Dr. Laurin 95 – Arztroman: Warum lügt die Patientin?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Sonnengebräunt und gut gelaunt kam Dr. Jan Thiele von seinem Urlaub in Kenia zurück. Er schwärmte von der herrlichen Landschaft, dem klaren Wasser, von der Safari und dem vorzüglichen Service in einem erstklassigen Hotel.
Dr. Thiele, schon seit Jahren der Gynäkologe und Strahlemann in der Prof.-Kayser-Klinik, verstand es, fesselnd zu erzählen, und er versprach den Kollegen und Schwestern, ihnen seine Aufnahmen vorzuführen, wenn es mal einen ruhigen Abend geben würde.
Ja, wenn! In der letzten Zeit ging es wieder turbulent zu in der Klinik, und besonders auf der Frauenstation herrschte Hochbetrieb.
Eine längere Verschnaufpause konnten sich die Schwestern nicht gönnen, um Dr. Thieles interessanter Berichterstattung zu lauschen. So bekamen sie auch nicht mit, als er von Schwester Marie verschmitzt gefragt wurde, wie es denn mit der Damenwelt bestellt gewesen wäre.
»Teils – teils«, erwiderte Jan gleichmütig, aber da sprach keine Begeisterung aus seinen Worten, und Marie wunderte sich.
Er war nicht nur ein Frauenliebling, er liebte auch die Abwechslung. An eine feste Bindung schien er immer noch nicht zu denken. Schon oft war er verliebt gewesen, aber keine Frau hatte ihn bisher zu fesseln vermocht.
Zu Schwester Marie, der er doch manchmal sein Herz ausschüttete, hatte er schon mal gesagt, dass er wohl nicht zur Ehe tauge.
Schwester Marie machte sich darüber schon ihre Gedanken. Wahrscheinlich hatte er doch ein paar Erfahrungen gemacht, die ihm Warnung gewesen waren. Nette Mädchen kannte er auch, mit denen er hin und wieder ausging, ohne dass sich eine ernste Absicht dahinter verbarg. Jedenfalls konnte er sich nicht vorstellen, mit einer von
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Buchvorschau
Dr. Laurin 95 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 95 –
Warum lügt die Patientin?
Patricia Vandenberg
Sonnengebräunt und gut gelaunt kam Dr. Jan Thiele von seinem Urlaub in Kenia zurück. Er schwärmte von der herrlichen Landschaft, dem klaren Wasser, von der Safari und dem vorzüglichen Service in einem erstklassigen Hotel.
Dr. Thiele, schon seit Jahren der Gynäkologe und Strahlemann in der Prof.-Kayser-Klinik, verstand es, fesselnd zu erzählen, und er versprach den Kollegen und Schwestern, ihnen seine Aufnahmen vorzuführen, wenn es mal einen ruhigen Abend geben würde.
Ja, wenn! In der letzten Zeit ging es wieder turbulent zu in der Klinik, und besonders auf der Frauenstation herrschte Hochbetrieb.
Eine längere Verschnaufpause konnten sich die Schwestern nicht gönnen, um Dr. Thieles interessanter Berichterstattung zu lauschen. So bekamen sie auch nicht mit, als er von Schwester Marie verschmitzt gefragt wurde, wie es denn mit der Damenwelt bestellt gewesen wäre.
»Teils – teils«, erwiderte Jan gleichmütig, aber da sprach keine Begeisterung aus seinen Worten, und Marie wunderte sich.
Er war nicht nur ein Frauenliebling, er liebte auch die Abwechslung. An eine feste Bindung schien er immer noch nicht zu denken. Schon oft war er verliebt gewesen, aber keine Frau hatte ihn bisher zu fesseln vermocht.
Zu Schwester Marie, der er doch manchmal sein Herz ausschüttete, hatte er schon mal gesagt, dass er wohl nicht zur Ehe tauge.
