Stunden der Ungewissheit: Dr. Norden 30 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Die Frankfurter Patientin, eine Bürgerin aus den USA, hatte sich bei ihrer Arbeit als Krankenpflegerin in Togo infiziert und das Virus mit nach Deutschland gebracht. Die Infektion wurde erst nach ihrem Tod festgestellt.« Einen Moment hielt Fee Norden inne und dachte über diesen tragischen Fall nach. Dann seufzte sie und faltete die Zeitung zusammen. »Die arme Frau. Sie hat ihre gute Tat mit dem Leben bezahlt.« »Ein Risiko, das jeder von uns tagtäglich eingeht«, gab ihr Mann zu bedenken. »Schließlich wissen wir alle nicht, mit welchen Menschen wir es zu tun haben, woher sie kommen, mit wem sie Kontakt hatten.« Dr. Daniel Norden sah auf die Uhr und leerte seine Tasse Kaffee. Zeit, in die Praxis zu fahren. »Auch richtig. Die Ärmste war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.« Fee hatte den stummen Wink verstanden und stand auf. Ihr Blick ruhte auf den Zwillingen Jan und Dési, die mit am Tisch saßen. Die älteste Tochter Anneka absolvierte im Rahmen ihrer Ausbildung zur Erzieherin inzwischen ein Praktikum in einem Hort und musste erst später aufstehen. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wie ihr jüngster Bruder befand. »Das Schicksal dieser armen Frau ist ein klarer Wink, dass wir alle im Bett bleiben sollten«, murrte der Teenager verschlafen und rückte die dunkel eingefasste Brille zurecht.
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Stunden der Ungewissheit - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 30 –
Stunden der Ungewissheit
Patricia Vandenberg
»Die Frankfurter Patientin, eine Bürgerin aus den USA, hatte sich bei ihrer Arbeit als Krankenpflegerin in Togo infiziert und das Virus mit nach Deutschland gebracht. Die Infektion wurde erst nach ihrem Tod festgestellt.« Einen Moment hielt Fee Norden inne und dachte über diesen tragischen Fall nach. Dann seufzte sie und faltete die Zeitung zusammen. »Die arme Frau. Sie hat ihre gute Tat mit dem Leben bezahlt.«
»Ein Risiko, das jeder von uns tagtäglich eingeht«, gab ihr Mann zu bedenken. »Schließlich wissen wir alle nicht, mit welchen Menschen wir es zu tun haben, woher sie kommen, mit wem sie Kontakt hatten.« Dr. Daniel Norden sah auf die Uhr und leerte seine Tasse Kaffee. Zeit, in die Praxis zu fahren.
»Auch richtig. Die Ärmste war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.« Fee hatte den stummen Wink verstanden und stand auf. Ihr Blick ruhte auf den Zwillingen Jan und Dési, die mit am Tisch saßen.
Die älteste Tochter Anneka absolvierte im Rahmen ihrer Ausbildung zur Erzieherin inzwischen ein Praktikum in einem Hort und musste erst später aufstehen. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wie ihr jüngster Bruder befand.
»Das Schicksal dieser armen Frau ist ein klarer Wink, dass wir alle im Bett bleiben sollten«, murrte der Teenager verschlafen und rückte die dunkel eingefasste Brille zurecht. »Da kann uns nichts passieren.«
»Da wär ich mir an deiner Stelle nicht so sicher«, erwiderte seine Zwillingsschwester Dési mit blitzenden Augen. »Dort läufst du Gefahr, von einem Regal erschlagen zu werden.« Wenn sie an das Möbel dachte, das vor ein paar Tagen ohne Vorwarnung nachmittags von der Wand in Jannis Bett gefallen war, musste sie immer noch lachen. »Zumindest so lange, wie du dich als Handwerker betätigst.«
»Pfft!« Unbeeidruckt winkte Janni ab. »Dafür hab ich andere Qualitäten.«
»Monster abknallen in World-of-Conquest, oder von welchen Fähigkeiten sprichst du?«, konnte sich Dési einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen.
Der Konter ließ nicht lange auf sich warten.
»Immer noch besser, als Gardinenstoff aneinander zu nähen und das Kleidung zu nennen.« Ein Grinsen zuckte um seine Lippen, als er Désis neueste Kreation bewunderte. »Unsere Urgroßmutter hätte ihre Freude an deinem Anblick.«
»Du bist doch nur neidisch, dass du als Junge keine so tollen, fantasievollen Sachen tragen kannst.« Fast zärtlich strich Dési über das Kleid, das sie aus dem Spitzenstoff vom Dachboden genäht hatte.
»›Mann‹ wolltest du wohl sagen.« Jan warf sich in die Brust. Er dachte noch über eine weitere Beleidigung nach, als seine Mutter der Debatte ein Ende bereitete.
