Dr. Norden – mein Lebensretter: Dr. Norden Bestseller 255 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Daniel Norden machte zu nächtlicher Stunde Krankenbesuche. Der Wetterumschwung hatte den Kreislauf- und Herzkranken wieder schwer zu schaffen gemacht, und er ließ keinen Patienten im Stich, auch wenn es nun schon nach zehn Uhr war. Selten jedoch geschah es, daß Fee Norden ihren Mann dann auch noch bei einem Patienten suchen mußte wegen eines anderen Notfalls. So aber an diesem Abend im Mai.
Er war bei Martha Schneiders, die erst kürzlich operiert worden war, und sie hatte postoperative Schmerzen. Grad hatte er gesagt, daß sie eben doch besser noch ein paar Tage in der Klinik hätte bleiben sollen, als das Telefon läutete. Fritz, der Sohn von Frau Schneiders, sah Dr. Norden richtig mitleidig an. »Ihre Frau, dringend«, sagte er.
Da dachte Daniel Norden erschrocken, daß eines der Kinder krank geworden sein könnte, aber dem war nicht so. Es handelte sich um Frau Gillbrecht, die nicht weit von den Schneiders' entfernt wohnte. Da Fee sagte, daß die Patientin kaum noch sprechen konnte und voller Angst sei, griff Daniel Norden gleich nach seinem Koffer. Frau Schneiders hatte ihre Spritze schon bekommen, und wenn sie auch gern noch mit ihm geredet hätte, er stürmte schon hinaus.
»Du mußt Verständnis haben, Mama«, sagte Fritz Schneiders, »der arme Dr. Norden ist geplagt genug. Ich möchte nicht Arzt sein.«
»Soweit hättest du es auch gar nicht gebracht mit deinem miesen Abitur«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Immerhin schon zum Abteilungsleiter, während die Geisteslichter zum großen Teil noch eine Stellung suchen«, konterte er. »Und du hättest dich in der Klinik noch pflegen lassen
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Buchvorschau
Dr. Norden – mein Lebensretter - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 255–
Dr. Norden – mein Lebensretter
Wer spielte Michelle so übel mit?
Patricia Vandenberg
Dr. Daniel Norden machte zu nächtlicher Stunde Krankenbesuche. Der Wetterumschwung hatte den Kreislauf- und Herzkranken wieder schwer zu schaffen gemacht, und er ließ keinen Patienten im Stich, auch wenn es nun schon nach zehn Uhr war. Selten jedoch geschah es, daß Fee Norden ihren Mann dann auch noch bei einem Patienten suchen mußte wegen eines anderen Notfalls. So aber an diesem Abend im Mai.
Er war bei Martha Schneiders, die erst kürzlich operiert worden war, und sie hatte postoperative Schmerzen. Grad hatte er gesagt, daß sie eben doch besser noch ein paar Tage in der Klinik hätte bleiben sollen, als das Telefon läutete. Fritz, der Sohn von Frau Schneiders, sah Dr. Norden richtig mitleidig an. »Ihre Frau, dringend«, sagte er.
Da dachte Daniel Norden erschrocken, daß eines der Kinder krank geworden sein könnte, aber dem war nicht so. Es handelte sich um Frau Gillbrecht, die nicht weit von den Schneiders’ entfernt wohnte. Da Fee sagte, daß die Patientin kaum noch sprechen konnte und voller Angst sei, griff Daniel Norden gleich nach seinem Koffer. Frau Schneiders hatte ihre Spritze schon bekommen, und wenn sie auch gern noch mit ihm geredet hätte, er stürmte schon hinaus.
