Dr. Daniel 32 – Arztroman: Trennung- und kein Ende…
Von Marie Francoise
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»Weiß dein Onkel eigentlich, was ich Tag für Tag hier leiste?« fragte Dr. Harald Stein und sah seine Verlobte, die junge Anästhesistin Dr. Gabriela Köster, herausfordernd an.
Gabriela konnte nur mit Mühe einen Seufzer unterdrücken. Sie liebte Harald von ganzem Herzen, aber sein beinahe schon krankhafter Wunsch nach Anerkennung ging ihr manchmal doch ein wenig auf die Nerven.
»Natürlich weiß er es, Harry«, antwortete sie. »Erst heute hat er wieder gesagt, welch ein Glücksgriff er mit dir getan hat. Du bist der beste Chirurg an der ganzen Klinik.«
Harald nickte zufrieden. Genau das war es, was er hören wollte.
»Dann wird es Zeit, daß er mich zum Chefarzt oder wenigstens zum Oberarzt ernennt«, erklärte er sehr von oben herab. »Sonst könnte es sein, daß ich mir eine andere Klinik suchen muß, wo meine Arbeit mehr gewürdigt wird.«
»Harry, das ist doch Unsinn«, wehrte Gabriela fast ein wenig heftig ab. Sie haßte es, wenn er so von sich eingenommen war – vor allem deshalb, weil sie selbst trotz ihrer erstklassigen ärztlichen Fähigkeiten sehr bescheiden geblieben war. »Du weißt genau, daß mein Onkel dich nicht einfach zum Chef der chirurgischen Abteilung ernennen kann. Immerhin ist da noch Dr. Bergen und…«
»Er ist alt und macht Fehler«, fiel Harald ihr scharf ins Wort. »Erst gestern wäre ihm beinahe ein Patient auf dem Tisch weggestorben.«
»An dem gestrigen Herzstillstand traf Dr. Bergen nicht die geringste Schuld«, entgegnete Gabriela. »Ich selbst war bei diesem Eingriff dabei. Was Dr. Bergen da geleistet hat, war beispielhaft. Nur seiner großen Erfahrung war es zu verdanken,
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Dr. Daniel 32 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 32 –
Trennung- und kein Ende…
Marie Francoise
»Weiß dein Onkel eigentlich, was ich Tag für Tag hier leiste?« fragte Dr. Harald Stein und sah seine Verlobte, die junge Anästhesistin Dr. Gabriela Köster, herausfordernd an.
Gabriela konnte nur mit Mühe einen Seufzer unterdrücken. Sie liebte Harald von ganzem Herzen, aber sein beinahe schon krankhafter Wunsch nach Anerkennung ging ihr manchmal doch ein wenig auf die Nerven.
»Natürlich weiß er es, Harry«, antwortete sie. »Erst heute hat er wieder gesagt, welch ein Glücksgriff er mit dir getan hat. Du bist der beste Chirurg an der ganzen Klinik.«
Harald nickte zufrieden. Genau das war es, was er hören wollte.
