Kurfürstenklinik 12 – Arztroman: Maja Asanova – Agentin zum Verlieben
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"Mein letzter Tag bei Ihnen, Herr Dr. Winter!" sagte Miriam Fechner und sah den jungen Notaufnahmechef der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg betrübt an. "Ich wäre gern noch länger geblieben, das wissen Sie ja – aber als nächstes werde ich in Ihrer Neurochirurgie eingesetzt. Ich soll das ganze Haus kennenlernen."
"Sie waren uns eine große Hilfe, Schwester Miriam", erwiderte Dr. Adrian Winter lächelnd. "Wir sind froh, daß Sie wenigstens eine Zeitlang unser Team verstärkt haben."
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Buchvorschau
Kurfürstenklinik 12 – Arztroman - Nina Kayser-Darius
Die Kurfürstenklinik –12–
Maja Asanova - Agentin zum Verlieben
Wie die Kurfürstenklinik in eine gefährliche Affäre verwickelt wurde
Roman von Nina Kayser-Darius
Der großgewachsene Mann hinter dem wuchtigen Schreibtisch sah die junge Frau, die vor ihm saß, durchdringend an. »Es ist für unser Haus eine ungeheuer wichtige Angelegenheit, Frau Asanova, verstehen Sie das? Die Krebsbekämpfung ist eine der größten Herausforderungen der modernen Forschung und Wissenschaft, und wir sind dabei, den entscheidenden Schritt auf diesem Gebiet zu tun – das Medikament soll im nächsten halben Jahr auf den Markt kommen. Ich kann nicht zulassen, daß unsere jahrzehntelange aufwendige Forschung durch Industriespionage zunichte gemacht wird. Und da ich weiß, daß Sie hervorragende Arbeit leisten, bin ich auf die Idee gekommen, Sie für diese ganz besondere Aufgabe zu engagieren. Nehmen sie den Auftrag an?«
Maja Asanova schlug graziös eines ihrer schlanken Beine über das andere und lehnte sich lächelnd zurück. »Einige Fragen habe ich noch«, sagte sie mit ihrer weichen Stimme, während sie ihre dunklen Augen aufmerksam auf ihr Gegenüber richtete. »Warum gehen Sie nicht zur Polizei, Herr Dr. Meckenheim? Die Person, die Sie suchen, macht sich doch strafbar. Sie könnten Anzeige erstatten und…«
Der Manager mit dem silbergrauen Haar machte eine Geste, als verscheuche er einen Schwarm lästiger Fliegen.
Er war ein Mann mit klugen Augen, einem sehr ausgeprägten Kinn und einem Mund, der verriet, daß er für seine Überzeugungen zu kämpfen verstand. Sie wußte nicht genau, ob ihr sein Gesicht gefiel oder nicht.
Die Erfahrung hatte sie gelehrt, daß manche Männer sich in solchen Positionen nicht hielten, weil sie gute Menschen waren.
»Die Polizei«, sagte er verächtlich. »Mein Vertrauen in die Polizei ist nicht sehr ausgeprägt, Frau Asanova. Außerdem kann ich nicht monatelang warten, bis endlich ein positives Ergebnis vorliegt. Die Person muß sofort gefunden und daran gehindert werden, ihrem schmutzigen Geschäft nachzugehen.«
Wieder stellte sie eine Frage: »Und wie wollen Sie das machen, Herr Dr. Meckenheim? Die Frau oder den Mann hindern, meine ich – vorausgesetzt, ich finde sie oder ihn?«
»Ihre Aufgabe wird es sein, Beweise mitzuliefern, daß jemand bei uns spioniert – und wer es ist. Mit diesen Beweisen zusammen werden wir zur Polizei gehen – aber nicht vorher. Ich kann kein Risiko eingehen, daß die Person vielleicht doch noch findet, was sie sucht.«
»Sie sind also davon überzeugt, daß es dem Unbekannten bereits gelungen ist, sich in Ihre Firma einzuschleichen?« fragte sie.
»Ja, das weiß ich sicher, denn jemand hat versucht, den entsprechenden Computercode zu knacken. Das hat mir unsere Forschungsabteilung natürlich sofort mitgeteilt.«
»Wann war das?«
»Vor zwei Tagen. Seitdem denke ich darüber nach, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen. Als ich hörte, daß Sie zufällig in Berlin sind, beschloß ich, das als Wink des Schicksals anzusehen und Sie zu fragen, ob Sie uns helfen wollen.«
»Ihr Vertrauen ehrt mich, Herr Dr. Meckenheim. Meine letzte Frage: Haben Sie bereits einen Verdacht, wer die Person sein könnte, die Sie suchen?«
»Nein, keinen. Es kommen viele in Frage, und das ist auch mein Problem. Hören Sie, Frau Asanova, es soll nicht am Geld scheitern, ich möchte unbedingt, daß Sie den Auftrag übernehmen. Sie sollen die Beste sein, habe ich gehört.«
»Ich bin die Beste, Herr Dr. Meckenheim«, sagte Maja Asanova völlig gelassen. Sie wußte, daß sie ihn in der Hand hatte. Wenn sie geschickt war, konnte sie ihr Honorar wesentlich in die Höhe treiben, denn er war offensichtlich in der Klemme. Aber Maja ging es nicht darum, noch mehr Geld herauszuholen, sondern es war eher ein unbestimmtes Gefühl von Gefahr, das sie bis jetzt hatte zögern lassen. Doch Dr. Meckenheim hatte alle ihre Fragen zu ihrer Zufriedenheit beantwortet, und sie konnte ihn jetzt nicht länger warten lassen.
