Dr. Laurin 38 – Arztroman: Es ist die Hölle, Herr Doktor!
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Es ist die Hölle, Herr Doktor! »Es ist doch alles in bester Ordnung, Frau Dellbrügge«, sagte Dr. Leon Laurin zu seiner Patientin. »Warum machen Sie sich Sorgen?« »Ich fürchte, daß Victor mir jetzt nicht mehr gestatten wird, Olaf zu sehen«, erwiderte die junge Frau gequält. »Jetzt sieht man es mir doch schon an, daß ich ein Baby bekomme.« Dr. Laurin schüttelte den Kopf. »Was aber kein Grund sein dürfte, Ihr Kind aus erster Ehe nicht mehr zu sehen. Laut Gerichtsurteil haben Sie dazu die Erlaubnis!« Er wußte recht genau Bescheid darüber, denn Alexandra Dellbrügge, vormals Frau Haberland, hatte auch ihren Sohn Olaf in der Prof. -Kayser-Klinik zur Welt gebracht. Ihre erste Ehe war vor einem Jahr geschieden worden. Sie hatte widerstandslos die Schuld auf sich genommen, da diese Ehe längst zerrüttet war und sie Clemens Dellbrügge kennengelernt hatte. Aber sie hatte doch gehofft, daß die Richter so menschlich sein würden, ihr den kleinen Olaf zuzusprechen. Sie sah Dr. Laurin groß an. »Er hatte doch nie Zeit für Olaf.
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Buchvorschau
Dr. Laurin 38 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 38 –
Es ist die Hölle, Herr Doktor!
Der verzweifelte Kampf einer Mutter um ihr Kind
Patricia Vandenberg
Es ist die Hölle, Herr Doktor!
Der verzweifelte Kampf einer Mutter um ihr Kind
Roman von Patricia Vandenberg
»Es ist doch alles in bester Ordnung, Frau Dellbrügge«, sagte Dr. Leon Laurin zu seiner Patientin. »Warum machen Sie sich Sorgen?«
»Ich fürchte, daß Victor mir jetzt nicht mehr gestatten wird, Olaf zu sehen«, erwiderte die junge Frau gequält. »Jetzt sieht man es mir doch schon an, daß ich ein Baby bekomme.«
Dr. Laurin schüttelte den Kopf. »Was aber kein Grund sein dürfte, Ihr Kind aus erster Ehe nicht mehr zu sehen. Laut Gerichtsurteil haben Sie dazu die Erlaubnis!«
Er wußte recht genau Bescheid darüber, denn Alexandra Dellbrügge, vormals Frau Haberland, hatte auch ihren Sohn Olaf in der Prof.-Kayser-Klinik zur Welt gebracht. Ihre erste Ehe war vor einem Jahr geschieden worden. Sie hatte widerstandslos die Schuld auf sich genommen, da diese Ehe längst zerrüttet war und sie Clemens Dellbrügge kennengelernt hatte. Aber sie hatte doch gehofft, daß die Richter so menschlich sein würden, ihr den kleinen Olaf zuzusprechen.
Sie sah Dr. Laurin groß an.
»Er hatte doch nie Zeit für Olaf. Warum mußte er mich so bestrafen?«
»Weil Sie Ihre Liebe einem anderen Mann zugewandt hatten, Frau Dellbrügge. Es gibt leider immer wieder Männer, die alle Freiheiten nur für sich beanspruchen. Wem sagen Sie das. Ich werde so oft mit diesen Problemen konfrontiert. Sie haben jetzt einen Mann, der Sie über alles liebt. Freuen Sie sich auf Ihr Kind. Es wird Ihnen helfen, über diesen schmerzlichen Verzicht hinwegzukommen.«
Es war ein vager Trost, aber was sollte er sagen?
Nicht alle waren wie Alexandra Dellbrügge. Sie hatte ihres Sohnes wegen lange gezögert, sich von ihrem ersten Mann zu trennen. So lange, bis es nicht mehr vertretbar war. Sie hatte in Clemens Dellbrügge ihre ganz große Liebe gefunden, und nun, ein Jahr nach ihrer Scheidung, acht Monate nach Beginn
ihrer zweiten Ehe, wurde sie in einen neuen Gewissenskonflikt gestürzt.
Gleich von der Prof.-Kayser-Klinik war sie zu der Wohnung von Victor Haberland gefahren. Sie hoffte, daß er sich nicht zeigen würde, wie er es manchmal getan hatte, aber sie hatte sich getäuscht. Er öffnete ihr selbst die Tür.
Olaf erschien gleich hinter ihm und wollte ihr um den Hals fallen, aber Victor Haberland schob ihn zurück und musterte Alexandra mit kühlen Blicken.
»Geh in dein Zimmer, Olaf«, sagte er zu dem Jungen. »Ich muß mit deiner Mutter sprechen.«
Eine schreckliche Ahnung überfiel Alexandra.
