Dr. Laurin 93 – Arztroman: Ich werde die ganze Wahrheit sagen
()
Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Laurin hatte einen langen Arbeitstag hinter sich, als er sich anschickte, die Prof.-Kayser-Klinik zu verlassen. Er hörte noch das Telefon im Vorzimmer läuten, während die Tür des Chefzimmers hinter ihm ins Schloss fiel.
Moni Hillenberg, die auch mal wieder Überstunden machte, kam jetzt aus dem Büro geeilt.
»Notfall für die Chirurgie!«, rief sie, und schon fuhr der Notarztwagen vor dem Hintereingang vor.
Für die Kollegen von der Chirurgischen Abteilung würde es wohl eine lange Nacht werden, und Dr. Laurin blieb nun doch noch, als er sah, dass Dr. Karst in größter Hast in die Halle kam.
Er war als Notarzt im Einsatz. Dr. Laurin kannte ihn gut und schätzte ihn als einen sehr gewissenhaften jungen Allgemeinmediziner.
»Eine schlimme Sache«, sagte Andreas Karst atemlos, »aber die Prof.-Kayser-Klinik lag am nächsten. Es handelt sich um Frau Conrady und einen Beifahrer.«
Conrady … Natürlich sagte Dr. Laurin der Name etwas. Ein Baulöwe, der seine Finger überall im Spiel hatte, wo Geld zu machen war. Oft beneidet wurde er, aber auch von manchen gehasst, die ihn fürchten mussten, weil es bei Conrady keine krummen Geschäfte gab. Er hatte nur immer den richtigen Riecher.
»Ist der Beifahrer etwa Conrady selbst?«, fragte Dr. Laurin.
»Momentan ist der Mann nicht zu identifizieren. Er sieht schrecklich aus. War anscheinend nicht angeschnallt.«
Dr. Laurin überlegte nicht lange. »Ich schicke Jan Thiele zur Verstärkung rüber«, sagte er. »Ich bleibe hier, muss nur meiner Frau Bescheid sagen.«
»Ich würde ja bleiben, aber ich bin im Einsatz, und bei dem Nebel passiert vielleicht noch mehr«, sagte Dr. Karst.
Da kam Raphaela Helbold,
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Dr. Norden
Ähnlich wie Dr. Laurin 93 – Arztroman
Titel in dieser Serie (100)
Dr. Laurin 1 – Arztroman: Alle Herzen schlagen für Leon Laurin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 9 – Arztroman: Tapferes kleines Waisenkind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 21 – Arztroman: Die unschuldige schuldige Patientin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 6 – Arztroman: Jung verheiratet – aber nicht glücklich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 3 – Arztroman: Er war sich keiner Schuld bewußt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 7 – Arztroman: Rettet meine Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 8 – Arztroman: Einmal wollte ich mich von dir trennen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 15 – Arztroman: Ein Betrüger im Spiel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 27 – Arztroman: Das verdanke ich nur Dr. Laurin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 22 – Arztroman: Was vor zwanzig Jahren geschah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 31 – Arztroman: Alarmstufe eins in der Prof.-Kayser-Klinik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 26 – Arztroman: Ich singe nur für dich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 10 – Arztroman: Nie gebe ich meinen Namen preis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 11 – Arztroman: So süß kann Rache schmecken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 25 – Arztroman: Ich habe zu lange geschwiegen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 16 – Arztroman: Tina – wer hat dir das angetan? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 5 – Arztroman: Schönheitschirurg Prof. Dr. Murmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 13 – Arztroman: Laura ist schwanger – und wird erpresst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 19 – Arztroman: Das Leben darf nicht vorbei sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchutzengel Dr. Antonia Kayser: Dr. Laurin 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 4 – Arztroman: Zufall? Es war Schicksal! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 17 – Arztroman: Verzweiflung ist nicht nur ein Wort Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 20 – Arztroman: Nachtschwester Barbara hatte Dienst… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 30 – Arztroman: Eine Ehe voller Zweifel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 34 – Arztroman: Die Patientin mit den tizianroten Haaren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 32 – Arztroman: Werde ich ihm verzeihen können? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 23 – Arztroman: Eine schöne – eine grausame Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 14 – Arztroman: Eine Lüge ließ sie verzweifeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 41 – Arztroman: Ein Arzt lud Schuld auf sich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 29 – Arztroman: Ist der Vater meines Kindes krank? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Dr. Norden Bestseller 20 – Arztroman: Angst um Almut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 124 – Arztroman: Lügen machen auch vor ihr nicht Halt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 112 – Arztroman: Gemeindeschwester Rosemarie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeindeschwester Rosmarie: Dr. Norden Aktuell 40 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKonflikt in jungen Herzen: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden – mein Lebensretter: Dr. Norden Bestseller 255 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchön - und gefährlich: Dr. Norden Bestseller 362 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs gibt immer einen Ausweg: Dr. Norden Bestseller 217 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 15 – Arztroman: Über allem steht die Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Wiedersehen nach vielen Jahren: Dr. Norden Bestseller 275 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenÜber allem steht die Liebe: Dr. Norden – Retro Edition 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 24 – Arztroman: Ein schlimmer Tag für Manuela Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 22 – Arztroman: Ein Glück in Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel Norden: Dr. Norden – Die Anfänge 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHat das Leben seinen Sinn verloren?: Dr. Norden – Retro Edition 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 132 – Arztroman: Für ein gemeinsames Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeindeschwester Rosmarie: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin schlimmer Tag für Manuela: Dr. Norden Aktuell 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHilf mir zu vergessen: Dr. Norden Bestseller 260 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Leben in deiner Hand: Dr. Norden Gold 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnschlag auf die Klinik: Notarzt Dr. Winter 56 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 16 – Arztroman: Wie es das Schicksal will Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Leben in deiner Hand: Dr. Norden Bestseller 309 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEr war sich kleiner Schuld bewußt: Dr. Laurin – Neue Edition 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnschlag auf die Klinik: Kurfürstenklinik 55 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Traum zerbricht: Kurfürstenklinik 86 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Testament der Gräfin: Dr. Norden Bestseller 293 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin schlimmer Streit: Chefarzt Dr. Norden 1222 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 19 – Arztroman: Millionen kannten ihr Gesicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Das Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5German Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Annas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Gesamtausgabe (43 Werke, chronologisch) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Eleganz des Igels von Muriel Barbery (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Dr. Laurin 93 – Arztroman
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Dr. Laurin 93 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 93 –
Ich werde die ganze Wahrheit sagen
Patricia Vandenberg
Dr. Laurin hatte einen langen Arbeitstag hinter sich, als er sich anschickte, die Prof.-Kayser-Klinik zu verlassen. Er hörte noch das Telefon im Vorzimmer läuten, während die Tür des Chefzimmers hinter ihm ins Schloss fiel.
Moni Hillenberg, die auch mal wieder Überstunden machte, kam jetzt aus dem Büro geeilt.
»Notfall für die Chirurgie!«, rief sie, und schon fuhr der Notarztwagen vor dem Hintereingang vor.
Für die Kollegen von der Chirurgischen Abteilung würde es wohl eine lange Nacht werden, und Dr. Laurin blieb nun doch noch, als er sah, dass Dr. Karst in größter Hast in die Halle kam.
Er war als Notarzt im Einsatz. Dr. Laurin kannte ihn gut und schätzte ihn als einen sehr gewissenhaften jungen Allgemeinmediziner.
»Eine schlimme Sache«, sagte Andreas Karst atemlos, »aber die Prof.-Kayser-Klinik lag am nächsten. Es handelt sich um Frau Conrady und einen Beifahrer.«
Conrady … Natürlich sagte Dr. Laurin der Name etwas. Ein Baulöwe, der seine Finger überall im Spiel hatte, wo Geld zu machen war. Oft beneidet wurde er, aber auch von manchen gehasst, die ihn fürchten mussten, weil es bei Conrady keine krummen Geschäfte gab. Er hatte nur immer den richtigen Riecher.
»Ist der Beifahrer etwa Conrady selbst?«, fragte Dr. Laurin.
»Momentan ist der Mann nicht zu identifizieren. Er sieht schrecklich aus. War anscheinend nicht angeschnallt.«
Dr. Laurin überlegte nicht lange. »Ich schicke Jan Thiele zur Verstärkung rüber«, sagte er. »Ich bleibe hier, muss nur meiner Frau Bescheid sagen.«
»Ich würde ja bleiben, aber ich bin im Einsatz, und bei dem Nebel passiert vielleicht noch mehr«, sagte Dr. Karst.
