Dr. Norden Bestseller 87 – Arztroman: Die Patientin mit dem falschen Namen
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Die junge Witwe Margret Paulus ist froh, daß sie sich auf die freundliche und wohl auch sehr vermögende Annabel Lorenzo verlassen kann. Die früh verwaiste Zwanzigjährige kümmert sich unentgeltlich um Margrets kleine Kinder, spricht aber niemals über ihr eigenes Leben. Eines Tages liest Annabel eine Zeitungsnotiz, in der vom tödlichen Autounfall einer gewissen Angélique berichtet wird. Mit einem schweren Schock bricht das Kindermädchen zusammen, so daß Dr. Norden gerufen werden muß. »Was liegt noch vor, Loni?« fragte Dr. Norden, als er seine Sprechstunde am Freitagnachmittag beendet hatte. Es war schon wieder ziemlich spät geworden, und anstrengend war der Tag auch gewesen. So hoffte er, daß nicht mehr allzu viele Krankenbesuche anstanden. »Zum Glück nicht viel, Chef«, erwiderte Loni, erleichtert aufatmend. »Der übliche Besuch bei den Driers, und dann hat Frau Paulus angerufen, ob Sie mal vorbeischauen könnten. Michi hat mal wieder ihre Allergie.« »Das arme Kind ist wirklich geplagt«, sagte Dr. Norden. »Wenn wir doch nur mal dahinterkommen würden, woher sie diese Allergien bekommt. Allmählich wird es mir richtig unheimlich. Ja, Loni dann wünsche ich Ihnen ein geruhsames Wochenende.
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 87 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 87 –
Die Patientin mit dem falschen Namen
Patricia Vandenberg
Die junge Witwe Margret Paulus ist froh, daß sie sich auf die freundliche und wohl auch sehr vermögende Annabel Lorenzo verlassen kann. Die früh verwaiste Zwanzigjährige kümmert sich unentgeltlich um Margrets kleine Kinder, spricht aber niemals über ihr eigenes Leben. Eines Tages liest Annabel eine Zeitungsnotiz, in der vom tödlichen Autounfall einer gewissen Angélique berichtet wird. Mit einem schweren Schock bricht das Kindermädchen zusammen, so daß Dr. Norden gerufen werden muß. Die Beziehung zwischen Annabel und Angélique bleibt lange Zeit rätselhaft, und das Geheimnis lüftet sich erst, als Jenny Behnisch einen Einfall hat: Vielleicht ist die Tote gar nicht Angélique…
»Was liegt noch vor, Loni?« fragte Dr. Norden, als er seine Sprechstunde am Freitagnachmittag beendet hatte. Es war schon wieder ziemlich spät geworden, und anstrengend war der Tag auch gewesen. So hoffte er, daß nicht mehr allzu viele Krankenbesuche anstanden.
»Zum Glück nicht viel, Chef«, erwiderte Loni, erleichtert aufatmend. »Der übliche Besuch bei den Driers, und dann hat Frau Paulus angerufen, ob Sie mal vorbeischauen könnten. Michi hat mal wieder ihre Allergie.«
»Das arme Kind ist wirklich geplagt«, sagte Dr. Norden. »Wenn wir doch nur mal dahinterkommen würden, woher sie diese Allergien bekommt. Allmählich wird es mir richtig unheimlich. Ja, Loni dann wünsche ich Ihnen ein geruhsames Wochenende. Sie müssen Ihre Erkältung auch noch auskurieren.«
»Ist schon fast vorbei«, erwiderte Loni lächelnd. »Ihnen auch alles Gute und Ihrer Familie, und hoffentlich besseres Wetter.«
Dr. Norden fuhr los. Zuerst zu den Driers, bei denen immer einer der siebenköpfigen Familie krank war. Ein Wunder war das nicht, da die Wohnung feucht und zugig war, in der sie lebten. Aber sie warteten schon so lange auf eine bessere, daß man es dem Elternpaar auch kaum verdenken konnte, daß sie resignierten. Fleißige, anständige Leute waren das. Der Vater war von Beruf Monteur, die Mutter arbeitete stundenweise, aber täglich, als Putzfrau. Leni, die Älteste, war Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft, Peppi, der Sechzehnjährige hatte seine Lehre als Mechaniker begonnen. Bis zu neunhundert Mark würden sie Miete bezahlen können, das hatten sie ausgerechnet, aber niemand wollte ein Ehepaar mit fünf Kindern nehmen. Dr. Norden und seine Frau Fee hatten sich auch schon vergeblich bemüht. Diesmal war die kleine Reni krank. Sie hatte es mit den Bronchien, und gerade für sie war es höchste Zeit, daß sie in eine andere Umgebung kam.
