Rettet meine Frau: Dr. Laurin – Neue Edition 7 – Arztroman
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Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus.
»Verflixt«, stöhnte Dr. Leon Laurin, als das Telefon läutete, »kann man denn nicht mal in Ruhe frühstücken?« Antonia nahm schon den Hörer ab und lauschte der aufgeregten Stimme. »Mein Mann wird gleich drüben sein«, erwiderte sie ruhig. »Wenn Dr. Hannen nicht da ist, holen Sie inzwischen Dr. Sternberg, Schwester Merle. Eine Frühgeburt«, wandte sie sich an Leon. »Ich bin schon unterwegs«, sagte er, noch hastig einen Schluck Kaffee trinkend. »Heute abend brauchst du mit dem Essen nicht auf mich zu warten.« Er gab ihr einen flüchtigen Kuß und stürzte hinaus. Antonia blickte vom Fenster aus seinem Wagen nach. Ihr ging es durch den Sinn, daß er sie heute nicht einmal gefragt hatte, wie es ihr ginge. Sie war jetzt im dritten Monat ihrer Schwangerschaft und besonders empfindlich, ohne sich dies jedoch eingestehen zu wollen. Corinna hatte sich neulich, allerdings im lachenden Ton, bei Antonia beschwert, daß diese Schwester Merle Eckart schöne Augen machte. Dr.
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Buchvorschau
Rettet meine Frau - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin – Neue Edition
– 7 –
Rettet meine Frau
Patricia Vandenberg
»Verflixt«, stöhnte Dr. Leon Laurin, als das Telefon läutete, »kann man denn nicht mal in Ruhe frühstücken?«
Antonia nahm schon den Hörer ab und lauschte der aufgeregten Stimme.
»Mein Mann wird gleich drüben sein«, erwiderte sie ruhig. »Wenn Dr. Hannen nicht da ist, holen Sie inzwischen Dr. Sternberg, Schwester Merle.
Eine Frühgeburt«, wandte sie sich an Leon.
»Ich bin schon unterwegs«, sagte er, noch hastig einen Schluck Kaffee trinkend. »Heute abend brauchst du mit dem Essen nicht auf mich zu warten.«
Er gab ihr einen flüchtigen Kuß und stürzte hinaus. Antonia blickte vom Fenster aus seinem Wagen nach. Ihr ging es durch den Sinn, daß er sie heute nicht einmal gefragt hatte, wie es ihr ginge. Sie war jetzt im dritten Monat ihrer Schwangerschaft und besonders empfindlich, ohne sich dies jedoch eingestehen zu wollen.
Corinna hatte sich neulich, allerdings im lachenden Ton, bei Antonia beschwert, daß diese Schwester Merle Eckart schöne Augen machte. Dr. Eckart Sternberg hatte sich darüber amüsiert. Ob Schwester Merle es auch bei Leon versuchte?
Diese dumme Eifersucht! Antonia hatte geglaubt, endgültig darüber hinweg zu sein. Wie schon so oft während der letzten Wochen betrachtete sie sich eingehend im Spiegel. Noch sah man ihr nicht an, daß sie ein Kind erwartete. Noch war sie gertenschlank, aber lange würde es nicht mehr dauern, dann wurde sie rund und runder.
»Laß dich bloß nicht gehen, auch wenn dir noch so mies zumute ist«, hatte Sandra, ihre Schwägerin, zu ihr gesagt. Und Sandra wußte Bescheid, denn sie hatte eine schwierige Zeit vor der Geburt ihres ersten Kindes durchgemacht.
Teresa, die zweite Frau von Antonias Vater, meinte allerdings, daß eine Frau erst die richtige Schönheit durch ein Kind bekäme. Aber Antonia fand, daß Teresa sich selbst Lügen strafte, denn sie war nahe der Fünfzig, hatte nie Kinder gehabt und war nach wie vor bezaubernd.
Tante Monika, die sich nur ihres Adoptivsohnes erfreuen konnte, meinte dagegen begeistert, daß allein schon die entzückenden Umstandskleider diesen Zustand zu einem wahrhaft freudigen Ereignis werden ließen.
»So gut wie heutzutage haben es die Mütter niemals gehabt«, hatte sie erst gestern festgestellt, als sie einen Stadtbummel gemacht hatten.
Antonia hatte sich zwar geschworen, sich erst dann Umstandskleider zu kaufen, wenn
sie diese nötig hatte, aber heute verspürte sie ein unbegreifliches Verlangen, sich damit einzudekken.
