Nichts ist unmöglich, Lena!: Der neue Dr. Laurin 99 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Aber …«, begann Emil Sengscheidt, doch ein warnender Blick seiner Frau Margit hielt ihn zurück den Satz weiterzuführen. Ihre Tochter Lena, die sich gerade zum zweiten Mal den Teller mit leckeren Spaghetti füllte, hatte zum Glück weder diesen Blick bemerkt, noch, dass ihr Vater einen Einwand hatte vorbringen wollen. »Mit anderen Worten«, setzte sie ihre Ausführungen fort, »ich suche nach einer Zwischenlösung. Ich muss meine Erlebnisse in Kenia erst einmal verarbeiten, ich kann jetzt keine Pläne für die nächsten Jahre machen. Außerdem wüsste ich im Moment nicht einmal, auf welche Art von Stelle ich mich bewerben sollte. Ich bin in Gedanken immer noch in Afrika.« Emil öffnete erneut den Mund, dieses Mal räusperte sich seine Frau vernehmlich, und wieder behielt er die guten Ratschläge, die er seiner Tochter gern gegeben hätte, erst einmal für sich. »Die Spaghetti sind super, Mami«, sagte Lena, die auch den zweiten Teller bereits halb geleert hatte. »In der ersten Zeit habe ich das Essen hier sehr vermisst, zum Schluss nicht mehr, da war ich schon voll auf die vielfältige afrikanische Küche eingestellt. Ich hoffe, ich finde hier ein Restaurant, in das ich ab und zu gehen kann, wenn mein Fernweh zu groß wird.« Sie unterbrach sich und sah erst ihre Mutter, dann ihren Vater an. »Ich habe euch das nie gesagt, aber ich war mir gar nicht sicher, ob ich nach Deutschland zurückwollte. Als ich mich erst einmal eingelebt hatte, fand ich die Arbeit in dem Kinderdorf super. Und die haben jemanden wie mich gebraucht, aber das wussten sie am Anfang nicht, und ich auch nicht.« »Jemanden wie dich?«, fragte Margit Sengscheidt. »Was meinst du damit?«
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Buchvorschau
Nichts ist unmöglich, Lena! - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 99 –
Nichts ist unmöglich, Lena!
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Aber …«, begann Emil Sengscheidt, doch ein warnender Blick seiner Frau Margit hielt ihn zurück den Satz weiterzuführen.
Ihre Tochter Lena, die sich gerade zum zweiten Mal den Teller mit leckeren Spaghetti füllte, hatte zum Glück weder diesen Blick bemerkt, noch, dass ihr Vater einen Einwand hatte vorbringen wollen.
»Mit anderen Worten«, setzte sie ihre Ausführungen fort, »ich suche nach einer Zwischenlösung. Ich muss meine Erlebnisse in Kenia erst einmal verarbeiten, ich kann jetzt keine Pläne für die nächsten Jahre machen. Außerdem wüsste ich im Moment nicht einmal, auf welche Art von Stelle ich mich bewerben sollte. Ich bin in Gedanken immer noch in Afrika.«
Emil öffnete erneut den Mund, dieses Mal räusperte sich seine Frau vernehmlich, und wieder behielt er die guten Ratschläge, die er seiner Tochter gern gegeben hätte, erst einmal für sich.
»Die Spaghetti sind super, Mami«, sagte Lena, die auch den zweiten Teller bereits halb geleert hatte. »In der ersten Zeit habe ich das Essen hier sehr vermisst, zum Schluss nicht mehr, da war ich schon voll auf die vielfältige afrikanische Küche eingestellt. Ich hoffe, ich finde hier ein Restaurant, in das ich ab und zu gehen kann, wenn mein Fernweh zu groß wird.« Sie unterbrach sich und sah erst ihre Mutter, dann ihren Vater an. »Ich habe euch das nie gesagt, aber ich war mir gar nicht sicher, ob ich nach Deutschland zurückwollte. Als ich mich erst einmal eingelebt hatte, fand ich die Arbeit in dem Kinderdorf super. Und die haben jemanden wie mich gebraucht, aber das wussten sie am Anfang nicht, und ich auch nicht.«
»Jemanden wie dich?«, fragte Margit Sengscheidt. »Was meinst du damit?«
Lena zuckte mit den Schultern. Sie hatte kurze blonde Haare, die ein hübsches, offenes Gesicht umrahmten. Wenn sie lächelte, strahlten ihre grün-blauen Augen, und auf ihren Wangen zeigten sich zwei Grübchen. Es war ihr schon immer leicht gefallen, Menschen für sich einzunehmen. Das hatte ihr bei ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr in Afrika, zu dem sie sich nach ihrer kaufmännischen Ausbildung entschieden und das sie dann zweimal verlängert hatte, auch wieder sehr geholfen.
»Ich habe mich ja zuerst vor allem um die Kinder gekümmert, das hat Spaß gemacht – mir und auch den Kindern. Wir haben zusammen gesungen, gemalt, getanzt, sie waren begeistert. Irgendwann hieß es dann, wir könnten nicht mehr malen, weil kein Geld für Papier und Stifte mehr da war. Und dann wurde das Essen knapp, danach gab es ein schadhaftes Dach, das nicht repariert werden konnte. Sie hatten einfach kein Geld mehr. Ich habe ein bisschen nachgefragt, und dann habe ich mich in die Finanzen eingearbeitet. Sie hatten Gelder, die ihnen zustanden, nicht angefordert, weil sie Fristen versäumt haben, niemand hat die Finanzen überwacht, jeder hat immer genommen, was er gerade brauchte – und einige hatten wohl auch mehr genommen, das ließ sich nicht mehr im Einzelnen feststellen. Jedenfalls …«
»Deshalb bist du länger geblieben?«, fragte Emil.
