Verspiel nicht das Glück: Dr. Laurin 179 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Leon Laurin blickte erstaunt auf, als seine Frau Antonia einen freudigen Ausruf von sich gab. »Steht tatsächlich mal was Erfreuliches in der Zeitung?«, fragte er. »Henning und Beate Thann eröffnen eine Gemeinschaftspraxis, das ist doch erfreulich. Darüber hätte sich ihr Vater bestimmt auch gefreut.« »Bedauerlich, dass er erst sterben musste, damit Henning heimfindet«, stellte Leon fest. »Da scheint Henning seine Pläne, unter die Astronauten gehen zu wollen, doch aufgegeben zu haben.« »Oder man hat ihn nicht genommen. Da wird doch eine strenge Auslese betrieben. Frau Thann wird jedenfalls beruhigt sein.« »Mich wundert, dass er sich noch nicht bei mir gemeldet hat«, sagte Leon. »Sie werden genug zu tun haben. So groß ist das Haus doch eigentlich auch nicht, dass es für zwei Praxen und einen Wohnbereich für drei Personen Platz bietet. Nun, die Eröffnung ist erst am 1. Oktober, und bis dahin werden wir schon noch von beiden hören, denke ich.« Das Haus, von dem die Rede war, lag etwa fünfzehn Gehminuten von der Prof. -Kayser-Klinik entfernt, und da hatte sich in den letzten Wochen allerhand getan.
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Buchvorschau
Verspiel nicht das Glück - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 179 –
Verspiel nicht das Glück
Eine junge Mutter im Zwiespalt mit sich selbst
Patricia Vandenberg
Dr. Leon Laurin blickte erstaunt auf, als seine Frau Antonia einen freudigen Ausruf von sich gab.
»Steht tatsächlich mal was Erfreuliches in der Zeitung?«, fragte er.
»Henning und Beate Thann eröffnen eine Gemeinschaftspraxis, das ist doch erfreulich. Darüber hätte sich ihr Vater bestimmt auch gefreut.«
»Bedauerlich, dass er erst sterben musste, damit Henning heimfindet«, stellte Leon fest. »Da scheint Henning seine Pläne, unter die Astronauten gehen zu wollen, doch aufgegeben zu haben.«
»Oder man hat ihn nicht genommen. Da wird doch eine strenge Auslese betrieben. Frau Thann wird jedenfalls beruhigt sein.«
»Mich wundert, dass er sich noch nicht bei mir gemeldet hat«, sagte Leon.
»Sie werden genug zu tun haben. So groß ist das Haus doch eigentlich auch nicht, dass es für zwei Praxen und einen Wohnbereich für drei Personen Platz bietet. Nun, die Eröffnung ist erst am 1. Oktober, und bis dahin werden wir schon noch von beiden hören, denke ich.«
Das Haus, von dem die Rede war, lag etwa fünfzehn Gehminuten von der Prof.-Kayser-Klinik entfernt, und da hatte sich in den letzten Wochen allerhand getan. Vor drei Monaten war Dr. Georg Thann, Arzt für Allgemeinmedizin, plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben, gerade fünfundsechzig Jahre alt.
Zu seinen Lebzeiten hatte sich keines seiner beiden Kinder entschließen können, in seiner Praxis mitzuarbeiten, um sie einmal zu übernehmen. Henning, der Internist, hatte tatsächlich hochfliegende Pläne gehabt und hatte mit ins Weltall fliegen wollen. Das hatte nicht den Beifall seiner Eltern gefunden, aber ein Dickkopf, genau wie sein Vater, war er schon immer gewesen.
Beate hatte als Kinderärztin in einer Klinik gearbeitet. So ganz glücklich war sie da nicht gewesen, weil ihr kein großer Spielraum gelassen wurde. Aber sie hatte gewusst, dass es mit dem eigenwilligen Vater auch zu Spannungen kommen würde.
Nun fühlten sich beide der Mutter verpflichtet. Allerdings hatte Henning auch die Enttäuschung hinnehmen müssen, dass ihm ein anderer Kollege vorgezogen worden war, nachdem er sich schon Monate in Amerika für das abenteuerliche Unternehmen vorbereitet hatte. Er hatte allerdings auch einen anderen Grund gehabt, hier nicht sesshaft werden zu wollen, denn seine Jugendliebe Ute Burkau hatte einen anderen Mann geheiratet. Doch darüber war er jetzt längst hinweg.
Mit seiner Schwester Beate hatte er sich immer gut verstanden, doch den Plan, eine Gemeinschaftspraxis zu gründen, hatten sie erst gefasst, als sie sich zur Beerdigung des Vaters wiedertrafen.
Gertraud Thann war durch den plötzlichen Tod ihres Mannes so erschüttert und so völlig aus dem Gleichgewicht gebracht worden, dass Henning und Beate übereinstimmend beschlossen, sie nicht mehr zu verlassen, und das tröstete sie über den ersten heftigen Schmerz hinweg.
Es wurde überlegt und geplant. An Geld mangelte es nicht. Die Praxis hatte floriert, und Dr. Thann hatte auch eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen.
Aber groß genug war das Haus wirklich nicht, da sie auf einen behaglichen Wohnbereich nicht verzichten wollten. Und da war ihnen der Zufall zu Hilfe gekommen, denn nur ein paar Häuser entfernt wurde in einem Zweifamilienhaus eine Wohnung frei. Der Mieter war nach Westdeutschland versetzt worden. Die Parterrewohnung war sowieso nur zeitweise bewohnt, und der Makler, der ein Patient von Dr. Thann gewesen war und der Bescheid wusste um die Pläne der Geschwister und die damit verbundenen Sorgen, hatte ihnen diese geräumige Wohnung vermittelt.
