Kurfürstenklinik 6 – Arztroman: Mein Herz hat doch schon ja gesagt
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"Mein letzter Tag bei Ihnen, Herr Dr. Winter!" sagte Miriam Fechner und sah den jungen Notaufnahmechef der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg betrübt an. "Ich wäre gern noch länger geblieben, das wissen Sie ja – aber als nächstes werde ich in Ihrer Neurochirurgie eingesetzt. Ich soll das ganze Haus kennenlernen."
"Sie waren uns eine große Hilfe, Schwester Miriam", erwiderte Dr. Adrian Winter lächelnd. "Wir sind froh, daß Sie wenigstens eine Zeitlang unser Team verstärkt haben."
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Kurfürstenklinik
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Rezensionen für Kurfürstenklinik 6 – Arztroman
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Buchvorschau
Kurfürstenklinik 6 – Arztroman - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik –6–
Mein Herz hat doch schon ja gesagt
Eine rätselhafte junge Frau bringt Verwirrung in die Kurfürstenklinik
Roman von Nina Kayser-Darius
Die hübsche junge Frau lag völlig reglos auf der Parkbank. Sie war sehr blaß, ihre langen blonden Haare hingen ihr unordentlich ins Gesicht. Ihre Kleider sahen teuer aus, und sie wirkte eigentlich gar nicht wie »so eine«, fand der Rentner Ewald Mönke, der ein wenig ratlos vor ihr stand, aber sie mußte wohl doch eine sein. Eine andere Erklärung fand er jedenfalls nicht. Er hatte versucht, sie aufzuwecken, und es war ihm nicht gelungen.
»So eine« war für ihn eine Drogenabhängige. Mit Junkies kannte er sich aus, denn die Wohnung, in der er seit mehr als dreißig Jahren lebte, lag mittlerweile in einer Gegend, die Politiker gerne mit dem Namen »sozialer Brennpunkt« umschrieben. Früher war es eine gute Wohngegend gewesen, aber diese Zeiten waren schon lange vorbei. Sogar unten im Flur des Hauses, in dem er selbst wohnte, hatte er schon gesehen, daß Drogen den Besitzer wechselten – aber was sollte ausgerechnet er dagegen tun?
Wenn nicht einmal die Polizei etwas erreichte, dann konnte ein armer Rentner wie er, der froh war, die Miete für seine schäbige kleine Wohnung noch bezahlen zu können, erst recht nichts ausrichten.
Ewald Mönke murmelte beschwichtigend: »Sei ruhig, Herr Müller. Mir wird schon was einfallen, aber ich muß nachdenken. So lange wirst du dich ja wohl gedulden können, oder etwa nicht?«
Herr Müller, eine recht häßliche Promenadenmischung mit wunderschönen braunen Augen, bellte leise, um seine Zustimmung auszudrücken. Er ließ sich direkt vor der Parkbank nieder, wobei er sein Herrchen unablässig ansah, um nur ja nicht den Moment zu verpassen, in dem dieser sich erneut in Bewegung setzen würde.
Ewald Mönke und Herr Müller befanden sich nämlich auf ihrem täglichen Morgenspaziergang, der mindestens eine Stunde dauern mußte, um Herrn Müller auch nur annähernd zufriedenzustellen. Sie waren kaum zehn Minuten unterwegs gewesen, als Ewald Mönke völlig unprogrammgemäß stehengeblieben war. Aber Herr Müller war ein wohlerzogener Hund, deshalb gab er keinen Mucks mehr von sich, sondern wartete. Nur sein kleines Stummelschwänzchen, das unablässig hin und her schlug, verriet seine Ungeduld.
»Ich weiß, was ich tue, Herr Müller«, sagte Ewald Mönke in diesem Augenblick erleichtert. »Ich rufe einen Rettungswagen, der bringt die Frau ins Krankenhaus, und dort werden sie dann schon herausfinden, was mit ihr los ist.«
Herr Müller jaulte leise, und Ewald Mönke beugte sich erneut über die junge Frau und sagte: »Hallo, Sie! Wenn Sie jetzt nicht aufwachen, hole ich einen Rettungswagen, hören Sie? Vielleicht wollen Sie ja nicht ins Krankenhaus, dann sollten Sie jetzt aber wirklich schnellstens aufwachen und mir sagen, was mit Ihnen los ist! Sie haben mir einen großen Schrecken eingejagt – einfach so hier zu liegen am frühen Morgen und sich nicht zu rühren!«
Er wartete einige Sekunden, doch er bekam auch dieses Mal keine Antwort. Deshalb wandte er sich seufzend ab. »Komm, Herr Müller!« sagte er. »Wir müssen jetzt zuerst telefonieren. Danach gehen wir wieder in den Park.«
Das war nicht direkt das, was Herr Müller gewollt hatte, aber er ergab sich in sein Schicksal und folgte seinem Herrchen, das den Park auf dem schnellsten Wege verließ.
