Missbraucht er mein Vertrauen?: Dr. Norden Bestseller 358 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dorthe Harling verabschiedete den letzten Patienten. Sie freute sich, daß es nicht so spät geworden war, denn ihr Chef, Dr. Daniel Norden, hatte ihr gesagt, daß er hoffe, heute mal pünktlich aus der Praxis zu kommen, denn er war mit Fee beim Architekten verabredet. Fee hielt ihm zwar alles fern, was den Neubau ihres Hauses betraf, aber manches mochte sie doch nicht allein entscheiden. Da ging der Türgong. Dorthe spielte schon mit dem Gedanken, einfach nicht zu öffnen, aber das brachte sie doch nicht fertig. Patienten hatten in der Praxis Dr. Norden stets Vorrang. Die Patientin, die vor der Tür stand, war jung und schlichtweg schön zu nennen. Sie trug ein schlichtes Lodenkostüm. Das dunkle, warme Grün stand ihr gut zu Gesicht, das leicht gebräunt war und von bernsteinfarbenen vollen Haaren umgeben. Große graue Augen blickten Dorthe freundlich an. »Mein Name ist Sommer. Ich hätte gern Dr. Norden gesprochen.« Ihre Stimme klang auch warm und dunkel. »Eigentlich ist die Sprechstunde vorbei«, sagte Dorthe. »Vielleicht hat er trotzdem noch ein paar Minuten für mich Zeit«, erwiderte Frau Sommer.
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Dr. Norden – Retro Edition
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Missbraucht er mein Vertrauen? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 358 –
Missbraucht er mein Vertrauen?
Patricia Vandenberg
Dorthe Harling verabschiedete den letzten Patienten. Sie freute sich, daß es nicht so spät geworden war, denn ihr Chef, Dr. Daniel Norden, hatte ihr gesagt, daß er hoffe, heute mal pünktlich aus der Praxis zu kommen, denn er war mit Fee beim Architekten verabredet.
Fee hielt ihm zwar alles fern, was den Neubau ihres Hauses betraf, aber manches mochte sie doch nicht allein entscheiden.
Da ging der Türgong. Dorthe spielte schon mit dem Gedanken, einfach nicht zu öffnen, aber das brachte sie doch nicht fertig. Patienten hatten in der Praxis Dr. Norden stets Vorrang.
Die Patientin, die vor der Tür stand, war jung und schlichtweg schön zu nennen.
Sie trug ein schlichtes Lodenkostüm. Das dunkle, warme Grün stand ihr gut zu Gesicht, das leicht gebräunt war und von bernsteinfarbenen vollen Haaren umgeben. Große graue Augen blickten Dorthe freundlich an.
»Mein Name ist Sommer. Ich hätte gern Dr. Norden gesprochen.« Ihre Stimme klang auch warm und dunkel.
»Eigentlich ist die Sprechstunde vorbei«, sagte Dorthe.
»Vielleicht hat er trotzdem noch ein paar Minuten für mich Zeit«, erwiderte Frau Sommer. Und da kam Dr. Daniel Norden auch schon mit Elan aus dem Sprechzimmer gestürmt.
Er blieb vor der jungen Frau stehen, stutzte und rief dann aus: »Donata, ist es möglich? Du kommst zu mir!«
Dorthe war perplex, denn noch nie hatte sie erlebt, daß Dr. Norden eine fremde Patientin geduzt hätte.
»Hast du ein paar Minuten Zeit für mich, Daniel?« fragte Donata Sommer, genaugenommen Dr. Sommer und von Beruf Röntgenärztin.
»Für dich immer. Dann gleich mal hinein mit dir.«
Sie verschwanden im Sprechzimmer, und Dorthe saß nun vor der leeren Karteikarte und überlegte, ob es eine Patientin wäre oder ein privater Besuch.
»Wie geht es Roman?« fragte Daniel Norden drinnen.
»Wohl recht gut«, erwiderte Donata Sommer zögernd.
»Nanu, wie klingt denn das? Ehekrach?«
»Nicht direkt. Das verflixte siebente Jahr«, erwiderte Donata. »Und ausgerechnet jetzt erwarte ich ein Baby. Fast kommt es mir vor, als wäre es im Zorn gezeugt worden.«
»Nun mal langsam. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es bei euch Differenzen geben sollte«, sagte Dr. Norden.
»Gibt es die nicht ab und zu mal in jeder Ehe? Deine natürlich ausgenommen. Ihr seid halt das ideale Paar. Aber bei uns gab es doch recht oft Eifersüchteleien. Im Beruf und auch in der Ehe. Roman geht fremd«, platzte sie dann heraus. »Außerdem möchte ich mich beruflich verändern. Du weißt, daß ich im Institut meines Vaters arbeite, und ich möchte jetzt einfach etwas anderes machen. Es hat viele Gründe. Außerdem wollte ich gern eine Bestätigung, daß bei mir alles in Ordnung ist, bevor ich zum Frauenarzt gehe.«
»Das werden wir gleich haben. Irgendwelche Beschwerden?«
»Daß es mir blendend ginge, kann ich nicht gerade sagen. Immerhin bin ich auch schon zweiunddreißig. Eine alte Erstgebärende«, fügte sie mit leisem Spott hinzu.
