Die Diagnose der Freundin: Dr. Laurin 177 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Ja, dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg und eine interessante Zeit, Herr Cassel«, sagte Dr. Eckart Sternberg zu dem hochgewachsenen schlanken Mann. »Der Blinddarm wird Ihnen ja nun ganz bestimmt nicht mehr zu schaffen machen.« »Wie gut, dass Sie mich noch zur rechten Zeit davon befreit haben«, lachte Christian Cassel. »So bin ich voll tauglich für eventuelle Strapazen. Ich melde mich nach meiner Rückkehr wieder bei Ihnen.« Dr. Laurin kam des Weges und bekam auch noch einen herzlichen Händedruck von Dr. Sternbergs Patienten. »Wohin soll denn die Reise eigentlich gehen?«, fragte Dr. Laurin seinen Freund und Kollegen Dr. Sternberg. »Cassel ist ja mächtig aufgekratzt.« »Ist ja auch eine Auszeichnung, dass er in das Forschungszentrum aufgenommen worden ist. Eine ganz geheime Angelegenheit scheint das zu sein, aber ich gönne ihm den Erfolg. Der Mann kann was.« »Und was macht seine Frau indessen?«
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Buchvorschau
Die Diagnose der Freundin - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 177 –
Die Diagnose der Freundin
Das teuflische falsche Spiel der Frau Dr. Born
Patricia Vandenberg
»Ja, dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg und eine interessante Zeit, Herr Cassel«, sagte Dr. Eckart Sternberg zu dem hochgewachsenen schlanken Mann. »Der Blinddarm wird Ihnen ja nun ganz bestimmt nicht mehr zu schaffen machen.«
»Wie gut, dass Sie mich noch zur rechten Zeit davon befreit haben«, lachte Christian Cassel. »So bin ich voll tauglich für eventuelle Strapazen. Ich melde mich nach meiner Rückkehr wieder bei Ihnen.«
Dr. Laurin kam des Weges und bekam auch noch einen herzlichen Händedruck von Dr. Sternbergs Patienten.
»Wohin soll denn die Reise eigentlich gehen?«, fragte Dr. Laurin seinen Freund und Kollegen Dr. Sternberg. »Cassel ist ja mächtig aufgekratzt.«
»Ist ja auch eine Auszeichnung, dass er in das Forschungszentrum aufgenommen worden ist. Eine ganz geheime Angelegenheit scheint das zu sein, aber ich gönne ihm den Erfolg. Der Mann kann was.«
»Und was macht seine Frau indessen?«, fragte Dr. Laurin, der als Gynäkologe stets an die Ehefrauen dachte, wenn die Männer auswärtigen Verpflichtungen nachkamen.
»Danach habe ich nicht gefragt. Vielleicht nimmt er sie mit.«
»Wenn es eine Geheimsache ist? Doch kaum. Und welches Land ist das Ziel?«
»Die USA. Genaueres weiß ich auch nicht. Ewig wird er ja nicht wegbleiben. Er hat von drei Monaten gesprochen.«
»Drei Monate Trennung können viel für eine sensible Frau bedeuten«, meinte Dr. Laurin gedankenvoll. Er kannte Susanne Cassel. Sie war schon verschiedentlich bei ihm gewesen, aber ihr Wunsch nach einem Kind war bisher nicht in Erfüllung gegangen, obwohl nach seiner Diagnose alles in Ordnung war.
Die Ehe schien glücklich. Finanzielle Sorgen waren auszuschließen. Susanne liebte ihren Mann ohne Egoismus. Niemals hätte sie ihn an seinem beruflichen Fortkommen gehindert. Aber war ihm seine Karriere nicht noch wichtiger als die Ehe?
»Er weiß, was er will«, stellte Dr. Laurin fest, als Christian Cassel in seinem flotten Wagen davonfuhr.
»Das kann man wohl sagen«, gab Dr. Sternberg ihm lächelnd recht. »Übrigens wird seine Frau ja sozusagen unter ständiger ärztlicher Aufsicht stehen.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Leon überrascht.
»Sie sind doch direkte Nachbarn von Dr. Stella Born. Ich glaube, sie sind sogar befreundet. Jedenfalls hat sie Cassel zweimal besucht nach der Blinddarmoperation.«
»Gut betucht muss diese Stella Born sein, dass sie in jungen Jahren schon so ein Röntgeninstitut einrichten kann«, sagte Dr. Laurin. »Hoffentlich bringt sie auch die Qualifikation dafür mit.«
Er gehörte nicht zu jenen, die jungen Kollegen von vornherein misstrauisch gegenüberstanden. Von Dr. Stella Born hatte man noch nichts gehört, außer dass sie ein supermodernes Röntgeninstitut eröffnet hatte. Das war vor gerade acht Tagen geschehen.
Sie hatte den Kollegen aus dem Umkreis und selbstverständlich auch den Ärzten der Prof.-Kayser-Klinik davon Mitteilung gemacht. Hier in der Klinik hatte man jedoch eine eigene Röntgenabteilung. Also würde man kaum etwas mit Dr. Stella Born zu tun haben.
Dr. Laurin ging wieder an die Arbeit.
Dr. Sternberg konnte sich ein paar Mußestunden mit seiner Frau gönnen, da ausnahmsweise mal keine kritischen Fälle seine Anwesenheit erforderlich machten.
Dagegen hatte Dr. Laurin eine Patientin, die ihm große Sorgen bereitete. Ein sehr tragischer Fall von Brustkrebs, der mit sehr viel Einfühlungsvermögen behandelt werden musste, handelte es sich da doch um eine noch junge Frau, die Mutter von zwei kleinen Kindern war.
