Falsches Spiel mit Anna: Dr. Norden Extra 53 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Erscheinung: Dr. Norden Gesamt 5. Auflage Nr. Daniel Norden lehnte sich aufatmend zurück. Nach einem anstrengenden Arbeitstag wollte er sich nur noch entspannen. Aber die Kinder hatten es wichtig gehabt. Die Ferien waren in Sicht und damit auch die Zeugnisse. Manchmal waren es auch sehr ernsthafte Ansichten, die sie mit den Eltern besprechen wollten. Es war nicht so, daß sich Daniel und Fee Norden Sorgen um ihre drei Schulkinder machen mußten. Sie kamen gut über die Runden und wurden von ihren Eltern auch nicht unter Druck gesetzt. Die nahmen es nicht tragisch, wenn mal eine schlechtere Note im Zeugnis stand. Doch andere Mitschüler, an denen den Norden-Kindern viel lag, mußten um die Versetzung bangen. Dann sollte Fee mit den Eltern sprechen. Sie tat es auch gern, stieß aber manches Mal auf Ablehnung, was ihr für die betroffenen Kinder leid tat. Aber an diesem Abend lag Fee auch etwas anderes am Herzen. »Wie geht es eigentlich Alex Brockmann, Daniel?« fragte sie. Sie wartete vergebens auf eine Antwort und dachte schon, er sei eingeschlafen. »Hast du gehört, was ich gefragt habe, mein Schatz?« Fee sagte es sanft, aber ein bißchen lauter.
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Chefarzt Dr. Norden
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Buchvorschau
Falsches Spiel mit Anna - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 53 –
Falsches Spiel mit Anna
Patricia Vandenberg
Erscheinung: Dr. Norden Gesamt 5. Auflage Nr.: 185 EVT:2019-12-31 KW:01
Daniel Norden lehnte sich aufatmend zurück. Nach einem anstrengenden Arbeitstag wollte er sich nur noch entspannen. Aber die Kinder hatten es wichtig gehabt. Die Ferien waren in Sicht und damit auch die Zeugnisse. Manchmal waren es auch sehr ernsthafte Ansichten, die sie mit den Eltern besprechen wollten.
Es war nicht so, daß sich Daniel und Fee Norden Sorgen um ihre drei Schulkinder machen mußten. Sie kamen gut über die Runden und wurden von ihren Eltern auch nicht unter Druck gesetzt. Die nahmen es nicht tragisch, wenn mal eine schlechtere Note im Zeugnis stand. Doch andere Mitschüler, an denen den Norden-Kindern viel lag, mußten um die Versetzung bangen. Dann sollte Fee mit den Eltern sprechen. Sie tat es auch gern, stieß aber manches Mal auf Ablehnung, was ihr für die betroffenen Kinder leid tat.
Aber an diesem Abend lag Fee auch etwas anderes am Herzen.
»Wie geht es eigentlich Alex Brockmann, Daniel?« fragte sie. Sie wartete vergebens auf eine Antwort und dachte schon, er sei eingeschlafen.
»Hast du gehört, was ich gefragt habe, mein Schatz?« Fee sagte es sanft, aber ein bißchen lauter.
Er hatte nicht hingehört. Ihn beschäftigte etwas anderes. »Danny ist sehr besorgt um Michael. Der Junge ist auch sehr sensibel, und wenn er sagt, daß er sich umbringt, wenn er sitzenbleibt, sollte man das ernst nehmen. Sein Vater macht mir auch Sorgen.«
»Ich werde mich gleich morgen darum kümmern, aber in letzter Zeit geht mir Frau Höller auch aus dem Weg. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, daß Micha eine harte Strafe fürchten muß.«
»Das Schulsystem ist nicht in Ordnung«, seufzte Daniel, »aber du hattest mich nach Alex Brockmann gefragt.«
Er hatte es also doch gehört, aber Daniel mußte immer erst einen Gedanken zu Ende denken, bevor er sich mit einem neuen Problem beschäftigte.
»Wie geht es ihm?« fragte Fee geduldig.
»Schlecht, sehr schlecht«, erwiderte Daniel düster. »Dieter meint, daß es zu Ende geht.«
Fee blickte bestürzt auf. »Ich dachte nicht, daß es so schlimm ist. Er ist noch keine fünfzig.«
»Der verdammte Krebs zählt nicht die Lebensjahre, Fee, und bei ihm kommt die Resignation dazu. Diese zweite Ehe hat ihn umgebracht.«
So hart war Daniel selten mit einer Aussage. »Er muß doch aber an Anna denken«, sagte sie leise.
»Er hat nur noch an sie gedacht, aber das hat die Metastasen nicht aufgehalten. Es bleibt nur zu hoffen, daß er sein Testament rechtzeitig geändert hat.«
»Hatten sie nicht einen Ehevertrag geschlossen?« fragte Fee.
