Ein altes Versprechen: Der neue Dr. Laurin 28 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
a»Nico? Hier ist Amelie«, sagte eine helle Mädchenstimme. »Amelie Brinkhorst, aus Hannover.« Nicolas Möhring brauchte einen Moment, bis er die Anruferin zuordnen konnte. »Amelie!«, rief er. »Das glaube ich ja jetzt nicht! Mit deinem Vater habe ich vor zwei Wochen noch telefoniert, da hat er mir erzählt, dass du anfängst, dich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen.« »So ist es auch, und stell dir vor, ich habe schon eine Stelle!« Sie nannte den Namen einer großen Hilfsorganisation. »Ich werde für drei Monate in München sein, danach wechsele ich in eine andere Stadt, in einen anderen Bereich, damit ich den Aufbau der Organisation verstehe. Du kannst dir wahrscheinlich denken, warum ich anrufe.« Das konnte Nicolas in der Tat, er erinnerte sich sofort an das Versprechen, das er ihr und ihren Eltern einmal gegeben hatte, vor etlichen Jahren. »Wenn du jemals nach München kommen solltest, kannst du bei mir wohnen.« »Versprochen?« »Versprochen!« Er hatte sein Versprechen ernst gemeint, war er doch in früheren Jahren für die sieben Jahre jüngere Amelie so etwas wie ihr Beschützer gewesen. Und ihr Vertrauter. Sie hatten sich ja nicht sehr oft gesehen, Amelie und ihre Eltern lebten in Hannover, Nicolas in München.
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Buchvorschau
Ein altes Versprechen - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 28 –
Ein altes Versprechen
Nicolas gerät in Schwierigkeiten
Viola Maybach
a»Nico? Hier ist Amelie«, sagte eine helle Mädchenstimme. »Amelie Brinkhorst, aus Hannover.«
Nicolas Möhring brauchte einen Moment, bis er die Anruferin zuordnen konnte. »Amelie!«, rief er. »Das glaube ich ja jetzt nicht! Mit deinem Vater habe ich vor zwei Wochen noch telefoniert, da hat er mir erzählt, dass du anfängst, dich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen.«
»So ist es auch, und stell dir vor, ich habe schon eine Stelle!« Sie nannte den Namen einer großen Hilfsorganisation. »Ich werde für drei Monate in München sein, danach wechsele ich in eine andere Stadt, in einen anderen Bereich, damit ich den Aufbau der Organisation verstehe. Du kannst dir wahrscheinlich denken, warum ich anrufe.«
Das konnte Nicolas in der Tat, er erinnerte sich sofort an das Versprechen, das er ihr und ihren Eltern einmal gegeben hatte, vor etlichen Jahren. »Wenn du jemals nach München kommen solltest, kannst du bei mir wohnen.«
»Versprochen?«
»Versprochen!«
Er hatte sein Versprechen ernst gemeint, war er doch in früheren Jahren für die sieben Jahre jüngere Amelie so etwas wie ihr Beschützer gewesen. Und ihr Vertrauter. Sie hatten sich ja nicht sehr oft gesehen, Amelie und ihre Eltern lebten in Hannover, Nicolas in München. Aber einige Treffen im Jahr hatte es immer gegeben, und sie waren jedes Mal schön gewesen, mit langen, tiefsinnigen Gesprächen.
Ihr letztes Treffen lag jetzt freilich schon sechs Jahre zurück: Damals war Amelie sechzehn gewesen, pummelig, mit unreiner Haut und zutiefst unglücklich. Nicolas dagegen, mit seinen dreiundzwanzig Jahren, hatte gerade angefangen, die Welt zu entdecken und – zumindest für sich – zu erobern. Ihm stand dieses Treffen noch lebhaft vor Augen: Amelie, die sich weinend in seine Arme geworfen hatte und davon gesprochen hatte, wie schrecklich sie das Leben fand.
Nicolas war nach dieser letzten Begegnung weit herumgekommen, er hatte in sein Architekturstudium immer wieder Auslandssemester eingebaut, weil er die ganze Welt hatte sehen wollen. Das war zwar nicht vollständig geglückt, aber den größten Reisehunger hatte er in jenen Jahren stillen können, und er war froh darüber. Ihm war immer klar gewesen, dass sich in späteren Jahren viel weniger Gelegenheiten bieten würden, sich solche Freiheiten zu nehmen. Jetzt wohnte und arbeitete er überwiegend in München für ein großes Architekturbüro, und er nutzte nach wie vor jeden Urlaub für eine große Reise. Aber heute war er höchstens ein paar Wochen unterwegs, nicht, wie damals, mehrere Monate.
Den Kontakt zu Amelies Eltern hatte er all die Jahre aufrechterhalten, sie waren gelegentlich in München gewesen, hatten auch viel von Amelie erzählt, aber er hatte ›die Kleine‹ seitdem nie wiedergesehen. Wenn stimmte, was ihre Eltern von ihr erzählten, hatte sie sich gut herausgemacht. Sie war von Anfang an eine sehr gute Schülerin gewesen, hatte ein ausgezeichnetes Abitur gemacht, eine Zeitlang in London studiert, und jetzt wollte sie also im Beruf durchstarten.
