Dr. Laurin 124 – Arztroman: Lügen machen auch vor ihr nicht Halt
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Die unermüdliche Schwester Marie konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem Dr. Andrea Dörner das erste Mal in der Prof.-Kayser-Klinik erschienen war. Sie war sehr skeptisch gewesen, ob die junge Ärztin sich hier einleben würde. Sie war sehr reserviert gewesen, fast scheu, und auch nicht bereit, Kontakte zu pflegen.
Jedenfalls war sie eine gute Anästhesistin, und ihr Privatleben war so tabu, dass es manchen schon Rätsel aufgab. Einmal hatte die Klinik allerdings daran teilhaben dürfen. Damals, als sie ein in der S-Bahn ausgesetztes Baby gefunden hatte. Da hatten sie alle eine andere Andrea Dörner kennengelernt, die geradezu verbissen um das Baby kämpfte und es erst dann hergab, als sie überzeugt sein konnte, dass es in eine intakte, harmonische Familie kam.
Ob es einen Mann in Andreas Leben gab oder wenigstens gegeben hatte, wusste niemand. Dr. Thiele, der Herzensbrecher, hatte sich vergeblich um sie bemüht. Sie war freundlich, ausgeglichen, immer bereit, einzuspringen, wo immer sie auch gebraucht wurde. Sie war pünktlich und zuverlässig, und es machte ihr nichts aus, auch Nachtdienst zu machen, obwohl sie das als Anästhesistin nicht brauchte. Sie fuhr einen Mittelklassewagen, war immer gut und sehr dezent gekleidet und liebte klassische Musik.
Manchmal bekam sie jetzt Besuch von Beate Hartenstein, die mit ihrem Mann Florian die kleine Andrea adoptiert hatte und deren Patin Andrea war. So konnte sie teilhaben, wie die Kleine heranwuchs, wie gut sie sich entwickelte, und zumindest Schwester Marie wusste nun, dass Andrea so manchen Abend im Hause Hartenstein verbrachte.
Aber niemand konnte ahnen, welche Aufregung
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Buchvorschau
Dr. Laurin 124 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 124 –
Lügen machen auch vor ihr nicht Halt
Patricia Vandenberg
Die unermüdliche Schwester Marie konnte sich noch genau an den Tag erinnern, an dem Dr. Andrea Dörner das erste Mal in der Prof.-Kayser-Klinik erschienen war. Sie war sehr skeptisch gewesen, ob die junge Ärztin sich hier einleben würde. Sie war sehr reserviert gewesen, fast scheu, und auch nicht bereit, Kontakte zu pflegen.
Jedenfalls war sie eine gute Anästhesistin, und ihr Privatleben war so tabu, dass es manchen schon Rätsel aufgab. Einmal hatte die Klinik allerdings daran teilhaben dürfen. Damals, als sie ein in der S-Bahn ausgesetztes Baby gefunden hatte. Da hatten sie alle eine andere Andrea Dörner kennengelernt, die geradezu verbissen um das Baby kämpfte und es erst dann hergab, als sie überzeugt sein konnte, dass es in eine intakte, harmonische Familie kam.
Ob es einen Mann in Andreas Leben gab oder wenigstens gegeben hatte, wusste niemand. Dr. Thiele, der Herzensbrecher, hatte sich vergeblich um sie bemüht. Sie war freundlich, ausgeglichen, immer bereit, einzuspringen, wo immer sie auch gebraucht wurde. Sie war pünktlich und zuverlässig, und es machte ihr nichts aus, auch Nachtdienst zu machen, obwohl sie das als Anästhesistin nicht brauchte. Sie fuhr einen Mittelklassewagen, war immer gut und sehr dezent gekleidet und liebte klassische Musik.
Manchmal bekam sie jetzt Besuch von Beate Hartenstein, die mit ihrem Mann Florian die kleine Andrea adoptiert hatte und deren Patin Andrea war. So konnte sie teilhaben, wie die Kleine heranwuchs, wie gut sie sich entwickelte, und zumindest Schwester Marie wusste nun, dass Andrea so manchen Abend im Hause Hartenstein verbrachte.
