Der Doppelgänger: Der neue Dr. Laurin 62 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
Antonia Laurin war an diesem Morgen die Letzte, die das Haus verließ. Sie stand in der Küche und sah sich lächelnd um. Die Kinder hatten sich wirklich selbst übertroffen! Die Küche war über und über mit Bildern, Willkommensgrüßen, Blumengirlanden und Liebeserklärungen dekoriert. Selbst die sechzehnjährigen Zwillinge Kaja und Konstantin, die sich normalerweise viel zu erwachsen für solchen ›Kinderkram‹ fühlten, hatten begeistert mitgemacht. »Endlich bist du wieder da!«, stand unter einem Bild, das eine strahlende sechsköpfige Familie zeigte. Sie war sicher, dass Kyra, ihre Jüngste, es gemalt hatte. Auf einem anderen Blatt stand: »Das wurde aber auch Zeit, Simon!« Das konnte nur Kevin, ihr Dreizehnjähriger geschrieben haben. Überall fanden sich solche und ähnliche Sprüche, die die Erleichterung darüber ausdrückten, dass Simon Daume an diesem Tag zu ihnen zurückkehrte. Kaja hatte bunte Girlanden gebastelt und in der ganzen Küche aufgehängt, Konstantin hatte Fotos gemacht: Chaos in den Kinderzimmern, ein unaufgeräumtes Wohnzimmer mit Staubflusen in den Ecken, eine Küche, die aussah, als hätte der Blitz eingeschlagen, ein Garten, in dem das Unkraut andere Pflanzen überwucherte. Er hatte aber auch kleine Szenen mit seinen Geschwistern gestellt, die allesamt ausdrückten, wie verzweifelt sie ohne ihren ›Haushaltsmanager‹ gewesen waren: Kaja vor ihrem leeren Kleiderschrank, weil sie nicht daran gedacht hatte, rechtzeitig zu waschen. Kyra, die vereinsamt in der Küche vor einem leeren Glas saß – normalerweise kam sie als Erste aus der Schule und bekam von Simon einen frisch gepressten Saft hingestellt. Kevin ausgehungert vor dem leeren Kühlschrank – niemand hatte eingekauft. Er hatte auch seine Eltern Antonia und Leon eingespannt für seine kleine Fotoserie. Kaja hatte sie beide mit allerlei Hilfsmitteln künstlich altern lassen, ihnen Falten geschminkt und weißen Puder in die Haare gearbeitet, sie hatten zerschlissene Kleidung anziehen – wo war die eigentlich hergekommen? – und grämlich dreinblicken müssen. Das Bild hatte Konstantin mit dem Kommentar versehen: »Unsere Eltern sind vor Kummer über deine Abwesenheit stark gealtert und halten sich nur noch mühsam auf den Beinen.« Tatsächlich waren sie in der Zeit ohne Simon besser zurechtgekommen als befürchtet, aber eins stimmte: Sie hatten ihn an jedem einzelnen Tag schrecklich vermisst, und es war eine starke Untertreibung, wenn sie sagten, dass sie sich über seine Rückkehr freuten.
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Buchvorschau
Der Doppelgänger - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 62 –
Der Doppelgänger
Ein Fall für Pina und Felix
Viola Maybach
Antonia Laurin war an diesem Morgen die Letzte, die das Haus verließ. Sie stand in der Küche und sah sich lächelnd um. Die Kinder hatten sich wirklich selbst übertroffen! Die Küche war über und über mit Bildern, Willkommensgrüßen, Blumengirlanden und Liebeserklärungen dekoriert. Selbst die sechzehnjährigen Zwillinge Kaja und Konstantin, die sich normalerweise viel zu erwachsen für solchen ›Kinderkram‹ fühlten, hatten begeistert mitgemacht.
»Endlich bist du wieder da!«, stand unter einem Bild, das eine strahlende sechsköpfige Familie zeigte. Sie war sicher, dass Kyra, ihre Jüngste, es gemalt hatte.