»Aber heute darf ich mit Mami gehen«, sagte Olaf aufsässig.
»Später«, sagte Victor Haberland. »Komm herein, Alexandra. Ich habe dir einiges zu sagen.«
Lieber Gott, hilf mir, dachte Alexandra, aber jetzt dachte sie vor allem an Olaf.
»Was willst du?« fragte sie, als Victor die Tür des Wohnraumes geschlossen hatte.
»Du bekommst ein Kind. Also wäre es an der Zeit, daß du darauf verzichtest, Olaf zu sehen.«
»Ich werde nie darauf verzichten«, sagte Alexandra klar. »Er ist mein Sohn.«
»Ich habe die Scheidung nicht gewollt«, sagte er kalt.
»Du hast sie aber eingereicht«, erwiderte sie.
»Nachdem du mir erklärt hast, daß du Dellbrügge liebst«, sagte er wegwerfend. »Habe ich dir erklärt, daß ich Gisela liebe?«
Alexandra legte den Kopf in den Nacken.
»Du wolltest nur sichergehen. Warum hast du sie eigentlich nicht geheiratet?«
Er lachte blechern.
»Du hast dich doch nur von mir getrennt, weil es dir unangenehm war, einen kranken Mann zu haben«, konterte er.
»Nein, das war es nicht, und das weißt du genau«, sagte sie schnell.
»Nun, du hast deine große Liebe gefunden, und du wirst wieder ein Kind haben. Wozu also diese Sentimentalität? Heute kannst du Olaf noch mitnehmen. In Zukunft wirst du das unterlassen. Hast du mich verstanden? Ich werde einen gerichtlichen Entscheid beantragen, und sei sicher, daß ich damit durchkomme.«
»Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, stieß Alexandra zwischen den Zähnen hervor.
»Da bin ich aber sehr gespannt«, sagte er.
»Du wirst damit nur das eine erreichen, daß Olaf dich eines Tages hassen wird, wenn er alles versteht«, sagte Alexandra.
»Wir werden sehen«, erklärte Victor Haberland wieder kalt. »Ich möchte den Jungen pünktlich um neunzehn Uhr hier sehen.«
Olaf stand schon an der Wohnungstür, als Alexandra in die Diele trat.
»Ich möchte jetzt gehen, Mami«, sagte er.
»Ja, wir gehen, Olaf«, sagte sie leise, dann nahm sie seine Hand und verließ mit ihm die Wohnung.
Olaf hatte für seinen Vater keinen Gruß.
*
»Ich mag nicht, daß er böse mit dir spricht, Mami«, sagte er, als sie auf der Straße standen.
»Denk jetzt nicht daran, Olaf«, flüsterte Alexandra. »Wir fahren heute in den Tierpark. Das macht dir doch Spaß?«
»Ich möchte lieber mit dir allein sein, Mami«, sagte Olaf. »Ich habe dir soviel zu erzählen.«
»Dann fahren wir heim zu uns. Mein Mann ist auf Geschäftsreise. Du darfst es deinem Vater aber nicht sagen, Olaf.«
»Ich finde das sehr ungerecht, Mami«, sagte der Junge. »Gisela geht bei uns ein und aus. Sie bleibt auch nachts da. Warum soll ich nicht auch mal zu euch dürfen? Mag mich dein Mann nicht?«
»O doch, Olaf«, sagte Alexandra. »Er hätte es sehr gern, wenn du immer bei uns sein könntest. Ich möchte einmal ganz ernst mit dir darüber sprechen. Du bist jetzt sechs Jahre alt. Du wirst es vielleicht schon verstehen.«
»Ich verstehe, daß du von Vater weggegangen bist, Mami«, sagte Olaf ernsthaft. »Er redet doch nur schlecht von dir. Ich kann ihm noch so oft sagen, daß ich dich liebhabe, da hört er gar nicht hin. Warum hast du mich nicht mitgenommen?«
»Weil ich dich nicht mitnehmen durfte. Ich werde es dir erklären, Olaf«, sagte Alexandra. »Ich werde dir alles erklären, mein Junge.«
Alexandra sah den Jungen lange an. Sein Gesichtchen war blaß und schmal. Ihr tat das Herz weh.
»Ich werde ein Baby bekommen, Olaf«, sagte sie verhalten, »und nun will dein Vater nicht, daß ich dich noch sehe.«
»Ich habe gehört, wie er es gesagt hat. Ich habe alles gehört. Er meint, daß ich dich nun auch nicht mehr leiden kann. Mami, aber ich hätte das Baby gern. Ich bin doch immer so allein. Warum läßt er mich nicht zu dir?«
Alexandra kamen die Tränen, und dann weinten sie beide. Eng aneinandergeschmiegt gaben sie sich ihrem Schmerz hin.
*