Es war jugendlicher Leichtsinn: Dr. Norden Bestseller 377 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Ich hätte gute Lust, bei jedem einzelnen Nachbarn zu klingeln und zu fragen, ob sie auch so früh rausmüssen wie ich.« Wie fast jeden Morgen hatte der Wecker bei Danny Norden und seiner Freundin, der Bäckerin Tatjana Bohde, zu nachtschlafender Zeit geklingelt. Für gewöhnlich hatte die junge Frau kein Problem damit, so früh aufzustehen. Doch an diesem Morgen war das anders. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Wohnungseigentümer allesamt bis in die Morgenstunden zusammen gesessen und gefeiert hatten. Tatjana hatte sich frühzeitig zurückgezogen, war aber vom Lärm wach gehalten worden. »Hmmmm«, brummte Danny verschlafen und machte damit deutlich, dass er noch nicht für eine tiefschürfende Konversation zur Verfügung stand. »Vielen Dank für deine Anteilnahme«, schimpfte Tatjana und stand auf. Wenige Sekunden später stieß sie zuerst einen Schmerzensschrei und dann einen Fluch aus. Um Danny nicht zu stören, hatte sie kein Licht gemacht und war in der Dunkelheit über einen Schuh gestolpert, der aus unerfindlichen Gründen mitten im Zimmer stand. »Ich mag deine Mutter ja wirklich gern. Aber bei deiner Erziehung zur Ordnung hat sie irgendwas verpasst«, fuhr sie fort, während sie sich den malträtierten kleinen Zeh rieb. »Ich wollte meine Schuhe ja aufräumen«, klang Dannys schlaftrunkene Stimme durchs Zimmer. »Leider hab ich im Schrank kein einziges, freies Plätzchen gefunden. Du hast alles belegt.« »Stimmt doch gar nicht.«
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Buchvorschau
Es war jugendlicher Leichtsinn - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 377 –
Es war jugendlicher Leichtsinn
Doch Noah steht zu seiner Schuld
Patricia Vandenberg
»Ich hätte gute Lust, bei jedem einzelnen Nachbarn zu klingeln und zu fragen, ob sie auch so früh rausmüssen wie ich.« Wie fast jeden Morgen hatte der Wecker bei Danny Norden und seiner Freundin, der Bäckerin Tatjana Bohde, zu nachtschlafender Zeit geklingelt. Für gewöhnlich hatte die junge Frau kein Problem damit, so früh aufzustehen. Doch an diesem Morgen war das anders. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Wohnungseigentümer allesamt bis in die Morgenstunden zusammen gesessen und gefeiert hatten. Tatjana hatte sich frühzeitig zurückgezogen, war aber vom Lärm wach gehalten worden.
»Hmmmm«, brummte Danny verschlafen und machte damit deutlich, dass er noch nicht für eine tiefschürfende Konversation zur Verfügung stand. »Vielen Dank für deine Anteilnahme«, schimpfte Tatjana und stand auf. Wenige Sekunden später stieß sie zuerst einen Schmerzensschrei und dann einen Fluch aus. Um Danny nicht zu stören, hatte sie kein Licht gemacht und war in der Dunkelheit über einen Schuh gestolpert, der aus unerfindlichen Gründen mitten im Zimmer stand. »Ich mag deine Mutter ja wirklich gern. Aber bei deiner Erziehung zur Ordnung hat sie irgendwas verpasst«, fuhr sie fort, während sie sich den malträtierten kleinen Zeh rieb. »Ich wollte meine Schuhe ja aufräumen«, klang Dannys schlaftrunkene Stimme durchs Zimmer. »Leider hab ich im Schrank kein einziges, freies Plätzchen gefunden. Du hast alles belegt.«
»Stimmt doch gar nicht.« Inzwischen war Tatjana vollends wach und hatte ihren Widerspruchsgeist wiedergefunden. Während sie sich mit Danny unterhielt, stand sie im Bad, um sich für den Tag zurecht zu machen. »Wenn du deine Schuhe ordentlich hinstellen würdest, hätten noch mindestens fünf Paar mehr Platz«, erklärte sie, während sie Creme auf den Wangen verteilte.
»Oder aber du sortierst deine mal aus. Ich könnte wetten, dass da mindestens fünf Paar sind, die du nicht mehr anziehst«, ließ sich der Arzt trotz der frühen Stunde auf eine Diskussion ein. Er hatte sich auf die Seite gerollt und beobachtete Tatjana durch den Spalt in der Badtür. »Darf ich dich dran erinnern, dass auch mein Tag nur vierundzwanzig Stunden hat, von denen mindestens sechs für Essen und Schlafen reserviert sind?« Tatjana hatte ihr Pflegeprogramm beendet und ging hinüber zum Kleiderschrank. Danny beobachtete, wie sie mit dem Fuß einen Haufen Kleider zur Seite schob, ehe sie ihn öffnen konnte. »Vielleicht sollten wir Dads Anregung aufgreifen und uns wirklich eine Haushaltshilfe besorgen.« Inzwischen war er hellwach und beugte sich hinüber, um die Nachttischlampe anzuschalten. »Niemals!«, ließ der Widerspruch nicht lange auf sich warten. Mehr als einmal hatte das Paar bereits über dieses Thema diskutiert, und bis jetzt hatte es kein Argument gegeben, das die Bäckerin von ihrer Meinung abgebracht hätte. »Ich kann es nicht leiden, wenn Leute für mich arbeiten. Mal abgesehen davon, dass unsere Wohnung unsere Privatsphäre ist. Oder findest du es prickelnd, wenn eine wildfremde Person in unserem Schlafzimmer herumturnt?« Allein der Gedanke daran ließ Tatjanas Laune auf den Nullpunkt sinken. »Das könnten wir ja zur Tabuzone erklären«, versuchte Danny ein weiteres Mal, seine Freundin zu überzeugen. Die hatte sich inzwischen für eine Jeans und ein buntes T-Shirt entschieden, eine Kombination, die sie noch jünger wirken ließ als ohnehin schon.