Aber niemand konnte ahnen, welche Aufregung eines Tages in der Prof.-Kayser-Klinik um die stille, tüchtige Ärztin Andrea Dörner entstehen würde …
*
Andrea Dörner betrat Moni Hillenbergs Büro, um ihr ein Krankenblatt zu bringen. Ein paar freundliche Worte wurden dabei immer gewechselt, aber lange hielt sich Andrea nicht auf.
Als sie gehen wollte, wurde gerade temperamentvoll die Tür aufgerissen. Es erschien eine sehr elegante junge Frau, die es eilig zu haben schien. Sie blieb dann aber wie angewurzelt stehen und starrte Andrea fassungslos an.
»Guter Gott, wo kommst du denn her, Andrea?«, rief sie mit heller Stimme, die fast schrill klang und Andreas Ohren wehtat.
Die aparte Ärztin sah nicht erfreut aus, das stellte Moni gleich fest. Für einen Moment hatte Moni sogar einen Ausdruck in Andrea Dörners Gesicht wahrgenommen, den man als aggressiv bezeichnen konnte. Ganz auf Abwehr eingestellt war auch ihre Haltung. Moni registrierte das im Unterbewusstsein. Sie sollte sich später einmal daran erinnern.
»Ich bin hier angestellt«, erwiderte Andrea kühl.
»Als was denn?« Es klang herablassend.
»Würden Sie es Frau Breken erklären, Moni? Ich habe zu tun«, sagte Andrea. Und schon eilte sie grußlos hinaus.
»Ein unmögliches Benehmen«, sagte Nadine Breken, nachdem sie kurz ihren Namen genannt hatte und erklärte, dass sie bei Dr. Laurin angemeldet sei. »Aber so war sie schon immer. Ist sie hier tatsächlich Ärztin?«
»Anästhesistin«, erwiderte Moni, die Nadine Brekens Benehmen anmaßend fand. »Und sie ist eine sehr gute Anästhesistin«, betonte sie.
»Wenigstens was. Einen Mann hat sie sich anscheinend immer noch nicht angeln können, wie ich annehme.«
Sie ist ordinär, dachte Moni, aber ihre Meinung musste sie immer für sich behalten, wenn es sich um Patienten handelte. Dr. Laurin tat ihr jetzt schon leid, nach einer schweren Operation diesen Besuch zu bekommen.
»Sie sind zum ersten Mal hier?«, fragte Moni.
»Ja, natürlich.« Jetzt schien Nadine nervös zu sein.
»Darf ich um Ihre Personalien bitten?«, fuhr die Chefsekretärin fort.
»Wozu das? Sie wissen doch meinen Namen.«
»Darf ich den Grund Ihres Besuches wissen?«
»Den werde ich nur Dr. Laurin sagen. Er ist mir sehr empfohlen worden.«
Moni seufzte in sich hinein. Sie ahnte, dass es mit dieser Patientin Schwierigkeiten geben würde. In diesem Fall spielte auch noch die Neugier mit, woher diese Frau Andrea Dörner kennen mochte, denn unterschiedlicher konnten zwei Frauen nicht sein.
»Sie müssen sich etwas gedulden, Frau Breken«, sagte sie kühl. »Dr. Laurin hat gerade erst eine Operation beendet.«
»Viel Zeit habe ich aber nicht«, erklärte Nadine unwillig. »Ich habe einen sehr wichtigen Termin.«
Als Dr. Laurin dann in seinem Zimmer war, meldete Moni Frau Breken an.
Leon Laurin hatte bei neuen Patientinnen seine eigene Methode, Vertrauen, aber auch Distanz zu schaffen. Distanz war bei Nadine Breken sehr nötig, denn sie ließ keinen Zweifel offen, dass sie auch als Frau betrachtet werden wollte. Also rief er Schwester Marie zu der Untersuchung hinzu.