»Du mußt Verständnis haben, Mama«, sagte Fritz Schneiders, »der arme Dr. Norden ist geplagt genug. Ich möchte nicht Arzt sein.«
»Soweit hättest du es auch gar nicht gebracht mit deinem miesen Abitur«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Immerhin schon zum Abteilungsleiter, während die Geisteslichter zum großen Teil noch eine Stellung suchen«, konterte er. »Und du hättest dich in der Klinik noch pflegen lassen können, anstatt darauf bedacht zu sein, mich wieder zu kontrollieren.«
»Das finde ich nicht fair von dir, Fritz«, sagte sie. »Ich will nur, daß du gut versorgt bist.«
»Da ich erwachsen bin, kann ich mich auch allein versorgen, Mama. Nichts gegen dich, aber ich verhungere nicht, wenn du mal besser an dich denken solltest.«
Dr. Norden war indessen zwei Straßenzüge weiter vor einem Haus gelandet, das er bestens kannte. Es war ein Zweifamilienhaus, recht stilvoll, und es gehörte Frau Gillbrecht, einer reichen alten Dame.
Da stand ein Auto, und das kam Dr. Norden ungewöhnlich vor, denn die junge Malerin Michelle Ramos fuhr einen französischen Wagen.
Persönlich war ihr Dr. Norden noch nicht begegnet, obgleich sie schon drei Monate in diesem Hause wohnte, aber Frau Gillbrecht hatte schon genug von ihr geschwärmt, wie begabt sie sei, und was für ein wunderschönes und intelligentes Geschöpf.
Dr. Norden war noch nicht ausgestiegen, als ein Mann aus dem Haus gerannt kam und mit diesem Wagen davonfuhr, bevor der Arzt begriffen hatte, daß dies mehr als ungewöhnlich war. Und dann vernahm er einen schrillen Schrei. Er lief ins Haus, die Türen standen ja offen. Und Frau Gillbrecht, die zerbrechliche alte Dame stand im Hausmantel im Treppenhaus und schluchzte: »Michelle, mein Gott, das arme Kind, Dr. Norden, helfen Sie, so helfen Sie doch bitte!«
Er lief die Treppe empor, zwischen Tür und Angel lag ein blutendes Wesen.
»Ich hatte ja solche Angst«, jammerte Frau Gillbrecht, während er neben der jungen Frau niederkniete, Herzschlag und Puls fühlte und dann versuchte, die stark blutende Kopfwunde zu versorgen.
»Rufen Sie in der Behnisch-Klinik an, Frau Gillbrecht, sie sollen den Krankenwagen schicken«, sagte er hastig und nannte ihr die Nummer.
Er mußte sie später loben, denn trotz der Aufregung war es wohl ihr zu verdanken, daß Michelle Ramos das Leben gerettet werden konnte. Wäre er nicht so rasch zur Stelle gewesen, wäre sie verblutet.
Frau Gillbrecht hatte darüber ihre eigenen Gebrechen vergessen, das Rheuma, die Rückenschmerzen, das Schwindelgefühl. Und trotz ihrer fast achtzig Jahre funktionierte ihr Verstand ganz ausgezeichnet.
»Das war ein Überfall«, sagte sie, »aber ich dachte, Sie kommen schneller als die Polizei.«
Aber die Polizei kam dann auch. Dr. Norden durfte aber Michelle Ramos zur Behnisch-Klinik begleiten.
Es hatte den Anschein, als wäre sie gefoltert worden mit einem Messer, vielleicht auch mit einer Zigarette, aber ganz sicher war sie mit einem scharfen Gegenstand dann zu Boden geschlagen worden. Warum? Diese Frage blieb offen. Michelle konnte sie nicht beantworten, und Dr. Behnisch bezweifelte, daß sie dazu bald in der Lage sein würde.
»Wir wollen froh sein, wenn sie überhaupt am Leben bleibt«, sagte Dr. Behnisch zu seinem Freund Daniel Norden. »Was kannst du dazu sagen?«
»Nicht viel. Ich habe sie zum ersten Mal gesehen und so, wie sie daliegt. Sie wohnt bei Frau Gillbrecht, und es war ein Glück, daß ich gerade in der Nähe war bei Frau Schneiders. Du hättest übrigens darauf bestehen sollen, daß sie noch in der Klinik bleibt.«
»Leg du dich doch mal mit ihr an. Sie meint ja, ihr Bübchen müsse verhungern, wenn sie nicht für ihn sorgt, dabei ist der Bursche fünfunddreißig.«
»Und gar nicht so glücklich über soviel mütterliche Fürsorge«, sagte Daniel. »Aber lassen wir das, dieser Fall ist jetzt wichtiger, und es ist ein Fall für die Kriminalpolizei.«
»Von Zeit zu Zeit fehlt dir so was anscheinend, Daniel«, sagte Dieter Behnisch anzüglich.