»Ihr solltet eure Energie lieber in geistreiche Unterrichtsbeiträge stecken als in derart überflüssige Diskussionen. Oder aber in einen ordentlichen Fußmarsch, wenn ihr euch nicht langsam fertig macht.« Felicitas beugte sich zu ihrem Mann hinunter, um sich mit einem Kuss bei ihm zu verabschieden. Noch immer hatte sie die Geschichte der Krankenschwester im Kopf. »Bitte pass gut auf dich auf. Ich brauch dich noch!«, raunte sie ihm ins Ohr.
»Das klingt vielversprechend!« Unter allen Umständen wollte Daniel noch ein Lächeln auf ihre Lippen zaubern. »Wenn das so ist, werde ich mir mit dem Aufpassen besonders viel Mühe geben. Wann kommst du heute Abend nach Hause?« Unauffällig ließ er die Hand über ihren Po gleiten. Sein Plan ging auf, und Fee lachte.
»Gut, dass du mich erinnerst. Heute kann es später werden. Ich hab Mario versprochen, ihn von der Klinik aus anzurufen. Er braucht meinen Rat wegen einem kleinen Patienten und ich wollte vorab schon ein bisschen recherchieren.«
»Kannst du das nicht während der Arbeitszeit machen?«, erkundigte sich Daniel unwillig. Nun war ihm das Lachen vergangen und er schob den Stuhl zurück, um ebenfalls aufzustehen.
Inzwischen war auch Fee wieder ernst geworden. Wie immer, wenn sie an den ungeliebten Stellvertreter dachte, erschien eine steile Falte auf ihrer Stirn.
»Du kennst doch Lammers. Er wartet nur auf eine Gelegenheit, mir einen Fehler anzuhängen«, seufzte sie, während sie in den Flur ging. »Nicht, dass ich Grund zur Sorge hätte. Trotzdem will ich ihm kein Futter geben. Außerdem hab ich überhaupt keine Lust mehr, mich über ihn zu ärgern.«
»Meine kluge, vorausschauende Frau.« Daniel half Fee in den Mantel, drehte sie zu sich herum und schloss sie in die Arme. »Weißt du was? Wenn es sein muss, warte ich auch eine ganze Nacht auf dich.«
»So lange werden meine Recherchen und das Gespräch hoffentlich nicht dauern. Aber wie wär’s mit einem Mittagessen bei Enzo?«
»Einverstanden!«
Fee lächelte zufrieden und drückte ihm einen letzten Kuss auf die Lippen, ehe sie nach den Zwillingen rief und schon mal vorging, um den Wagen vom Eis zu befreien.
*
Auch andernorts ging es an diesem Morgen hektisch zu.
»Jetzt trödel doch nicht so rum, Simon!« Seit Minuten stand Antonia Molin fix und fertig angezogen an der Tür ihrer Altbauwohnung, die sie sich seit einer Weile mit dem kleinen Sohn ihrer verstorbenen Schwester teilte. Nervös knibbelte sie mit den Fingern an der kleinen Wunde am Nagelbett. »Wenn du noch länger brauchst, bin ich geschmolzen wie ein Schneemann.« Tatsächlich standen feine Schweißperlen auf ihrer Stirn, die sie mit dem Handrücken wegwischte.
Endlich tauchte Simon aus seinem Zimmer auf und flitzte über den Flur. Die letzten Meter schlitterte er über das glatte Parkett, direkt auf die Tante zu. Mit dem Kopf voraus landete er in ihrem Magen.
»Uff«, entfuhr es Antonia. Sie packte ihn an den Schultern und schob ihn von sich. »Was hältst du davon, etwas pfleglicher mit mir umzugehen? Sonst bin ich ein Pflegefall, bevor du groß bist. Und wer sollte sich dann um dich kümmern?«, fragte sie halb im Scherz, halb im Ernst.
Ungerührt legte Simon den Kopf schief und lachte.
»Na, Lucas!«, war er nicht um eine Antwort verlegen.
Antonia schluckte. Das gute Verhältnis zu ihrem Neffen hatte sie dem Clown zu verdanken, der wie ihre verstorbene Schwester mit wechselnden Zirkussen durch die halbe Welt tingelte. In Italien hatte Lucas die Bekanntschaft von Adriana Molin und ihrem kleinen Sohn gemacht, ehe sie sich wieder aus den Augen verloren hatten. Erst ein paar Jahre später waren sich der Clown und Simon in München wiederbegegnet, wo er nach dem Tod der Mutter lebte. Völlig überfordert mit der Situation und dem traumatisierten Kind, war der Clown die letzte Rettung für Antonia gewesen. Und nicht nur das. Seit er mit seinem Zirkus weitergereist war, erwischte er sich immer wieder bei Gedanken an ihn.
»Du weißt so gut wie ich, dass Lucas nicht hier ist.« Antonia erschrak selbst über den schroffen Tonfall und bückte sich schnell, um Simon in die Jacke zu helfen.
»Bist du böse auf Lucas?«, ließ eine erschrockene Frage nicht lange auf sich warten.