Er hatte ihr so taktvoll wie nur möglich gesagt, dass man um eine Operation nicht herumkommen würde. Aber sie war dann doch völlig zusammengebrochen.
Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, als er jetzt Renate Michels Krankenzimmer betrat.
Auf die Beruhigungsspritze, die er ihr gegeben hatte, war sie eingeschlafen, doch jetzt lag sie mit offenen Augen im Bett. Fahl und eingefallen war ihr Gesicht. Nichts erinnerte mehr an die hübsche, lebensfrohe Frau, die vor anderthalb Jahren hier in der Prof.-Kayser-Klinik ihr zweites Kind zur Welt gebracht hatte.
Renate Michels, vierunddreißig Jahre, verheiratet mit einem Abteilungsleiter. Die Tochter Sabine war fünf Jahre, dem Sohn Jürgen hatte Dr. Laurin auf die Welt verholfen. Kurz nach dessen Geburt hatten sie ein Eigenheim in einem südlichen Vorort Münchens bezogen. Seither hatte Dr. Laurin sie nicht mehr gesehen, bis sie gestern zu ihm kam.
Nicht so fröhlich, wie er sie in Erinnerung hatte, aber auch nicht gerade deprimiert. Ihr Mann sei einige Tage verreist, hatte sie ihm erzählt, und ihre Mutter wäre jetzt zu Besuch bei ihr und könne die Kinder betreuen. Da wollte sie die Gelegenheit zu einer Vorsorgeuntersuchung nutzen.
Er hatte nicht lange gebraucht, um sie zu durchschauen. Es ging ihr nicht um eine Vorsorgeuntersuchung. Sie war schon vorher bei einem Arzt gewesen, der sie auf die Knoten in der Brust aufmerksam gemacht hatte und ihr zu einer Gewebeuntersuchung riet. Sie hatte darüber mit ihrem Mann gesprochen.
Davon sprach Renate Michels jetzt ausführlicher, und ihre Augen hatten den Ausdruck großer Hoffnungslosigkeit.
»Georg hat mich so entsetzt angesehen, als wäre ich aussätzig«, flüsterte sie. »Ich solle den Teufel nicht an die Wand malen. Ob ich überhaupt wüsste, was das bedeuten könne. Da erst wurden mir die möglichen Folgen bewusst. Bestenfalls ein Überleben durch eine Brustamputation. Und nun weiß ich es genau, Herr Dr. Laurin. Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich auch weiß, dass Sie nur dann dazu raten, wenn gar keine andere Möglichkeit mehr bleibt. Was aber bedeutet diese Chance für mich? Mein Mann wendet sich von mir ab. Er hat mir nicht mal einen Abschiedskuss gegeben, als er wegfuhr, so, als sei diese Krankheit ansteckend. Er war ja noch nie ernsthaft krank. Er hasst Krankenhäuser, Operationen, sogar Medikamente. Für ihn spielt die Sexualität eine zu große Rolle, als dass er bei einer kranken Frau bleiben würde, um auch das ganz offen zu sagen. Und wenn ich sterbe, werden meine Kinder sehr bald eine Stiefmutter bekommen.«
»Wer wird denn gleich vom Sterben reden«, sagte Dr. Laurin tröstend. »Ich kann Ihnen eine ganze Anzahl von Fällen anführen, in denen Frauen in der gleichen Situation viele Jahre ein völlig normales Leben führten.«
*
Susanne war dabei, die Koffer ihres Mannes zu packen, als er heimkam. Er ließ keine Abschiedsstimmung aufkommen. Er zeigte eine heitere Miene. Ihr stand nicht die erste Trennung in ihrer dreijährigen Ehe bevor, aber eine so lange hatte es noch nicht gegeben. Dennoch gab sie sich Mühe, ihn nicht merken zu lassen, wie deprimiert sie war.
»Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe«, sagte sie lächelnd.
»Du vergisst nichts«, gab Christian vergnügt zurück. »Ich werde deine Fürsorge sehr vermissen, aber umso dankbarer werde ich dann sein, wenn ich als gemachter Mann zurückkehre. Es ist wahrhaftig an der Zeit, dass ich meinen Dank dafür beweise, was du alles für mich getan hast, Susanne.«
»Du sollst nicht immer davon sprechen«, widersprach sie. »In einer Ehe soll es kein ›Mein‹ oder ›Dein‹ geben. Und wir führen doch eine gute Ehe.«
»Die beste, die sich ein Mann wünschen kann, Liebstes. Ich kann halt nicht schmusen, aber du weißt doch, wie sehr ich dich liebe.«
Was er sagte, ließ eigentlich nie eine Frage oder gar einen Zweifel offen, aber manchmal war Susanne in Stimmungen, in denen sie doch gern ein bisschen geschmust hätte. Sie war ein sehr romantisches Mädchen gewesen, als sie Christian kennenlernte. Das war sieben Jahre her. Sie war noch zur Schule gegangen und hatte kurz vor dem Abitur gestanden. Mit Mathematik stand sie immer auf Kriegsfuß, und so hatte sie dann Nachhilfestunden bekommen. Von Christian Cassel, dem Studenten im letzten Semester.
Er sah ihrem Vater ein bisschen zu gut aus, aber als ein durchschlagender Erfolg zu verzeichnen war und Susannes Abiturarbeit sehr gut ausfiel, war er von der Zuverlässigkeit des jungen Mannes überzeugt, und als sie von Heirat sprachen,