»Wozu das, ich möchte keine Mitwisser«, sagte Nadine heftig. »Und vor allem möchte ich klarstellen, dass die Dörner nichts über Ihre Diagnose erfahren darf.«
Er war momentan sprachlos. »Hier wird nichts ausposaunt, Frau Breken. Aber da Sie etwas gegen Frau Dr. Dörner zu haben scheinen, würde ich Ihnen empfehlen, sich an einen anderen Arzt zu wenden.«
»Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich bin nur etwa nervös und habe nicht erwartet, Andrea hier zu treffen. Es handelt sich um alte Differenzen, aber ich bin nicht nachtragend. Entschuldigen Sie, ich hätte das gar nicht erwähnen sollen.«
Eine innere Stimme warnte Dr. Laurin. Ihm klang das zu berechnend, um unüberlegt zu sein, aber einen besonders intelligenten Eindruck machte diese Frau nicht auf ihn, und ganz gewiss hatte sie nicht Andrea Dörners Niveau. Er konnte sie nicht vor die Tür setzen, da sie nun eine andere Taktik einschlug und zu Schwester Marie überaus freundlich war.
Marie tauschte ein paar Blicke mit Dr. Laurin, die Bände sprachen. Und als die Untersuchung beendet war, entfernte sie sich mit einem Ausdruck, der für ihn keine Frage offenließ, was sie dachte.
Es gab immer wieder Frauen, die glaubten, auch einen erfahrenen Arzt für dumm verkaufen zu können. Aber so unverfroren wie Nadine Breken logen sie ganz selten.
Sie sagte ihm, dass sie eine spontane Fehlgeburt gehabt hätte und nicht wage, es ihrem Mann zu sagen, der sich so auf das Kind gefreut hätte. Sie machte dabei ein so schmerzliches Gesicht, dass es wohl jeden erbarmt hätte, nicht aber Dr. Laurin. Und auf solche Spielchen ging er schon gar nicht ein.
»Wer hat Ihnen denn das erzählt?«, fragte er spöttisch. »Sie waren doch gar nicht schwanger.«
»Ich war im dritten Monat schwanger, und die Fehlgeburt hatte ich, als ich meine Mutter besuchte. Sie müssen das doch feststellen können.«
»Wozu sollte ich das? Ich verstehe Sie wirklich nicht, Frau Breken.«
»Ich weiß ja, dass man mir nicht viel anmerkt. Und ich wage auch gar nicht, es meinem Mann zu sagen. Er wird sich bestimmt bei Ihnen erkundigen, woran es gelegen haben könnte, und …« Sie geriet ins Stocken und sah ihn flehend an.
»Und wozu das alles? Reden Sie weiter.«
»Vielleicht waren es nur starke Blutungen«, sagte sie heiser. »Vielleicht habe ich mich wirklich getäuscht, dass es gar keine richtige Schwangerschaft war, nur eine Scheinschwangerschaft, aber es ist so schrecklich für mich, Robin das zu sagen. Ich hatte gehofft, gleich wieder schwanger zu werden, aber die Hoffnung zerschlug sich. Sie sind doch ein so verständnisvoller Arzt, deshalb wurden Sie mir ja empfohlen. Also, Herr Doktor, ich bitte Sie nur, meinem Mann zu sagen, dass ich bald wieder ein Kind haben kann.«
»Ich kann Ihnen nicht verschweigen, dass bei Ihnen eine Uterusmissbildung vorliegt, die eine Schwangerschaft unmöglich macht. Das wird Ihnen aber sicher schon ein anderer Arzt gesagt haben.«
»Nein!«, stieß sie hervor. »Mir wurde gesagt, dass ich schwanger sei.«
»Dann würde ich gern einmal mit dem Kollegen sprechen«, sagte Dr. Laurin ruhig. »In Ihrem Interesse«, fügte er hinzu, als er merkte, wie unsicher sie nun