärtner hat den Test spielend geschafft.«
»Und nun bist du gekränkt«, sagte er kühl. »Du vergißt, daß unsere Kinder immer hin und her gezerrt wurden, und die Pflegerinnen waren auch nicht immer die intelligentesten. Wenn Chris geblieben wäre…«
Mona sprang auf. »Das mußte ja kommen. Du hattest immer ein Faible für sie.«
»Sie hat die Kinder bestens versorgt. Sie haben sehr darunter gelitten, als sie ging.«
»Und du warst bis über beide Ohren in sie verliebt.«
Mona sagte es seltsam ruhig und ohne Vorwurf. Er war befremdet, weil es wie eine nüchterne Feststellung klang.
»So hast du es gesehen. Ich mochte sie, weil sie so unaufdringlich war.«
»Und sehr hübsch und intelligent. Sie hätte es weit bringen können.«
»Dafür waren die finanziellen Voraussetzungen nicht gegeben. Aber wozu sollen wir darüber sprechen? Es ist fünf Jahre her. Ich bin nicht erschüttert, wenn die Kinder die vierte Grundschulklasse wiederholen.«
»Wir könnten sie in ein Internat geben«, schlug Mona vor.
»Nein«, widersprach er heftig. »Ich möchte nicht, daß sie auch mir entfremdet werden.«
Mona schwieg. Dann stand sie auf und ging zu dem Eckschrank, in dem sich die Hausbar befand.
Nun trinkt sie wieder, dachte Jan, aber er sagte nichts.
»Möchtest du auch was?« fragte sie.
»Nein, danke, ich habe mein Bier.«
Sie schenkte sich einen Whisky ein. »Ich fühle mich nicht wohl, Jan«, sagte sie. »Ich vertrage dieses Klima einfach nicht. Das mag auch der Grund gewesen sein, daß ich nie lange hierblieb.«
»Du willst also dein früheres Leben wieder aufnehmen«, konstatierte er kühl. »Dann allerdings beantrage ich die Scheidung.«
Sie stand starr da. Dann trank sie mit einem Zug das Glas leer. »Ich werde vielleicht eine Kur machen«, sagte sie. »Mal sehen, was Dr. Behnisch sagt. Übermorgen gehe ich zu ihm zur Untersuchung.«
Nun war Jan erst mal sprachlos.
»Ich habe keine Kondition mehr, keine Ideen, ich bin ausgehöhlt«, sagte Mona.
Plötzlich tat sie ihm leid.