»Dann wird es Zeit, daß er mich zum Chefarzt oder wenigstens zum Oberarzt ernennt«, erklärte er sehr von oben herab. »Sonst könnte es sein, daß ich mir eine andere Klinik suchen muß, wo meine Arbeit mehr gewürdigt wird.«
»Harry, das ist doch Unsinn«, wehrte Gabriela fast ein wenig heftig ab. Sie haßte es, wenn er so von sich eingenommen war – vor allem deshalb, weil sie selbst trotz ihrer erstklassigen ärztlichen Fähigkeiten sehr bescheiden geblieben war. »Du weißt genau, daß mein Onkel dich nicht einfach zum Chef der chirurgischen Abteilung ernennen kann. Immerhin ist da noch Dr. Bergen und…«
»Er ist alt und macht Fehler«, fiel Harald ihr scharf ins Wort. »Erst gestern wäre ihm beinahe ein Patient auf dem Tisch weggestorben.«
»An dem gestrigen Herzstillstand traf Dr. Bergen nicht die geringste Schuld«, entgegnete Gabriela. »Ich selbst war bei diesem Eingriff dabei. Was Dr. Bergen da geleistet hat, war beispielhaft. Nur seiner großen Erfahrung war es zu verdanken, daß der Patient erfolgreich wiederbelebt werden konnte.«
Harald wurde abwechselnd rot und weiß vor Zorn. »Willst du damit etwa sagen, daß er mir weggestorben wäre?«
»Ich will damit gar nichts sagen – erst recht nicht das, was du mir gerade unterstellt hast. Ich will nur richtigstellen, daß Dr. Bergen trotz seiner vierundsechzig Jahre ein erstklassiger Chirurg ist, der es nicht verdient, wegen eines jüngeren Arztes von seinem Chefarztposten abgesägt zu werden.«
Vorwurfsvoll sah Harald sie an. »Ich dachte wirklich, du würdest mich lieben, aber wenn du es so siehst…«
»Das alles hat nichts mit meiner Liebe zu dir zu tun«, verwahrte sich Gabriela sofort. »Du weißt genau, daß ich dich liebe, aber…« Sie seufzte. »Ach, Harry, wenn du so bist wie gerade eben, dann… ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Irgendwie bist du mir in solchen Augenblicken sehr fremd.«
Harald spürte, daß er sich jetzt auf einer gewagten Gratwanderung befand. Er mußte Gabriela rasch besänftigen, denn schließlich brauchte er sie noch. Daher zwang er sich zu einem liebevollen Lächeln und nahm Gabriela in die Arme.
»Tut mir leid, Gabi«, murmelte er und bemühte sich dabei um einen zerknirschten Ton. »Es ist doch nur, weil ich… nun ja, ich bin jung und möchte eben weiterkommen. Und gerade hier dachte ich… immerhin ist der Direktor der Klinik ja dein Patenonkel.«
»Das allein wäre für ihn kein Grund, dich zum Chefarzt zu machen.« Gabriela lächelte. »Aber keine Angst, Harry, du bekommst deine Chance schon noch. Du bist doch erst dreiunddreißig, und wer weiß? Wenn Dr. Bergen nächstes Jahr in Pension geht, dann…« Sie ließ den Satz bedeutungsvoll offen.
»Tja, ich weiß nicht. Da ist immer noch der Oberarzt, und der ist auch schon ganz spitz auf den Posten«, wandte Harald ein, um zu sehen, wie Gabriela darauf reagieren würde. Er selbst hielt den Oberarzt nämlich für keine ernsthafte Konkurrenz.
»Vielleicht spreche ich mal mit Onkel Toni«, schlug Gabriela vor. »Allerdings glaube ich, daß du gute Chancen hast, den Chefarztposten nächstes Jahr zu bekommen. Wie gesagt, Onkel Toni sieht in dir seinen besten Chirurgen.«
Trotz dieser sehr beruhigenden Aussichten überlegte Harald schon, wie er sich diesen erstrebenswerten Posten wirklich sichern könnte.
Wenn ich Gabi heiraten würde… noch in diesem Jahr, dachte er. Immerhin wäre ich dann mit dem guten Onkelchen verwandt… irgendwie jedenfalls. Und dann könnte er gar nicht anders, als mich zum Chefarzt machen.
*
»Oh, Harry, Liebling, ich bin einfach verrückt nach dir.«
Mit einem fast überheblichen Lächeln sah Harald die wunderschöne, aber ansonsten recht geistlose Frau neben sich an.
»Ich weiß, Bienchen«, entgegnete er selbstgefällig. »Du hast mit mir auch einen guten Griff getan. Immerhin werde ich wohl in Kürze Chefarzt der chirurgischen Abteilung sein, und dann werden wir beide ein Leben wie Gott in Frankreich führen. Weißt du, was ich als Chefarzt für ein Gehalt bekommen werde?«
Erwartungsvoll sah Sabine Götz ihren Liebhaber an, doch Harald schwieg sich über die Höhe seines zu erwartenden Gehalts natürlich aus. Schließlich wäre er ganz schön dumm gewesen, hätte er diesem einfältigen Mädchen alles gesagt. Sie war für ihn ein reizendes Betthäschen – mehr nicht.