Da kam Raphaela Helbold, die neue Nachtschwester, überpünktlich wie immer. Sie war eine Frau, die man nicht übersehen konnte – groß, schlank, mit einer Haltung, die man als stolz bezeichnen konnte. Sie hatte ein feines, fast klassisch geschnittenes Gesicht, wunderschöne grau-blaue Augen, das hellbraune Haar trug sie glatt.
Sie schien leicht irritiert zu sein, als sie Dr. Laurin und Dr. Karst zusammen stehen sah, aber der Klinikchef winkte sie herbei.
»Unsere neue Nachtschwester Raphaela, Herr Kollege«, stellte Dr. Laurin vor, und als er dann den Namen Andreas Karst nannte, bemerkte er verwundert, dass Raphaela leicht zusammenzuckte.
»Wir haben drüben einen Notfall, Schwester Raphaela«, erklärte Dr. Laurin. »Vielleicht können Sie einspringen, wenn hier alles ruhig ist. Schwester Marie wird bestimmt bleiben. Ich spreche gleich mit ihr.«
»Handelt es sich um den Autounfall vor der Brücke?«, fragte Schwester Raphaela. »Ich bin vorbeigefahren, es sieht schrecklich aus. Aber leider fahren manche auch bei diesem Nebel viel zu schnell. Selbstverständlich werde ich drüben aushelfen, wenn es nötig ist.«
Dr. Karst eilte zur Chirurgischen Station, um dort den Ärzten Auskunft darüber zu geben, was er in der Eile feststellen konnte bei den beiden Schwerverletzten. Dr. Laurin sprach indessen mit Dr. Thiele, der sich gleich auf den Weg nach drüben machte.
Auf der Frauenstation war schon Ruhe eingekehrt, selbst die Säuglinge gaben keine lauten Töne von sich.
Schwester Marie, die den Notarztwagen hatte kommen hören, war von ihrer Wohnung sofort herübergekommen. So konnte Schwester Raphaela auf der Chirurgischen einspringen.
»Sie ist sehr zuverlässig«, sagte Marie. »Sie scheint schon bessere Tage gesehen zu haben.«
»Na, na, na, schlecht geht es ihr bei uns doch auch nicht. Und außerdem sieht sie nicht aus, als hätte sie bislang am Hungertuch nagen müssen«, meinte Dr. Laurin lächelnd.
»Ich meine, sie ist eigentlich vornehm. Sie ist gebildet, und ich frage mich schon, warum sie als Nachtschwester arbeiten muss.«
»Arbeiten will, sollte man besser sagen. Es zwingt sie ja niemand. Aber vielleicht hat sie tagsüber andere Pflichten, über die sie nicht sprechen will, Marie. Wir wollen zufrieden sein, dass sie hier ist, und hoffen, dass sie recht lange bleibt, da sie sich als sehr verlässlich erwiesen hat. Und sie versteht auch allerhand von ihrem Beruf.«
»Sie ist perfekt, das bestreite ich ja gar nicht. Wenn sie auch lange nicht als Pflegerin gearbeitet hat – sie hat nichts vergessen.«
»Und ihr Privatleben geht uns nichts an«, sagte Leon Laurin.
Aber er machte sich doch Gedanken über die Nachtschwester Raphaela, und er wollte auch nicht leugnen, wie beeindruckt er von ihrem Auftreten und ihrer Erscheinung gewesen war, als sie sich auf eine Annonce vorstellte.
Sie hatte keine neueren Zeugnisse oder Referenzen vorzuweisen, nur ihre Zeugnisse, die den Abschluss einer Schwesternausbildung bestätigten. Sie sagte auch ganz offen, dass sie verstehen könnte, wenn er sie nicht einstellen würde, aber sie wäre dankbar, wenn ihr eine Möglichkeit gegeben würde, ihre Kenntnisse unter Beweis zu stellen.
Die Möglichkeit hatte Leon Laurin ihr gegeben.
Aber da er eine Nachtschwester gesucht hatte und die Annonce so lautete, hatte er sie gar nicht gefragt, ob sie möglicherweise auch Tagesdienste übernehmen würde.
Jedenfalls hatte Marie recht: Man konnte sie als vornehm bezeichnen.