Vielleicht hatte Nora Hannen Lust, mit ihr in die Stadt zu fahren. Drei Monate war sie nun schon hier, aber viel näher waren sie sich noch nicht gekommen. Die sehr junge Frau des Assistenzarztes war Antonia ein Rätsel. Aber vielleicht war Nora froh, wenn ihr ein wenig Abwechslung geboten wurde.
Antonia beschloß, Teresa einen kurzen Morgenbesuch zu machen und dann einmal bei Nora Hannen vorbeizuschauen. Kontaktpflege nannte Professor Kayser, ihr Vater, das. Ob er diese auch zwischen Ärzten und Schwestern billigte?
*
Schwester Merle stand schon bereit, Dr. Laurin die Gummihandschuhe überzustreifen.
Er runzelte die Stirn. »Ist Marie nicht da?« fragte er.
Wenn er schon am Morgen mit Volldampf in die Arbeit springen mußte, so wollte er wenigstens ein vertrautes Gesicht sehen. Selbst ein so hübsches Gesicht wie das der jungen Schwester änderte nichts daran.
Schwester Merle zog einen Schmollmund, aber Leon Laurin nahm keine Notiz davon. Seine Gedanken waren bei der Patientin.
Frau Steinberger – er kannte sie gut. Schon zwei Kinder hatte sie bei ihm zur Welt gebracht.
»Schwester Marie ist bei Frau Steinberger«, sagte Schwester Merle in Leons Gedanken hinein. Sorgfältig schloß sie ihm die Knöpfe des Kittels. Als sie ihm die Maske umlegte, spürte er ihre Finger an seinen Schläfen. Es war ein sanftes Streicheln. Absichtlich – unabsichtlich?
Schnell ging er in den Operationssaal.
Dr. Sternberg und Schwester Marie waren bei der jungen Frau, die bleich auf dem Tisch lag, sie war bereits narkotisiert.
»Morgen, Eckart«, begrüßte Leon Laurin den Freund und Kollegen. »Wie steht es?«
»Organisch okay«, gab Eckart Sternberg zurück. »Sie muß sich aufgeregt haben. Die Herztöne sind gut.«
»Und das Kind kommt bereits«, fügte Schwester Marie hinzu.
»Na, wenigstens ein Junge«, meinte Leon Laurin Minuten später. »Sie hat sich ja sehnlichst einen gewünscht. Wahrscheinlich konnte sie es gar nicht mehr erwarten.«
Er gewann der dramatischen Situation die humorvolle Seite ab, da alles gutgegangen war. Frau Steinberger hatte eine gesunde Konstitution. Für Mutter und Kind stand nichts zu befürchten. Für eine Frühgeburt war der Junge recht kräftig. Ein hübsches Kerlchen, wie Schwester Marie bemerkte.
»Ich überlege schon, ob ich nicht noch umsatteln soll«, meinte Eckart Sternberg. »Es ist doch erfreulicher, Kinder zur Welt zu bringen, als Blinddärme und Gallenblasen zu entfernen.«
»Sag das nicht. Es wird mit der Zeit auch Routine, wenn auch eine schöne«, erwiderte Leon. »Wenn es nicht das eigene Kind ist«, fügte er noch gedankenvoll hinzu.
»Antonia geht es doch gut?« Eckart Sternberg sah den Freund fragend an.
»Ja, ja – ich denke schon. Sie spricht sich nicht aus. Da kennt man nun tausend Frauen in- und auswendig, und die eigene bleibt einem ein Rätsel. Geht es dir nicht auch so?«
»Corinna gibt mir keine Rätsel auf«, erwiderte Eckart Sternberg nachdenklich, »aber ich kenne sie ja auch schon fast ihr ganzes Leben.«
»Du hast es gut. – Aber was ist eigentlich mit Hannen los? Sollte er nicht schon im Dienst sein?«
Da kam Dr. Hannen schon. Sein Gesicht war gerötet, sein Atem ging keuchend.
»Verzeihung«, stieß er hervor, »ich habe verschlafen.«
»Hätte Ihre Frau Sie nicht wecken können?« fragte Leon unwillig.
Hannens Gesicht wurde abweisend. Er biß sich auf die Lippe.
»Ich bitte nochmals in aller Form um Entschuldigung«, murmelte er, die Frage unbeantwortet lassend.
Leon Laurin und Eckart Sternberg tauschten einen verständnisinnigen Blick. Hannen war sonst ein zuverlässiger Kollege, aber ein schwieriger Mensch. Auch in seiner Ehe schien nicht alles zu stimmen.
Und dann hatte Leon Laurin Grund, ein zweites Mal an diesem Morgen über Schwester Merle nachzudenken, denn nun wandte sie ihre ganze Aufmerksamkeit Jörg Hannen zu, der ihr ein dankbares Lächeln