Dr. Norden Bestseller 82 – Arztroman: Ihr Leben hing an einem seidenen Faden
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Über dieses E-Book
"So, da sind Ihre Impfausweise", sagte Dr. Norden zu den vier jungen Leuten, die seit einigen Minuten einen rechten Wirbel in seine Praxis gebracht hatten. "Nun kann ich Ihnen nur noch einen schönen, erlebnisreichen Urlaub wünschen. Und kommen Sie gesund zurück." Das wollen wir doch sehr hoffen, nachdem Sie uns so gut versorgt haben, Herr Doktor", sagte Dolly Kermer fröhlich. "Die meiste Angst hatte Jochen vor den Spritzen, aber er hat alles gut überstanden. Um Tessa brauchen wir uns nun auch keine Sorgen mehr zu machen." "Ich hätte es fast aufgegeben", gestand die bildhübsche Blondine, Jochen Kermers Schwester Tessa, ein. Ihr Verlobter, Henning Horn, warf Dr. Norden einen fragenden Blick zu. "Keinerlei Bedenken mehr, Herr Doktor?" fragte er. "Man kann die Reaktionen nie vorausberechnen", antwortete Dr. Norden. "Aber jetzt bestehen keinerlei Bedenken mehr. Sie dürfen nur nicht vergessen, die Malariapillen regelmäßig einzunehmen. Das möchte ich Ihnen nochmals eindringlich sagen. So manch einer neigt dazu, leichtsinnig zu werden, weil er keinerlei Beschwerden verspürt." "Wir werden alle Vorschriften genau einhalten", versprach Jochen Kermer. "Schließlich wollen wir ja an diesen Urlaub mit geteilter Freude zurückdenken." "Wenn Sie nach Nairobi kommen, grüßen Sie Dr. Kerkhoff von mir. Sollten sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen irgendwelche Beschwerden einstellen, werden Sie bei ihm in besten Händen sein." "Es kann nicht schaden, dies zu wissen", sagte Henning Horn mit einem Blick auf seine Verlobte Tessa.
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 82 – Arztroman - Patricia Vandenberg
»So, da sind Ihre Impfausweise«, sagte Dr. Norden zu den vier jungen Leuten, die seit einigen Minuten einen rechten Wirbel in seine Praxis gebracht hatten. »Nun kann ich Ihnen nur noch einen schönen, erlebnisreichen Urlaub wünschen. Und kommen Sie gesund zurück.«
»Das wollen wir doch sehr hoffen, nachdem Sie uns so gut versorgt haben, Herr Doktor«, sagte Dolly Kermer fröhlich. »Die meiste Angst hatte Jochen vor den Spritzen, aber er hat alles gut überstanden. Um Tessa brauchen wir uns nun auch keine Sorgen mehr zu machen.«
»Ich hätte es fast aufgegeben«, gestand die bildhübsche Blondine, Jochen Kermers Schwester Tessa, ein. Ihr Verlobter, Henning Horn, warf Dr. Norden einen fragenden Blick zu.
»Keinerlei Bedenken mehr, Herr Doktor?« fragte er.
»Man kann die Reaktionen nie vorausberechnen«, antwortete Dr. Norden. »Aber jetzt bestehen keinerlei Bedenken mehr. Sie dürfen nur nicht vergessen, die Malariapillen regelmäßig einzunehmen. Das möchte ich Ihnen nochmals eindringlich sagen. So manch einer neigt dazu, leichtsinnig zu werden, weil er keinerlei Beschwerden verspürt.«
»Wir werden alle Vorschriften genau einhalten«, versprach Jochen Kermer. »Schließlich wollen wir ja an diesen Urlaub mit geteilter Freude zurückdenken.«
»Wenn Sie nach Nairobi kommen, grüßen Sie Dr. Kerkhoff von mir. Sollten sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen irgendwelche Beschwerden einstellen, werden Sie bei ihm in besten Händen sein.«
»Es kann nicht schaden, dies zu wissen«, sagte Henning Horn mit einem Blick auf seine Verlobte Tessa.
Endlich kehrte wieder Ruhe in der Praxis ein. »Wozu in die Ferne schweifen, wo das Gute liegt so nah’«, philosophierte Loni seufzend.
