Dr. Laurin 36 – Arztroman: Rache war ihr Motiv
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Heute ist ja wieder ein Tag« sagte Dr. Leon Laurin seufzend, als die Morgenvisite endlich beendet war. »Sogar der Nachwuchs ist rebellisch«, stellte Schwester Marie fest, als aus der Säuglingsstation vielstimmiges Schreien an ihre Ohren drang. »Eine alte Geschichte«, sagte Dr. Laurin. »Wenn die Mütter nervös sind, sind es die Kinder auch.« Hanna Bluhme, Dr. Laurins Sekretärin und Sprechstundenhilfe in einer Person, kam angeflitzt. »Kommen Sie bitte schnell, Chef!« stieß sie atemlos hervor. »Da ist eine Patientin, die krümmt sich vor Schmerzen. Verstehen kann ich nichts. Sie ist wohl Italienerin.« »Na, hoffentlich kann ich sie verstehen«, sagte Dr. Laurin. Die Patientin war jung und ziemlich üppig.
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Dr. Norden
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Rezensionen für Dr. Laurin 36 – Arztroman
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Buchvorschau
Dr. Laurin 36 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 36 –
Rache war ihr Motiv
Dr. Laurin wird beschuldigt, einen Kunstfehler begangen zu haben
Patricia Vandenberg
»Heute ist ja wieder ein Tag«,
sagte Dr. Leon Laurin seufzend, als die Morgenvisite endlich beendet war.
»Sogar der Nachwuchs ist rebellisch«, stellte Schwester Marie fest, als aus der Säuglingsstation vielstimmiges Schreien an ihre Ohren drang.
»Eine alte Geschichte«, sagte Dr. Laurin. »Wenn die Mütter nervös sind, sind es die Kinder auch.«
Hanna Bluhme, Dr. Laurins Sekretärin und Sprechstundenhilfe in einer Person, kam angeflitzt.
»Kommen Sie bitte schnell, Chef!« stieß sie atemlos hervor. »Da ist eine Patientin, die krümmt sich vor Schmerzen. Verstehen kann ich nichts. Sie ist wohl Italienerin.«
»Na, hoffentlich kann ich sie verstehen«, sagte Dr. Laurin.
Die Patientin war jung und ziemlich üppig.
»Mi sento male«, stöhnte sie.
Dr. Laurin sah es, und für ein paar kurze Fragen reichten seine Sprachkenntnisse aus.
»Dove sente dolori?« fragte er. »Wo haben Sie Schmerzen?«
Für den Bruchteil einer Sekunde entspannte sich ihr Gesicht. Sie sah Dr. Laurin dankbar an. Dann deutete sie auf ihren Bauch, preßte die Hände fest darauf und krümmte sich.
»Vielleicht ein Abortus«, sagte Schwester Otti.
»Wir werden es herausfinden«, erklärte Dr. Laurin.
Die Patientin wurde in den Untersuchungsraum gebracht. Ihr ganzer Körper war von kaltem Schweiß bedeckt.
Lange brauchte der erfahrene Arzt nicht, um herauszufinden, daß es sich um eine Bauchhöhlenschwangerschaft handelte und höchste Eile geboten war, wenn man das Leben der jungen Frau retten wollte.
Während in fieberhafter Eile alles für die Operation vorbereitet wurde, brachte Hanna die Nachricht, daß Herr Rossi gekommen sei.
Dr. Laurin war erleichtert. Es war immer ein Risiko, eine Operation vorzunehmen, wenn kein Angehöriger informiert werden konnte. Bei Ausländern war er besonders vorsichtig, aber Pietro, der sich gut auf Deutsch verständlich machen konnte, hatte nur eine Sorge: Das Leben seiner Frau sollte gerettet werden. Sie hatten zwei Kinder und waren erst wenige Wochen in Deutschland. Er war in den Kayser-Werken beschäftigt, die dem Bruder von Prof. Joachim Kayser, Dr. Laurins Schwiegervater, gehörten.
»Es ist leider recht ernst«, mußte Dr. Laurin dem angsterfüllten Mann sagen. »Wir werden tun, was in unserer Macht steht.«
»Ich werde danken mein ganzes Leben«, flüsterte Pietro Rossi.
Niemand in der Prof.-Kayser-Klinik konnte ahnen, wie bedeutungsvoll diese Operation später einmal für Dr. Leon Laurin werden sollte, wie unglaublich wichtig es für ihn war, daß es ihm gelang, Maria Rossis Leben zu retten.
Als Maria Rossi schon zwei Wochen später von ihrem glücklichen Mann und den zwei lebhaften Bambinos abgeholt wurde, war sie noch ein Fall wie jeder andere in der Prof.-Kayser-Klinik, der ein glückliches Ende gefunden hatte. An die Versicherung Pietro Rossis, daß er ein Leben lang dankbar sein wolle, dachte Dr. Laurin schon bald nicht mehr. Zu oft wurden solche Worte gesagt und bald vergessen. Es war sein Beruf, Menschen zu helfen, er war glücklich um jedes Leben, das er retten konnte.