Auf einem anderen Blatt stand: »Das wurde aber auch Zeit, Simon!« Das konnte nur Kevin, ihr Dreizehnjähriger geschrieben haben. Überall fanden sich solche und ähnliche Sprüche, die die Erleichterung darüber ausdrückten, dass Simon Daume an diesem Tag zu ihnen zurückkehrte.
Kaja hatte bunte Girlanden gebastelt und in der ganzen Küche aufgehängt, Konstantin hatte Fotos gemacht: Chaos in den Kinderzimmern, ein unaufgeräumtes Wohnzimmer mit Staubflusen in den Ecken, eine Küche, die aussah, als hätte der Blitz eingeschlagen, ein Garten, in dem das Unkraut andere Pflanzen überwucherte. Er hatte aber auch kleine Szenen mit seinen Geschwistern gestellt, die allesamt ausdrückten, wie verzweifelt sie ohne ihren ›Haushaltsmanager‹ gewesen waren: Kaja vor ihrem leeren Kleiderschrank, weil sie nicht daran gedacht hatte, rechtzeitig zu waschen. Kyra, die vereinsamt in der Küche vor einem leeren Glas saß – normalerweise kam sie als Erste aus der Schule und bekam von Simon einen frisch gepressten Saft hingestellt. Kevin ausgehungert vor dem leeren Kühlschrank – niemand hatte eingekauft. Konstantin selbst mit einem völlig verkohlten Schnitzel …
Er hatte auch seine Eltern Antonia und Leon eingespannt für seine kleine Fotoserie. Kaja hatte sie beide mit allerlei Hilfsmitteln künstlich altern lassen, ihnen Falten geschminkt und weißen Puder in die Haare gearbeitet, sie hatten zerschlissene Kleidung anziehen – wo war die eigentlich hergekommen? – und grämlich dreinblicken müssen. Das Bild hatte Konstantin mit dem Kommentar versehen: »Unsere Eltern sind vor Kummer über deine Abwesenheit stark gealtert und halten sich nur noch mühsam auf den Beinen.«
Tatsächlich waren sie in der Zeit ohne Simon besser zurechtgekommen als befürchtet, aber eins stimmte: Sie hatten ihn an jedem einzelnen Tag schrecklich vermisst, und es war eine starke Untertreibung, wenn sie sagten, dass sie sich über seine Rückkehr freuten. Eher war es so, dass sie vor Freude völlig aus dem Häuschen waren – und zwar ohne Ausnahme.
Simon Daume führte Familie Laurin den Haushalt, seit Antonia wieder als Kinderärztin arbeitete. In den vergangenen Wochen aber war er in der Kayser-Klinik, die Leon leitete, als Koch eingesprungen.
David Burgmüller, der die Klinik-Küche in kürzester Zeit bekannt und berühmt gemacht hatte, war nämlich in einem Urlaub in Bangkok an einer schweren Lungenentzündung erkrankt und länger als geplant ausgefallen. Sein Küchenteam wäre wohl auch ohne ihn und seine talentierte Frau Lucie eine Zeitlang zumindest einigermaßen zurechtgekommen, aber ein neuer Koch, der sich nicht genug gewürdigt fühlte, hatte versucht, die Arbeit seiner Kolleginnen und Kollegen mit unfairen Mitteln zu torpedieren: Es hatte völlig versalzene Speisen gegeben, ausgetrockneten Fisch, faseriges, zähes Fleisch, viel zu süße Desserts. Die Verpflegung war tagelang ungenießbar gewesen.
So hatte Leon Laurin, zunehmend verzweifelt, die Idee gehabt, Simon könnte vielleicht der Retter in der Not sein. Nach anfänglicher entschiedener Ablehnung hatten seine Kinder schließlich zugestimmt, das Kochen in die eigenen Hände zu nehmen und eine Zeitlang auf Simons Kochkunst zu verzichten.