»Zehn Prozent mehr«, sagte sie ruhig. Das war durchaus bescheiden, aber sie wäre dumm gewesen, wenn sie keine zusätzlichen Forderungen gestellt hätte, wo er es ihr nahezu aufgedrängt hatte. »Dann übernehme ich den Auftrag.«
»Wunderbar!« meinte er sehr zufrieden. Er erhob sich und reichte ihr quer über den Schreibtisch die Hand. »Abgemacht also!«
Auch Maja erhob sich. Ihr Händedruck war fest. Dann setzten sich beide wieder, und Maja fuhr fort: »Ich möchte sofort anfangen. Am besten schleusen Sie mich als Mitarbeiterin ein, damit ich überall Zugang habe. Ich brauche alle verfügbaren Informationen über den Bereich, den ich observieren soll, sonst kann ich unseren Mann oder unsere Frau nicht finden. Ich muß wenigstens mit den Arbeitsabläufen vertraut sein. Und dann müssen wir mir einen Lebenslauf basteln, der hier im Haus offiziell verbreitet wird. Wer bin ich, und warum bin ich auf einmal hier?«
»Selbstverständlich«, erwiderte der Manager. »Übrigens: Reden Sie bitte hier im Haus mit niemandem über Ihren Auftrag. Sie berichten immer nur mir, was Sie herausgefunden haben. Ich übernehme es dann, die anderen leitenden Damen und Herren zu unterrichten. Ich möchte, daß Sie unmittelbar nach Erledigung des Auftrags die Stadt verlassen. Reine Sicherheitsmaßnahme, versteht sich.«
»Sie möchte nicht, daß man Ihren Konzern mit drohender Industriespionage in Verbindung bringt.«
»So ist es.«
»Gut«, sagte Maja. »Können Sie mir eine kleine Wohnung besorgen? Ich wohne bis jetzt im King’s Palace, da sollte ich sicher nicht bleiben, oder?«
»Um Himmels willen, nein!« antwortete er erschrocken. »Wenn jemand sähe, daß eine unserer Mitarbeiterinnen in einem Nobelhotel abgestiegen ist – das wäre ja eine Katastrophe. Man würde sofort anfangen, Fragen zu stellen.«
»Leider haben Sie recht«, erwiderte sie seufzend. »Dabei wäre es für meine Arbeit ideal: Ein hervorragendes Hotel, sehr diskret, ausgezeichneter Service.«
Er sah sie nachdenklich an. »Wir können Sie natürlich auch als Person einführen, die unsere Arbeitsabläufe kontrolliert, um herauszufinden, wo wir rationalisieren können. Dann sind Sie die Abgesandte einer anderen Firma, und es wird für die anderen nicht interessant sein, wo Sie wohnen.«
Sie nickte beifällig. »Gute Idee. Das hat außerdem den Vorteil, daß ich mir kein Wissen auf Gebieten aneignen muß, von denen ich bisher noch nichts verstehe. Das kostet nämlich Zeit, die ich besser darauf verwenden kann, mich mit der internen Struktur Ihres Forschungsbereichs zu beschäftigen.«
»Gut!« sagte er entschlossen. »Dann machen wir das so. Sie bleiben in Ihrem Hotel, das Ihnen so gut gefällt, und ich kümmere mich jetzt zunächst um die Informationen, die Sie benötigen, damit Sie arbeiten können.«
Er drückte auf eine Taste und gab einer der Sekretärinnen ein paar knappe Anweisungen. Maja entspannte sich und ließ ihre Augen durch das Büro wandern. Viel Geld saß hier. Sehr viel Geld. Und wenn sie sich nicht täuschte, dann ging es auch bei dem Auftrag, den sie soeben übernommen hatte, zuallererst um das Geld – und erst in zweiter Linie um Fragen von Moral und Ethik.
Es war ein Milliardengeschäft, wenn es Forschern von Borgmann-Chemie wirklich gelungen war, ein Medikament zu entwickeln, das Hilfe bei Krebserkrankungen versprach, daran zweifelte sie nicht. Aber es war natürlich das gute Recht eines Konzerns, seine Erfindungen und