Dr. Laurin 47 – Arztroman: Warum hat Mutti das getan?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Letzter Ferientag«, beklagte sich Konstantin, und seine Zwillingsschwester Kaja fügte sogleich hinzu: »Jetzt, wo's richtig schön wird, fängt die Schule wieder an.« »Daß ich nicht lache!« sagte Teresa Kayser, die in ihrem bequemen Schaukelstuhl unter dem Apfelbaum saß. »Da gibt's nichts zu lachen, Omi«, sagte Konstantin entrüstet. »Morgen müssen wir wieder in die doofe Schule.« »Die Schule ist nicht doof«, wurde er von seiner heißgeliebten Omi belehrt, »aber ich lache über etwas anderes.« »Über Witze?« erkundigte sich Kaja. »Ja, das ist fast ein Witz«, sagte Teresa. »Laurentina Croon feiert ihren fünfunddreißigsten Geburtstag.« »Wer ist denn das?« fragte Konstantin. »Und warum ist das ein Witz?« schloß Kaja sich an. »Weil sie mindestens fünfundvierzig ist«, erwiderte Teresa kopfschüttelnd.
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Buchvorschau
Dr. Laurin 47 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 47 –
Warum hat Mutti das getan?
Ein junges Mädchen kann nicht verstehen und verzeihen
Patricia Vandenberg
»Letzter Ferientag«, beklagte sich Konstantin, und seine Zwillingsschwester Kaja fügte sogleich hinzu: »Jetzt, wo’s richtig schön wird, fängt die Schule wieder an.«
»Daß ich nicht lache!« sagte Teresa Kayser, die in ihrem bequemen Schaukelstuhl unter dem Apfelbaum saß.
»Da gibt’s nichts zu lachen, Omi«, sagte Konstantin entrüstet. »Morgen müssen wir wieder in die doofe Schule.«
»Die Schule ist nicht doof«, wurde er von seiner heißgeliebten Omi belehrt, »aber ich lache über etwas anderes.«
»Über Witze?« erkundigte sich Kaja.
»Ja, das ist fast ein Witz«, sagte Teresa. »Laurentina Croon feiert ihren fünfunddreißigsten Geburtstag.«
»Wer ist denn das?« fragte Konstantin.
»Und warum ist das ein Witz?« schloß Kaja sich an.
»Weil sie mindestens fünfundvierzig ist«, erwiderte Teresa kopfschüttelnd.
Antonia hatte sich von ihrer Liege aufgerichtet. »Laurentina Croon? Fünfundvierzig soll sie schon sein, Teresa? Täuschst du dich da nicht?«
»Ich muß es doch wissen, Kindchen. Ich habe ihr schon vor zwanzig Jahren Kleider entworfen, und da war sie schon zum zweiten Mal verheiratet.«
Kaja riß ihre dunklen Augen weit auf.
»Wie oft darf man denn heiraten?« fragte sie interessiert.
Antonia Laurin ahnte schon, daß nun eine Flut von Fragen auf sie und Teresa einstürmen würde, und sie sollte sich nicht getäuscht haben. Ihre Zwillinge wollten es ganz genau wissen, und Kevin, der jüngere, beteiligte sich auch daran.
Nur dem Nesthäkchen Kyra war es noch herzlich gleichgültig, wer Laurentina Croon und wie oft sie verheiratet war.
Laurentina Croon, von der die Rede war und deren Foto unübersehbar auf der Titelseite der Illustrierten prangte, war eine berühmte Filmschauspielerin.
»Du hast noch nicht gesagt, wie oft man heiraten darf, Omi«, erinnerte Kaja eindringlich.
»Das kann jeder, so oft er will«, erwiderte Teresa.
»Aber ihr nicht«, sagte Kaja empört. »Das wollen wir nicht.«
»Bei uns heiratet jeder nur einmal«, erklärte Konstantin energisch. »Und unser Papi würde auch nicht erlauben, daß Mami auf ’ne Titelseite kommt, wo sie jeder begucken kann.«
Antonia gab lieber keinen Kommentar dazu, denn dadurch würde die Diskussion unendlich werden. Sie kannte ihre Kinder. Sie warf Teresa einen belustigten Blick zu. Da siehst du, was du wieder angerichtet hast, sollte der bedeuten.
»Badet lieber noch mal«, sagte Teresa zu den Kindern. »Papi kommt bald nach Hause, dann wird gegessen.«
Konstantin überlegte einen Augenblick, ob das angeschnittene Thema es wert wäre, noch mehr Worte darüber zu verlieren. Er entschied sich fürs Baden, und Kaja und Kevin sprangen ihm nach in den Swimming-pool, daß das Wasser hoch aufspritzte.
Antonia hatte sich neben Teresa gesetzt. »Sie sieht aber noch sehr gut aus«, stellte sie fest, Laurentinas Konterfei betrachtend. »Sie war deine Kundin? Du hast das noch nie erwähnt, Teresa.«
»Ich hab’s vergessen. Ist ja schon lange her. Sie ist dann in die Staaten gegangen, aber jetzt filmt sie wieder in München.«
»Sie ist eine großartige Schauspielerin«, stellte Antonia fest.
