Kurfürstenklinik 19 – Arztroman: Millionen kannten ihr Gesicht
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"Mein letzter Tag bei Ihnen, Herr Dr. Winter!" sagte Miriam Fechner und sah den jungen Notaufnahmechef der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg betrübt an. "Ich wäre gern noch länger geblieben, das wissen Sie ja – aber als nächstes werde ich in Ihrer Neurochirurgie eingesetzt. Ich soll das ganze Haus kennenlernen."
"Sie waren uns eine große Hilfe, Schwester Miriam", erwiderte Dr. Adrian Winter lächelnd. "Wir sind froh, daß Sie wenigstens eine Zeitlang unser Team verstärkt haben."
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Notarzt Dr. Winter
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Rezensionen für Kurfürstenklinik 19 – Arztroman
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Kurfürstenklinik 19 – Arztroman - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik –19–
Millionen kannten ihr Gesicht
Das bewegende Schicksal eines Fernsehstars
Roman von Nina Kayser-Darius
»Nun reden Sie endlich!« forderte Carola Senftleben ihren Nachbarn, den Unfallchirurgen Dr. Adrian Winter, auf. »Ich sehe doch, daß in der Klinik etwas passiert sein muß.«
Ihre blauen Augen nahmen einen besorgten Ausdruck an. Für sie war der junge Arzt so etwas wie ein Adoptivsohn, sie nahm an seinem Leben regen Anteil. Oft lud sie ihn, wie an diesem Abend auch, zum Essen ein, was er meistens nur zu gerne annahm. In ihrer schön eingerichteten, geräumigen Küche fühlte er sich wohler als in seiner eigenen.
Die beiden verstanden sich aber vor allem deshalb so gut, weil jeder von ihnen ein sehr ausgefülltes Leben hatte. Carola Senftleben war zwar schon fast siebzig, aber sie hatte vielfältige Interessen, denen sie nachging. Sie drängte sich Adrian also keineswegs auf, wenn er von seinem Dienst in der Kurfürsten-Klinik in Berlin nach Hause kam – denn das wäre ihm mit Sicherheit bald zuviel geworden.
Nein, sie trafen sich völlig zwanglos, oft sogar mehrmals in der Woche, doch es kam durchaus vor, daß sie einander tagelang überhaupt nicht zu Gesicht bekamen. Zum Beispiel liebte Carola Senftleben die Oper, die sie regelmäßig besuchte – und wenn sie das tat, hatte sie keine Lust zum Kochen, sondern sie ging essen.
Jetzt aber saß ihr junger Nachbar ihr wieder einmal gegenüber, und er hatte ihre Frage noch immer nicht beantwortet. Er fuhr sich mit einer Hand durch die dunkelblonden Haare und starrte vor sich hin.
»Adrian!« sagte Frau Senftleben energisch. »Heraus mit der Sprache – was ist passiert?«
Er fuhr auf, als habe er bisher noch gar nicht mitgekommen, daß sie ihn etwas gefragt hatte. »Passiert in dem Sinne ist nichts«, antwortete er trübsinnig, »Also, ich meine, was die Arbeit betrifft. In der Notaufnahme war es ziemlich ruhig, und wir haben keinen einzigen Patienten verloren.«
Dr. Adrian Winter leitete die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik, und vor einiger Zeit war er, ungewöhnlich genug für einen Mann in seiner Position, sogar Chefarzt geworden. Die Notaufnahme leitete er jedoch weiterhin.
»Wenn also überhaupt nichts passiert ist – warum machen Sie dann so ein Gesicht?« erkundigte sich seine Nachbarin. »Sie müßten sich mal sehen, Adrian. Einen richtigen Schrecken haben Sie mir eingejagt.«
»Ich soll in einer Talkshow auftreten«, verkündete Adrian mit Grabesstimme. »Stellen Sie sich das doch einmal vor, Frau Senftleben. Ich in einer Talkshow! Das ist eine wirkliche Schnapsidee, aber der Verwaltungsrat der Klinik hat mich dazu verdonnert. Ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt, aber es hat alles nichts genützt.«
Carola Senftleben fing an zu lachen. »Das ist alles?« Sie schüttelte den Kopf. »Und ich hatte schon angefangen, mir ernsthaft Sorgen zu machen. Also wirklich, Adrian, ich verstehe Sie nicht. Was ist so schlimm daran, in einer Talkshow aufzutreten?«
»Können Sie sich das wirklich nicht vorstellen?« fragte er düster. »Millionen Menschen hören zu, was man sagt – und plötzlich ist der Kopf leer. Kein einziger Gedanke ist mehr darin, und man weiß überhaupt nicht, was man sagen soll. Die Moderation wiederholt ihre Frage, man fängt an zu reden und stottert erbärmlich – so, wie man es im normalen Leben nie tun würde. Dann drückt man sich mißverständlich aus, und darüber gibt es eine gräßliche Diskussion. Am nächsten Tag wird man von den Kollegen auf den Unsinn angesprochen, den man im Fernsehen verzapft hat, und alle lachen sich heimlich tot…«
Er richtete seine schönen braunen Augen auf sie und fragte: »Können Sie immer noch nicht verstehen, warum ich es schrecklich finde, an so einer Veranstaltung teilzunehmen?«
Sie lachte jetzt nicht mehr. »So kenne ich Sie ja gar nicht. Sie sind klug und redegewandt – und Sie sind ein ausgezeichneter Arzt. Ich nehme doch an, daß Sie sich zu einem medizinischen Thema äußern sollen?«
Er nickte.