In diese sollten Mutter und Tochter einziehen. Henning wollte im Elternhaus, in der Mansarde, die er schon als Junge bewohnt hatte, bleiben, denn unbeobachtet sollten die Praxen nicht bleiben. Beate war schnell zu erreichen, wenn sie gebraucht wurde, und für ihn war es auch nur ein Katzensprung, um sich von der Mutter mit Essen versorgen zu lassen.
Bei all den Vorbereitungen war er nicht zum Nachdenken über andere Dinge gekommen, aber an diesem Nachmittag, als sie bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse Kaffee tranken und das herrliche Spätsommerwetter genossen, sagte Beate: »Jetzt müssen wir uns aber mal bei den Laurins melden, Henning.«
»Werden sie nicht denken, wir erwarten Hilfestellung von ihnen?«, fragte er.
»Was bist du so misstrauisch geworden?«, warf Traudel Thann ein. »Die Laurins sind wie eh und je, und die anderen Ärzte in der Prof.-Kayser-Klinik auch. Sie haben sich sehr um Georg bemüht.«
Ihre Stimme zitterte schon wieder ein bisschen.
»Vater hätte sich halt auch mal durchchecken lassen müssen«, sagte Henning. »Tag und Nacht auf den Beinen – das hält der Stärkste nicht durch.«
»Internisten brauchen das ja nicht«, meinte Traudel Thann anzüglich.
»Wenn ein Notfall vorliegt, bin ich auch zur Stelle, Mutsch«, erwiderte er nachsichtig, »aber Vater hat sich ja wegen jeder Kleinigkeit aus dem Schlaf holen lassen, obwohl er seine Patienten doch genau kannte. Und die wussten natürlich, dass er springt, wenn sie nur leise rufen.«
*
Am Sonntag machten sie einen Ausflug zu den Osterseen, und da trafen sie dann zufällig die Familie Laurin.
Es war Antonia zu verdanken, dass die erste Verlegenheit schnell überbrückt wurde. Henning betrachtete staunend die heranwachsende Kinderschar.
»Ich habe gestern in der Zeitung gelesen, dass ihr eine Gemeinschaftspraxis aufmacht«, sagte Antonia ganz unbefangen. »Das war eine freudige Überraschung.«
»Wir hätten uns schon längst bei euch melden sollen, aber es gab so schrecklich viel zu tun«, sagte Beate.
»Das haben wir uns schon gedacht«, warf Leon ein. »Und wie steht es jetzt?«
Traudel ließ ihre Kinder reden, sie beschäftigte sich lieber mit den Laurin-Kindern, und insgeheim dachte sie auch, wie schön es doch wäre, wenn sie auch solche Enkel haben könnte. Aber weder Henning noch Beate schienen ans Heiraten zu denken.
Immerhin war Henning zweiunddreißig und Beate siebenundzwanzig.
Beate erzählte indessen von der Wohnung. »Das hat ja dann gerade prächtig geklappt«, sagte Antonia. »Nun können wir euch nur noch einen guten Start wünschen.«
»Und wenn ich mal einen schweren Fall habe, darf ich mich dann an die Prof.-Kayser-Klinik wenden?«, fragte Henning.
»Ist doch klar«, erwiderte Leon.
*
Es kam der erste Oktober, und die Praxis wurde eröffnet. Die ersten Patienten kamen zu Dr. Henning Thann. Es waren zwei alte Tanten, die ihm gleich wortreich klarmachten, dass sie immer nur zum Dr. Thann gegangen wären.
Eigentlich fehlte ihnen gar nichts, abgesehen von den üblichen Altersbeschwerden und eben ›ihr‹ Dr. Thann. Sie versicherten Henning, wie gut es doch wäre, dass er nun die Praxis weiterführen würde. Und das bekam Henning dann noch öfter zu hören. Man wollte ja hier nicht irgendeinen Fremden haben, man kannte das Haus und die Räume, und für die meisten war der Weg nicht weit.
Irgendwie war Henning doch ein bisschen gerührt, und er bemerkte, dass es auch bei Beate schon ein bisschen lebhafter zuging. Aber dann betrat eine Patientin seine Praxis, mit der er wahrhaftig nicht gerechnet hatte. Ute Paulsen, geborene Burkau, seine Jugendliebe, die ihn so sehr enttäuscht hatte. Ein Schatten ihrer selbst war sie nur noch.
»Ich habe die Annonce gelesen, Henning, und ich bin gleich zu meinen Eltern gefahren. Vielleicht kannst du mir helfen, mich verstehen«, kam es hastig über ihre blassen Lippen.
»Was fehlt dir, Ute?«, fragte er ruhig.
»Schlaf, Appetit, ich leide unter Depressionen. Ja, ich weiß jetzt, dass es ein Fehler war, Volker zu heiraten. Er betrügt mich, er ist nie zu Hause.«
Die unverstandene Frau, dachte Henning. Aber von diesem Volker Paulsen hatte er sowieso nicht viel gehalten. Damals war allerdings die Eifersucht im Spiel gewesen.
»Wo wohnt ihr?«, fragte er.
»In Stuttgart. Ich fühle mich da aber nicht wohl. Volker ist ja dauernd unterwegs.«
»Hast du Kinder?«, erkundigte er sich.
»Ja, einen Sohn. Oliver ist inzwischen drei Jahre alt. Aber was fragst du? Ich brauche ein Medikament. Caren gibt es mir nicht. Sie hat alle möglichen Einwände, aber es ist doch das einzige Medikament, das mir hilft.«
»Welches?«, fragte er.
Sie