Dr. Laurin 22 – Arztroman: Was vor zwanzig Jahren geschah
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Leon Laurin war wieder einmal in Eile. Er hätte an drei verschiedenen Plätzen zu gleicher Zeit sein sollen. »Bitte, sorgen Sie dafür, daß ich die Röntgenaufnahmen von Frau Kroll sofort bekomme, Mirja«, sagte er zu dem aparten Mädchen, das seit ein paar Wochen als Röntgenassistentin in der Prof. -Kayser-Klinik tätig war. »Sollten Sie zufällig Dr. Rasmus treffen, sagen Sie ihm, daß ich ihn noch sprechen möchte.« Mirja Rickmann brauchte nicht auf den Zufall zu rechnen, sie wußte, wo sie Dr. Rasmus treffen konnte, denn er verabschiedete sich von den Stationsschwestern. Anstelle von Dr. Laurin sollte er zu einem Gynäkologenkongreß nach Hamburg fliegen. »Kommen Sie bloß nicht unter die Räder«, warnte ihn nun Schwester Marie. »Sankt Pauli ist ein heißes Pflaster.« »Sie müssen es ja wissen, Marie«, scherzte er. Er verstummte, als Mirja das Schwesternzimmer betrat. Es war ganz eigenartig mit diesem Mädchen. Keiner von ihnen, ob Ärzte oder Schwestern, wagten ihr gegenüber diesen leichten Ton anzuschlagen, der im allgemeinen zwischen ihnen üblich war, und dies nicht etwa, weil Mirja ihnen unsympathisch gewesen wäre.
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Dr. Laurin
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Buchvorschau
Dr. Laurin 22 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 22 –
Was vor zwanzig Jahren geschah
… wird heute zu vielen Tränen und großem Kummer
Patricia Vandenberg
Dr. Leon Laurin war wieder einmal in Eile. Er hätte an drei verschiedenen Plätzen zu gleicher Zeit sein sollen.
»Bitte, sorgen Sie dafür, daß ich die Röntgenaufnahmen von Frau Kroll sofort bekomme, Mirja«, sagte er zu dem aparten Mädchen, das seit ein paar Wochen als Röntgenassistentin in der Prof.-Kayser-Klinik tätig war. »Sollten Sie zufällig Dr. Rasmus treffen, sagen Sie ihm, daß ich ihn noch sprechen möchte.«
Mirja Rickmann brauchte nicht auf den Zufall zu rechnen, sie wußte, wo sie Dr. Rasmus treffen konnte, denn er verabschiedete sich von den Stationsschwestern. Anstelle von Dr. Laurin sollte er zu einem Gynäkologenkongreß nach Hamburg fliegen.
»Kommen Sie bloß nicht unter die Räder«, warnte ihn nun Schwester Marie. »Sankt Pauli ist ein heißes Pflaster.«
»Sie müssen es ja wissen, Marie«, scherzte er.
Er verstummte, als Mirja das Schwesternzimmer betrat. Es war ganz eigenartig mit diesem Mädchen. Keiner von ihnen, ob Ärzte oder Schwestern, wagten ihr gegenüber diesen leichten Ton anzuschlagen, der im allgemeinen zwischen ihnen üblich war, und dies nicht etwa, weil Mirja ihnen unsympathisch gewesen wäre. Vielleicht war sie noch zu kurz in der Prof.-Kayser-Klinik, vielleicht aber war es auch dieses gewisse Etwas, das ihr eigen war und das man einfach nicht erklären konnte. Schwester Marie nannte sie heimlich ›Prinzessin‹, und so wirkte sie auch.
Der Kummer um den frühen Tod ihrer Mutter hatte das schöne Mädchen still gemacht.
»Der Chef hätte Sie gern noch gesprochen, Herr Doktor«, sagte sie zu Dr. Rasmus. »Vielleicht können Sie ihn zwischen seinen Terminen erreichen. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug, Herr Doktor«, sagte Mirja formell.
»Danke, Frau Rickmann.« Er hatte es eilig, denn dem Wunsch des Chefs wollte er schnell nachkommen.
Auch Mirja eilte weiter.
*
Nur ein paar Minuten hatte Dr. Laurin Zeit für seinen Assistenten Dr. Rasmus gehabt.
»Lassen Sie sich auf dem Kongreß nicht ein Gespräch mit Professor Lorenzen entgehen, Peter«, sagte er freundschaftlich. »Grüßen Sie ihn herzlich von mir, und informieren Sie sich genau über die Fünflingsgeburt, falls uns solches hier auch mal passieren sollte. Vielleicht weiß manch einer der großen Kollegen schon ein bißchen mehr als wir.«
Das bezweifelte Dr. Peter Rasmus, zumindest soweit es Dr. Laurin betraf. Für ihn war er der beste Arzt, und er hätte nicht im Traum daran gedacht, sich ein anderes Vorbild zu suchen.
Dr. Laurin war bereits wieder in seinem Sprechzimmer und untersuchte eine Patientin.