»Es läuft mir nach«, seufzte Daniel Norden, »vielleicht deshalb, weil ich so gern zur Polizei wollte, als ich noch ein Bub war.«
»Aber wie man immer wieder sieht, kann man auch als Arzt gefährlich leben.«
»Wenn ich mir bloß die Autonummer gleich richtig gemerkt hätte. Es war eine italienische, Roma, das weiß ich.«
»Wovon redest du?« fragte Dr. Behnisch bestürzt.
»Von dem Wagen, mit dem der Kerl weggefahren ist, der Kerl, der dieses Mädchen so traktiert hat.«
»Guter Gott, bist du sicher, daß du ihn gesehen hast?« fragte Dr. Behnisch atemlos.
»Schattenhaft, ich könnte ihn nicht beschreiben. Auf so etwas war ich ja nicht vorbereitet.«
»Sag lieber gar nichts, Daniel, sonst kommst du auch noch in Schwierigkeiten«, murmelte Dieter Behnisch. »Jetzt wird die Kleine soweit sein, daß ich mit der Untersuchung beginnen kann. Ich informiere dich morgen. Laß dir die Nachtruhe nicht nehmen. Fee wird schon warten.«
Und wie sie wartete, während Dieter Behnisch mit seiner Frau Jenny die neue Patientin so gut versorgte, wie es möglich war. Sie war schlimm zugerichtet.
»So scheint die Mafia umzugehen«, bemerkte Jenny beiläufig.
»Mach mich nicht schwach, Jenny, das würde uns noch fehlen, daß wir es mit der Bande auch noch zu tun kriegen.«
*
Die alte Dame Gillbrecht zeigte keine Müdigkeit. Da sie nun den ersten Schrecken überwunden hatte, bewies sie, wie wach und gescheit sie immer noch war.
»Also, es war so«, begann sie, »Michelle bekam abends nie Besuch bisher, und deshalb wunderte ich mich, als es bei ihr läutete. Ich höre das, wenn das Radio oder der Fernseher nicht läuft, und ich wollte gerade zu Bett gehen. Und dann hörte ich auch Michelles erregte Stimme. Sie sagte: ›Sie sind das, was wollen Sie? Es ist spät, ich will meine Ruhe haben.‹
Aber dieser Mann sagte etwas in italienischer Sprache, was ich nicht verstand, aber ich weiß, daß es italienisch war. Und dann herrschte erst mal Stille. Ich war trotzdem ziemlich aufgeregt. Bei dem Wetter geht es mir nicht besonders gut, und außerdem war noch Vollmond. Dann kamen von oben Geräusche, die mir Angst machten. Ich habe Dr. Norden angerufen. Seine Frau war am Apparat und sagte mir, daß sie ihren Mann verständigen würde. Ja, und dann hörte ich Schreie und Stöhnen und hatte fürchterliche Angst, und dann kam auch noch ein dumpfer Fall, und Schritte liefen die Treppe hinab. Ein Auto fuhr weg, und dann kam auch schon Dr. Norden, und inzwischen hatte ich Michelle da gefunden, da, wo die Blutlache ist.« Frau Gillbrechts Stimme zitterte, und sie fuhr sich über die Augen. »Sie ist doch so ein liebes Geschöpf, wer könnte ihr denn weh tun?«
Der Polizeiinspektor hatte sich Notizen gemacht. »Hatte sie einen Freund?« fragte er. »Männerbekanntschaften?«
»Aber nein, sie war sehr solide. Man braucht doch nicht zu denken, daß sie ein loses Leben führte, weil sie Malerin ist. Sie ist eine Klasse für sich. Ja, sie hat einen Freund, aber er restauriert gerade eine alte Kirche.«
»Wie heißt er?« fragte