Dr. Daniel 76 – Arztroman: Hände weg von Schwester Monika
Von Marie Francoise
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»Wenn Sie mir jetzt noch eine Patientin ankündigen, breche ich zusammen«, prophezeite Dr. Markus Reintaler seiner tüchtigen Sprechstundenhilfe.
Martina Berghammer lächelte. »Es ist wirklich die letzte Patientin für heute, Herr Doktor, und ich bin sicher, daß Sie sich über ihr Erscheinen sogar freuen werden.«
Dr. Reintaler hob scherzhaft drohend den Zeigefinger. »Ich hoffe für Sie, daß das keine leeren Versprechungen sind.«
»Bestimmt nicht«, versicherte Martina, dann verließ sie das Sprechzimmer. Gleich darauf klopfte es an der Tür. Dr. Reintaler stand auf, um der angekündigten Patientin entgegenzugehen. Im nächsten Moment streckte eine junge Frau den Kopf zur Tür herein. Ihr hübsches Gesicht wurde von langen blonden Locken umrahmt, die sich in keine Frisur hatten zwängen lassen. Ihre smaragdgrünen Augen, die nicht katzenhaft waren, sondern von großer Herzenswärme zeugten, strahlten glücklich.
»Überraschung!« rief sie.
»Alena!« Liebevoll zog Markus Reintaler seine schöne Frau in die Arme und küßte sie. »Du bist also diese ominöse Patientin, über deren Erscheinen ich mich freuen soll.«
»Was heißt denn ›soll‹?« fragte Alena mit gespielter Empörung. »Ich nehme doch an, du freust dich tatsächlich!«
»Und wie!« bekräftigte Markus und küßte sie noch einmal. »Wie kommt es, daß du um diese Zeit in München sein kannst?«
Dr. Alena Reintaler, die als Gynäkologin in der Steinhausener Waldsee-Klinik tätig war, lehnte sich an ihren Mann und blickte zärtlich zu ihm auf.
»Ich habe heute ausnahmsweise früher Dienstschluß gemacht, weil ein Arztbesuch unumgänglich geworden ist«, antwortete sie.
Erschrocken blickte Markus sie an. »Bist du krank?«
Alena zuckte die Schultern. »Das solltest eigentlich du feststellen.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Ich leide unter Schwindelanfällen, morgendlicher
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Dr. Daniel 76 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 76 –
Hände weg von Schwester Monika
Marie Francoise
»Wenn Sie mir jetzt noch eine Patientin ankündigen, breche ich zusammen«, prophezeite Dr. Markus Reintaler seiner tüchtigen Sprechstundenhilfe.
Martina Berghammer lächelte. »Es ist wirklich die letzte Patientin für heute, Herr Doktor, und ich bin sicher, daß Sie sich über ihr Erscheinen sogar freuen werden.«
Dr. Reintaler hob scherzhaft drohend den Zeigefinger. »Ich hoffe für Sie, daß das keine leeren Versprechungen sind.«
»Bestimmt nicht«, versicherte Martina, dann verließ sie das Sprechzimmer. Gleich darauf klopfte es an der Tür. Dr. Reintaler stand auf, um der angekündigten Patientin entgegenzugehen. Im nächsten Moment streckte eine junge Frau den Kopf zur Tür herein. Ihr hübsches Gesicht wurde von langen blonden Locken umrahmt, die sich in keine Frisur hatten zwängen lassen. Ihre smaragdgrünen Augen, die nicht katzenhaft waren, sondern von großer Herzenswärme zeugten, strahlten glücklich.
»Überraschung!« rief sie.
»Alena!« Liebevoll zog Markus Reintaler seine schöne Frau in die Arme und küßte sie. »Du bist also diese ominöse Patientin, über deren Erscheinen ich mich freuen soll.«
»Was heißt denn ›soll‹?« fragte Alena mit gespielter Empörung. »Ich nehme doch an, du freust dich tatsächlich!«
»Und wie!« bekräftigte Markus und küßte sie noch einmal. »Wie kommt es, daß du um diese Zeit in München sein kannst?«
Dr. Alena Reintaler, die als Gynäkologin in der Steinhausener Waldsee-Klinik tätig war, lehnte sich an ihren Mann und blickte zärtlich zu ihm auf.
»Ich habe heute ausnahmsweise früher Dienstschluß gemacht, weil ein Arztbesuch unumgänglich geworden ist«, antwortete sie.
Erschrocken blickte Markus sie an. »Bist du krank?«
Alena zuckte die Schultern. »Das solltest eigentlich du feststellen.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Ich leide unter Schwindelanfällen, morgendlicher Übelkeit und…«
Sie mußte nicht weitersprechen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte Markus sie an, dann wirbelte er sie mit einem glücklichen Auflachen herum.
»Du bist schwanger?« wollte er wissen. »Du bist wirklich schwanger?«
Alena nickte glücklich. »Es sieht ganz danach aus, Markus, und ich dachte, den Schwangerschaftstest könnten wir hier gemeinsam vornehmen.«
Markus nickte eifrig. »Nichts lieber als das. Komm, Alena.«
Zusammen führten sie den Test durch und warteten dann gespannt wie zwei kleine Kinder, ob sich der Teststreifen verfärben würde.
»Positiv«, flüsterte Alena schließlich mit glänzenden Augen, dann schlang sie beide Arme um Markus’ Nacken. »Ich wußte es, aber es ist doch etwas völlig anderes, wenn man es sieht.«
Markus nickte nur. Im Augenblick war er einfach sprachlos vor Glück.