Bei Hanna Bluhme wartete indessen schon Mirja mit den Röntgenaufnahmen. Hanna Bluhme, manchmal liebevoll Blümchen genannt, sah es dem jungen Mädchen an, daß etwas sie bedrückte. Aber sie wollte keine Fragen stellen. Hanna hatte eine Aversion gegen Röntgenaufnahmen, die so manches Mal eine Todesdrohung enthielten.
Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, als Dr. Laurin mit Mirja hinter der Tür verschwand.
Dr. Laurin hängte die Aufnahme an den Lichtkasten.
»Eigentlich brauche ich Sie ja nur anzuschauen, Mirja«, sagte er nachdenklich.
»Sie sind erfahrener als ich«, bemerkte sie leise.
»Sie verstehen es ausgezeichnet, Röntgenbilder auszuwerten«, stellte er anerkennend fest.
Er war bald überzeugt gewesen, daß es ein ausgesprochener Glücksfall war, Mirja Rickmann zu engagieren, obgleich ihre aparte Erscheinung anfangs Bedenken in ihm aufkommen ließ. Attraktive Frauen brachten meistens Unruhe in eine Klinik. Aber Mirja war noch ein richtiges Mädchen, und um so verwunderlicher war es, daß sie schon soviel Berufserfahrung besaß. Aber er kannte ihre Lebensgeschichte und wußte, daß sie mit ungeheurem Fleiß und Ehrgeiz bemüht gewesen war, ihrer Mutter Freude zu bereiten.
»Nun, da werden wir schnellstens operieren müssen«, sagte er gedankenvoll.
»Wird es noch Sinn haben?« fragte Mirja leise.
»Das bleibt abzuwarten, aber man darf nie vorzeitig kapitulieren. Wunder gibt es immer wieder, Mirja. Ich habe es oft genug erfahren.«
Wenn es doch auch eines für Mama gegeben hätte, dachte Mirja traurig.
»Ich werde gleich nachher mit der Patientin sprechen. Sie machen heute mal pünktlich Schluß. Das ist eine Anordnung!«
»Aber…«
»Kein Aber, Mädchen. Haben Sie Lust, ins Konzert zu gehen? Ich habe eine Karte geschenkt bekommen.«
»Wenn Sie sonst keine Verwendung dafür haben«, meinte sie vorsichtig.
Er gab sie ihr mit einem aufmunternden Lächeln. »Lenken Sie sich mal ein bißchen ab, Mirja. Wenn Sie sich alles so zu Herzen nehmen, bekommen Sie Kummerfalten, und dazu sind Sie viel zu hübsch.«
Sie lächelte. Ein Kompliment aus Dr. Laurins Mund zählte für sie doppelt.
*
Mirja hatte die Dreizimmerwohnung behalten, die sie mit ihrer Mutter bewohnt hatte. Die Miete war erschwinglich. Zehn Minuten mußte sie mit der S-Bahn fahren und dann nochmals zehn Minuten zu Fuß gehen. Sie hatten damals Glück gehabt, diese Wohnung in dem Zweifamilienhaus zu bekommen. Anna Rickmann hatte die Hausmeisterstelle übernommen, und darum waren sie bevorzugt worden.
Vor ein paar Jahren war das alte Hausbesitzerehepaar gestorben, und die Erben vermieteten nun die Wohnung zu einem beträchtlichen Mietpreis, doch an ihrem konnten sie nichts ändern, weil es ausdrücklich im Testament festgelegt worden war. Dafür mußte Mirja aber auch weiterhin für Ordnung in dem Haus sorgen, was manchmal nicht so einfach war.
Als sie nun heimkam, stand die Haustür offen, und aus der Wohnung tönten streitende Stimmen.
Mirja seufzte in sich hinein. Daß die Hankes immer streiten mußten!
Sie eilte schnell die Treppe hinauf.
Das Obergeschoß war in zwei Wohnungen geteilt. Eine bewohnte Mirja, die andere war vor vier Wochen an einen Junggesellen vermietet worden.
Rolf Hilger lehnte jetzt an der Tür. Er grinste.
»Da kracht es ja mal wieder«, bemerkte er ironisch. »Da soll einem die Lust zum Heiraten nicht vergehen. Darin sind wir uns ja wohl einig, Mirja.«
Sie fand manches an ihm auszusetzen, aber in diesem Punkt herrschte Übereinstimmung bei ihnen, denn Mirja wies den Gedanken an eine Heirat weit von sich. Sie ließ sich nicht auf eine Unterhaltung mit Rolf Hilger ein, obgleich er es offensichtlich darauf anlegte.
Wenn sie rechtzeitig ins Konzert kommen wollte, mußte sie sich ohnehin beeilen.
Sie freute sich auf dieses Konzert. Beethoven und Mozart, einmal dem Alltag entfliehen!
Sie hörte Lilly Hankes erregte Stimme: »Ich bringe mich um, du wirst es sehen. Du bringst mich soweit.«
Fast fluchtartig verließ Mirja das Haus.
*
Mirja hatte gerade noch zur rechten Zeit den Konzertsaal erreicht.
Sie sah reizend aus in dem lindgrünen Kleid, das ihr schönes volles Haar so