Ihre Mutter hatte ihm ein paarmal Fotos von der ganzen Familie geschickt, doch die waren wenig aussagekräftig gewesen. Er fragte sich also, wie Amelie heute aussehen mochte. Wahrscheinlich war sie noch immer pummelig, aber er hoffte für sie, dass sich wenigstens ihre Hautprobleme gegeben hatten. Außerdem war sie ziemlich kurzsichtig, sie hatte eine Brille mit starken Gläsern tragen müssen, was sie zu ihrem größten Kummer auch nicht attraktiver gemacht hatte. Mit ihm hatte sie über ihre Minderwertigkeitskomplexe ganz offen reden können – sie hatten sich damals auch viel geschrieben, fiel ihm jetzt wieder ein.
»Du willst bei mir wohnen, nehme ich an.«
»Wenn das geht? Ich weiß, du hast dein Versprechen damals wahrscheinlich nicht ernst gemeint, man sagt solche Sachen ja manchmal einfach so dahin … Erinnerst du dich überhaupt daran?«
»Natürlich erinnere ich mich, und es ist auch wirklich kein Problem, Amelie, ich habe eine Wohnung, die für mich allein eigentlich zu groß ist – aber … na ja, vielleicht bleibe ich ja nicht für immer allein hier.«
»Du hast natürlich eine Freundin.«
»Wieso natürlich?«
Ein helles Lachen klang durch die Leitung. »Na, hör mal, damals haben mich alle beneidet, wenn du mal hier warst und mich von der Schule abgeholt hast. Die Hälfte meiner Klassenkameradinnen war in dich verliebt. Und du hattest, wenn ich mich richtig erinnere, schon damals immer eine Freundin. Allerdings jedes Mal, wenn wir uns getroffen haben, eine andere.« Amelie lachte wieder
Es klang so unbeschwert, dass Nicolas mit ihr lachte. »Daran habe ich keine so klaren Erinnerungen«, gestand er. »Ich weiß, dass ich es schrecklich schwierig fand, mit Mädchen umzugehen. Wenn ich eine hübsch fand, war ich in sie verliebt, aber wenn sie dann meine Freundin war, konnte ich nichts mit ihr anfangen. Wir hatten keine gemeinsamen Interessen, keine Gesprächsthemen, nicht einmal bei der Musik konnten wir uns einigen. So ist es mir, meiner Erinnerung nach, nicht nur einmal gegangen. Ich habe jedenfalls keinen Spaß daran gehabt, immer neue Mädchen zu erobern, ich war nur auf der Suche nach einer, mit der ich auch mal reden konnte.« Er machte eine kurze Pause. »Mit dir konnte ich immer reden, obwohl du so viel jünger bist als ich.«
»Ohne dich hätte ich bestimmte Jahre meiner Teenagerzeit nicht überstanden«, erwiderte Amelie, mit einem Mal ganz ernst. »Und als du dann weg warst, weil du zuerst in den USA studiert hast und dann in Mexiko und außerdem ständig auf Reisen warst, bin ich erst einmal in ein tiefes Loch gefallen. Aber irgendwann ist mir klar geworden, dass ich mir selbst helfen musste, wenn ich nicht untergehen wollte. Und ich konnte mir selbst helfen. Das war die erste wichtige Lektion, die ich gelernt habe.«
»Mir war immer klar, dass du auch allein zurechtkommen würdest. Ich kam mir natürlich schon ein bisschen treulos vor, aber ich habe so viel erlebt … Ich glaube, ein paarmal habe ich dir noch geschrieben, oder? Dann hat mich mein aufregendes Wanderleben komplett in Beschlag genommen.«
»Ja, du hast noch ein paarmal geschrieben, aber ich habe ziemlich schnell begriffen, dass du jetzt erst einmal dein eigenes Leben leben musst. Aber du hast mir am Anfang schrecklich gefehlt.«
»Das tut mir leid, Amelie.«
»Muss es nicht, letzten Endes hat es mir ja geholfen, dass niemand mehr da war, bei dem ich mich ausheulen konnte und der immer die richtigen Worte gefunden hat.«
»Deine Eltern?«
»Sie sind toll, aber das, was mich damals bedrückt hat, hätte ich mit ihnen nicht besprechen können. Du weißt doch, wie Eltern sind. Wenn ich gesagt habe: ›Ich bin zu dick‹, hat meine Mutter gesagt: ›Ach, das wächst sich aus, es ist nur Babyspeck. Außerdem bist du so hübsch, da macht das gar nichts.‹ Sie und auch mein Vater konnten nicht sehen, dass es für mich ums Ganze ging, um Glück oder Unglück. Sie dachten, weil ich im Teenageralter war, dass das ein Kummer ist, der zwangsläufig vergeht. Das stimmt ja auch, aber so ein Kummer kann genauso schmerzhaft und bedrohlich sein wie späteres Unglück.«
»So schlimm war das bei dir?«
»Eine