Frau Drier war den Tränen nahe. »Wir können doch nichts dafür, Herr Doktor. Wir rennen von Pontius zu Pilatus, aber niemand will uns haben. Und nun will der Schneidering auch noch mehr Miete für dieses Loch haben.«
»Darauf gehen Sie nicht ein, Frau Drier«, sagte Dr. Norden. »Ich spreche noch mal mit dem Gesundheitsamt.«
Ihn wurmte es, daß dieser Familie nicht geholfen wurde. Wenn er nur mehr Zeit gehabt hätte, sich diesbezüglich mehr einsetzen zu können, aber seiner Frau wollte er das auch nicht zumuten, und außerdem riß Fee in solchen Fällen bisweilen die Geduld und sie ging zu weit.
Als er dann zu Frau Paulus fuhr, kam ihm blitzartig eine Idee. Margret Paulus war zwar auch eine geplagte Frau, denn ihr Mann war vor einem Jahr ganz überraschend im Alter von erst dreiundvierzig Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, aber inzwischen hatte sie das Schlimmste überwunden und man würde wohl schon mal mit ihr über andere Schicksale sprechen können.
Aber erst mal sehen, in welcher seelischen Verfassung sie war, sagte sich Daniel Norden, als er vor dem hübschen modernen Bungalow hielt.
Erst vor drei Jahren war er gebaut worden. Bis zu diesem Tag, da die Familie Paulus endlich einziehen konnte, hatte sie in einer Altbauwohnung gelebt, die aber recht geräumig gesesen war. Auch damals war Dr. Norden schon ihr Hausarzt gewesen. Und er war auch gerufen worden, als Karl Paulus zusammenbrach. Er hatte nichts mehr für ihn tun können, als den Totenschein ausschreiben. Es war ein schrecklicher Augenblick für ihn gewesen.
Er sah Margret Paulus vor sich, gerade erst dreißig Jahre, groß, schlank, hübsch und so wahnsinnig verzweifelt.
»Es kann doch nicht wahr sein, Herr Doktor«, hatte sie gestammelt. »Karli wollte sich gerade für eine Geschäftsreise fertig machen. Er kann doch nicht einfach umfallen und tot sein. Können Sie denn gar nichts mehr für ihn tun?«
Er konnte nichts für ihn tun, für diesen netten, freundlichen Mann, der für jeden anderen Makler ein Vorbild sein konnte in seiner Korrektheit, der nur für seine Frau und seine Kinder gelebt hatte. In Sekundenschnelle war ein wertvolles Menschenleben ausgelöscht worden, und Dr. Norden hatte es nicht begreifen können, daß manch einer sagte, welch einen schönen Tod Karl Paulsen gehabt hätte, denn er dachte dabei immer an die junge Frau und ihre beiden kleinen Kinder.
Für ihre Kinder hatte sich Margret zusammengerissen und das Geschäft ihres Mannes weitergeführt. Und bald hatte sie glücklicherweise ein junges Au-pair-Mädchen gefunden, das Götz und Michaele fürsorglich betreute.
Dr. Norden kannte Annabel Lorenzo, das junge Mädchen aus der Schweiz schon recht gut, das ihm auch an diesem Tage die Tür des hübschen Hauses öffnete.
Er blickte in das madonnenhafte Gesicht, in große, dunkle, feuchte Augen.
»Wie gut, daß Sie kommen, Herr Dr. Norden«, sagte sie mit melodischer Stimme und einem ganz leichten Akzent. »Wir machen uns große Sorgen um Michi. Diesmal ist es ganz besonders schlimm.«
Man konnte es ihr ansehen, daß sie aufrichtig besorgt war. Es war keine Heuchelei.
Margret Paulus saß am Bett ihrer kleinen, sechsjährigen Tochter. Das Kind sah erschreckend aus. Das Gesichtchen war aufgedunsen und von scharlachroten Flecken bedeckt. Die Augen tränten, sie konnte wirklich kaum noch sprechen. Doch Dr. Norden wollte endlich ergründen, worauf das Kind so besonders allergisch reagierte.