»Was hältst du davon, wenn wir dieses Ereignis gebührend feiern?« raunte er Alena ins Ohr.
»Ausgesprochen viel«, erwiderte sie.
Arm in Arm verließen sie die Praxis, die Markus Reintaler in der herrlichen, im viktorianischen Stil erbauten Villa seines Vaters betrieb.
Schon Markus’ Urgroßvater war hier als sogenannter Bader tätig gewesen, sein Großvater dann als Allgemeinmediziner, sein Vater als Gynäkologe, und nun hatte er die Praxis übernommen, auch wenn das für ihn bedeutete, daß er zweimal täglich die Strecke Steinhausen-München und zurück hinter sich bringen mußte, denn die Wohnung hatte das junge Ehepaar in dem idyllischen Vorgebirgsort, wo Alena arbeitete.
Dorthin fuhren sie jetzt auch und machten von dem schmucken, kleinen Häuschen aus, das sie hier gemietet hatten, einen Spaziergang zu der gemütlichen Weinstube am Ortsrand von Steinhausen.
»Weiß Dr. Daniel schon etwas davon?« wollte Markus wissen, als sie sich in einer verschwiegenen Nische gegenübersaßen.
Alena schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht.« Sie lächelte. »Er ist zwar Direktor der Waldsee-Klinik und daher mein Chef, aber über meine Schwangerschaft wollte ich schon zuerst mit dir sprechen, auch wenn ich Dr. Daniel sehr schätze.« Sie wurde ernster. »Morgen früh werde ich gleich mit ihm sprechen. Rein rechtlich gesehen müßte ich das zwar nicht, aber Dr. Daniel soll genügend Zeit haben, um einen geeigneten Ersatz für mich zu finden, denn zumindest die ersten drei Jahre nach der Geburt werde ich wohl ausfallen und auch danach… wir wollten ja immer mehr als ein Kind.«
Markus beugte sich zu ihr und küßte sie. »Ich glaube, darüber sollten wir uns jetzt noch keine Gedanken machen. Erst mal bringen wir dieses Kind zur Welt.«
»Wir?« schmunzelte Alena amüsiert. »Ich fürchte, diese Arbeit wirst du mir allein überlassen müssen.«
»Notgedrungen«, fügte Markus lächelnd hinzu, dann küßte er sie wieder. »Aber ich werde mit dir leiden, Liebling.«
*
Monika Merten war schrecklich nervös, als sie die Eingangshalle der Waldsee-Klinik betrat. Aufmerksam blickte sie sich um und war von der angenehmen Atmosphäre, die hier herrschte, sehr angetan.
»Guten Morgen«, grüßte jetzt die rundliche Mittvierzigerin, die in dem kleinen Glashäuschen mit der Aufschrift Information saß. »Kann ich Ihnen helfen?«
Monika warf einen Blick auf das schmale Schildchen, das sich die sympathische Frau an die Bluse geheftet hatte. Martha Bergmeier stand darauf.
»Ja, Frau Bergmeier, mein Name ist Merten«, stellte sich Monika vor. »Ich habe einen Termin bei Dr. Scheibler.«
Martha blätterte in ihrem Terminkalender, sie nickte. »Ach ja, Sie wollen sich hier als OP-Schwester vorstellen.« Dienstbeflissen eilte sie Monika voran zu den undurchsichtigen Glastüren, die in den rechten Flügel der Klinik führten. Vor dem ersten Büro auf der rechten Seite blieb sie stehen und klopfte.
»Ja, bitte«, erklang von drinnen eine angenehm tiefe Männerstimme.
Martha öffnete die Tür, streckte aber nur den Kopf hinein.
»Fräulein Merten ist hier, Herr Chefarzt«, erklärte sie, dann ließ sie Monika an sich vorbei ins Zimmer treten und zog sich diskret zurück.
Ein blendend aussehender Mann Anfang Vierzig kam Monika entgegen und reichte ihr mit einem freundlichen Lächeln die Hand.
»Gerrit Scheibler«, stellte er sich vor. »Ich bin der Chefarzt der Waldsee-Klinik.« Er bot Monika mit einer einladenden Handbewegung Platz an, dann setzte auch er sich und warf einen Blick auf die Uhr. »Sie sind sehr pünktlich.«
Monika errötete ein wenig. »Bin ich etwa zu früh?«
Lächelnd schüttelte Dr. Scheibler den Kopf. »Nein, Fräulein Merten, unser Herr Direktor ist zu spät, aber wahrscheinlich wurde er wieder einmal durch einen Notfall aufgehalten.« Er schwieg kurz. »Bei Noten, wie Sie sie vorgelegt haben, verzichtet er gelegentlich darauf, beim Einstellungsgespräch selbst anwesend zu sein, aber da Sie ausschließlich in der Gynäkologie tätig sein werden, will Dr. Daniel Sie gleich persönlich kennenlernen. Immerhin werden Sie mit ihm ja auch die meiste Zeit zusammenarbeiten.«
»Ich habe schon sehr viel von ihm gehört«, entgegnete Monika. »Ich bin äußert gespannt darauf, ihn kennenzulernen.«
»Er ist der beste Chef, den Sie sich nur wünschen können, und darüber hinaus…«
Es gelang Dr. Scheibler nicht mehr, den Satz zu beenden, denn nach kurzem Anklopfen trat nun Dr. Robert Daniel ein, der nicht nur Direktor dieser Klinik war, sondern daneben auch noch als niedergelassener Gynäkologe in seiner Praxis am Kruezbergweg arbeitete.
»Tut mir leid, daß ich zu spät komme«, entschuldigte er sich.