»Das schon, aber der gilt nur bei einer Scheidung. Sie hätte niemals in eine Scheidung eingewilligt. Sie ist verflixt schlau, aber wer hätte sie denn schon durchschaut. Sogar Anna hat sie gemocht.«
»Und die wenigsten wissen auch jetzt, was sich in dieser Ehe abgespielt hat«, sagte Fee nachdenklich. »Er ist vom Schicksal schon arg gebeutelt worden. Die erste Frau stirbt, als Anna noch klein war, da hatte er wenigstens noch seine Mutter, aber auch sie lebte nur noch ein paar Jahre.
Dann haben wir ihm doch alle Glück gewünscht, als er endlich Vera gefunden hatte. Wie haben wir uns in ihr getäuscht.«
Fee war sehr besorgt. Sie kannte Anna seit zehn Jahren. Damals war sie ein neunjähriges blutarmes dünnes Mädchen gewesen, das von einer Angina sehr geschwächt war. Alex Brockmann hatte große Angst um sein einziges Kind gehabt und war dankbar, als Fee sich selbst um die Kleine bemühte. Zu ihr hatte Anna Vertrauen und Fee verstand es meisterhaft, das Kind zu bewegen, all das einzunehmen, was ihr helfen konnte, gesund zu werden.
Anna war ein intelligentes Kind, aber sehr scheu und introvertiert. Die Mutter hatte sie nicht so sehr vermißt, weil ihre Großmutter immer für sie da war, aber als die geliebte Omi starb, brach für Anna die Welt zusammen. Da auch Alex Brockmann sehr unter dem Tod seiner Mutter litt, konnte er Anna nicht so trösten wie sie es gebraucht hätte. Immer wieder war es Fee Norden gewesen, die mit viel Verständnis und liebevoller Fürsorge Zuversicht erzeugt hatte.
Dann engagierte Alex Brockmann Vera Jäger als Hausdame und als Betreuerin für Anna. Vera war eine ausgebildete Pädagogin und machte einen guten Eindruck. Auch Anna war mit ihr einverstanden. Vera gab sich zurückhaltend und dezent. Niemand, auch Fee Norden nicht, hatte bemerkt, daß sie raffiniert ihr Ziel verfolgte, Alex Brockmanns Frau zu werden. Sie hatte diesen Plan schnell gefaßt, als sie sich vergewissert hatte, was er darstellte und was vorhanden war in diesem Haus und an Vermögen.
Sie erreichte ihr Ziel mit viel Geduld, indem sie sich unentbehrlich machte und Alex sich überzeugt hatte, daß Anna mit allem einverstanden war. Vera willigte auch widerspruchslos in einen Ehevertrag ein, denn sie hatte nicht die Absicht, sich von Alex und dem sorglosen Leben, das ihr geboten wurde, zu trennen. Sie wußte, daß er kein gesunder Mann war, aber im Laufe der Zeit zeigte sie dann doch ihr wahres Gesicht, weil sie gehofft hatte, daß er früher sterben würde.
Dr. Norden hatte sie allerdings auch lange die besorgte Ehefrau vorgespielt und so erreicht, daß er ihr sagte, was alles beachtet werden mußte, um seine organischen Beschwerden zu lindern. Alex Brockmann zeigte keine Schmerzen, er konnte sich sehr beherrschen. Es dauerte auch ziemlich lange, bis er merkte, daß Vera ihn nach Strich und Faden betrog, daß ihre Ansprüche ins Uferlose stiegen und sie sich auch heimlich mit anderen Männern traf. Als er sie darauf ansprach, sagte sie zuerst, er solle doch nicht auf jeden Klatsch hören, aber dann warf sie ihm doch vor, daß sie zu jung sei, um nur Haushälterin für einen impotenten Mann zu sein. Aber sie verstand es auch, mit Anna weiterhin gut auszukommen, denn das war ihr Druckmittel, es nicht zu einer offenen Konfrontation kommen zu lassen. Das wollte er Anna ersparen. Er setzte seine ganze Hoffnung darauf, noch so lange leben zu dürfen, bis Anna erwachsen und volljährig sein würde. So wurde Annas achtzehnter Geburtstag für ihn ein ungeheuer wichtigr Termin. Danach verschlechterte sich sein Zustand immer mehr.
Vera lebte ihr eigenes Leben, aber sie war schlau genug, Anna davon wenig spüren zu lassen. Sie hatte immer irgendwelche Ausreden, caritative Verpflichtungen und dergleichen, mit denen sie ihr häufiges Fernsein entschuldigte. Daß Alex ihr nichts mehr glaubte, störte sie nicht. Sie wußte nur zu gut, daß er es nicht zu einem Skandal kommen lassen wollte.
Aber Daniel und Fee Norden erfuhren mehr und mehr von dem Dilemma, hoffte Alex doch, daß sie Anna beistehen würden, wenn er nicht mehr da war.
Ja, alle seine Gedanken galten nur noch seiner Tochter. Als er in der Behnisch-Klinik seinem Ende entgegensah, hatte er auch den Mut, Anna manches von diesen Gedanken zu sagen.
Sie war jetzt fast immer bei ihm. Es kränkte sie zutiefst, daß Vera wieder einmal verreist war, aber als sie das ihrem Vater sagte, machte er eine abwehrende Handbewegung.
»Laß es gut sein, Kleines, ich will sie nicht mehr sehen«, sagte er.