»Werden wir dann auch endlich heiraten?« fragte Sabine hoffnungsvoll.
Da wurde Haralds Gesicht sofort abweisend. »Du bist wohl verrückt geworden? Was hätte ich davon, wenn ich dich heiraten würde?«
Sabine verzog ihren Schmollmund, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
»Aber, Harry…«, brachte sie mühsam hervor. »Wir lieben uns doch.«
Harald bemühte sich um einen sanfteren Ton, denn schließlich wollte er Sabine ja nicht vergraulen. »Natürlich, Bienchen, und genau deshalb muß ich eine Frau
heiraten, die uns beiden diesen
hohen Lebensstandard, von dem wir träumen, auch finanzieren kann.«
Sabine dachte über seine Worte nach und machte dabei kein sehr intelligentes Gesicht, trotzdem war sie immer noch schön, was für Harald der untrügliche Beweis war, daß man im Leben eben nicht alles haben konnte. Schönheit und Intelligenz ließen sich scheinbar nicht vereinigen – außer bei ihm. Harald hielt sich selbst nämlich nicht nur für ausgesprochen gutaussehend, sondern auch für hochintelligent. Nur deshalb war es ihm auch vergönnt, eine kluge und gewandte Frau wie Gabriela Köster zu bekommen und gleichzeitig eine perfekte und bildschöne Geliebte wie Sabine zu haben.
»Aber wenn du diese andere Frau heiratest…«, begann Sabine, doch Harald fiel ihr sanft ins Wort.
»Bienchen, ich heirate Gabriela Köster nur, weil ihrem Patenonkel die Klinik gehört, in der ich arbeite. Und wenn Onkelchen einmal den Löffel abgibt, dann wird die liebe Gabi die Klinik erben. Das bedeutet, daß ich dann nicht nur Chefarzt, sondern vielleicht auch Klinikdirektor sein werde.«
»Und ich?« fragte Sabine in ihrer kindlich-naiven Art.
Da streichelte Harald mit einem Finger über ihre Wange. »Du wirst mein süßes Häschen sein, das mich tröstet und liebhat, wenn ich müde bin von der Arbeit und meine ungeliebte Frau satt habe.«
Da strahlte Sabine. »Ja, Harry, das ist fein!« Dann küßte sie ihn, und nun war von ihrer Naivität nichts mehr zu spüren. Sie war für Haralds Zwecke wirklich perfekt, und daß sie die Klugheit nicht gerade mit Löffeln gegessen hatte, war für ihn nur gut.
*
Gabriela Köster wollte die Klinik ihres Onkels gerade verlassen, als sie von Harald zurückgehalten wurde.
»Gut, daß ich dich sehe, Liebes«, erklärte er hastig. »Ich muß noch mal in den OP. Ein Notfall. Wärst du wohl so lieb, meinen Anzug aus der Reinigung zu holen? Ich habe sonst keine Gelegenheit mehr dazu, und morgen ist doch schon der große Empfang.«
Gabriela gab ihm einen zärtlichen Kuß. »Geht in Ordnung, Harry.« Sie lächelte. »Schließlich will ich doch auch, daß du morgen gut aussiehst. Der Abend könnte für deine weitere Karriere ja ganz entscheidend sein.«
Harald nickte knapp. »Und ob!« Dann küßte er Gabriela flüchtig. »Du bist ein Schatz, Gabi. Wir sehen uns nachher noch, ja?«
Gabriela sah ihm nach, wie er zum Operationssaal eilte, und dabei wurde ihr wieder einmal bewußt, daß sie es mit Harald gut getroffen hatte. Wenn er auch manchmal sehr von sich eingenommen war, so war er doch ein zärtlicher und liebevoller Mann, an dessen Seite sie bestimmt sehr glücklich werden würde.
Beschwingt trat sie zu ihrem Auto, stieg ein und steuerte dann die Reinigung an, in die Harald seinen Anzug gebracht hatte. Die Besitzerin kannte Gabriela.
»Guten Tag, Frau Doktor«, grüßte sie freundlich. »Sie wollen sicher