Schwester Marie machte sich darüber schon ihre Gedanken. Wahrscheinlich hatte er doch ein paar Erfahrungen gemacht, die ihm Warnung gewesen waren. Nette Mädchen kannte er auch, mit denen er hin und wieder ausging, ohne dass sich eine ernste Absicht dahinter verbarg. Jedenfalls konnte er sich nicht vorstellen, mit einer von ihnen ein ganzes Leben zu verbringen.
Eine Ehe, wie Leon Laurin und seine Frau Antonia sie führten, schwebte ihm vor, aber eine Frau wie Antonia, die er sehr mochte, traf man nicht oft.
Nun ging es aber wieder an die Arbeit, mit frischer Kraft und dem Optimismus, den er stets ausstrahlte. Gerade deshalb war er so beliebt.
*
Dr. Laurin konnte sich gerade von einer sehr glücklichen Patientin verabschieden. Er hatte Andrea Hellmers sagen können, dass sie im zweiten Monat schwanger sei. Mit Zittern und Zagen war sie wieder zu ihm gekommen, nachdem sie sich schon zwei Mal getäuscht hatte. Aber nun strahlte sie.
»Mein Mann wird sich freuen«, sagte sie. »Wir sind ja nun fast drei Jahre verheiratet, und Jobst macht sich immer Gedanken, weil er ja zwölf Jahre älter ist als ich.«
»Das spielt doch überhaupt keine Rolle, wenn man sich liebt«, sagte Dr. Laurin. »Jedenfalls ist alles in bester Ordnung, Frau Hellmers.«
»Und auf das Baby wird er bestimmt nicht eifersüchtig sein«, sagte sie mit einem weichen Lächeln.
»Ist er denn sonst eifersüchtig?«, fragte Dr. Laurin, der sich gern auch mit solchen Problemen vertraut machte, da während einer Schwangerschaft öfter ungeahnte Konflikte entstanden durch besondere Eigenheiten des werdenden Vaters.
»Das kann man sagen, wenn er auch überhaupt keinen Grund hat«, erwiderte Andrea Hellmers nachsichtig. »Besonders schlimm ist es, wenn ein anderer Mann mit mir tanzt. Ich bin froh, dass wir jetzt einen Grund haben, solche Einladungen nicht wahrzunehmen.«
»Tanzen und Bewegung könnte aber nicht schaden. Und außerdem sollten Sie immer in guter Stimmung sein, das vermittelt sich auch dem Baby.«
Andrea war sechsundzwanzig, und als sie den Oberregierungsrat Jobst Hellmers kennenlernte, hatte sie noch nicht ans Heiraten gedacht. Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, als Dolmetscherin weit in der Welt herumzukommen.
Obgleich Jobst gewiss kein Frauentyp war, war sie von ihm fasziniert gewesen. Vielleicht lag das auch an dem Hauch Unnahbarkeit, der ihn umgab und der ihn besonders interessant machte. Und es war auch seine Intelligenz, sein universelles Wissen, das Andrea imponierte.
Er war nicht der Typ eines Beamten, eher der eines Wissenschaftlers. Als sie sich näher kennenlernten, sagte er ihr, dass es in seiner Familie eine Tradition sei, dass ein Sohn Beamter wurde. Inzwischen war er schon Ministerialdirektor geworden, und sein Großvater war einst Minister gewesen, sein Vater Botschafter.
Als Andrea jetzt heimfuhr, dachte sie an den Tag zurück, als Jobst ihr seinen Heiratsantrag machte. Lange hatten sie sich da noch nicht gekannt, und sie war sehr überrascht gewesen. Er sagte nur knapp, dass er von Anfang an eine Ehe im Auge gehabt hätte und um ihr Ja bitte. Sollte sie es sich erst lange überlegen müssen, sei es wohl besser, wenn sie sich gleich trennen würden.
Doch sie brauchte keine Bedenkzeit. Es gefiel ihr sogar, dass er so konsequent war, denn sie vertrat auch den Standpunkt, dass ein langes Überlegen eine Unsicherheit einschließen würde. Sie hatte schon einmal eine große Enttäuschung erlebt, aber die sollte nun vergessen sein. Sie sprach nicht darüber, sie sah dafür keinen Grund.