»Die Zeiten haben sich geändert«, meinte Dr. Norden lachend. »Blutdruck ist gut, allgemeine Verfassung leicht nervös, möchte ich sagen. Wo steckt Roman?« fragte er dann nebenbei.
»Immer noch im Kreiskrankenhaus. Fersentreter von Dr. Bach. So bezeichnet er sich übrigens selbst, ich nicht.«
»Also liegen die Probleme vor allem auf dem beruflichen Sektor«, stellte Dr. Norden nachdenklich fest. »Du als Partnerin deines Vaters verdienst wohl mehr. Warum ist er nicht bei euch eingestiegen?«
»Roman versteht sich nicht mit Vater. Sie sind beide zu cholerisch. Außerdem will er sich nicht nachsagen lassen, daß er von seinem Schwiegervater abhängig ist. Es ist manchmal wirklich nicht einfach, mit Vater auszukommen. Roman ist sehr empfindlich, Vater robust.«
»Und du stehst dazwischen.« Er sah sie fragend an.
»Ich bin auch nicht so ganz einfach«, gab Donata zu. »Roman hat übrigens seit ein paar Wochen eine Freundin.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, rief Dr. Norden aus. »Ausgerechnet jetzt, wo du ein Baby bekommst?«
Donata senkte den Kopf. »Er weiß es nicht. Wir haben uns schon sechs Wochen nicht mehr gesehen. Es ist ernster, als du denkst, Daniel. Wir hatten einen Riesenkrach, und ich bin zu meinen Eltern gezogen. Dadurch ist alles noch schlimmer geworden. Ich muß mich wieder selbständig machen.«
»Ich würde an deiner Stelle mal vernünftig mit Roman reden«, schlug Dr. Norden vor.
»Solange er mit diesem Mädchen herumrennt, ganz bestimmt nicht«, sagte Donata bockig.
»Was ist es für ein Mädchen?« fragte Dr. Norden.
»Er hat sie beim Skifahren kennengelernt. Sie ist Telefonistin in den Roth-Werken.«
»Waaas?« fragte er gedehnt.
»Deshalb bin ich nicht zu dir gekommen. Das ist ein Zufall. Durch einen Zufall habe ich es auch herausbekommen. Roman hat keine Ahnung, daß ich es weiß.«
»Aber er weiß, daß du weißt, daß es solch ein Gspusi gibt«, meinte Dr. Norden.
»Ich habe es ihm schon an den Kopf geworfen«, sagte Donata. »Und dann hat er mir vorgeworfen, daß mir mein Beruf sowieso wichtiger sei als unsere Ehe.«
Vielleicht hat er gar nicht so unrecht, dachte Dr. Norden, der nicht gleich Partei ergreifen wollte. Zumindest war Donata der Beruf ebenso wichtig wie die Ehe.
Es paßte auch in dieses Bild hinein, daß sie sich nach einer anderen Stellung umsehen wollte, denn finanziell hätte sie es nicht nötig gehabt, zu arbeiten. Doch davon wollte Dr. Norden nicht sprechen, denn in etwa kannte er die Probleme, die sich in dieser Ehe ergeben mußten, weil Dr. Pohl, Donatas Vater, zu den guten Verdienern gehörte und Roman Sommer es noch nicht weitergebracht hatte als bis zum Assistenzarzt am Kreiskrankenhaus.
»Ich mache dir einen Vorschlag. Ich weiß, daß Schorsch –«, er unterbrach sich, »daß Schorsch Leitner Frauenarzt ist und die Leitner-Frauenklinik führt, weißt du doch, oder?«
»Natürlich«, sagte Donata. »Zu ihm gehe ich dann zu den weiteren Untersuchungen. Die Leitner-Klinik ist bekannt und hat einen guten Ruf. Aber untersuchen lassen wollte ich mich zuerst von dir.«
»Gut«, sagte Dr. Daniel Norden. »Ich weiß zufällig, daß Schorsch eine Urlaubsvertretung für einen seiner Ärzte sucht. Und wenn du von zu Hause fort willst, sie haben immer eine kleine Wohnung in der Nähe in petto, wenn Vertretungen anfallen.«
»Ist das dein Ernst, Daniel?« fragte sie zweifelnd.
»Sonst würde ich es nicht sagen. Du kannst es dir ja noch mal überlegen. Aber ich nehme an, daß du deine Ehe retten willst.«
»Ja. Ich halte nichts davon, bei den ersten Konflikten auseinanderzurennen. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich im Zorn die Wohnung verließ und zu meinen Eltern zog. Das hat Roman erst recht auf die Palme gebracht. Meine Eltern haben mich natürlich mit offenen Armen aufgenommen. Sie hätten es ja immer gewußt, daß es bei uns nicht gutgehen könnte, ist ihre Meinung.«
»Wissen sie, daß du ein Baby erwartest?«
»Nein, dann würde es erst recht losgehen. Ich darf keinen neuen Fehler machen. Vielleicht wird Roman versöhnlich gestimmt, wenn ich ihm mitteile, daß ich mich selbständig gemacht habe. Nur herumsitzen und warten kann