Das Experiment war ein Erfolg gewesen. Simon hatte den zerstörerischen Koch entlarvt und so dafür gesorgt, dass sich das Team der Klinikküche wieder auf seine Stärken besinnen konnte. Er hatte Planung und Einkauf übernommen, ein paar seiner eigenen Rezepte, die nicht zu schwierig für eine Großküche waren, vorgeschlagen, und so war in der Klinikküche bald wieder Ruhe eingekehrt.
Und heute kam er also wieder zu Laurins zurück. Simon war erst zweiundzwanzig Jahre alt, und in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Mensch: Vor drei Jahren waren kurz nacheinander seine beiden Eltern gestorben, seitdem war er für seine beiden jüngeren Schwestern verantwortlich. Er hatte darum kämpfen müssen, mit ihnen zusammenbleiben zu dürfen, und er hatte sich durchgesetzt. Er war verantwortungsbewusst, liebenswürdig und eben ein unglaublich talentierter Koch. Und nun war er bei Laurins angestellt und würde bei ihnen bleiben, solange er noch für seine Schwestern sorgen musste. Die Arbeit machte ihm Spaß, er lernte viel und durfte in der Küche alles ausprobieren, wonach ihm der Sinn stand. Später wollte er sein eigenes Restaurant eröffnen.
Noch einmal ließ Antonia ihren Blick durch die Küche schweifen. Schade, dass niemand hier war, um Simons Reaktion zu sehen, wenn er kam, aber das ließ sich nicht ändern. Die Kinder waren natürlich in der Schule, Leon war schon früh in die Klinik gefahren, die er nicht nur leitete, sondern in der er auch weiterhin in seinen zwei medizinischen Fachgebieten tätig war, der Gynäkologie und der Chirurgie – und sie selbst musste sich jetzt schleunigst auf den Weg in ihre Praxis machen.
Diese war an die Klinik angeschlossen, sie hatte in Maxi Böhler eine Praxispartnerin gefunden, mit der sie sich vom ersten Augenblick an gut verstanden hatte. Maxi war nur wenige Jahre älter als sie, sie lebte nach ihrer Scheidung allein, ihre Kinder waren bereits erwachsen.
Antonia verließ das Haus. Auf dem Weg zur Praxis wanderten ihre Gedanken von Simon zu Maxi, denn in deren Leben veränderte sich auch gerade einiges, wenn sie das richtig sah. Sie vermutete, dass Maxi sich verliebt hatte, aber sicher war sie nicht. Eine Zeitlang hatte Maxi oft von Filip Mazur gesprochen, aber nun fiel ihr auf, dass schon länger nicht mehr die Rede von ihm gewesen war.
Das wäre schade, dachte Antonia, er scheint ein netter Mann zu sein, aber wenn der Funke nicht überspringt …
*
Maxi Böhler lief langsam durch den Park zur Praxis. Sie war viel zu früh wach geworden, hatte gefrühstückt und war dann losgegangen. Oft fuhr sie mit dem Fahrrad, manchmal auch mit dem Auto, aber heute hatte sie laufen wollen. Sie brauchte frische Luft, und sie musste nachdenken.
Über sich. Und über Filip Mazur. Ihr erstes Zusammentreffen konnte man nur als dramatisch bezeichnen: Er war Wochen zuvor, als Antonia und Leon einen Kurzurlaub in der fränkischen Schweiz verbrachten und sie selbst gerade die Praxis hatte verlassen wollen, dort aufgetaucht und vor ihren Augen bewusstlos zusammengebrochen, bevor er auch nur ein Wort hatte sagen können. Sie erinnerte sich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Natürlich hatte sie ihn sofort in die Notaufnahme der Kayser-Klinik bringen lassen, wo festgestellt worden war, dass Filip eine weit fortgeschrittene Blinddarmentzündung hatte. Der Blinddarm war bereits aufgebrochen, Eiter hatte sich in die Bauchdecke ergossen, eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung hatte sich entwickelt.
Er war gerade noch rechtzeitig operiert worden, sie war mehrmals bei ihm in der Klinik gewesen, er betrachtete sie als