»Ein ruheloser Mensch«, sagte Teresa gedankenvoll. »Sie war eine sehr anhängliche und zufriedene Kundin, aber eigentlich hätte sie es doch wahrhaftig nicht nötig, sich zehn Jahre jünger zu machen. Ich finde das albern. Mein Gott, wenn ich so zurückdenke…«
Sie unterbrach sich und ließ ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Sie erzählte, und Antonia stellte wieder einmal fest, daß Teresa faszinierend zu erzählen verstand.
*
Dr. Leon Laurin saß indessen am Bett einer Patientin, die er am Morgen des gleichen Tages operiert hatte. Sie war aus der Narkose erwacht und sogleich in ein seelisches Tief geraten.
Auch er besaß die Gabe, ganz überzeugend zu sprechen. Er konnte trösten, und in diesem Fall konnte er das ruhigen Gewissens.
Inge Kolbe war siebenundzwanzig, seit drei Jahren verheiratet, hatte einen netten Mann und führte eine überaus glückliche Ehe. Der Wunsch nach Kindern hatte sie zu ihm geführt. Er hatte den Grund für ihre Kinderlosigkeit sofort festgestellt. Die Operation war gut verlaufen. In diesem Fall brauchte er sich ermutigende Worte wider besseren Wissens nicht abzuringen.
Denn auch das mußte manchmal sein. Es war nicht zu leugnen. Auch Dr. Leon Laurin hatte Fälle kennengelernt, bei denen alles Wissen, alles Können und alle Erfahrung versagten. Und doch hatte er dann ermuntert und getröstet, die letzte Hoffnung auf das Wunder setzend, das medizinischen Erkenntnissen überlegen war.
Inge Kolbe durfte beruhigt schlafen. Und Dr. Laurin wollte ebenso beruhigt einen Arbeitstag beschließen, um noch ein paar Stunden mit seiner Familie zu genießen.
»So, dann hätten wir’s«, sagte er zu Hanna Bluhme, die im Vorzimmer des Chefarztes der Prof.-Kayser-Klinik systematisch für Ordnung sorgte.
»Es wird auch Zeit, daß Sie heimkommen, Chef«, sagte Hanna. »Heute ist der letzte Ferientag.«
»Vielleicht hat ja Petrus ein Einsehen und läßt es morgen regnen, damit den Zwillingen der Anfang nicht gar zu schwer wird«, sagte er lächelnd.
»Jetzt geht schon das nächste Schuljahr an«, sagte Hanna gedankenvoll. »Ich kann es immer noch nicht glauben, daß sie so schnell heranwachsen.«
Und er selbst hätte die Zeit auch gar zu gern zum Stillstand gebracht. Leon Laurin strich sich durch das dichte dunkle Haar, in das sich schon ab und zu weiße Fäden mischten.
Aber als er dann heimkam und die Kinder an seinen Hals flogen, fühlte er sich himmlisch jung. Und wenn er seine Antonia anschaute, die flott und schlank in ihren hellen Jeans daherkam, war er verliebt wie eh und je.
Er hielt ihren sonnendurchwärmten Körper in seinen Armen und küßte sie zärtlich.
»Gell, Papi, du würdest nicht zweimal heiraten?« fragte Kaja.
»Warum nicht, wenn es dieselbe Frau ist?« erwiderte Leon lachend. »Eure Mami würde ich jedes Jahr wieder heiraten.«
»Haben auch schon lange keine Hochzeit mehr mitgemacht«, sagte Konstantin. »Und eure überhaupt nicht. Heiratet ihr noch mal?«
»Damit wir auch dabei sein können?« fragte Kevin. »Ihr hättet ruhig warten können, bis wir groß sind.«
»Ja, das hätte noch gefehlt«, lachte Leon. »Dann hätte ich eure Mami nie bekommen.«
»Warum nicht?« fragte Kaja naiv.
»Lieber Gott, jetzt geht es wieder los«, seufzte Antonia.
*
Leon Laurin hatte keine Ahnung, wer Laurentina Croon war. Er ging nicht ins Kino, und Namen von Schauspielern behielt er schon gar nicht, es sei denn, er hatte beruflich mit ihnen zu tun.
Antonia hatte an diesem Abend auch anderes zu tun, als über Laurentina Croon mit ihrem Mann zu sprechen, und so geschah es denn, daß er am anderen Morgen den Brief, der auf feinstem Büttenpapier geschrieben war, verständnislos las.
Es waren keine Operationen angesetzt. Leon hatte die Zwillinge in die Schule gefahren, weil es tatsächlich regnete.
Petrus schien seine Stoßseufzer gehört zu haben, und die Zwillinge hatten mal wieder einstimmig erklärt, daß es doch ganz nett wäre, ihre alten Klassenkameraden wiederzutreffen.
»Wo es sowieso regnet, ist es egal, daß wir in die Schule müssen«, war Konstantins Kommentar gewesen.
Bis Leon wieder heimkam, um gemütlich mit seiner Frau zu frühstücken, war die Post gekommen. Mit spitzen Fingern legte ihm Antonia den Brief auf den Teller.
»Eine Damenhandschrift«, sagte sie anzüglich. »Vielleicht wieder mal ein Heiratsantrag. Dann lasse ich mich scheiden.«
»Okay, und dann heiraten wir noch mal, damit unsere Kinder unsere Hochzeit miterleben können.«
Er griff nach ihrer Hand und zog sie an sich. Achtlos riß er den Umschlag auf.
»Wollen