»Na also. Was kann Ihnen dabei schon passieren?«
Doch er spann seine Gedanken fort. »Sie werden versuchen, mich irgendwie in die Pfanne zu hauen. Das beste wird sein, wenn ich einfach krank werde – dann müssen sie sich nach einem Ersatz umsehen.«
»Unsinn!« Die Stimme der alten Dame klang erstaunlich scharf. »Davon will ich nichts hören, Adrian. Sie stellen sich ja an wie ein kleines Kind. Was ist denn nur in Sie gefahren? Worüber genau sollen Sie sprechen?«
»Na, worüber schon?« fragte er mißmutig zurück. »Über die Notaufnahmemedizin in Deutschland. Seit ich einmal diesen Artikel geschrieben habe, gelte ich ja als sogenannter Experte auf diesem Gebiet. Wenn ich gewußt hätte, daß das solche Folgen hat, dann hätte ich mit Sicherheit die Finger davon gelassen.«
Seine Nachbarin verlor die Geduld. »Hören Sie endlich auf herumzujammern!« kommandierte sie kurz angebunden. »In was für eine Sendung hat man Sie denn überhaupt eingeladen?«
»Das ist es ja gerade«, antwortete er. »In die erfolgreichste Talkshow unserer Republik, Frau Senftleben. Ich bin bei Isabella Thorwald eingeladen.«
Diese Neuigkeit ließ seine Nachbarin vorübergehend verstummen. »Isabella Thorwald!« sagte sie schließlich nachdenklich. »Aber das ist doch eine ungeheure Chance für Sie und die Klinik, Adrian. Sie können Ihre Überlegungen vielen Menschen mitteilen – und vielleicht können Sie dadurch sogar etwas bewirken.«
Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Frau Senftleben. Das wird gesendet und vergessen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine solche Sendung noch länger nachwirkt.«
»Im allgemeinen würde ich Ihnen recht geben, aber bei Frau Thorwald liegt der Fall wohl doch etwas anders. Sie wissen, daß ich mir aus Fernsehen nicht allzuviel mache, aber Frau Thorwald ist nicht nur eine sehr schöne, sondern auch eine sehr kluge Frau. Und sie bezieht unmißverständlich Stellung, deshalb ist sie ja so beliebt. In ihre Sendung eingeladen zu werden – das ist schon etwas Besonderes.«
Adrian hatte sich endlich der köstlichen Ente zugewandt, die seine Nachbarin zubereitet hatte. Er brachte sogar ein Lächeln zustande. »Na gut, Frau Senftleben, Sie haben mich fast überzeugt. Die Wahrheit ist: Ich trete nicht gern vor vielen Menschen auf, das schüchtert mich ein. Ich habe es lieber überschaubar. Aber wahrscheinlich haben Sie recht: Ich werde es schon irgendwie schaffen. Und es ist ja auch nicht zu verachten, der schönen Isabella mal ein bißchen näherzukommen.«
»Eine reizende Person«, stellte Frau Senftleben fest. »Ich habe neulich ein längeres Radiointerview mit ihr gehört – sie ist wirklich klug und hat etwas zu sagen.« Gedankenverloren schob sie sich einen Bissen Fleisch in den Mund. »Sagen Sie, Adrian, wann ist denn diese Sendung?«
»Übernächste Woche«, antwortete er. »Ich habe also noch ein bißchen Zeit, mich darauf einzustellen.«
»Hm«, begann Frau Senftleben, »meinen Sie, es wäre vielleicht denkbar…« Sie brach ab und lächelte verlegen.
Er sah sie fragend an. »Was wollten Sie sagen?«
»Na ja, ich habe mich gefragt, ob Sie wohl das Recht haben, jemanden mitzubringen – als Gast im Publikum, meine ich.«
Adrian beugte sich neugierig vor. »Wollen Sie mich begleiten, Frau Senftleben?«
Sie nickte, noch immer verlegen. »Ich finde Frau Thorwald sehr interessant. Und wenn