*
Während sich Andrea überlegte, welches Essen sie ihrem Mann an diesem Abend machen wollte, denn es war ja ein doppelt festlicher Anlass, da sie sich vor genau vier Jahren kennengelernt hatten, saß Dr. Thiele am Bett einer anderen jungen Frau, der Trost zugesprochen werden musste, denn sie hatte gerade eine ziemlich schwere Fehlgeburt überstanden.
Nina Neubert war nicht verheiratet, und deshalb hatte man hier in der Klinik auch angenommen, dass ihr die Fehlgeburt ganz willkommen sein würde. Aber dem war nicht so. Nina war todunglücklich. Sie war achtundzwanzig, Chefsekretärin, verdiente gut und hatte eine sehr hübsche Wohnung. Sie sagte, dass alle Voraussetzungen vorhanden gewesen wären, dem Kind eine frohe Kindheit zu gönnen, da ihre verheiratete Schwester das Kind gern mit betreut hätte, während Nina ihrem Beruf nachging.
»Aber allein für ein Kind sorgen zu müssen, erfordert doch einige Opferbereitschaft«, sagte Dr. Thiele.
»Ach was, es wäre doch mehr Freude«, widersprach sie. »Männer können das nicht verstehen, deshalb hat sich ja mein Partner auch von mir getrennt. Jetzt kommt er bestimmt wieder angekrochen, aber nun kann er mir gestohlen bleiben. Früher wollte ich auch kein Kind haben, aber wenn man älter wird und dann die anderen sieht, die Kinder haben, kommen die Wünsche, das Mutterglück auch genießen zu können.«
»Nun, Sie könnten bald wieder ein Kind haben«, sagte Dr. Thiele tröstend.
Marie schmunzelte, als er aus dem Krankenzimmer kam.
»Na, Sie Seelentröster, Erfolg gehabt?«, fragte sie.
»Nicht so ganz. Sie wollte das Kind wirklich haben.«
»Sie wird es verschmerzen«, meinte Marie.
»Sie schätzen sie wahrscheinlich falsch ein.«
»Mag sein, aber sie ist eine Karrierefrau. Ihr Chef wird es ihr schon schmackhaft machen, dass sie ihm unentbehrlich ist.«
»Wie kommen Sie denn darauf?«, fragte Dr. Thiele.
»Weil er schon drei Mal angerufen hat, wie es ihr geht. Außerdem wollte er wissen, ob er sie besuchen darf.«
»Aber er ist nicht der Vater des Kindes«, sagte Jan.
»Vielleicht ist sein Interesse an ihr größer«, meinte Marie hintergründig.
*
Andrea Hellmers hatte den Tisch festlich gedeckt. Leichtfüßig eilte sie durch das hübsche, sehr geschmackvoll eingerichtete Haus.
Es war alles bestens organisiert. Das Essen war vorbereitet, nur die Steaks mussten dann noch in die Pfanne.
Jobst kam mit Blumen. Er hatte den Tag des Kennenlernens noch nie vergessen, wie natürlich auch den Hochzeitstag nicht.
Andrea war gerührt. Er brachte herrliche weiße und zartrosa Rosen. Seinen Sinn für das Besondere verriet das breite Armband, das er ihr dann gleich anlegte. Es war schönste Juwelierarbeit.
»Du sollst mich nicht so verwöhnen, Jobst«, sagte sie, »von mir bekommst du erst in ein paar Monaten etwas Schönes.«
Er sah sie fragend an.
»Wir werden ein Baby haben«, flüsterte sie, und da riss er sie jubelnd in die Arme. Sie hatte nicht gedacht, dass er seine Freude auch so stürmisch zeigen konnte.
Aber dann streichelte er sie gleich besorgt. »Ich muss ja jetzt ganz behutsam mit dir umgehen«, sagte er. »Hast du auch den richtigen Arzt gewählt?«
»Dr. Laurin. Er ist ein sehr guter Arzt, und die Prof.-Kayser-Klinik ist auch ein schönes Gebäude, wo ich es bestimmt recht bequem haben werde.«
»Ja, Dr. Laurin genießt einen ausgezeichneten