»Ich will einfach niemanden hier haben. Und damit basta!«, machte Tatjana der lästigen Diskussion ein Ende. Sie kam an Dannys Bettseite und beugte sich über ihn, um ihn zum Abschied zu küssen. »Weißt du, wo die Konzertkarten für nächste Woche sind?«, wandte sie sich den praktischen Dingen des Lebens zu.
»Wahrscheinlich in dem großen, schwarzen Loch, das sich deine Handtasche nennt«, witzelte der Arzt.
Doch Tatjana lachte nicht.
»Ausgeschlossen. Sie sind mit der Post gekommen, und nachdem ich noch nicht weiß, welche Tasche ich mitnehme, kann ich sie auch nicht eingesteckt haben.«
»Dann habe ich keine Ahnung.«
Seufzend richtete sich Tatjana auf. »Gut. Dann schau ich mal.«
Danny hielt sie nicht von diesem Plan ab. Ihrer Sehbehinderung verdankte sie eine fast übernatürliche Sensibilität, sodass er keinen Zweifel daran hatte, dass sie tatsächlich fündig werden würde. Als sie das Zimmer verlassen hatte, legte er sich zufrieden in die Kissen zurück. Doch das Geräusch, das ihn gleich darauf hochschrecken ließ, verhieß nichts Gutes. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und stürzte ins Arbeitszimmer, woher der Lärm gekommen war. »Was soll das, Jana!« Dannys Atem ging noch schneller, als er die Bescherung sah. »Du weißt genau, dass ich es nicht mag, wenn jemand an meinen Sekretär geht und was durcheinander bringt.« »Du machst Witze!«, spottete seine Freundin und bückte sich, um die Unterlagen aufzuheben. »Da gab es nichts mehr durcheinander zu bringen.«
»Und ob! Nur weil du die Ordnung nicht erkennen kannst, heißt das noch lange nicht, dass es keine gibt.«
»Für solche Betrachtungen ist es jetzt wohl zu spät«, erklärte Tatjana und legte den Haufen Papier, den sie inzwischen vom Boden aufgehoben hatte, zurück auf den Kirschholzsekretär. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie beleidigt war. »Und keine Sorge. Ich werde keine Hand mehr an dein Heiligtum legen.« Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte sie sich um und ging zur Garderobe, um eine Jacke anzuziehen. Obwohl der Frühling längst Einzug gehalten hatte, war es in den frühen ?Morgenstunden noch empfindlich kalt.
»Hast du wenigstens gefunden, wonach du gesucht hast?«, rief Danny ihr nach, ehe sie die Wohnung verließ.
»Nein. Mir ist eingefallen, dass die Konzertkarten vielleicht doch in der Bäckerei liegen«, rief Tatjana, ehe die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Mit hängenden Schultern stand Danny im Wohnzimmer und lauschte auf das verklingende Hallen. »Kein Kuss! Das heißt, dass sie richtig sauer ist!«, murmelte er vor sich hin und machte sich auf den Weg ins Bad. Die angenehme Müdigkeit war einem Frösteln gewichen, das erst wieder weichen würde, wenn Tatjana das Kriegsbeil begraben hatte. Das wusste Danny inzwischen aus Erfahrung.
*
»Ich glaub, ich war noch nie in meinem Leben so nervös.« Anneka Norden saß am Frühstückstisch. Doch statt das Brot zu essen, zerpflückte sie es. Ein kleiner Berg Krümel häufte sich bereits auf ihrem Teller. Anneka achtete nicht darauf. »Das hast du bei deiner Führerscheinprüfung auch gesagt«, sagte ihr Bruder Felix ihr auf den Kopf zu und biss mit Appetit in sein Marmeladenbrot.
»Da hab ich mich getäuscht. Das hier ist wesentlich schlimmer. Ich fühle mich wie ein Schaf auf dem Weg zur Schlachtbank.«
»Dann solltest du dein Brot lieber essen statt es zu atomisieren. Vielleicht ist es ja deine letzte Mahlzeit«, gab er mit Grabesstimme zu bedenken. In diesem Moment sah sich Fee Norden gezwungen einzuschreiten, ehe die geschwisterliche Unterhaltung in Streit ausarten konnte.
»Felix, jetzt reicht es aber!«, mahnte sie