»Der Lockruf der Ferne, liebe Loni«, meinte Dr. Norden lächelnd, »aber sie sind jung, die Welt steht ihnen offen. Es ist gar nicht schlecht, wenn sie die Nase hinausstecken und Vergleiche ziehen. Sie sind ein bildungshungriges Quartett. Es ist ja nicht so, daß sie diese Reise nur machen, um sagen zu können, daß sie in Afrika waren.«
»Ich meine es ja nicht so«, sagte Loni. »Bei den Krells ist es anders. Die fliegen heuer nach Bali. Alles müssen sie gesehen haben, und dann meckern sie nur über die Hotels und das Essen. Seinen Bedarf an Schweinebraten und Knödel könnte Herr Krell in heimatlichen Gefilden decken.«
Dr. Norden zwinkerte ihr zu. Sie hatte ihre eigene Meinung, und er ließ sie ihr. Ihm war es ja auch unbegreiflich, daß manche Leute in der Welt herumreisen, die im Grunde überhaupt keinen Sinn für die Sitten und Gebräuche ferner Länder hatten. Sie wollten letztlich doch nur sagen: Wir sind da und dort gewesen, aber für das viele Geld könnte man eigentlich mehr erwarten. Dabei gab es so manche, die ihre Nase dann gar nicht aus dem Hotel heraussteckten, weil ihnen das Klima nicht bekam, unter Magenbeschwerden litten, weil sie heimische Gerichte entbehrten.
Jetzt mußte er sich mit einer Patientin beschäftigen, die als Mutter von sechs Kindern noch nie einen richtigen Urlaub hatte machen können. Er wollte sie in ein Müttergenesungsheim schicken, doch die gute Frau Hafling weigerte sich, weil sie meinte, daß daheim dann doch alles drunter und drüber gehen würde.
»Und wenn Sie mal richtig auf der Nase liegen, wird noch mehr alles drunter und drüber gehen«, sagte er streng. »Sie machen diese Kur. Es ist alles genehmigt. Ihre Kinder sind groß genug, um sich und den Vater mal selbst zu versorgen, und sie werden es erst richtig zu schätzen wissen, was die Mutter alles tut, wenn sie auf manche Annehmlichkeiten verzichten müssen.«
»Ich habe einen guten Mann und anständige Kinder«, sagte Frau Hafling bockig.
»Und allesamt sind einverstanden, daß Sie mal ausspannen. Es gibt kein Zurück mehr. Übermorgen geht die Reise los, Frau Hafling. Sie haben sich die sechs Wochen wirklich verdient.«
»Sechs Wochen«, stöhnte sie, »ich werde mich zu Tode langweilen.«
»Das werden Sie bestimmt nicht. Aber wenn Sie die Kur jetzt nicht machen, garantiere ich Ihnen, daß Sie baldigst mindestens sechs Wochen im Krankenhaus zubringen werden, und dann machen sich Ihre Lieben die bittersten Vorwürfe. Und noch schlimmer kann es kommen, wenn Sie ein Pflegefall werden.«
Entsetzt sah sie ihn an. »Das meinen Sie doch nicht ernst, Herr Doktor.«
»Doch, das meine ich ernst. Jeder Motor versagt mal, wenn er nicht richtig gepflegt wird oder Verschleißerscheinungen zeigt. Die warnenden Anzeichen werden nicht beachtet, aber eines Tages geht es einfach nicht mehr.«
Mit ihr mußte er so sprechen. Sie ging auf die Fünfzig zu und hatte ihr Leben lang geschuftet. Er kannte sie seit sechs Jahren. Da war sie beim Tapezieren von der Leiter gefallen, weil der Kreislauf nicht mehr mitgemacht hatte. Er hatte ihrem Mann Vorwürfe gemacht, aber Herr Hafling hatte gesagt, daß er das ihr beibringen solle, weil sie ja doch meine, daß ohne sie gar nichts ginge.
Jeder Versuch, Frau Hafling klarzumachen, daß sie mit ihren Kräften keinen Raubbau treiben dürfe, war jedoch vergeblich gewesen. Oft genug hatte er von ihr auch gehört, daß sie es sich nicht leisten könne, krank zu sein. Die Kinder müßten schließlich gut versorgt werden. Sie war stolz auf ihre Kinder und Herrn Hafling konnte man auch nichts nachsagen, er war ein fleißiger Mann. Sie hatten sich vor Jahren, als es noch erschwinglicher gewesen war, ein Häuschen gebaut. Wie ein Schwerstarbeiter hatte Frau Hafling mitgeholfen. Dabei hatte sie ihre Kinder anständig erzogen. Die Älteste war mit einem Verwaltungsangestellten verheiratet und erwartete jetzt ihr erstes Baby. Heiner war dreiundzwanzig geworden und Mechaniker. Er war verlobt, verdiente gut und gab daheim auch ab, aber Frau Hafling, die fürsorgliche Mutter meinte, daß er für seinen eigenen Hausstand sorgen solle. Mit Günter, der jetzt zwanzig war, hatten sie einige Sorgen gehabt. Er litt an einer Rückgratverkrümmung, war das Sorgenkind der Familie, aber ein lieber Junge, den Dr. Norden besonders gern mochte, weil er sein Schicksal so tapfer meisterte und er es gewesen war, der zu ihm kam und ihn inständig gebeten hatte, dafür zu sorgen, daß die Mutter mal einen richtigen Urlaub machte.