Die Röteln hatte das Mädchen schon gehabt. Da war ihr Zustand sogar sehr bedenklich gewesen. Scharlach konnte es nicht sein, wie er festgestellt hatte, als er das zierliche Körperchen genau betrachtete.
»Nun erzähle mal, was du heute gemacht hast, Michi«, sagte er sanft und väterlich. »Aber möglichst genau.«
»Ich habe keine Blumen und Sträucher angefaßt«, erwiderte die Kleine. »Bestimmt nicht, Onkel Doktor. Und Obst habe ich auch nicht gegessen. Ich habe nur mit Götz im Garten gespielt, und plötzlich ist das süße Kätzchen von nebenan durch den Zaun gekrochen und in unser Bassin gefallen. Da habe ich es rausgeholt. Götz hat es dann rübergebracht. Ich hatte nur Angst, daß es ertrinkt, aber es geht Muschi ganz gut. Götz hat es gesagt, und ich rege mich auch nicht mehr auf. Muschi ist so süß und mag mich so gern.«
Eine Katze, eine nasse Katze! Dr. Nordens Gedanken arbeiteten blitzschnell.
»Und die Muschi kommt öfter zu euch«, sagte er, »habe ich recht?«
»Freilich. Sie hat mich doch so lieb. Am liebsten würde ich sie behalten, weil sie doch soviel allein ist, aber Mami mag nicht.« Das klang trotzig und auch eine Spur vorwurfsvoll.
»Das wird auch gut sein«, sagte Dr. Norden. »Du reagierst nämlich allergisch auf Katzenhaare, Michi.«
»Sie ist schön, lieb und süß«, sagte die Kleine noch bockiger.
»Und jedesmal, wenn du sie in den Arm nimmst, bekommst du den Ausschlag. Es tut mir leid, Michi, aber ich muß es dir verbieten, sie in die Arme zu nehmen und mit ihr zu schmusen.«
Michaele begann zu schluchzen. »Was kann denn das arme Kätzchen dafür, daß ich Ausschlag bekomme?«
»Es kann auch nichts dafür«, sagte Daniel, »aber leider ist es nun mal so, daß du allergisch auf Katzen reagierst und besonders dann, wenn sie naß sind. Wir wollen froh sein, daß wir das nun endlich herausgefunden haben, Michi.«
»Ich bin aber nicht froh«, jammerte das Kind. »Überhaupt nicht froh, weil die Möllers doch fast nie da sind und das Kätzchen immer allein ist. Die arme Muschi! Ich bin lieber krank.«
»Das macht aber deine Mami traurig, Michi«, sagte Dr. Norden. »Und du willst doch nicht, daß sie traurig ist.«
»Götz wird nicht krank, wenn er Muschi anfaßt«, sagte die Kleine. »Dann soll er auf sie aufpassen, und ich nehme sie nicht mehr in den Arm.«
Dr. Norden gab ihr eine Injektion, die die Allergie dämpfen sollte.
»Nun schläfst du erst mal schön, Michi, und morgen sehen wir weiter«, sagte er tröstend.
»Aber Muschi hat keine Schuld. Versprich mir, Onkel Doktor, daß Mami nichts zu Möllers sagt«, flehte das Mädchen.
»Ich sage ja nichts, mein Liebling«, flüsterte Margret Paulus. »Wir wissen doch, daß Muschi nichts dafür kann.«
Sie begleitete Dr. Norden hinaus. »Möllers ziehen sowieso aus«, sagte sie. »Meinen Sie wirklich, daß es von der Katze kommt? Michi hatte doch schon Allergien, bevor die Katze da war.«
»Vielleicht hat sie da schon mit anderen gespielt, ohne daß Sie es wußten. Daß sie Erdbeeren und Pfirsiche nicht verträgt, wissen wir auch schon, Frau Paulus. Aber so schlimm war es noch nie.«
»Daß sie auch so geplagt sein muß«, seufzte Margret.»Ich bin nur froh, daß man sich auf Annabel verlassen kann. Zur Zeit habe ich allerhand zu tun mit dem Neubau. Aber das muß ich auch noch durchstehen. Schließlich wollte mein Mann damit die Zukunft der Kinder sichern. Aber man muß ja so aufpassen. Als Frau wird man doch schnell übers Ohr gehauen. Es gibt selten jemanden, auf den man sich ganz verlassen kann.«
»Ich wüßte jemanden, wenn Sie eine Wohnung zur Verfügung stellen könnten«, sagte