Lena nickte. Sie hatte, alles in allem, drei Jahre in Kenia verbracht, sehr zur Beunruhigung ihrer Eltern. »Vor allem deshalb, ja. Ich hatte das Gefühl, die brauchen mich da noch, und mir hat es ja auch Spaß gemacht. Außerdem habe ich richtig viel gelernt.«
»Warum hast du uns das nicht schon früher erzählt?«
»Ach, ich weiß nicht, ich wollte mich nicht wichtigmachen, glaube ich. Das hätte ja so geklungen wie: Ohne mich geht hier alles den Bach runter, und so war es natürlich nicht. Es war schon gut, dass ich noch geblieben bin, aber irgendwie wären sie auch ohne mich klargekommen. Ich dachte jedenfalls, es reicht, dass ich es euch erzähle, wenn ich zurück bin. Wir haben also den Laden wieder flottgekriegt, jetzt haben die ein Superteam in dem Kinderheim und wissen, worauf sie achten müssen, damit sie nicht noch einmal in solche Schwierigkeiten geraten.«
»Es hätte uns beruhigt, wenn du es uns gesagt hättest«, erklärte Emil. »Wir dachten nämlich, dass du dich vielleicht dort verliebt hättest und deshalb möglicherweise für immer bleiben wolltest. Dir muss doch klar gewesen sein, dass wir uns Gedanken machen, wenn du deinen Aufenthalt zweimal verlängerst.«
Lena sah ihren Vater verdutzt an, dann nickte sie. »Tut mir leid, daran habe ich nicht gedacht. Aber ich kann euch beruhigen: Klar war ich auch mal verliebt in diesen drei Jahren, mehrmals sogar, ich bin schließlich auch nur ein Mensch, aber es war nichts Ernstes. Und es war nur einmal ein Kenianer, der aber leider vor allem mit seiner weißen Freundin angeben wollte, das konnte ich überhaupt nicht haben. Und die beiden anderen Männer waren Kollegen – das ist halt so, wenn man eng zusammenarbeitet, das ist in Kenia nicht anders als hier.«
»Aber im Augenblick bist du nicht verliebt?«, fragte Emil.
»Kein bisschen, Papa.«
Ihre Eltern hatten Lena einmal in Kenia besucht und waren sehr beeindruckt gewesen, als sie gesehen hatten, wie beliebt und angesehen ihre Tochter dort gewesen war. Und natürlich war ihnen auch nicht entgangen, wie wohl Lena sich gefühlt hatte. Daher ja auch ihre Angst, sie könnte mit dem Gedanken spielen, in Afrika zu bleiben. Ganz unbegründet war diese Angst offenbar nicht gewesen.
Letzten Endes hatte sie dann aber doch entschieden, nach Nürnberg, in ihre Heimatstadt, zurückzukehren. Ihre Eltern fehlten ihr, die Freundinnen und Freunde auch und – so hatte sie es ausgedrückt – »das Gefühl, dass mir alles in meiner Umgebung vertraut ist. Ich liebe Kenia, aber ich werde dort immer die Fremde sein, schon weil ich so aussehe, wie ich aussehe. Ich würde nie ganz dazugehören, und wenn ich mein ganzes weiteres Leben dort verbringen würde.«
Nun war sie also wieder da, wohnte wieder in ihrem alten Zimmer im Haus ihrer Eltern, aber sie hatte gleich klargemacht, dass das ein vorübergehender Zustand sein würde. Sie brauchte eine eigene Wohnung, denn sie wollte auf eigenen Füßen stehen, wie in den letzten Jahren auch, nur jetzt eben in Deutschland. Was sie freilich nicht wollte, und das war es, was sie ihren Eltern erst bei diesem Essen auseinandergesetzt hatte und was bei diesen, vor allem bei ihrem Vater, auf Unverständnis stieß: Sie wollte sich nicht sofort einen neuen festen Job suchen.
Margit Sengscheidt verstand Lena besser als ihr Mann, weshalb sie diesen ein weiteres Mal mit einem beschwörenden Blick bat, seine Bedenken erst einmal für sich zu behalten.
Emil setzte sich nun aber doch über den Wunsch seiner Frau hinweg, freilich formulierte er seine Frage eher vorsichtig. »Aber was schwebt dir denn vor? Ich meine, wie könnte so eine Übergangslösung für dich aussehen?«
»Keine Ahnung«, gestand Lena freimütig. »Ich dachte, ich sehe mich einfach mal um. Es gibt so viele Leute, die Hilfe brauchen, da werde ich schon jemanden finden, für den ich diese Hilfe sein könnte.«
Doch so einfach ließ ihr Vater sie nicht davonkommen. »Aber in welche Richtung denkst du denn? Kellnern? Babysitten? Seniorenbetreuung?«
»Kommt alles infrage«, antwortete Lena. »Ich kann