Nach ihm kam Betty an die Reihe, ein gescheites Mädchen, aber sie bildete sich auch etwas darauf ein, weil sie das Abitur machen konnte. Darauf war Frau Hafling ebenso stolz. Ihre Betty würde mal eine Studierte werden. Natürlich durfte sie auch nicht abstechen von ihren Mitschülerinnen. Da saß die Mutter dann nächtelang und nähte hübsche Kleider.
Die Zwillinge Matthias und Angelika machten das halbe Dutzend komplett. Sie hätten eigentlich gar nicht zur Welt kommen sollen. Ein recht netter, aber anscheinend doch recht sorgloser Arzt hatte Frau Hafling einstmals versichert, daß sie nun keine Kinder mehr bekommen würde.
Dann hatte er angeblich frühzeitige Wechseljahrbeschwerden mit Hormongaben zu kurieren versucht. Das Ergebnis waren dann die Zwillinge gewesen. Auch das hatte Frau Hafling ohne Murren ertragen. Matthias und Angelika waren ein hübsches, inzwischen fünfzehnjähriges Pärchen. Sie gingen auf die Realschule. Ja, Frau Hafling hatte wohl allen Grund, sich als glückliche Mutter zu fühlen, aber darüber vergaß sie sich selbst.
Dr. Norden hatte mit der Familie gesprochen. Jedes einzelne Mitglied hatte er sich vorgeknöpft, und dann hatte er es in die Wege geleitet, daß Frau Hafling eine Kur zugebilligt bekam.
»Übermorgen geht es ab durch die Mitte«, sagte er jetzt, »keinen Widerspruch.«
»Ja, dann muß ich wohl«, sagte sie leise, mit Tränen in den Augen. »Aber Heimweh werde ich haben und erst recht krank werden.«
Seufzend blickte er ihr nach. Er hätte sie auch auf die Insel der Hoffnung schicken können, aber da hätte sie erst recht Hemmungen gehabt, unter diesen »feinen Leuten«, wie sie gesagt hatte. Da hätte sie sich fehl am Platze gefühlt. Sie konnte nur unter ihresgleichen sein, aber in dem Mütterheim würde sie das. Dr. Norden knüpfte seine Hoffnung daran, daß sie Gesellschaft finden würde, denn dort traf sie ja nur Mütter mit den gleichen Sorgen und Nöten und auch solche, die sich vom Schicksal benachteiligt fühlten.
»Wundern würde es mich nicht, wenn sie schon nach zwei Tagen wieder zu Hause wäre«, seufzte Loni.
»Da sei Gott vor«, sagte Dr. Norden. »Sie braucht unbedingt Erholung.«
Dolly und Jochen Kermer beschäftigten sich mal wieder mit ihrer Reiseroute, während Tessa und ihr Verlobter Henning noch Einkäufe machten.
Ihr Geld mußten sie sich schon einteilen, aber für diese Reise hatte das junge Ehepaar gespart. Henning Horn brauchte nicht zu sparen. Ihm wäre es nur lieber gewesen, Tessa hätte eingewilligt, ihn vorher zu heiraten.
Tessa jedoch meinte, daß diese drei Wochen in Afrika als Bewährungsprobe betrachtet werden könnten. Da würde man sehen, wie man miteinander auskommen konnte, wenn man ganz aufeinander angewiesen war.
»Tessa ist manchmal verdammt nüchtern«, sagte Dolly zu ihrem Mann. »Ihr seid euch überhaupt nicht ähnlich.«
»Kann ich was dafür? Sag das unseren Eltern«, erwiderte er lächelnd. »Aber ich meine, daß sie so reserviert ist, weil Henning so viel Geld hat. Ich bin überzeugt, daß sie ihn liebt, aber sie kann es nicht so zeigen.«
»Wie sie aussieht, könnte sie an jedem Finger zehn haben, die auch viel Geld haben«, meinte Dolly.
»Du verkennst sie, wenn du sie als materiell eingestellt bezeichnen willst.«
»Will ich ja gar nicht. Ich mag Tessa, aber ich finde