*
»Adrian?« Schwester Monika Ullmann kam in den kleinen Aufenthaltsraum gestürmt, in dem sich der Unfallchirurg Dr. Adrian Winter gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt hatte, um etwas wacher zu werden. Es war Vollmond, und er hatte nicht besonders gut geschlafen.
»Eine junge Frau wird gleich gebracht«, sagte Schwester Monika außer Atem. »Ein Rentner hat sie in einem Park gefunden, auf einer Parkbank, und er hat sie nicht aufwecken können. Verdacht auf Drogenmißbrauch.«
Adrian nahm einen zu großen Schluck Kaffee und verbrannte sich die Zunge. »Au, verdammt!« Er verzog das Gesicht und stellte hastig die Tasse ab. Dann lächelte er die hübsche Schwester an. »Ich bin sofort da, Moni. Haben sie sonst noch etwas gesagt? Ist sie immer noch ohne Bewußtsein?«
»Nein, im Wagen ist sie zu sich gekommen. Mehr haben sie nicht gesagt. Sie hatten es ziemlich eilig.«
Adrian trank den restlichen Kaffee – diesmal war er vorsichtiger und nahm nur kleine Schlucke, um sich nicht noch einmal zu verbrennen. Dann folgte er Schwester Monika in eine der Notfallkabinen. »Bereite schon mal eine Infusion mit Kochsalz vor, Moni, und außerdem…«
Er kam nicht dazu weiterzusprechen, denn in diesem Augenblick wurde die angekündigte junge Frau auch schon gebracht. »Die Patientin ist achtundzwanzig Jahre alt, wieder bei Bewußtsein. Behauptet, keine Drogen zu nehmen, kann aber nicht erklären, warum sie bewußtlos auf der Parkbank gelegen hat. Stark unterkühlt, sie hat dort offenbar die ganze Nacht verbracht. Sie hat bereits eine kreislaufstabilisierende Infusion bekommen«, berichtete einer der Sanitäter. »Wir müssen wieder los, Herr Dr. Winter!«
Adrian nickte und wandte sich der Patientin zu. »Wo ist Julia?« fragte er.
»Sie kommt gleich, sie war bis eben mit einem Herzanfall beschäftigt«, antwortete Schwester Monika, die der Patientin die Infusion mit Kochsalzlösung anlegte.
»Ich brauch’ sie hier«, sagte Adrian knapp, und Schwester Monika verschwand gleich darauf wortlos, um sich auf die Suche nach Dr. Julia Martensen zu machen. Adrian Winter und sie bildeten ein großartiges Team – der junge, engagierte Chirurg und die souveräne, bereits auf die fünfzig zugehende Internistin.
»Können Sie mich hören?« fragte Adrian die junge Frau, die ihn aus großen blauen Augen ansah. Er war sicher, daß sie ihn hörte, aber offenbar verstand sie nicht, was vor sich ging.
»Ja«, antwortete sie. Mehr sagte sie nicht.
»Ist sie das?« fragte Julia Martensen, die in diesem Augenblick hereinkam.
»Ja, ich finde nicht, daß sie wie eine Drogensüchtige aussieht«, sagte Adrian nachdenklich. »Sie hat auch keinerlei Einstiche oder so.«
»Vielleicht kokst sie«, erwiderte Julia nüchtern. Sie war eine gutaussehende, sehr schlanke Frau mit kurzen braunen, nach der neuesten Mode geschnittenen Haaren. »Irgendwelche Verletzungen?«
»Ich habe keine entdecken können«, stellte Adrian fest. »Sie ist dehydriert und unterkühlt, das steht fest. Moni, bitte besorg als erstes ein paar angewärmte Decken. Und sie sollte auch eine angewärmte Infusion bekommen. Wir führen ihr zunächst einmal Flüssigkeit zu, machen eine große Blutuntersuchung mit Drogenscreening, und danach sind wir hoffentlich klüger.«
Julia beugte sich über die Patientin, die unruhig war, aber noch immer nichts sagte. »Wie heißen Sie?« fragte sie behutsam.
Die junge Frau sah sie an und drehte den Kopf weg. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Julia richtete sich auf und blickte Adrian fragend an. »Verstehst du das?«
»Nein«, antwortete er leise. »Ich verstehe es auch nicht, aber das Beste wird sein, wenn wir sie erst einmal in Ruhe lassen. Vielleicht sind wir nach den Untersuchungen klüger.«
Schwester Monika kam mit den angewärmten Decken, in die sie die Patientin mit vereinten Kräften hüllten, und bald darauf wurde ihr auch noch