*
Dr. Laurins Zwillinge Konstantin und Kaja bekamen einige Wochen später auch eine kleine Italienerin als Klassenkameradin. Sie sprach recht gut deutsch und war kein Außenseiter.
Am nächsten Tag sah es schon anders aus.
Zufällig hörte Antonia, wie Kaja zu Konstantin sagte: »Das sagen
wir Mami nicht, da ärgert sie sich bloß.«
»Darf ich wissen, worum es geht?« fragte Antonia, die immer gern Klarheit haben wollte.
»Ist doch Käse«, sagte Konstantin.
»Wir sind nicht daran schuld, Mami«, schloß Kaja sich an.
»Wir haben gar nicht so getan, als ob Silvia aus Italien kommt«, übernahm Konstantin wieder das Wort.
»Und was hat sie getan?« fragte Antonia.
»Sie hat gesagt, daß Papi ein Playboy ist.«
»Und ein Casanova«, sagte nun auch Kaja. »Was ist eigentlich ein Casanova, Mami?«
Antonia runzelte die Stirn. Es kam ihr allerdings sehr merkwürdig vor, daß ein Kind solche Ausdrücke für ihren Mann hatte. Noch dazu ein ausländisches Kind. Es mußte ihm in den Mund gelegt worden sein.
»Das ist wirklich Unsinn«, sagte sie leichthin. »Hört nicht darauf.«
»Aber ein Playboy ist einer, der nicht arbeitet und nur Geld ausgibt«, erklärte Konstantin. »Das können wir uns nicht gefallen lassen.«
»Es gibt immer wieder Menschen, die anderen Übles nachreden müssen«, sagte Antonia, aber sie konnte das doch nicht einfach abschütteln und erzählte es am Abend ihrem Mann. Leon tat es mit einer Handbewegung ab.
»Sollen wir uns darüber etwa aufregen, Schatz?« sagte er. »Sie wird die Worte aufgefangen haben und wollte sie anbringen. Wahrscheinlich weiß sie die Bedeutung gar nicht.«
Aber so war es nicht.
*
»Konstantin und Kaja gucken mich nicht mehr an, Mama«, sagte Silvia zu ihrer Mutter. »Konstantin hat gesagt, daß ich gemein bin, weil ich so was über seinen Papa sage. Und daß es nicht stimmt.«
»Wenn ich es sage, stimmt es«, erklärte Ellen Scani mit schriller Stimme.
»Wenn Konstantin und Kaja mich aber nicht angucken, tun es die anderen Kinder auch nicht«, beklagte sich Silvia. »Sie sagen, daß wir unseren Mund halten sollen, wenn wir schon hier sein dürfen.«
Ellen Scanis Augen verengten sich.
Die Tür der hübschen Neubauwohnung wurde aufgeschlossen. Enzo Scani, der als Monteur in den Kayser-Werken beschäftigt war, kam von der Arbeit nach Hause.
»Sei jetzt still, Silvia«, raunte Ellen ihrer Tochter zu.
Enzo Scani war Mitte Dreißig und sah recht gut aus. Er hatte hier eine Stellung gefunden, an der es nichts auszusetzen gab. Bert Kayser zahlte seine Angestellten nicht nur anständig, er verschaffte ihnen auch Wohnungen. Das einzige, was Enzo Scani störte, war, daß Ellen nie zufrieden war. Sie war Deutsche. Vor sieben Jahren hatten sie sich in Mailand kennengelernt und geheiratet, als Ellen ein Kind erwartete. Die himmelstürmende Liebe war es bei den beiden nicht gewesen, aber Enzo war ein anständiger Mann, und wie die meisten Italiener war er voller Stolz Vater geworden. Zu Silvia hatte sich drei Jahre später der kleine Francesco gesellt, und wenn es nach Enzo gegangen wäre, hätten sie noch mehr Kinder bekommen. Aber Ellen wollte nicht.
Enzo hatte geglaubt, daß sie sich in Italien nicht wohl fühle und war deshalb ohne Widerspruch bereit gewesen, diese Stellung anzunehmen.
»Wie geht es in der Schule, Silvia?« erkundigte er sich.
Ellen warf ihrer Tochter einen warnenden Blick zu.
»Gut geht es ihr«, sagte sie rasch. »Sie hat ja keine Schwierigkeiten, da ich ihr früh meine Sprache beigebracht habe. Hilf mir jetzt in der Küche, Silvia.«
Enzo beschäftigte sich mit seinem Sohn, der förmlich auflebte, wenn sein Vater heimkam.
Ellen verteilte schnell Schläge, wenn er zu lebhaft war.