Dr. Laurin fuhr nach Hause, während Schwester Raphaela zur Chirurgischen Station ging.
Dort war Andreas Karst gleich mit Michael Hillenberg zusammengestoßen. Beide waren sie in Eile.
»Sieht man dich auch mal wieder, Andy?«, rief Michael hastig. »Schade, dass ich keine Zeit habe.«
»Ich wollte euch nur darüber informieren, was ich bei den Verletzten feststellte. Ich wurde als Notarzt gerufen.«
»Das könnte interessant sein, aber es geht um Leben und Tod, und ich habe keine Zeit.«
»Ich weiß, aber ich kann nicht warten, ich bin immer noch im Einsatz.«
»Dann komm, wenn du Zeit hast«, rief ihm Michael noch zu und verschwand gleich darauf im OP.
Andreas Karst hatte ihm nicht sagen können, was er noch auf dem Herzen hatte, nämlich, dass Jonas Conrady seit einiger Zeit sein Patient war und sein Herz keinen großen Aufregungen ausgesetzt werden sollte.
Und dennoch musste er von dem Unfall informiert werden. Er wollte es persönlich tun. Durch die Funksprechanlage konnte er jederzeit verständigt werden, wenn ein dringender Fall vorlag, der seinen Einsatz forderte, jetzt kam nichts.
Er fuhr zur Birkenwaldstraße, in der die schönsten Häuser des Vorortes standen, und alle waren sie von Conradys Unternehmen gebaut worden. Jedes hatte seinen individuellen Charakter.
Es war bereits einundzwanzig Uhr, als Dr. Karst vor diesem Haus anhielt.
Drinnen sagte Vanessa Conrady zu ihrem Vater: »Eben kommt ein Wagen – das könnte Mama sein.«
Sie warteten schon seit zwei Stunden auf Ellen, die eine Freundin in Vaduz besucht hatte.
Jonas Conradys Miene war finster. Er war ein schlanker grauhaariger Mann, der wie ein Wissenschaftler wirkte, nicht wie ein Bauunternehmer.
Vanessa war zur Tür geeilt und wich erschrocken zurück, als nicht die erwartete Mutter, sondern Dr. Karst vor ihr stand.
»Was wollen Sie?«, fragte sie hastig. »Wir haben Sie nicht gerufen.«
Sie war ihm gegenüber immer fast aggressiv, und es kränkte ihn insgeheim, weil er es sich nicht erklären konnte. Dabei hatte er eigentlich nie Schwierigkeiten mit anderen, auch nicht mit jungen Mädchen.
»Kann ich Herrn Conrady sprechen?«, fragte der junge Arzt. »Ich muss ihm etwas mitteilen.«
»Sie müssen ihm etwas mitteilen? Jetzt, so spät …, oder ist etwas mit Mama?«, fragte sie dann plötzlich.
»Was ist los?«, ertönte da Jonas Conradys Stimme, und schon erschien er in der weiträumigen Diele. Die Teppiche hatten seine Schritte verschluckt.
»Dr. Karst!«, rief er aus. »Was führt Sie zu uns? Mir geht es doch gut.«
»Es tut mir leid, Herr Conrady, ich bin als Notarzt im Einsatz. Es ist etwas passiert.«
Er sagte es abgehackt, und Jonas Conrady starrte ihn betroffen an. »Ellen? Hatte sie einen Unfall?«, fragte er heiser.
»Ja, leider. Ich wurde gerufen, und ich habe sie zur Prof.-Kayser-Klinik bringen lassen.«
»War sie allein im Wagen?«, fragte Jonas Conrady, und seine Stimme klang blechern.
»Nein, ein Mann, der bisher noch nicht identifiziert werden konnte, war der schwerverletzte Beifahrer.«
»Aber wer könnte das denn sein?«, rief Vanessa aus. »Man nimmt doch keine Anhalter mit. Und was ist mit Mama, Herr Dr. Karst?«
»Sie ist auch sehr schwer verletzt«, erwiderte er leise.
Jonas war blass, aber sein Gesicht zeigte keine Regung. »Dann werde ich in die Prof.-Kayser-Klinik fahren«, sagte er ruhig.
»Ich komme mit, Papa«, sagte Vanessa hastig. »Das ist